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  • TrailSoulKev

Der lange Ritt nach Westen

Mein Jakobsweg, in Etappen aus der Eifel bis nach... Читать далее
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    🇫🇷 Pouilly-sous-Charlieu, Frankreich

    Finaloire

    Вчера, Франция ⋅ ⛅ 14 °C

    Le Cergne – Charlieu – Pouilly-sous-Charlieu. 23 km.
    Kein Nebel heute, aber auch keine Sonne. Nur ein grauer Himmel, der alles in gleichmäßiges Licht tauchte – wie eine Leinwand, auf der der Weg selbst das Bild malt.

    Es war der letzte Wandertag dieses Abschnitts. Der Körper weiß es, bevor der Kopf es begreift. Die Beine laufen wie von selbst, jeder Schritt vertraut, jeder Tritt ein kleines Stück Abschied.

    Von Le Cergne ging’s bergab – stetig, fast gemächlich, als wollte der Weg mich sanft aus den Bergen hinausführen. Kühle Luft im Gesicht, das Rascheln feuchter Blätter unter den Sohlen. Kein Wind, kein Vogelruf, nur der eigene Atem. Es war still heute, so still, dass selbst das Klicken der Stöcke wie ein Echo klang.

    Oben auf einem Hügel stand der Kalvarienberg mit seiner kleinen Kapelle. Ein Platz mit Weitblick, still und würdevoll. Die Tür war verschlossen, doch das machte nichts. Manche Orte reden nicht mit dir in Worten – sie atmen einfach neben dir, bis du verstehst. Ich lehnte den Rucksack an die Mauer, trank den letzten Schluck aus der Flasche und schaute in die Ebene hinunter. Da unten lag Charlieu, klein, freundlich, mit seinen alten Gassen und dem Geruch nach Mittagessen.

    Unten in der Stadt suchte ich mir ein einfaches Lokal, bestellte, was der Wirt gerade empfahl, und ließ mir Zeit. Kein Blick mehr auf die Uhr, kein Ziel mehr, nur noch das Hier. Danach ging’s weiter auf der alten Bahntrasse – flach, gleichmäßig, perfekt zum Auslaufen. Pouilly-sous-Charlieu tauchte auf, als hätte der Weg selbst beschlossen, langsam zu enden.

    Am Loire-Ufer saß ich eine Weile. Der Fluss zog ruhig dahin, trug all das mit, was die letzten Tage hinterlassen hatten: Staub, Schweiß, Gedanken. Ich ließ den Hut sinken, atmete tief durch. Es war kein pathetischer Moment, kein Filmende – eher wie das Ausrollen eines Motors, der langsam zur Ruhe kommt.

    Dann der Bus nach Roanne, der Übergang zurück in die Welt der Takte und Anschlüsse. Doch in mir blieb das Rauschen des Weges. Der Trail war gegangen, aber nicht vorbei – er geht weiter, irgendwo zwischen Herz und Staub.

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    Footprint: Letzter Staub am Fluss

    Der Weg endet nicht, er wechselt nur das Tempo.
    Was bleibt, ist das Wissen, dass Freiheit nicht dort beginnt, wo man losgeht – sondern dort, wo man stehen bleiben kann, ohne sich gefangen zu fühlen.
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  • Auf dem Rücken der Hügel

    16 октября, Франция ⋅ ⛅ 14 °C

    TrailSoulKev – Tag 8: Auf dem Rücken der Hügel 🤠
    Von Propières nach Le Cergne – 19 staubige Kilometer über alte Salzpfade

    Morgennebel hängt in den Tälern wie eine alte Decke, und die Sonne braucht Zeit, um sich durchzubeißen. Ich pack meinen Kram, schnappe mir den Stab, zieh den Hut tief ins Gesicht – und los geht’s. Acht Tage Staub, Schweiß und Stille stecken schon in den Stiefeln. Heute wartet kein großes Finale, keine Heiligenstatue, kein Postkartenmoment. Nur der Weg. Und das ist genau richtig so.

    Von Propières zieht sich der Pfad langsam nach oben, durch kalten Schatten, über weiche Böden, wo die Morgensonne golden auf den Farn fällt. Der Wind ist wach, aber freundlich. Auf dem Col des Écharmaux spür ich ihn zuerst richtig, diesen langen Atem des Landes. Früher, so sagen sie, wurde hier Salz transportiert – schwer beladene Wagen, Pferde, die unter der Last schnaubten. Heute sind’s nur noch ein paar Wanderer, die denselben Grat entlangziehen, jeder mit seiner eigenen Last im Gepäck.

    Der Kammweg zieht sich wie eine alte Narbe über die Hügel. Col des Aillets, Col des Écorbans, Col du Mont Pinay – die Namen kommen und gehen, wie Orte im Rückspiegel eines alten Pick-ups. Es ist kein Weg für Fotos, kein Trail für Touristen mit Selfie-Sticks. Hier oben zählt nur Rhythmus. Schritte, Atem, Herzschlag. Das Leben wird reduziert auf das, was bleibt, wenn alles andere leiser wird.

    Wald, immer wieder Wald. Dunkel, satt, nach Harz und Erde duftend. Dann öffnet sich zwischendurch der Blick – Täler, Dörfer, ferne Linien, die im Dunst verschwimmen. Und jedes Mal, wenn der Horizont auftaucht, fühlt es sich an, als würde der Trail mir zunicken. "Weiter, Cowboy, weiter."

    Die Sonne steigt, das Hemd klebt. Ich geh nicht schnell, aber stetig. Der Staub legt sich auf die Stiefel, der Schweiß brennt in den Augen. Doch es ist ein ehrlicher Kampf. Kein Gegner außer mir selbst. Kein Ziel außer dem Nächsten. Wer hier oben unterwegs ist, weiß, dass Freiheit nicht in der Aussicht liegt, sondern im Gehen.

    Am Col de la Bûche ein letzter kleiner Anstieg, ein paar Kurven über die Höhe – dann liegt Le Cergne unten im Licht. Ruhig, unspektakulär, wie ein letzter Lagerplatz vor der Grenze. Ich nehm mir ein Zimmer bei Privatleuten, schüttel den Staub aus den Hosen, setz mich in die Sonne. Keine großen Geschichten heute, kein Drama. Nur der Gedanke, dass auch stille Tage ihren Wert haben.

    Morgen geht’s runter zur Loire, nach Charlieu und Pouilly – mein Endpunkt für dieses Jahr. Ein letztes Stück Trail, bevor die Straße wieder ruft und der Alltag anklopft. Aber heute, hier oben, zwischen den Hügeln des Beaujolais, spür ich diesen Frieden, der nur kommt, wenn man lang genug unterwegs war. Wenn man nichts mehr beweisen muss. Wenn man einfach geht.

    Der Weg – er war nie ein Spaziergang. Er war ein Lehrmeister. Und manchmal, so wie heute, ist die Lektion simpel: Nicht jeder Tag muss glänzen. Manche müssen einfach nur echt sein.

    Ich sitze da, höre das Knacken der Bäume, spüre die Müdigkeit im Körper – und denke:
    „Solang der Wind mein Begleiter bleibt und der Staub an meinen Stiefeln klebt, bin ich noch auf Kurs.“

    Wenn du den Staub riechst und das Fernweh spürst – dann weißt du, wo du hingehörst.
    👉
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  • Col de Crie et Mont Saint Rigaud

    15 октября, Франция ⋅ ☀️ 14 °C

    Tag 7: Auf dem Dach des Rhône-Landes

    Moin, ihr Staubritter und Weggefährten. 🌄
    Der Himmel war heute früh so milchig wie alter Whiskey – Nebel, Kälte, ein Hauch von Schweigen über dem Tal. Ich spannte den Rucksack auf wie ein Sattel, trat raus in den Morgen und ließ die Stiefel reden. Von Saint-Jacques-des-Arrêts ging’s erst sanft bergab, durch feuchte Wiesen, an Apfelbäumen vorbei, das Gras noch schwer vom Tau. Die Sonne wollte, aber sie konnte noch nicht. Der Tag musste sich erst freikämpfen.

    Bis Ouroux rollte der Weg ruhig dahin, kaum ein Laut außer dem Atem der Erde. Dann begann der Anstieg – kein sanftes Hinauf, sondern ein ehrlicher Zug nach oben, der dir die Oberschenkel warm reibt. Ich kam am Château de Gros-Bois vorbei, still, verfallen, von Moos umschlungen. Dann schluckte mich der Wald. Ein dunkler Nadelwald, voller Dunst und Duft nach Harz. Namen wie „Trou de Loup“ und „Croix du Pendu“ prangen an den Schildern – Wolfsloch und Galgenkreuz. Kein Ort für halbe Kerle. Der Nebel stand wie Rauch zwischen den Stämmen, und ich schwor, ich hörte manchmal das Knacken von etwas, das kein Wind war. Vielleicht nur das Echo der alten Geschichten, die der Wald nicht loslässt.

    Am Col de Crie lichtete sich der Wald. Da stand ein Rasthaus wie eine Oase im Dunst. Kein Touristenkitsch, kein Firlefanz – nur ehrliche Verpflegung für die, die den Weg kennen. Du kaufst dir, was du willst, setzt dich hin und isst in Ruhe. Ich schnappte mir ein frisches Baguette, eine Terrine vom Wildschwein, einen Ziegenfrischkäse, eine Zitronenlimo und Kaffee so stark, dass er fast alleine gehen konnte. Während ich den Proviant auseinanderpflückte, trat Miriam an meinen Tisch – Pilgerin, Rucksack wie ein halbes Leben, und an ihrer Seite ein Hund, der mehr Ausstrahlung hatte als mancher Mensch. Wir kamen ins Gespräch, lachten, merkten, dass wir beide im selben Hotel in Propières gebucht hatten. Zwei Staubseelen, ein Weg – so läuft das manchmal auf dem Trail.

    Hinter dem Col zieht der Pfad wieder an. Der Wind wird kühler, der Atem kürzer. Der Mont Saint-Rigaud liegt vor uns wie ein stiller Riese. Miriam erzählte, dass kurz vor dem Gipfel eine Quelle sei, „heilig“, sagt sie, mit Heilwirkung – für die, die glauben. Wer dort trinken will, soll vorher ein Kreuz basteln und aufstellen. Ich grinste. Kein Heiliger, aber auch kein Ignorant. Zwei Äste, ein Schnitt mit dem Taschenmesser, und zack – mein Cowboy-Kreuz stand. „Voilà“, sagte ich, „ein Glaubensbekenntnis aus Holz und Staub.“

    Die Quelle lag still im Wald, das Wasser klar wie Glas, kalt wie Wahrheit. Ich trank einen Schluck. Es schmeckte nach Erde, Eisen und einem Hauch von Ewigkeit. Ich füllte meine Flasche, dann weiter zum Gipfel. 1009 Meter – das Dach des Rhône-Landes. Ein Turm aus Holz steht dort, mit einer Orientierungstafel aus Keramik. Ich stieg hoch, der Wind packte mich, Wolken zogen unter mir durch. Weitblick – Richtung Mittelmeer, Richtung Atlantik, Richtung alles. Da oben fühlst du, was Freiheit heißt: kein Lärm, kein Ziel, nur du, der Wind und das Land, das dich trägt.

    Der Abstieg war ein Ritt ohne Pferd: 360 Höhenmeter auf vier Kilometern, geröllig, nass, unnachgiebig. Jeder Schritt musste sitzen. Zweimal rutschte ich, einmal fast abgeflogen – „Nur Feiglinge gucken nach jedem Tritt“, knurrte ich vor mich hin, „echte Cowboys spüren ihn.“ Unten dann endlich Asphalt, das Dorf, der Geruch von Kaminfeuer. Propières. Ich meldete mich im Hotel, ließ mir eine heiße Wanne ein, Bier daneben, und der Tag löste sich langsam auf wie Staub im Regen.

