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- Jun 25, 2024, 9:56 PM
- 🌙 22 °C
- Altitude: 322 m
FranceDoncourt-sur-Meuse48°8’54” N 5°34’22” E
INTER MOSAM MOSONAMQVE

Tag 18
31 km
478 km gesamt
Howdy Trail-Freunde!
Hier ist euer TrailSoulKev, bereit, euch auf eine weitere Etappe meines Abenteuers auf dem Chemin des Allemands mitzunehmen. Heute ist der vierte Tag meiner Reise, und ich kann euch sagen, das war ein Ritt, der sich gewaschen hat! Mit 30 km war das die längste Etappe bisher, zum Glück flach wie der Rücken eines ruhigen Präriepferds. Also, Sattel festziehen und los geht’s!
Ich starte früh in Neufchateau, als die ersten Sonnenstrahlen die Stadt in ein goldenes Licht tauchen. Die Luft ist frisch, und der Morgen verspricht einen klaren, sonnigen Tag ohne eine Wolke am Himmel. Während ich loslaufe, komme ich nicht umhin, an das Thema Loslassen zu denken – etwas, das mich schon seit Beginn dieser Reise begleitet.
Die ersten zwei Stunden laufe ich auf einem Feldweg entlang der Bahnlinie. Das Geräusch der vorbeifahrenden Züge ist das einzige, was die Stille durchbricht. Diese Momente haben etwas Meditatives – der gleichmäßige Rhythmus meiner Schritte und das gelegentliche Rattern der Züge. Hier beginne ich, die Übung des Loslassens bewusst zu praktizieren. Mit jedem Schritt stelle ich mir vor, wie ich schwere Steine ablege, symbolisch für Ängste und Unsicherheiten, die ich mit mir herumtrage. Je mehr ich mich auf diese Vorstellung einlasse, desto leichter fühle ich mich.
Nach einer Weile führt mich der Weg über einen Höhenzug und ich verlasse das Tal der Meuse, um ins Tal des Mouzon hinabzusteigen. Hier treffe ich auf eine alte, ruhige Landstraße, die sich scheinbar endlos geradeaus durch die Landschaft zieht. Diese Straße ist nicht irgendeine, sondern die Trasse einer alten römischen Fernstraße, die vor über 2000 Jahren gebaut wurde. Während ich meinen Weg fortsetze, stelle ich mir vor, wie römische Legionäre hier entlangmarschiert sind, dieselbe Sonne im Gesicht, dieselbe Erde unter den Füßen.
Diese historischen Gedanken bringen mich zum Nachdenken über die Zeit und die Notwendigkeit des Loslassens, um Platz für das Neue zu schaffen. Die Legionäre mussten sicherlich auch vieles zurücklassen, um vorwärtszukommen – sei es in ihren Eroberungen oder in ihren persönlichen Leben. Ebenso reflektiere ich darüber, was ich in meinem eigenen Leben loslassen muss. Alte Gedankenmuster, Unsicherheiten, vielleicht auch vergangene Enttäuschungen – alles, was mich daran hindert, mein volles Potenzial zu entfalten.
Die kleinen Orte Nijon und Graffigny-Chemin liegen wie Perlen an einer Kette auf meiner Route. Nijon, das sehr wahrscheinlich die antike römische Station Noviomagus war, lässt mich über die Zeit nachdenken, als diese Straßen noch das Rückgrat eines riesigen Reiches bildeten. In Nijon angekommen, ist die Hitze bereits drückend, und ich nutze die Gelegenheit, um mich im Dorfbrunnen abzukühlen. Mit dem Oberkörper tauche ich ins kühle Wasser und fühle sofortige Erleichterung. Bei jeder Gelegenheit fülle ich meine Wasserflaschen auf, denn die Hitze dieses Tages fordert ihren Tribut.
In Graffigny-Chemin dann ein ergreifendes Zeugnis jüngerer Geschichte: Ein abgestürztes Flugzeug der Royal Air Force aus dem Zweiten Weltkrieg. Fünf britische Flieger und acht Soldaten fanden hier ihren Tod und sind in einem lokalen Friedhof beerdigt. Der Ort strahlt eine Ruhe aus, die einen still werden lässt und zum Gedenken einlädt.
Während ich durch diese geschichtsträchtigen Landschaften wandere, komme ich nicht umhin, über die Vergänglichkeit der Zeit und die Beständigkeit des Weges nachzudenken. Jeder Schritt bringt mich nicht nur geografisch voran, sondern auch in meiner eigenen spirituellen Reise. Der Gedanke, dass ich denselben Pfaden folge wie Menschen vor Jahrhunderten, ja Jahrtausenden, verbindet mich auf tiefe Weise mit der Geschichte und der Menschheit. Heute hat mich besonders die Stille des Weges bewegt, die nur durchbrochen wurde von den Erinnerungen an die Vergangenheit, die in jedem Stein und jedem Hügel schlummern.
Am Ende des Tages, als ich endlich Doncourt-sur-Meuse erreiche, finde ich Unterschlupf in einem gemütlichen B&B, wo mich die gastfreundliche Marie Claire willkommen heißt. Das Abendessen, das sie ihren Gästen serviert, ist ein Festmahl: Herzhaftes Tabouleh mit frischem Brot, leckere Pizza, eine Käseplatte und einem Glas Rotwein, das den Staub des Tages hinunterspült. Ein krönender Abschluss für einen langen Tag auf dem Trail.
Bevor ich ins Bett falle, nehme ich mir Zeit, über das Loslassen nachzudenken. Ich schreibe auf, welche alten Gedankenmuster und Ängste ich loslassen möchte. Das Abwerfen dieser Lasten hat mich heute leichter gemacht und mir gezeigt, wie wichtig es ist, Raum für neue Erfahrungen und Erkenntnisse zu schaffen.
So, Trail-Freunde, das war’s für heute. Dieser Tag war eine Mischung aus Geschichte und Natur, aus Stille und Reflexion. Manchmal ist der Weg das Ziel, und heute war definitiv einer dieser Tage. Ich falle nun erschöpft, aber zufrieden ins Bett und freue mich schon auf den nächsten Ritt.
Bis zum nächsten Mal, bleibt wild und frei!
Euer TrailSoulKev
„Ein echter Cowboy weiß: Der Weg ist hart, aber jede Meile ist es wert.“Read more
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