    Ich saß später am Fenster, sah hinaus ins Dunkel, und dachte:
    Der Weg hier oben ist kein Pilgerweg im frommen Sinne. Es ist ein Prüfstand für Seele und Körper, ein Ort, an dem du deine eigene Richtung misst. Zwischen Nebel und Himmel, Schmerz und Stolz, Schweigen und Wind.
    Morgen geht’s weiter auf der Via Cluniacensis – die Straße der alten Mönche. Noch zwei Tage bis zur Loire.

    Und wie sagt man im Westen?
    „Wenn du den Himmel sehen willst, musst du durch den Staub reiten.“ 🤠
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  • Saint Jacques des arrêts

    14 октября, Франция ⋅ ☁️ 14 °C

    Moin Trailriders.
    Heute war so ein Tag, an dem man sich fragt, warum man das eigentlich alles macht – und dann fällt’s einem mitten im Nebel wieder ein: weil keiner sonst deinen Weg geht. Weil Freiheit kein Spaziergang ist. Weil du sie dir Schritt für Schritt verdienen musst – nass, kalt und ehrlich.

    Ich verlasse Cluny im Morgengrauen. Die Stadt liegt still wie ein schlafender Riese, selbst die Glocken halten den Atem an. Nebel liegt über den Feldern, feucht und schwer, als hätte die Nacht selbst geschwitzt. Es riecht nach Erde, nassem Stein und Rauch. Ich schultere den Rucksack, ziehe den Kragen hoch und gehe los – hinein in dieses graue Meer aus Kälte und Stille.
    Der Weg heißt jetzt Via Cluniacensis, der alte Pilgerpfad Richtung Le Puy-en-Velay. Ein ehrwürdiger Name, aber der Boden ist derselbe: rutschig, lehmig, echt. Kein Pilger-Romantik-Kitsch, keine Hochglanzpanoramen. Nur du, der Boden und das rhythmische Klacken der Stöcke im Nebel.

    Die ersten sieben Kilometer bis Sainte-Cécile sind flach, ein ruhiger Trab durch feuchte Wiesen und schlafende Dörfer. Rauch steigt aus Schornsteinen, irgendwo bellt ein Hund, sonst nichts. Ich halte kurz an, trinke kalten Kaffee, kaue auf einem Stück Käse herum. Kein Wort, kein Plan. Nur weiter. Ein Cowboy zählt keine Kilometer, er zählt Tage, an denen er nicht aufgibt.

    Hinter Sainte-Cécile zieht der Weg an, hoch Richtung Haut-Beaujolais. Der Wald wird dichter, der Boden schwerer, der Wind kälter. Tropfendes Moos, matschiger Untergrund, das Knacken nasser Äste. Kein Mensch weit und breit. Nur das Rascheln eines Rehs, das Schlagen des eigenen Herzens und der Atem, der wie Dampf aus der Nase steigt.
    Hier oben hat der Weg seine eigene Sprache. Er spricht in Regentropfen, in Nebelschwaden und in dem gleichmäßigen Takt deiner Schritte. Kein Publikum, keine Likes. Nur das ehrliche Gespräch zwischen dir und der Erde.

    Gegen Mittag erreiche ich Tramayes – ein stilles Dorf, eingehüllt in graue Schwaden. Ich gehe durch die Straßen, mehr Instinkt als Absicht, und plötzlich steht da jemand am Straßenrand: mein Gastgeber für heute Abend. Zufall? Vielleicht. Oder einfach der Weg, der dich zur richtigen Zeit an den richtigen Ort bringt. Er winkt, lächelt, erkennt mich. „Komm mit“, sagt er. „Im Institut de Tramayes ist heute offener Mittagstisch. Schüler kochen. Wir essen dort.“

    Ich folge ihm. Ein einfaches Gebäude, hell, lebendig. Es riecht nach Brot, Suppe, Herbstgemüse. Junge Menschen laufen hin und her, decken Tische, servieren, lachen leise. Kein Restaurant, keine Show – nur ehrliches, gemeinsames Tun. Wir setzen uns an einen langen Tisch. Auf den Tellern: Porreesalat, gefüllter Kürbis, Birnentarte. Alles aus dem Garten, alles selbstgemacht. Kein Überfluss, keine Pose – nur gutes Essen und ein Stück gelebte Erde.
    Ich verstehe nicht jedes Wort, aber ich verstehe alles, was zählt. Wärme. Gemeinschaft. Bodenhaftung.

    Nach dem Essen fahren wir den Rest der Strecke. Der Wagen zieht sich über nasse Serpentinen hoch in die Hügel, Nebel so dicht, dass selbst die Scheinwerfer darin verschwinden. Irgendwann taucht sie auf – eine kleine Holzhütte, allein am Hang. „C’est ta maison pour la nuit“, sagt er. Meine Hütte. Mein Nachtlager. Einfach, trocken, echt. Neues Département: Rhône. Neues Kapitel: Auvergne.

    Später sitze ich draußen, auf der Bank vor der Tür. Die Jacke offen, die Stiefel voller Dreck, der Atem dampft in der kühlen Luft. Kein Geräusch außer dem Tropfen von Wasser auf Holz. Ich spüre die Müdigkeit in den Knochen – und das gute Gefühl, da zu sein, wo man hingehört. Keine Bühne, kein Publikum, kein Applaus. Nur Stille.

    Der sechste Tag war kein Tag für Heldenfotos. Er war ein Tag fürs Durchhalten, fürs Zuhören, fürs Atmen. Ein Tag, der nichts schenkt – aber alles gibt, wenn man genau hinschaut.

    Resümee:
    Der Weg hat heute nicht geschrien, er hat geflüstert. Und wer hinhört, hört mehr als Worte. Nebel, Regen, Erde – das sind keine Gegner. Das sind Prüfungen. Und jede davon bringt dich näher zu dir selbst.

    „Wenn der Himmel dicht macht, reitet der Cowboy weiter. Denn wer auf Sonne wartet, verpasst den Weg.“ 🤠
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  • Cluny

    12 октября, Франция ⋅ ☁️ 15 °C

    TrailSoulKev – Tag 5 – Der Nebelritt nach Cluny

    Howdy, Folks.
    Manchmal hat der Himmel keine Lust auf Blau. Dann hängt da nur ein grauer Schleier über allem, dicht wie Rauch nach einem langen Feuer, feucht und schwer wie ein alter Mantel. So war’s heute. Der Tag begann im Dunst und blieb darin gefangen – ein stiller, langsamer Ritt durch den Nebel.

    Früh in Buxy war die Straße noch nass vom Nachtregen, der Atem stand mir vor dem Gesicht. Kaum los, fand ich die alte Bahntrasse – mein Leitfaden für den Tag. Ein Streifen aus Schotter, eingesäumt von Hecken und alten Bäumen, still und endlos. Der Nebel nahm der Welt die Tiefe, ließ sie flach und nah erscheinen, fast wie eine Bühne mit zugezogenen Vorhängen. Jeder Schritt, jeder Atemzug klang lauter, dichter, echter.

    Saint-Gengoux-le-National blieb irgendwo zur Seite hin verschwommen, kaum mehr als ein paar Dachkanten im Grau. Irgendwo da draußen, hinter Feldern und Bächen, lag auch Taizé – Ort der Stille, Ort der Einkehr. Ich sah ihn nicht, aber er war spürbar, wie ein leises Summen in der Ferne. Und dann, irgendwann, zeichnete sich Cluny ab. Nicht auf einmal, sondern in Andeutungen: ein Turm, ein Dach, der ferne Klang einer Glocke.

    Als ich schließlich zwischen den Häusern stand, war die Welt wieder fester unter meinen Stiefeln. Der Nebel blieb, aber er war jetzt Begleiter, nicht Gegner. Ich suchte die Touristeninformation auf, besorgte mir den Pilgerführer für die nächsten Etappen – die Via Cluniacensis. Ein neues Kapitel. Der Chemin des Allemands, dieser alte Burgunderweg, hatte mich seit Trier hierher geführt – durch Sonne, Staub, Regen, Wind und heute eben durch den Nebel.

    Die Unterkunft: schlicht, ehrlich, auf Spendenbasis. Zwei Nächte bleibe ich. Morgen will ich Cluny erkunden, Abtei und Stadt auf mich wirken lassen, bevor es auf den neuen Weg weitergeht. Heute Abend aber zählt nur eines: das Etappenbier. Der erste Schluck schmeckt nach Ankommen, nach Staub, der sich legt, und nach Freiheit, die bleibt.

    Manchmal ist ein Tag wie dieser nicht laut, nicht spektakulär. Er zeigt dir keine großen Bilder, keine Pässe, keine Sonne. Aber er zieht eine Linie weiter, unscheinbar und echt. Und wer lang genug unterwegs ist, weiß: Gerade solche Tage schreiben die ehrlichen Kapitel im Trailbuch.

    Ich sitze auf meiner Pritsche, Stiefel unterm Bett, das Geräusch der Heizung wie fernes Knistern. Draußen hat sich die Welt in Watte gelegt, und ich grinse leise.
    Der Trail hat mich wieder ein Stück getragen – irgendwie, irgendwo, irgendwie genau richtig.

    🤠 Ride on, Pilgrim. Der Chemin des Allemands endet hier. Ab morgen heißt die Spur Via Cluniacensis.
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  • Fünf Berge und französische Hobbies

    11 октября, Франция ⋅ ☀️ 17 °C

    Tag 4: Chagny → Buxy
    Ein Ritt durch den Nebel, fünf Berge und eine Handvoll französischer Hobbys

    Howdy, Folks.
    Der vierte Tag auf dem Trail – kein Spaziergang, kein Sonntagstrip. Ein grauer Morgen, zäher Hochnebel, die Sonne irgendwo da oben, faul wie ein alter Gaul. Ich schnall den Rucksack, zieh den Hut tiefer und stapf los. Von Chagny raus, das Pflaster hinter mir gelassen, der Staub wartet schon. Der Himmel hängt tief, aber die Luft ist klar – so klar, dass du jeden Atemzug schmeckst, als wär er durch Eisen gezogen.

    Der Trail zieht sich heute anders – weniger Wein, mehr Wiese, mehr Wald. Die Reben treten zurück, die Erde wird dunkler, feuchter, schwerer. Der Chemin des Allemands, dieser alte Pfad durch Burgund, bleibt mein Begleiter. Ein Weg, der seine Spuren nicht nur im Boden trägt, sondern in der Seele derer, die ihn gehen. Er redet nicht viel, dieser Weg, aber er prüft dich, jeden Tag neu.

    Fünf Berge stehen heute auf der Liste. Fünf Prüfungen, jede mit eigenem Charakter. Der erste lässt dich aufwärmen, der zweite täuscht dich mit falscher Milde. Der dritte – die Chaume de Givry – ist ein zäher Hund. Der zieht sich, Meter für Meter, zieht dir das Feuer aus den Waden. Aber oben wartet keine Aussicht, kein heroischer Blick in die Ferne – nur Nebel, Wind und der Dampf deines eigenen Atems. Dafür steht da eine Rinderherde mitten auf dem Grat, schön und ruhig, Charolais, weiß wie Wolken, die zu Boden gefallen sind. Ich geh einfach mitten durch. Die Viecher glotzen, ich nicke, wir verstehen uns ohne Worte. „Ihr fresst Gras, ich fress Kilometer“, sag ich leise, und geh weiter.

    Der vierte Berg, Mont Avril – steiler, kantiger, härter. Der lässt keinen Platz für Gedanken. Da zählt nur Schritt für Schritt, Atem für Atem, bis der Kopf wieder frei wird. Und oben? Nichts. Kein Gipfelkreuz, kein Panorama, kein Lohn – nur der Wind, der dir durchs Hemd pfeift und dir sagt: Du bist noch da, Cowboy. Das reicht.

    Rully, Mercurey, Jambles – die Dörfer, die ich passiere, wirken wie ausgestorben. Schöne Fassaden, geschlossene Fensterläden, das Leben dahinter bleibt verborgen. Vielleicht Weinbauern beim Mittag, vielleicht einfach Wochenende. Nur irgendwo weiter hinten knattern Motoren durch den Wald. Franzosen bei ihren Hobbys – die einen jagen Wild, die anderen jagen sich selbst auf Motocrossmaschinen. Der Trail hat viele Gesichter, und manchmal donnert er dir einfach vorbei.

    Das offizielle Etappenziel, Moroges, lass ich links liegen. Kein Bett, kein Zimmer, kein Grund zu bleiben. Ich halte Kurs auf Buxy – ein paar Kilometer extra, aber dafür wenigstens ein Dach überm Kopf. Am Ortseingang still die Füße, zieh die Stiefel aus, atme den Tag aus. Der Dreck klebt, die Muskeln brennen, aber das Bier im kleinen Café schmeckt nach Sieg. Ich sitze da, schau den Leuten zu, wie sie Samstagnachmittag leben, und denk mir: Die meisten wissen gar nicht, wie still Freiheit schmecken kann.

    Der Trail war heute kein Freund, aber auch kein Feind – eher ein alter Weggefährte, der dich testet, bevor er dich wieder an den Tisch lässt. Ich hab fünf Berge hinter mir, ne Handvoll Blasen, und das Gefühl, dass der Staub in meinen Poren jetzt zu mir gehört. Der Nebel hat mich begleitet, aber nicht besiegt.

    Am Ende des Tages bleibt der Satz, den ich mir selbst sage, während ich das Bier austrinke:
    Manchmal siehst du den Mont Blanc nicht – und brauchst es auch nicht. Der Weg reicht, wenn er dich auf die Probe stellt.

    Ein weiterer Tag, ein weiterer Ritt. Kein Held, kein Tourist – nur ein Reiter ohne Pferd, unterwegs auf einer alten Spur, irgendwo zwischen Himmel, Erde und Staub. 🤠
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  • Côte de Beaune

    10 октября, Франция ⋅ ☁️ 18 °C

    TrailSoulKev – Tag 3: Beaune → Chagny
    Ein Ritt durch die Reben 🤠

    Howdy, Freunde des Staubs und der weiten Wege.
    Wenn der Morgen nach kaltem Metall riecht und der Atem dampft wie die Auspuffluft alter Trucks, dann weißt du: Der Trail wartet. Kein Sonntagsspaziergang, kein Wandergruppen-Smalltalk – nur der Weg, die Sonne, der Wind. Heute: Beaune nach Chagny.

    Die Sonne bricht golden über den Rebenhügeln hervor, und ich schultere den Rucksack wie ein Sattel. Der Pfad zieht sich raus aus Beaune, hinein in eine Landschaft, die aussieht, als hätte jemand die Erde mit Kupfer und Gold bepinselt. Weinreben, soweit das Auge reicht. Herbstfarben, die brennen. Jeder Schritt knirscht, jeder Atemzug schmeckt nach Erde und Leben.

    Pommard kommt früh, still, ernsthaft. Ein Ort, in dem Männer und Frauen mit wettergegerbten Gesichtern in den Hangreihen arbeiten. Sie nicken kurz, mehr braucht’s nicht. Worte sind hier überbewertet. Der Wind trägt den Geruch von Trauben, Most und Metall mit sich. Ich ziehe den Hut tiefer ins Gesicht und halte die Spur.

    In Volnay schläft der Morgen noch. Katzen dösen in der Sonne, irgendwo klappert ein Fensterladen. Ich gehe weiter, immer nach Süden, dem Licht entgegen. Dann Meursault – wie eine Filmkulisse in Burgund. Weiß getünchte Häuser, alte Schilder, Kopfsteinpflaster, das Geschichten erzählt. Ich setze mich in ein kleines Café, bestelle einen starken Kaffee, kaufe auf dem Wochenmarkt etwas Obst und Käse. Und weil der Trail seine Spuren hinterlässt, marschiere ich danach in die Apotheke und stocke meine Blasenpflaster auf. Ein Cowboy kümmert sich selbst um seine Wunden – wer sich beklagt, verliert den Respekt seiner Stiefel.

    Hinter Meursault wird der Himmel weit, der Weg schmal. Ich laufe über Wirtschaftswege zwischen Reben, die im Licht glühen. Der Wind drückt warm von der Seite, die Sonne knallt – der Trail prüft dich, ob du’s ernst meinst. Ich atme tief, lasse den Schweiß laufen. Der Boden staubt, die Stiefel sind schwer, aber das Herz schlägt ruhig. Ich bin nicht unterwegs, um anzukommen – ich bin unterwegs, um zu leben.

    Kurz vor Chagny dann die Herausforderung: Ein gesperrter Bahnübergang. Schranken unten, Absperrband, Sackgasse. Ich fluche leise – so läuft’s eben, wenn du dich auf die Straße des Lebens eingelassen hast. Statt umzudrehen, schlage ich mich quer durchs Gelände, suche mir den nächsten Weg, folge den Schienen, bis endlich eine Brücke kommt. Ein paar Extra-Kilometer, ein bisschen mehr Staub – aber der Trail wäre keiner, wenn er’s dir leicht machen würde.

    Chagny empfängt mich am späten Nachmittag. Ich bin müde, hungrig, aber glücklich. In der kleinen Stadt finde ich eine Bar, stelle den Rucksack ab, bestell ein kaltes Bier und ein Omelett jambon fromage – pas salade, Cowboy-Stil. Das Bier beschlägt, der erste Schluck geht tief, und plötzlich ist da dieses Gefühl: Frieden. Kein großer, kitschiger Frieden – eher der schlichte, ehrliche Frieden eines Mannes, der weiß, dass er getan hat, was er konnte.

    Später beziehe ich auf dem Campingplatz eine kleine Holzhütte. Ein Dach, ein Bett, vier Wände aus Holz – mehr Luxus, als ich brauche. Draußen zirpen Grillen, die Sonne taucht den Himmel in Feuerfarben. Ich sitze auf der Stufe vor der Tür, Stiefel im Staub, und lasse den Tag in den Abend kippen.

    Der Chemin des Allemands – dieser alte Jakobsweg zwischen Dijon und Cluny – trägt seinen Namen mit Stolz. Kein Weg für Touristen, kein Selfie-Trail. Es ist ein ehrlicher Pfad für Menschen, die mehr suchen als Aussichtspunkte. Wer hier läuft, kämpft – gegen Sonne, Wind, Müdigkeit, und manchmal gegen sich selbst. In Beaune wimmelte es von Hochglanzmenschen mit Designer-Sonnenbrillen, die ihren Pinot nippten, als wäre das Leben ein Weintasting. Schön für sie. Ich dagegen hatte Staub auf den Lippen – und genau da schmeckt Freiheit am besten.

    Als die Dunkelheit kommt, murmle ich leise in den Abend:
    Der Wind ist mein Gefährte, der Staub mein Mantel – und der Weg mein Zuhause.

    Bis morgen, ihr Staubreiter. 🤠🌄
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  • Rose de Bourgogne - Blut der Erde

    9 октября, Франция ⋅ ⛅ 17 °C

    Tag 2: Nuits-Saint-Georges → Beaune
    Ein Ritt durch Reben, Stein und Staub

    Tag 26
    20 km
    670 km gesamt

    Morgen, Freunde des Staubs und der offenen Wege.
    TrailSoulKev wieder im Sattel – zweiter Tag auf dem Chemin des Allemands, irgendwo zwischen Nuits-Saint-Georges und Beaune. Der Wind steht günstig, die Sonne trägt noch ihren Herbstmantel, und ich ziehe weiter, Schritt für Schritt, wie ein alter Cowboy ohne Pferd, der sich von der Spur leiten lässt, nicht vom Ziel.

    Der Trail heute? Unspektakulär, sagen manche. Ich nenne es ehrlich. Kein Postkarten-Panorama, kein großes Drama – nur Weite, Wind und der ewige Rhythmus der Schritte. Es geht raus aus Nuits-Saint-Georges, vorbei an stillen Weinkellern, über weite Felder aus Stein und Erde. Der Boden knirscht unter den Sohlen wie feiner Schotter in einer alten Westernstadt. Rechts und links nichts als Reben, Reihen so gerade, als hätte jemand mit dem Lineal durch die Landschaft gezogen. Der Himmel weit, die Sonne flach, das Licht golden – Burgund im Oktober, ein Meer aus Glut und Staub.

    Hinter Comblanchien verändert sich die Stimmung. Die Erde reißt auf – große Wunden, alte Narben, in denen der Mensch gebuddelt hat. Der Marmorabbau hat hier tiefe Spuren hinterlassen. Ganze Hänge sind aufgeschlitzt, weiß und rosa leuchten die Brüche in der Sonne. Der „Rose de Bourgogne“, wie sie ihn nennen – schöner Name für ein Gestein, das so hart ist, dass selbst die Zeit dran zu kauen hat. Manche Stollen führen tief unter die Weinberge. Verrückt, denke ich, während ich an einem zerbrochenen Stein lehne – oben wachsen Reben, unten wird die Erde selbst geerntet. Ein Land, das doppelt Früchte trägt: Wein und Stein.

    Der Weg zieht weiter, wie ein alter Pfad durchs Niemandsland. Kein Schatten, kein Bach, nur das Knirschen meiner Stiefel im Staub. In Ladoix-Corton komme ich doch noch unter Menschen – kurz zumindest. Eine kleine Bäckerei, der Duft von frischem Brot zieht mich rein wie ein Lasso. Drinnen eine Frau, die aussieht, als hätte sie den Laden schon geführt, bevor es überhaupt Brot gab. Ich nehm ein Sandwich – rustikal belegt, ehrlich gewürzt, genau das, was ein Trail-Rider braucht. Draußen im Weinberg such ich mir meinen Platz, setz mich in die Sonne, Blick aufs Château Aloxe-Corton. Brot, Käse, Wind, Stille – mehr braucht kein Mensch.

    Dann weiter. Die Sonne brennt jetzt tiefer, der Wind bläst mir den Staub ins Gesicht. Ich spür, wie die Müdigkeit in den Beinen kriecht. Aber ich kenn das Spiel – das ist der Punkt, wo du entweder einknickst oder dich reinlehnst in den Schmerz. Ich wähle Letzteres. „Ein Cowboy reitet nicht, weil’s leicht ist. Er reitet, weil’s ihn ruft.“ So oder so ähnlich.

    Als ich Beaune erreiche, ist der Tag schon weich geworden. Die Stadt empfängt mich mit Kopfsteinpflaster und dem Geruch von Wein und Geschichte. Ich quartiere mich in einem kleinen Hotel ein, wo das Bett nach Holz riecht und das Fenster in einen stillen Innenhof zeigt. Später ziehe ich durch die Gassen, seh mir die Hospices an – dieses alte, bunte Dach, das schon mehr Pilger gesehen hat als der Himmel Sterne. Und dann sitz ich in einem Bistro, vor mir ein Teller mit warmem Essen, in mir dieses Gefühl von Frieden, das nur ein langer Tag auf der Straße bringt.

    Der Chemin des Allemands zieht weiter – sechs Etappen bis Cluny, sagen sie, und wenn mich der Wind trägt, vielleicht noch fünf mehr bis zur Loire. Ich weiß nicht, ob ich’s tue. Aber ich weiß, dass ich weitergeh.

    Am Ende dieses Tages bleibt Staub an meinen Stiefeln, Sonne auf der Haut und die Erkenntnis, dass Freiheit manchmal so still sein kann, dass man sie erst hört, wenn man nichts anderes mehr hört.

    Fazit: Kein Heldentag. Kein Gipfel. Nur ein ehrlicher Ritt durch ein ehrliches Land. Und manchmal ist genau das der Stoff, aus dem Freiheit gemacht ist.

    Oder wie ein alter Trail-Rider sagen würde:

    „Manchmal ist der schönste Sieg einfach, wenn du den Sonnenuntergang noch gehen siehst – und nicht er dich.“ 🤠

    #TrailSoulKev #Jakobsweg #CheminDesAllemands #BurgundTrail #CowboySpirit #LoneRider #FreedomTrail #WandernIstMehrAlsGehen #StaubUndSonne #BurgundImHerbst #OnTheTrail #FindYourInnerCowboy
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  • 360° Grand Cru

    8 октября, Франция ⋅ ☁️ 17 °C

    Tag 1 – Von Dijon nach Nuits-Saint-Georges
    Aufbruch im Nebel

    Tag 25
    22 km
    650 km gesamt

    Morgen, ihr staubgeborenen Seelen.
    Hier ist TrailSoulKev – zurück auf dem Sattel, die Stiefel im Staub und den Blick nach vorn. Der erste Tag auf dem Jakobsweg liegt hinter mir – und der hatte alles, was ein richtiger Trail braucht: Nebel, Staub, Sonne, Müdigkeit, Reben, Wind. Und irgendwo dazwischen – dieses leise Gefühl, dass der Weg mehr mit dir macht, als du mit ihm.

    Der Tag begann, wie solche Tage beginnen müssen – mit einem Ritt durch die Nacht. Ich steige abends in Aachen in den Zug, rolle bis Essen, wo ich noch was Warmes zwischen die Zähne kriege, bevor ich in denselben Flixbus steige, der zwei Stunden später erst in Bonn losgefahren wäre. Ein alter Cowboy-Trick: lieber satt und wach, als hungrig und müde.

    Im Bus – erwartungsgemäß kein Zuckerschlecken. Rücken durch, Beine eingeklemmt, Kopf gegen die Scheibe. Schlaf ist hier kein Zustand, sondern ein Kampf. Aber irgendwann siegt die Müdigkeit, und als ich die Augen öffne, ist Frankreich schon wach. Dijon, Punkt sieben. Ich stolpere raus, wie einer, der nach einer langen Nacht endlich wieder festen Boden spürt.

    Die Tram bringt mich raus nach Chênove – letzter Außenposten vor der Wildnis der Reben. Der Himmel hängt tief, die Luft ist feucht, Nebel schiebt sich über die Dächer wie kalter Atem. In einer kleinen Bäckerei gibt’s ein Croissant, einen Café, und für ein paar Minuten fühlt sich alles friedlich an. Danach: Rucksack hoch, Gurt stramm, und raus aus der Stadt.

    Der Jakobsweg hier – der Chemin des Allemands, der alte Burgunderweg – ist kein Trail für Romantiker. Er führt nicht durch hübsche Dörfer, sondern an ihnen vorbei, als hätte er keine Zeit für Postkartenmotive. Marsannay-la-Côte, Couchey, Fixin – sie bleiben am Rand, ein paar Dächer, ein Kirchturm in der Ferne. Kein Café, kein Laden, kein Schild mit „Bienvenue“. Nur Erde, Reben und der Wind.

    Die Sonne lässt sich Zeit. Gegen Mittag bricht sie durch, und der Nebel löst sich auf wie ein alter Vorhang. Plötzlich liegt Burgund in voller Pracht vor mir – goldene Reihen von Rebstöcken, sauber gezogen, wie mit dem Lineal der Götter. Grand Cru, sagen sie hier. Ich sag: ehrlicher Boden.

    Zwischen Gevrey-Chambertin und Morey-Saint-Denis schneidet sich der alte Bahndamm der Tacot-Bahn durch die Hänge – eine vergessene Schmalspurbahn, die einst Wein und Menschen von Dorf zu Dorf brachte. Heute ruht sie, still und bemoost. Der Tunnel liegt halb versteckt zwischen Brombeersträuchern, sein Eingang dunkel wie ein Maul. Ich bleibe stehen, atme den kühlen Hauch, der herausströmt. Alte Schienenwege haben ihre eigene Magie – sie erzählen von Zeiten, als Reisen noch Arbeit war. Ich streiche über den Mauerstein, rau wie alter Sattelgurt. Dann gehe ich weiter.

    Hinter dem Tunnel steigt der Weg an. Oberhalb von Morey-Saint-Denis öffnet sich die Landschaft plötzlich, als hätte jemand den Vorhang aufgerissen: Heideflächen, golden und weit, das Licht klar, der Blick frei. Hier oben weht ein anderer Wind. Er trägt die Stille in sich, aber auch diese raue Größe, die dich Demut lehrt. Ich setze mich auf einen Stein, sehe über die Hänge, über all die Reben, die sich wie grüne Wellen bis zum Horizont ziehen. Ein paar Krähen kreisen, sonst nichts. Wenn du hier sitzt, brauchst du kein WLAN, kein Publikum, kein Ziel. Nur den Atem und den Moment.

    Der Abstieg nach Vougeot, Vosne-Romanée, schließlich Nuits-Saint-Georges zieht sich. Das Licht wird weich, die Sonne müde. Meine Beine spüren jeden Kilometer, aber mein Kopf ist still – leer im besten Sinn. Ich komme an, wie man ankommt, wenn man nichts mehr sucht. Auf dem Stadtplatz ein kühles Bier – das erste Burgunder des Tages, und das ehrlichste.

    Mein Quartier liegt etwas außerhalb – ein privates Haus, Jakobsfreunde, Spendenbasis. Einfach, warm, echt. Ein paar Sätze auf Französisch, ein Teller Suppe, ein Stück Brot. Ich erzähle ein bisschen, höre zu, und merke, wie mir die Lider schwer werden. Der Wind rüttelt am Fenster, und in meinem Kopf hallt noch das rhythmische Knirschen meiner Schritte.

    Resümee:
    22 Kilometer durch das Herz Burgunds – von Nebel zu Sonne, von Asphalt zu Erde, von Müdigkeit zu Frieden. Der Jakobsweg hier ist kein Wanderweg, er ist eine Prüfung. Du kriegst keine hübschen Dörfer, keine Souvenirläden, keine Schirme gegen den Regen. Du kriegst Staub, Wind, Sonne und Stille. Und genau das macht ihn echt.

    Heute hab ich wieder gespürt, warum ich das tue. Nicht, weil ich irgendwo ankommen will – sondern weil ich unterwegs sein will. Weil ich wissen will, wie weit mein eigener Staub reicht.

    Wie man hier sagt:
    „Der Weg schenkt dir nichts – aber er nimmt dir alles, was du nicht brauchst.“

    Bis morgen, Freunde.
    Euer TrailSoulKev,
    Lone Rider auf dem Chemin des Allemands.
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  • Dijon

    4 апреля, Франция ⋅ ☀️ 18 °C

    Tag 25
    13 km
    628 km gesamt

    Howdy, Freunde der weiten Wege,

    hier spricht TrailSoulKev – aus staubigen Stiefeln, mit müden Beinen und einem Herzen, das noch immer irgendwo zwischen Baumrinde und Windhauch auf dem Trail steckt. Heute war mein letzter Tag auf dem Chemin des Allemands – diesem alten Grenzweg zwischen Heimat und Aufbruch, zwischen Zivilisation und Wildnis. Wer hier geht, reitet ohne Pferd, aber mit derselben Zähigkeit, wie sie die Kerle damals brauchten, die mit nichts als einem Hut und einem Colt in der Hüfte das Land durchquerten.

    ---

    Der Weg – rau und ehrlich wie ein unbehandelter Holzbalken

    Der Tag begann in Messigny-et-Vantoux. Ein Nest, das sich noch dem Rhythmus der Natur beugt – keine Hektik, kein Großstadtpuls, nur das Krächzen der Raben und ein kühler Wind, der mir durchs Hemd zog. Die ersten Meter gingen sanft bergan, der Boden weich und federnd vom Regen der letzten Tage, bedeckt mit Laub, das unter meinen Stiefeln raschelte wie trockenes Heu in einer verfallenen Scheune.

    Ich stapfte hinein in ein stilles Waldstück – der letzte richtige Abschnitt Wildnis vor dem Einreiten in die Stadt. Die Luft roch nach Moos und Frühling, nach Holz und Freiheit. Links und rechts tauchten Mauerreste auf, die vom Vergangenen flüsterten. Ein paar Steine, vom Leben gezeichnet, genau wie ich. Vogelgezwitscher begleitete mich – keine sanfte Melodie, eher das kratzige Banjo eines alten Westlers, der den Takt für den letzten Marsch vorgibt.

    Der Trail schraubte sich durch den Wald, nie zu steil, aber auch nicht nachgiebig. Kein Weg für Weicheier, sondern für die, die wissen, dass jeder Schritt zählt. Irgendwann lichtete sich das Grün, und vor mir lag Ahuy – ein Vorort mit dem Charme einer müden Grenzstadt, die nicht mehr weiß, ob sie Wildnis oder Zivilisation ist.

    ---

    Vom Trail in die Stadt – per Droschke

    Ich hätt’ zu Fuß durchmarschieren können, Asphalt fressen und mir den Staub der Vorstadt auf die Zunge legen. Aber ehrlich? Ich bin Trail-Rider, kein Straßenläufer. Also stieg ich in den Bus – eine moderne Kutsche ohne Pferde – und ließ mich ins Herz von Dijon bringen. Kein Trick, kein Feiglingstour – nur eine Entscheidung, wie sie jeder Cowboy mal trifft, wenn der Horizont nicht mehr in der Steppe liegt, sondern zwischen Häuserschluchten.

    In Dijon angekommen, zog es mich schnurstracks zur Kathedrale. Hoch und würdevoll steht sie da, als wollte sie den Himmel festhalten. Ich saß eine Weile drin – schweigend, staunend, als wär’s mein letzter Ritt vorm Sonnenuntergang. Kein Gebet, kein Rosenkranz – nur ein stiller Dank. Für den Weg, für den Wind, für die Schmerzen in den Waden, die mir sagten: Du hast’s durchgezogen, Cowboy.

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    Begegnungen & Gedanken – zwischen Staub und Seele

    Im Wald traf ich einen alten Franzosen mit Hund. "Vous êtes pèlerin?" fragte er. Ich nickte.
    "Le chemin, il vous change, n'est-ce pas?"
    "Oui, il te casse d'abord… puis il te montre qui tu es."
    Er grinste. Ich auch. Dann gingen wir weiter – jeder auf seinem Trail.

    Der Weg hat mich geschliffen wie Wasser den Stein. Ich bin keiner, der viel redet, schon gar nicht über Gefühlskram. Aber heute, am letzten Tag, da spürte ich es deutlich: Diese Reise war mehr als Kilometerfressen. Es war ein Ritt nach innen. Jeder Tritt ein Takt meines Herzschlags. Jeder Hügel eine Erinnerung an das, was ich hinter mir lasse – und das, was noch kommen darf.

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    Abendessen & Abgesang

    Jetzt sitz ich in einem kleinen Bistro nahe der Altstadt. Ich hab mir ein Bœuf Bourguignon bestellt – schwer, ehrlich, tief wie die Wälder des Weges. Dazu ein Glas vom roten Stoff, der hier aus jedem Zapfhahn fließt wie Lebenselixier. Und zum Nachtisch eine Käseplatte, die zerfließt wie geschmolzenes Gold.

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    Resümee eines Reiters ohne Pferd

    Der Chemin des Allemands endet hier – aber der Trail, der geht weiter. Nicht auf Karten, nicht in Reiseführern, sondern in mir. Ich bin kein Tourist. Ich bin ein Trail-Rider. Einer, der weiß:
    „Wenn du auf dem Weg bist, bist du lebendig. Wenn du ankommst, beginnt das Vermissen.“

    Und morgen? Da geht’s heimwärts, mit der Bahn, zurück in den Alltag. Aber dieser letzte Tag, dieser staubige Ritt durch den Morgenwald, das Gespräch mit dem alten Mann, das Mahl in der Stadt – das alles bleibt.

    Der Weg hat mir nichts geschenkt. Aber alles gegeben.

    Bis zum nächsten Trail –
    euer TrailSoulKev
    „Der Weg ist rau. Sei härter.“
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  • Prairie de Bourgogne

    3 апреля, Франция ⋅ ⛅ 18 °C

    Tag 24
    18 km
    615 km gesamt

    Howdy aus dem Staub, Freunde des rauen Pfads.

    Heute war wieder einer dieser Tage, an denen du früh merkst: Das wird kein Spaziergang. Kein Selfcare-Walk mit Chia-Riegeln und Vogelgezwitscher. Sondern ein echter Trail – ehrlich, staubig, knochentrocken. Is-sur-Tille liegt jetzt hinter mir. Und ich sag’s direkt: Ich trauere dem Ort nicht nach. Ein bisschen wie eine alte Zapfsäule – steht noch da, aber der Sprit ist raus.

    Ich schnapp mir in aller Frühe ein paar Vorräte aus’m Supermarkt, Brötchen aus der Bäckerei nebenan – knusprig, wie’s sich gehört – und setz mich in die Bar daneben. Kaffee schwarz wie Asphalt, dazu die ersten Sonnenstrahlen über den Häuserkanten. Der Tag kann kommen. Und wie er kam.

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    Der Trail – wo Schotter auf Seele trifft

    Der Weg windet sich aus dem Tille-Tal, als hätte er’s eilig, die Stadt zu vergessen. Erst noch Waldrand, dann ein langgezogener Aufstieg. Die Sonne drückt, der Schweiß läuft – aber genau das ist es, wofür ich hier bin. Kurz darauf passiere ich eine riesige Moto- und Autocross-Strecke. Ein einziges Crosscar knattert einsam über die Piste – ein rußiger Gruß aus der Maschinenwelt. Ich bleib stehen, lausche dem Klang. Klingt nach Freiheit. Nach Dreck unter den Fingernägeln.

    Dann wird’s ruhig. Die Dörfer Chaignay, Épagny und Savigny-le-Sec ducken sich am Wegrand wie schlafende Kojoten. Ich stapfe durch, ohne viel Aufhebens – ich bin nicht hier, um zu trödeln. Ich bin hier, um zu gehen. Um zu spüren. Um der Stille einen Namen zu geben.

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    Mittagsrast – mit Blick in die Weite

    Mittags such ich mir ein Fleckchen abseits des Wegs, ein bisschen Schatten, ein bisschen Staub, ein bisschen Frieden. Aus dem Nichts taucht eine Mauereidechse auf – neugierig, vorsichtig, fast wie ein kleiner Trailbruder. Wir schauen uns an. Zwei Wesen, jedes auf seiner Route.

    Neben einem Strommast wächst Königskerze – stur, stattlich, unbeirrbar. Und ich denk mir: Genauso will ich unterwegs sein. Tief verwurzelt. Breitblättrig. Und immer ein bisschen störrisch.

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    Die Farben des Wegs

    Manchmal braucht’s kein Panorama, sondern nur einen klaren Hinweis: Blau und Gelb – in den Boden eingelassen. Kein Schild, keine Erklärungen. Nur zwei Farben und ein Gefühl: Geh weiter. Du bist noch nicht am Ende.

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    Country-Rider in Savigny-le-Sec

    Kurz vor Messigny-et-Vantoux: Ich find ein Straßenschild, das zu mir spricht wie ein alter Cowboy aus 'nem verstaubten Saloon. Rue de la Mare. Und direkt daneben: Country. Ich stell mich drunter. Grinsend. Müde. Aber verdammt stolz.

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    Ankommen – Messigny-et-Vantoux

    Später dann das B&B – freundlich, ruhig, mit einem Bett, das sich anfühlt wie ein Sattel nach einem langen Ritt. Die Wirtin fragt, ob ich müde sei. Ich nicke. „Mais libre,“ sag ich. Sie lächelt. Vielleicht weiß sie, was ich meine.

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    Was mich heute bewegt hat

    Heute war kein Tag der Sensationen. Aber einer der Erkenntnisse. Manchmal liegt das Abenteuer nicht im Spektakulären, sondern im Weitermachen. In der Stille. In der Wärme des Steins, auf dem du sitzt. Oder in einem kleinen Echsenblick, der dir sagt: Du bist nicht allein hier draußen. Der Weg lebt. Er beobachtet dich.

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    Futter für den müden Reiter

    Zum Abend gibt’s was Deftiges – Omelette mit frischen Kräutern, ein Kanten Käse, ein Glas Wein, das nach Südhang schmeckt. Keine große Show, aber das ehrlichste Mahl des Tages. Essen für Männer mit Staub an den Stiefeln.

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    Fazit des Tages

    Der vierte Tag war wie ein abgewetzter Cowboy-Stiefel: nicht hübsch, aber verdammt verlässlich. Kein Ziel in Sicht, aber dafür ein klarer Kurs – geradeaus durch’s Flachland der Gedanken. Und morgen? Morgen reit ich weiter. Weil der Weg mich ruft. Weil ich’s brauche.

    > „Der Trail fragt nicht, ob du willst – er fragt, ob du’s kannst.“
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  • Vallée de la Tille

    2 апреля, Франция ⋅ ☁️ 16 °C

    Tag 23
    21 km
    597 km gesamt

    Morgen, ihr rauen Seelen da draußen.

    Wenn ihr nach Blümchenpfaden und Selfie-Hotspots sucht, seid ihr hier falsch. Ich schreib nicht über Postkartenidylle – ich erzähl vom Staub unter den Sohlen, vom Schweiß in den Augen und vom Wind, der dir die Gedanken aus dem Kopf peitscht. Heute war wieder so ein Tag. Einer, an dem der Weg nicht nur Weg ist – sondern Gegner, Lehrmeister und Begleiter in einem. Willkommen am dritten Tag meines Ritts ohne Pferd – auf dem Chemin des Allemands. Wer hier unterwegs ist, trägt keinen Rucksack. Der trägt Geschichten. Alte, neue – und die, die sich zwischen zwei Schritten formen.

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    Der Ritt beginnt: Grancey-le-Château – Cussey-les-Forges

    Grancey-le-Château lag noch im Halbschlaf, als ich mich auf den Weg machte. Die Sonne hing flach über den Mauern, der Wind blies kühl aus dem Westen. Mein Gastgeber hatte mir ein Frühstück serviert, das man so schnell nicht vergisst – Kaffee stark wie Schmiedefeuer, Brot wie von der Großmutter und Konfitüre, die nach Sommer schmeckte. Dann: Rucksack schultern, Blick nach vorn – und los.

    Es ging steil bergab, als würde der Weg selbst sagen: "Runter mit dir, Pilger. Noch ist’s einfach." Ich folgte einer alten Route über einen niedrigen Höhenzug. Der Boden war steinig, trocken – mein Lieblingsboden. Gibt Widerstand, aber keinen Ärger. Weiter unten dann das Tal der Tille. Die ersten Meter Wasser glitzerten mir entgegen wie flüssiges Blei unter der Sonne.

    Cussey-les-Forges kam still daher. Alte Mauern, ein paar verlassene Scheunen, ein Hund, der mich erst anknurrte, dann begleitete. Die Schmieden und Mühlen sind stumm geworden, aber man spürt noch, was hier mal gehämmert und geschuftet wurde. Der Geruch von Metall liegt noch in der Luft, wie das Echo eines rauen Lebens.

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    Dem Fluss entlang: Tille bis Marey-sur-Tille

    Der Weg folgt dem Fluss, mal dicht dran, mal mit Abstand. Ich hörte das Wasser rauschen, während der Schotter unter meinen Stiefeln knirschte. Es gab keine anderen Pilger heute. Kein Reden, kein Grüßen – nur ich, der Wind, und der Ruf eines Bussards über mir.

    In Marey-sur-Tille mache ich Rast an einem alten Waschhaus. Moos zwischen den Steinen, das Dach halb eingestürzt. Ich sitze auf dem Rand des Brunnens, schließe die Augen. In der Ferne ruft ein Hahn. Ich esse Brot und Käse vom Vortag. Kein Festmahl, aber genau richtig. Der Körper fragt nicht nach Luxus – er fragt nach Kraft. Und die steckt oft in einfachen Dingen.

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    Der harte Ritt: Über den Rücken nach Is-sur-Tille

    Hinter Marey kommt die Prüfung. Eine Flussschleife wird abgekürzt – doch der Weg fragt dafür nach Schweiß. Ein Schotterweg, steil wie der Aufstieg zu einer alten Mine. Die Sonne brennt, der Atem geht schwer. Die Stiefel graben sich in den Boden wie Hufe in den Sand. Und du gehst. Immer weiter.

    Oben auf dem Rücken dann ein Wald, endlos scheinend. Die Stille ist drückend, der Boden federnd. Es ist dieser Teil des Trails, der dich still macht. Der, wo du keine Gedanken mehr brauchst, nur Schritte. Wie ein Reiter, der seinem Pferd vertraut und schweigend reitet, weil alles gesagt ist.

    Am Nachmittag führt der Pfad bergab, vorbei an kleinen Lichtungen, in denen sich Rehe verkriechen. Schließlich taucht Is-sur-Tille auf, verschlafen, aber freundlich. Kein Ort für Legenden, aber ein sicherer Hafen nach einem langen Tag.

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    Ein Abend wie aus der Feldflasche

    Ich kauf mir mein Etappenbier im Supermarkt. Kein Zapfhahn in Sicht, keine offene Bar – nur ein kühles Dosenbier, das auf dem Bordstein neben dem Hotel seine Wirkung entfaltet. Ich sitze dort, Staub in den Falten, die Stiefel längst durch. Der Blick leer, aber zufrieden.

    Das Hotel am Bahnhof ist einfach. Ein Zimmer, das viel will – und nicht viel gibt. Die Dusche spült den Tag ab, aber nicht das, was er hinterlässt. Abends geht’s in die Pizzeria nebenan. Eine "Quatre Fromages", warm und schwer, dazu ein Glas Rotwein. Nicht die Prärie, aber gut genug für einen Cowboy auf Wanderschaft.

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    Reflexion unterm Abendlicht

    Was mich heute bewegt hat? Die Frage, warum ich das mache. Warum ich jeden Morgen aufstehe und den Rucksack schultere. Die Antwort kam irgendwo zwischen Wald und Waschhaus: Es geht nicht ums Ziel. Es geht ums Ziehen. Ums Leben auf dem Trail. Die Straße unter den Füßen, der Himmel über dir, und das einfache, ehrliche Dazwischen.

    Der Weg ist keine Flucht – er ist Heimkehr. Nicht zu einem Ort, sondern zu mir selbst. Wenn du jeden Tag ein Stück mehr loslässt, merkst du, wie leicht du eigentlich bist.

    ---

    Abschied mit Staub auf der Zunge

    Der dritte Tag ist Geschichte. Ein langer Ritt, mit viel Staub, etwas Schmerz – und diesem stillen Triumph, den nur kennt, wer den ganzen Weg geht.

    „Wenn der Tag vorbei ist, zählt nicht, wie weit du kamst – sondern ob du angekommen bist bei dir.“
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  • Au revoir Grand-Est, bienvenue Bourgogne

    1 апреля, Франция ⋅ 🌬 11 °C

    Tag 22
    19 km
    576 km gesamt

    Howdy, Freunde des rauen Pfads.
    Wer heute noch glaubt, der Jakobsweg sei bloß eine hübsche Wandertour mit Blümchen am Wegesrand und Pilgerstempel zum Frühstück, der hat den Schuss nicht gehört.
    Dies hier ist kein Spaziergang. Dies ist der Chemin des Allemands – ein alter Pfad, der dich nicht fragt, ob du bereit bist. Er nimmt dich mit oder spuckt dich aus. Heute war ich wieder unterwegs. Kein Pferd unter dem Hintern, nur meine Stiefel im Staub. Zweiter Tag. Von Auberive nach Grancey-le-Château. 17 Kilometer, die es in sich hatten. Nicht wegen der Distanz – sondern wegen der Seele dieses Wegs.
    Ein Trail, so ehrlich wie ein alter Colt.

    Der Weg: Vom Frost in die Freiheit
    Ich bin früh aufgewacht, eingehüllt in die Kälte wie in eine raulederne Decke. Die Unterkunft in Auberive – das Maison du Charbonnier – hatte keinen Ofen. Draußen war’s gefroren, drinnen auch. Frühstück? Zwei starke Kaffees, ein paar Brocken Brot, mehr brauchst du nicht, wenn du weißt, dass der Tag dich prüft.

    Ich packte meine Sachen. Der Rucksack saß wie ein treuer Sattel auf dem Rücken. Raus aus dem Tal, rein in den Nationalpark Forêts. Und Junge, dieser Wald – der war was für Reiterseelen. Alte Bäume, still wie ein Indianer vor dem Angriff, der Boden weich und federnd. Das Val Clavin – ein Tal wie aus einer vergessenen Ballade. Still, kühl, ehrfürchtig. Die Sonne stand tief, der Himmel blau, doch ein eisiger Nordostwind peitschte durch die Baumwipfel. Als würde der Winter nochmal die Zähne zeigen, bevor er abzieht.

    Nach ein paar Stunden stand ich in Vivey. Ein Weiler, kaum ein Dutzend Häuser. Aber da war dieser Rastplatz – Tisch, Bank, Brunnen mit kaltem Wasser. Ich ließ mich nieder. Trank. Kaute einen Müsliriegel, der sich wie ein Stück Zunder im Mund anfühlte. Aber das war egal. Ich war draußen. Ich war frei.

    Die Straße nach Nirgendwo
    Hinter Vivey kam ein Stück Asphalt, aber so einsam wie ein Saloon nach Sonnenuntergang. Kein einziges Auto kam mir entgegen. Nur ich, der Wind, und der Rhythmus meiner Stiefel auf dem Teer. Ein Mann auf der Straße – kein Ziel, nur Richtung.

    Dann: Lamarguelle-du-Bois. Ein Geisterort. Keine Menschenseele zu sehen. Fensterläden geschlossen, Türen zu. Unter einer alten Linde fand ich Zuflucht. Setzte mich, lauschte dem Wind, dachte an nichts. Der Trail nimmt dir den Lärm im Kopf. Und lässt dich fühlen, was bleibt.

    Dann kam der Anstieg. Rauf in den Wald, steil, schweißtreibend. Hier endet die Champagne. Und du trittst ein ins Burgund. Die Luft roch nach Erde, Moos und Vergangenheit. Ich überquerte die Grenze ohne Schild, ohne Pomp – nur ein Gefühl in der Brust, dass sich was verändert hat. Der Westen beginnt nicht mit einem Ort. Sondern mit einer Haltung.

    Kurz darauf tauchte die Ferme de Borgirault auf. Ein Reiterhof, verwittert, lebendig. Pferde auf der Weide. Hühner im Hof. Ein alter Mann, Hut auf dem Kopf, grüßt mich mit einem knappen:
    „Vous êtes pèlerin?“
    Ich nicke.
    „Alors, bon courage, cow-boy.“
    Ich grinse. Genau mein Stil.

    Ziel erreicht, Seele satt
    Grancey-le-Château tauchte plötzlich auf. Der Weg führte hinab, die Beine brannten, der Wind biss. Ein kleines Schloss auf einem Hügel, eine Kirche, und stille Gassen. Mein Ziel. Ich schlenderte durch den Ort. Der Lebensmittelladen war dicht – seit Monaten. Kein Problem. Ich hatte Wasser, ein paar Nüsse – und eine Einladung.

    Im alten Pfarrhaus, meiner Unterkunft, warteten meine Gastgeber schon. Eine einfache, warme Stube. Holzofen, dicke Decken. Und – ein Abendessen, das mich umhaute.
    Boeuf Bourguignon, kräftig und tief wie der Boden unter meinen Füßen. Dazu ein Stück Brot, rotweingetränkt wie ein Gedicht. Wir redeten auf Französisch, lachten.
    Die Straße macht dich hungrig – nach Essen, nach Begegnung, nach echten Momenten.

    Gedanken am Feuer
    Was mich heute bewegt hat?
    Nicht die Kälte, nicht der Aufstieg, nicht die Leere in den Dörfern.
    Es war dieser Moment am Rand des Waldes.
    Als ich innehielt. Als der Wind durch die Bäume rauschte wie ein Chor alter Cowboys.
    Da wusste ich: Ich bin nicht auf der Flucht. Ich bin auf der Suche. Nach dem, was bleibt, wenn alles andere schweigt.

    Abgesattelt. Für heute.
    Der Tag war kurz, aber kein bisschen leicht.
    Der Chemin des Allemands zeigt dir nicht nur die Landschaft. Er zeigt dir dich selbst – ohne Filter, ohne Ausrede.
    Wer hier läuft, läuft gegen den Wind. Und manchmal, ganz selten, läuft man mit ihm.

    TrailSoulKev out.
    Und denkt dran:
    „Ein Mann, der den Wind im Gesicht spürt, braucht keinen Kompass. Er weiß, wo’s langgeht.“

    Bis morgen, wenn’s wieder heißt: Staub fressen. Freiheit atmen. Weiterziehen.
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  • Auberive

    31 марта, Франция ⋅ ☀️ 11 °C

    Tag 21
    30 km
    557 km gesamt

    Howdy, Weggefährten.

    Der erste Tag liegt hinter mir. Die Stiefel sind staubig, die Schultern schwer, aber das Herz schlägt frei wie ein Mustang auf offener Prärie. Der Chemin des Allemands – das ist kein Spaziergang für Sonntagswanderer. Das ist ein rauer Ritt. Ein alter Trail, der dich fragt, wer du wirklich bist, wenn die Sonne dir ins Genick brennt, der Wind dir ins Gesicht schlägt und du nur eins hast: deinen Willen, weiterzugehen.

    Heute war der Auftakt. Dreißig Kilometer. Eine verdammte Ansage. Von Langres runter ins Tal und wieder rauf auf die Hochfläche. Die Stadt liegt auf einem Berg wie eine alte Festung, und als ich loszog, blies der Wind mir kalt ins Gesicht, als wollte er sagen: „Zeig, was du kannst, Cowboy.“

    ---

    Der Weg:

    Der Abstieg war steil, steinig und schmal – wie ein Gebirgspfad im Grenzgebiet zwischen Freiheit und Wahnsinn. Die Sonne hing tief, noch schwach, aber schon wach. Ich trat raus aus dem Schatten der alten Mauern von Langres, rein in die offene Weite. Der Boden war feucht vom Tau, und die ersten Kilometer fraßen sich durch die Oberschenkel wie ein alter Revolvermann, der’s noch drauf hat.

    Mit dem Stausee „La Mouche“ kam Perrancey-les-Vieux-Moulins – verschlafen, still, als würde dort seit Jahrzehnten keiner mehr laut lachen. Ich ließ den Asphalt zurück, folgte einem alten Forstweg am Wasser entlang, dann durch offenes Land. Immer wieder kam der Wind wie ein alter Kamerad – mal stützend im Rücken, mal fordernd von vorn. Keine Gnade, aber auch kein Verrat. So ist er halt, der Wind auf diesem Trail: ehrlich.

    Noidant-le-Rocheux kam und ging. Kaum eine Menschenseele, nur ein Hund, der mich vom Gartenzaun aus mit halb geschlossenen Augen musterte. Ich nickte ihm zu wie einem alten Bekannten, der weiß, dass man reden kann – aber nicht muss.

    Dann die Schlucht. Ein Geschenk. Kühl, feucht, still. Frühblüher überall – kleine Farbtupfer in einer Welt aus Moos und altem Laub. Ich atmete tief durch. Da war sie wieder, diese Ruhe, die der Weg manchmal bringt, wie eine Hand, die sich auf dein Herz legt und sagt: „Du bist richtig hier.“

    ---

    Rast und Weiterweg:

    In Perrogney-les-Fontaines hab ich Rast gemacht. Brot, ein Stück salziger Langres-Käse, ein paar schwarze Oliven und etwas Salami. Kein Festmahl, aber das beste Essen ist das, was du dir selber mit Staub in den Schuhen verdient hast. Eine alte Frau kam vorbei, nickte mir zu und sagte: „Vous venez d’Allemagne?“ Ich grinste, wischte mir den Schweiß von der Stirn und sagte nur: „Oui, je marche vers Dijon.“
    „Bon courage, pèlerin. Le soleil est fort aujourd’hui.“
    Sie hat recht behalten. Die Sonne wurde mit jeder Stunde gnadenloser.

    Nach der Rast der Gipfel: Le Haut du Sec – 516 Meter, aber es fühlte sich an wie doppelt so viel. Der Körper schrie, aber der Blick… der war es wert. Von da oben war die Welt weit. Ich sah nichts außer Hügel, Wald, Himmel. Da draußen – irgendwo – lag mein Ziel. Aber heute? Heute war ich einfach nur hier.

    Dann ging’s runter in ein langes, schnurgerades Stück Wald. Zehn Kilometer wie mit dem Lineal gezogen. Der Boden federte, die Vögel sangen, und die Gedanken wurden leiser. Kein Empfang, keine Stimmen – nur ich, mein Schritt, mein Atem. Und das war gut so.

    ---

    Auberive:

    Am späten Nachmittag kam ich in Auberive an. Eine kleine Pilgerherberge am Ortsrand. Schlicht, aber sauber. Die Dusche war kalt – und verdammt, sie fühlte sich an wie der erste Regen nach einer Dürre. Ich stand da, ließ das Wasser über mich laufen und dachte: „Du bist ein Glückspilz, Cowboy. Du bist frei.“

    Im kleinen Laden hab ich eingekauft: Brot, Abendessen, ein Apfel für morgen. Und ein Bier – eiskalt. Ich saß draußen auf einer Bank, blickte auf den Horizont, die Sonne war tiefrot, die Luft roch nach Erde und Rauch. Ich trank langsam. Das war kein Bier. Das war ein verdammter Sieg.

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    Reflexion:

    Heute ging’s nicht nur ums Gehen. Es ging ums Durchhalten. Ums Vertrauen. In die Karte, in die Beine, in die eigene Sturheit. Wer diesen Weg geht, der spielt nicht Sightseeing. Der spielt Poker mit den Elementen – und hofft, dass er die besseren Nerven hat.

    Der Weg erinnert dich daran, wie klein du bist – aber auch, wie stark. Wenn alles still ist, spürst du, wer du wirklich bist. Kein Lärm, kein Ablenken. Nur du. Und der Trail. Und wenn du dann am Abend in der Herberge liegst, mit müden Knochen und vollem Bauch, dann weißt du: Das ist echtes Leben. Nicht bequem, nicht einfach. Aber ehrlich. Und ehrlich ist verdammt nochmal genug.

    ---

    Abendessen:

    Heute gab’s Spaghetti Bolo, selbst gekocht. Mehr braucht’s nicht. Wenn du den ganzen Tag draußen warst, schmeckt sogar der kleinste Bissen wie ein Festessen im Saloon.

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    Schlusswort:

    So war Tag 1. Dreißig Kilometer Staub, Sonne und Schweiß. Keine Ausreden, kein Zurück. Nur ein Ziel: weiter. Wer hier rausgeht, ist nicht auf der Suche nach Wellness. Sondern nach Wahrheit.

    „Wenn du reiten willst, Cowboy – dann steig in den Sattel und halt dich fest. Der Weg fragt nicht, ob du bereit bist.“
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  • Rückkehr zum Trail

    30 марта, Франция ⋅ ☁️ 10 °C

    Moin, Partner – das war heute kein Ritt, das war ein wilder Rodeo-Tag auf Schienen.

    Der Morgen begann so, wie nur echte Aufbrüche beginnen: mit müden Augen, festem Griff am Rucksack und der unerschütterlichen Gewissheit, dass der Weg ruft. 6:50 Uhr – Abfahrt am Westbahnhof von Jena. Noch bevor die Sonne ihre Colts gezückt hat, saß ich schon im Zug, bereit, dem Ruf des Chemin des Allemands zu folgen.

    Letzten Sommer hatte ich meine Wanderung in Langres unterbrochen. Jetzt, Monate später, zieht es mich zurück. Zurück auf den staubigen Pfad der Erkenntnis, der Stille und der schmerzenden Füße. Ich wusste: dieser Tag wird lang – aber keiner hatte mir gesagt, dass er auch verdammt laut werden würde.

    Erfurt – Kaffee, Stiefel, Wind.
    Erstes Lager in Erfurt. Eine Stunde Aufenthalt – gerade genug, um die Knochen zu strecken, in die aufgehende Sonne zu blinzeln und dem Rhythmus der Stadt zu lauschen. Ich trank meinen Kaffee wie ein echter Trail-Veteran: schweigend, mit Blick in die Ferne.

    Dann: ICE Richtung Süden. Klingt harmlos. War’s aber nicht.
    Der Zug kam aus Berlin – und er war voll. Nicht mit Pilgern. Nicht mit Reisenden. Sondern mit einer Horde wildgewordener Fußballfans aus der Hauptstadt, die offenbar auf dem Weg nach Freiburg waren, um dort ihre Farben zu verteidigen – oder zu verlieren, wer weiß das schon.

    Sie trugen Trikots, Fahnen und sehr viel Bier.
    Irgendwann muss einem von denen der Kragen geplatzt sein. Was genau er der Schaffnerin an den Kopf warf, blieb unklar – aber es war die Sorte "Ende-für-dich-und-ab-ins-Gefängnis". Die Bahn rief die Staatsgewalt. Der Kollege wurde noch am Bahnsteig aus dem Zug geholt. Für ihn endete der Tag nicht in Freiburg, sondern wohl in einer Zelle mit Aussicht auf Stahlgitter. Für uns alle anderen: 35 Minuten Verspätung.

    Dann der nächste Schlag: der Zug fährt aufgrund der Verspätung nicht bis zum Schweizer Bahnhof in Basel, sondern endet am Badischen Bahnhof.
    Kein Plan, keine Durchsage, keine Gnade. Ich musste rennen. Sprint durch den Bahnhof wie ein Bandit auf der Flucht vor’m Sheriff – nur, dass ich dem nächsten Zug hinterherjagte, nicht davon.

    S-Bahn geschnappt, durchgeruckelt, rausgehüpft, umgestiegen – und siehe da: Ich hab ihn gekriegt. Den Anschlusszug nach Frankreich. Wenn man im Wilden Westen überleben will, muss man schneller sein als der Plan.

    Mulhouse, Belfort, Langres – der Trail wird sichtbar.
    Der Rest war wie Reiten durch abgelegenes Gelände. Keine Menschenmassen mehr, keine Schreierei, nur noch das Rattern der Regionalzüge und das Gefühl, dass die Zivilisation langsam bröckelt.

    Langres begrüßte mich wie ein alter Bekannter: windgepeitscht, stolz und auf seinem felsigen Hochsitz thronend. Die Stadt liegt wie eine Westernstadt am Rande der Wildnis – ein Platz für letzte Gedanken, letzte Mahlzeiten, letzte Zweifel.

    Ein vorbestellter Rufbus kutschierte mich die letzte Etappe hoch auf das Plateau, direkt vors Hotel. Die Sonne hing schon tief, als ich mich noch einmal frisch machte und durch die alten Mauergassen zog, um etwas zu futtern. Nicht gerade Bohnen mit Speck am Lagerfeuer, aber herzhaft genug, um mich für morgen zu rüsten.

    Denn morgen ist es soweit.
    Dann heißt es wieder: Stiefel schnüren, Blick nach vorn, und der erste Schritt auf dem Trail. 30 Kilometer durch Wälder, über Hügel, vorbei an der Abtei von Auberive – und rein in die Stille des Weges.

    Ich geh diesen Weg nicht, um anzukommen. Ich geh ihn, weil der Ruf in mir brennt.
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  • Die Rückreise

    28 июня 2024 г., Франция ⋅ ☁️ 22 °C

    Howdy, Pilgerfreunde!

    TrailSoulKev meldet sich zurück, und Mann, war das 'ne Tour! Nachdem ich 'ne ordentliche Mütze Schlaf bekommen hab und beim Frühstück richtig reingehauen hab, bin ich aus Langres aufgebrochen. Runter zum Bahnhof – 140 Höhenmeter hinab, als wär's nix. Aber lasst euch sagen, das war kein Zuckerschlecken. Die olympische Flamme war gerade in der Stadt, also Straßen gesperrt, Menschenmengen überall, keine Busse, keine Taxis. Da musste ich meinen Cowboyhut festhalten und die Sporen anlegen.

    Aber keine Sorge, ich hab's pünktlich zum Bahnhof geschafft. Zwei-ein-halb Stunden Bahnfahrt später war ich wieder in Toul. Einige Orte auf der Strecke kamen mir bekannt vor, wie alte Freunde, die man nach 'ner langen Zeit wieder trifft. Und da stand er, mein treuer Truck, bereit für die Heimfahrt. Wir sind zusammen über die Straßen gedüst, wie zwei alte Cowboys auf 'nem gemeinsamen Ritt.

    Ein großes Dankeschön an euch, meine treuen Follower, für euer Interesse und die mentale Unterstützung auf diesem Weg. Ohne euch wär's nur halb so spannend gewesen. Bis zum nächsten Abenteuer, bleibt locker und lasst euch den Staub der Wege nicht zu Kopf steigen!

    Euer TrailSoulKev 🚶‍♂️🤠
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  • Langres

    27 июня 2024 г., Франция ⋅ ☁️ 23 °C

    Tag 20
    25 km
    527 km gesamt

    Howdy, liebe Wanderkumpel und Truckerfreunde! Hier ist euer TrailSoulKev, live und in Farbe, direkt vom Chemin des Allemands. Heute erzähle ich euch vom letzten Ritt, der sechsten Etappe, die mich von Montigny-le-Roi nach Langres geführt hat. Setzt euch hin, lehnt euch zurück und lasst euch von meinem Abenteuer durch die Wildnis Frankreichs erzählen.

    Der Morgen dämmerte, als ich mein Zelt in Montigny-le-Roi abbauen und meinen Rucksack schultern musste. Die Luft war frisch und klar, ideal für den letzten Marsch dieses epischen Trails. Wie die letzten Tage schon, führte mein Weg mich immer wieder über die alte Römerstraße, ein beeindruckendes Erbe längst vergangener Zeiten. Diese Straße ist ein ständiger Begleiter, mal als modern ausgebaute Landstraße, mal als gerader Feldweg, der schnurgerade durch die Felder zieht.

    Balance und Zufriedenheit – diese Worte klingen mir im Kopf nach, während ich meinen ersten Schritt des Tages mache. Der Weg vor mir ist ein Symbol für das Gleichgewicht im Leben: mal leicht und eben, mal steinig und steil. Es geht nicht nur darum, voranzukommen, sondern auch darum, den Moment zu genießen und die Balance zu finden zwischen Anstrengung und Ruhe.

    Nach einem guten Stück Marsch erreichte ich Chauffourt, dessen Name treffend "heißer Ofen" bedeutet – passend zu den Temperaturen dieses heißen Tages. Am Ortseingang fand ich einen schönen Pausenplatz für Pilger mit einem Trinkwasserbrunnen. Die kühle Erfrischung war genau das Richtige, um die Hitze erträglicher zu machen und neue Kraft zu tanken. Hier, inmitten der Natur und mit klarem Wasser zur Abkühlung, fand ich eine tiefe Zufriedenheit. Es war ein Moment der Stille und Reflexion, der mir half, in mich hineinzuhorchen und meine Gedanken zu ordnen.

    Während meiner Wanderung durch den Wald, dachte ich daran, wie wichtig es ist, Balance zu finden – besonders in meinem neuen Beruf als Trucker. Die langen Stunden auf der Straße erfordern einen Ausgleich, um Körper und Geist gesund zu halten. Die Natur bietet mir diese Balance, sie erdet mich und gibt mir die Ruhe, die ich brauche.

    Kurz hinter Changey erreichte ich die große Brücke über den Stausee "Lac de Charmes". Dieser Stausee, der im 19. Jahrhundert angelegt wurde, ist einer von vier Reservoirs, die den Canal de la Marne à la Saône speisen. Beim Bau wurde ein ganzes Dorf geflutet – die Überreste dieses alten Dorfes liegen nun unter den ruhigen Wassern des Sees. Die Brücke ist beeindruckend und bietet einen fantastischen Blick auf den Stausee und die umliegende Landschaft. In der Hitze des Tages war der See besonders verlockend, und so entschied ich mich, zur Abkühlung in den See zu springen. Das kühle Wasser war eine willkommene Erfrischung und bot eine weitere Gelegenheit, die Balance zwischen Anstrengung und Erholung zu finden.

    Stehend auf der Brücke, die über das ruhige Wasser führt, fand ich erneut einen Moment der Stille. Die Geschichte des gefluteten Dorfes unter mir erinnerte mich daran, wie das Leben ständig in Bewegung ist und sich verändert. Balance zu finden bedeutet auch, diese Veränderungen anzunehmen und sich ihnen anzupassen.

    Weiter ging es, schnurgerade auf der alten Römerstraße, in Richtung Langres. Das Plateau, auf dem die Stadt thront, war schon von weitem sichtbar. Ein majestätischer Anblick! Am Bahnhof von Langres machte ich halt, um mir schon mal das Rückfahrtticket nach Toul zu besorgen. Morgen um 11 Uhr geht es zurück, dorthin, wo mein treuer Truck auf mich wartet.

    Der Aufstieg nach Langres war steil und fordernd, aber die Anstrengung wurde mit einem grandiosen Blick auf die Stadt belohnt. Langres ist wie eine Zeitkapsel – eine Stadt mit Jahrtausenden an Geschichte, die sich in ihren alten Mauern und beeindruckenden Bauwerken widerspiegelt. Nachdem ich die alte Stadtmauer durchquert hatte, führte mich mein Weg direkt zur Kathedrale St. Mammes. Ein Ort der Ruhe und Besinnung, perfekt für den letzten Stempel meiner Pilgerwanderung.

    Beim Blick auf die weiten Felder und Wälder, die ich in den letzten Tagen durchquert habe, kam ich ins Grübeln. Diese Reise war nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch eine spirituelle. Jeder Schritt auf diesem uralten Weg hat mich näher zu mir selbst gebracht, meine Gedanken geordnet und mir eine tiefe Zufriedenheit beschert. Heute, auf der letzten Etappe, fühlte ich eine besondere Dankbarkeit – für die Natur, die Begegnungen und die Momente der Stille, die diese Reise so besonders gemacht haben.

    Zum Abschluss dieses denkwürdigen Tages gönnte ich mir ein gutes Essen in einem gemütlichen Restaurant in der Altstadt. Eine Pizza "Cowboy" mit Pommes, spare ribs, Wurst und bbq Sauce, begleitet von einem kräftigen lokalen Bier, rundete diesen Tag perfekt ab. Der Geschmack und die Atmosphäre waren wie ein Festmahl für die Sinne, eine Belohnung nach sechs Tagen harter Wanderung.

    Nun sitze ich hier, in einem Hotel in Langres, und lasse den Tag Revue passieren. Was für eine Reise! Jeder Schritt, jeder Atemzug und jede Begegnung waren es wert. Das Leben ist ein Abenteuer, und manchmal muss man einfach die Stiefel schnüren und losmarschieren, um es in seiner ganzen Fülle zu erleben.

    Bevor ich einschlafe, nehme ich mir einen Moment, um in mich hineinzuhorchen und drei Dinge aufzuschreiben, die mir geholfen haben, Balance und Zufriedenheit zu finden: die Natur erleben, tägliche Reflexionen und gute Gespräche. Diese drei Elemente werde ich auch in meinem Truckeralltag pflegen, um die Balance zu halten und Zufriedenheit zu finden.

    Also, Freunde, packt eure Sachen, schnappt euch eure Stiefel und geht raus in die Welt! Die Natur wartet, und das Abenteuer ruft. Und denkt immer daran: Der Weg ist das Ziel. Keep on truckin' und bis zum nächsten Mal, euer TrailSoulKev.
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  • Staubige Straßen entlang der Meuse

    26 июня 2024 г., Франция ⋅ ⛅ 26 °C

    Tag 19
    24 km
    502 km gesamt

    Howdy, Freunde der Freiheit und des Fernwehs! Hier ist euer TrailSoulKev, der wandernde Cowboy des Jakobswegs, und heute nehme ich euch mit auf den fünften Tag meines Abenteuers auf dem Chemin des Allemands. Macht es euch gemütlich, schnappt euch einen Kaffee oder einen Whisky und reitet mit mir durch die malerischen Landschaften Frankreichs.

    Mit dem ersten Licht der Morgendämmerung wachte ich auf, schwerfällig und müde von den Strapazen des Vortags. Doch nach einem kräftigen Frühstück war mein Geist wieder belebt und bereit für die nächste Etappe. Ein weiterer Tag, ein weiterer Schritt näher an mein Ziel in Langres. Heute würde mich der Weg von Doncourt-sur-Meuse nach Montigny-le-Roi führen, eine Strecke von etwa 24 Kilometern. Das Wetter war heute wieder sehr heiß, deswegen bin ich früh los.

    Ich sattelte meinen Rucksack und machte mich auf den Weg, erneut entlang der Bahnlinie, die mir seit gestern Gesellschaft leistet. Die Geräusche der vorbeirauschenden Züge erinnerten mich an die Rastlosigkeit des modernen Lebens, während ich in meinem eigenen Tempo durch die Natur schritt. Hier, in der Stille der frühen Morgenstunden, begann ich über meine Visionen und Ziele nachzudenken.

    Eine klare Vision und konkrete Ziele geben uns Orientierung und Motivation. Denke darüber nach, was du als Trucker erreichen möchtest und wie dein Leben in ein paar Jahren aussehen soll. Dieser Gedanke begleitete mich, während ich durch die weiten Felder marschierte, die unter dem goldenen Licht der aufgehenden Sonne erstrahlten.

    Bald erreichte ich einen riesigen Farmkomplex und verließ die Bahnlinie. Hier folgte ich der alten römischen Landstraße, die heute kaum mehr als ein schmaler Pfad durch die Felder ist. Es ist faszinierend, auf diesen geschichtsträchtigen Wegen zu wandeln, sich vorzustellen, wie vor Jahrhunderten römische Legionen diese Strecken marschierten. Genau wie diese Soldaten damals ihren Marsch in eine ungewisse Zukunft fortsetzten, so setze auch ich meine Wanderung mit einer klaren Vision vor Augen fort.

    Mein erster Halt war das Dorf Meuvy, das ebenfalls römische Wurzeln hat. Der Ort strahlt eine ruhige Beschaulichkeit aus, aber das, was wirklich auffällt, ist der merkwürdig verdrehte Kirchturm. Ein Zeichen der Zeit oder ein Baufehler? Ich konnte es nicht herausfinden, aber es verlieh dem Dorf einen skurrilen Charme. Hier machte ich eine kurze Pause, trank einen Schluck Wasser und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Wie sehe ich mich in fünf Jahren? Was sind meine beruflichen und persönlichen Ziele?

    Weiter ging es auf kleinen Landstraßen. Bassoncourt streifte ich nur kurz, bevor ich durch Lenizeul marschierte. Diese Käffer wirken, als ob hier seit Jahrzehnten kein Mensch mehr richtig gelebt hätte. Die Saloons geschlossen, die Stille ist erdrückend, und man möchte hier wirklich nicht tot überm Zaun hängen. Doch in dieser Stille fand ich eine gewisse Klarheit. Die Ruhe half mir, meine Gedanken zu ordnen und meine Ziele klarer zu sehen.

    Am Gehöft Damphal traf ich ein letztes Mal auf die Meuse. Hier ist der Fluss nur noch ein schmaler Wiesenbach, der sich durch die Landschaft schlängelt. Die Natur zeigt sich in ihrer bescheidenen, aber doch faszinierenden Form. In solchen Momenten spürte ich die Einfachheit und Schönheit des Lebens. Diese Reise ist mehr als nur eine körperliche Herausforderung; sie ist eine spirituelle Reise, ein Weg zu mir selbst. Jeder Schritt bringt mich näher zu meiner inneren Ruhe und meinem wahren Selbst.

    In der Ferne tauchte der Hügel von Montigny-le-Roi auf, mein heutiges Ziel. Mit jedem Schritt wurde die Silhouette klarer, und ich fühlte eine Erleichterung, die nur Wanderer nach einer langen Etappe kennen. Während ich weiterging, stellte ich mir vor, wie mein Leben als Trucker in fünf Jahren aussehen könnte. Ein klares Bild formte sich in meinem Kopf: ein Leben, in dem ich meine Leidenschaft für das Fahren mit meinen anderen Interessen und Hobbys vereinen kann.

    Auf dem Campingplatz angekommen, checkte ich ein und baute mein Zelt auf. Ich packte meinen Rucksackproviant aus: Couscous, getrocknete Tomaten und Käse. Dazu gab es ein großes Bier vom Campingplatz-Kiosk. Während ich da saß und mein Abendessen genoss, ließ ich den Tag Revue passieren. Die Überreste der alten Römerstraße, die verlassenen Dörfer und die Natur, die sich in ihrer ganzen Pracht zeigte. Diese Reise ist mehr als nur eine körperliche Herausforderung; sie ist eine spirituelle Reise, ein Weg zu mir selbst. Jeder Schritt bringt mich näher zu meiner inneren Ruhe und meinem wahren Selbst.

    Heute bewegte mich die Erkenntnis, wie vergänglich alles ist. Die einst mächtigen Römer, die verlassenen Dörfer, sie alle sind Zeugen einer Vergangenheit, die in Vergessenheit geraten ist. Doch genau diese Vergänglichkeit macht den Moment, das Hier und Jetzt, so kostbar. Dies inspirierte mich, meine Vision für die Zukunft zu formulieren und konkrete Ziele zu setzen. Ich nahm mir vor, meine Vision und meine Ziele aufzuschreiben, um sie greifbar zu machen.

    Während ich im Zelt saß, zog ein Gewitter auf. Der Regen prasselte auf die Plane, aber ich fühlte mich trocken und geschützt. Die Natur zeigte ihre Kraft, aber ich war vorbereitet und konnte den Moment in Ruhe genießen.

    So, Freunde, das war der fünfte Tag auf dem Chemin des Allemands. Ein Tag voller Geschichten, Begegnungen und Reflexionen. Manchmal ist es nicht das Ziel, das zählt, sondern die Reise selbst. In diesem Sinne, haltet die Zügel fest, reitet weiter und genießt jeden Moment. Denn wie ein weiser Cowboy einmal sagte: "Das Leben ist ein Ritt, also mach es zu einem verdammt guten."

    Bis zum nächsten Mal, euer TrailSoulKev.
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  • INTER MOSAM MOSONAMQVE

    25 июня 2024 г., Франция ⋅ 🌙 22 °C

    Tag 18
    31 km
    478 km gesamt

    Howdy Trail-Freunde!

    Hier ist euer TrailSoulKev, bereit, euch auf eine weitere Etappe meines Abenteuers auf dem Chemin des Allemands mitzunehmen. Heute ist der vierte Tag meiner Reise, und ich kann euch sagen, das war ein Ritt, der sich gewaschen hat! Mit 30 km war das die längste Etappe bisher, zum Glück flach wie der Rücken eines ruhigen Präriepferds. Also, Sattel festziehen und los geht’s!

    Ich starte früh in Neufchateau, als die ersten Sonnenstrahlen die Stadt in ein goldenes Licht tauchen. Die Luft ist frisch, und der Morgen verspricht einen klaren, sonnigen Tag ohne eine Wolke am Himmel. Während ich loslaufe, komme ich nicht umhin, an das Thema Loslassen zu denken – etwas, das mich schon seit Beginn dieser Reise begleitet.

    Die ersten zwei Stunden laufe ich auf einem Feldweg entlang der Bahnlinie. Das Geräusch der vorbeifahrenden Züge ist das einzige, was die Stille durchbricht. Diese Momente haben etwas Meditatives – der gleichmäßige Rhythmus meiner Schritte und das gelegentliche Rattern der Züge. Hier beginne ich, die Übung des Loslassens bewusst zu praktizieren. Mit jedem Schritt stelle ich mir vor, wie ich schwere Steine ablege, symbolisch für Ängste und Unsicherheiten, die ich mit mir herumtrage. Je mehr ich mich auf diese Vorstellung einlasse, desto leichter fühle ich mich.

    Nach einer Weile führt mich der Weg über einen Höhenzug und ich verlasse das Tal der Meuse, um ins Tal des Mouzon hinabzusteigen. Hier treffe ich auf eine alte, ruhige Landstraße, die sich scheinbar endlos geradeaus durch die Landschaft zieht. Diese Straße ist nicht irgendeine, sondern die Trasse einer alten römischen Fernstraße, die vor über 2000 Jahren gebaut wurde. Während ich meinen Weg fortsetze, stelle ich mir vor, wie römische Legionäre hier entlangmarschiert sind, dieselbe Sonne im Gesicht, dieselbe Erde unter den Füßen.

    Diese historischen Gedanken bringen mich zum Nachdenken über die Zeit und die Notwendigkeit des Loslassens, um Platz für das Neue zu schaffen. Die Legionäre mussten sicherlich auch vieles zurücklassen, um vorwärtszukommen – sei es in ihren Eroberungen oder in ihren persönlichen Leben. Ebenso reflektiere ich darüber, was ich in meinem eigenen Leben loslassen muss. Alte Gedankenmuster, Unsicherheiten, vielleicht auch vergangene Enttäuschungen – alles, was mich daran hindert, mein volles Potenzial zu entfalten.

    Die kleinen Orte Nijon und Graffigny-Chemin liegen wie Perlen an einer Kette auf meiner Route. Nijon, das sehr wahrscheinlich die antike römische Station Noviomagus war, lässt mich über die Zeit nachdenken, als diese Straßen noch das Rückgrat eines riesigen Reiches bildeten. In Nijon angekommen, ist die Hitze bereits drückend, und ich nutze die Gelegenheit, um mich im Dorfbrunnen abzukühlen. Mit dem Oberkörper tauche ich ins kühle Wasser und fühle sofortige Erleichterung. Bei jeder Gelegenheit fülle ich meine Wasserflaschen auf, denn die Hitze dieses Tages fordert ihren Tribut.

    In Graffigny-Chemin dann ein ergreifendes Zeugnis jüngerer Geschichte: Ein abgestürztes Flugzeug der Royal Air Force aus dem Zweiten Weltkrieg. Fünf britische Flieger und acht Soldaten fanden hier ihren Tod und sind in einem lokalen Friedhof beerdigt. Der Ort strahlt eine Ruhe aus, die einen still werden lässt und zum Gedenken einlädt.

    Während ich durch diese geschichtsträchtigen Landschaften wandere, komme ich nicht umhin, über die Vergänglichkeit der Zeit und die Beständigkeit des Weges nachzudenken. Jeder Schritt bringt mich nicht nur geografisch voran, sondern auch in meiner eigenen spirituellen Reise. Der Gedanke, dass ich denselben Pfaden folge wie Menschen vor Jahrhunderten, ja Jahrtausenden, verbindet mich auf tiefe Weise mit der Geschichte und der Menschheit. Heute hat mich besonders die Stille des Weges bewegt, die nur durchbrochen wurde von den Erinnerungen an die Vergangenheit, die in jedem Stein und jedem Hügel schlummern.

    Am Ende des Tages, als ich endlich Doncourt-sur-Meuse erreiche, finde ich Unterschlupf in einem gemütlichen B&B, wo mich die gastfreundliche Marie Claire willkommen heißt. Das Abendessen, das sie ihren Gästen serviert, ist ein Festmahl: Herzhaftes Tabouleh mit frischem Brot, leckere Pizza, eine Käseplatte und einem Glas Rotwein, das den Staub des Tages hinunterspült. Ein krönender Abschluss für einen langen Tag auf dem Trail.

    Bevor ich ins Bett falle, nehme ich mir Zeit, über das Loslassen nachzudenken. Ich schreibe auf, welche alten Gedankenmuster und Ängste ich loslassen möchte. Das Abwerfen dieser Lasten hat mich heute leichter gemacht und mir gezeigt, wie wichtig es ist, Raum für neue Erfahrungen und Erkenntnisse zu schaffen.

    So, Trail-Freunde, das war’s für heute. Dieser Tag war eine Mischung aus Geschichte und Natur, aus Stille und Reflexion. Manchmal ist der Weg das Ziel, und heute war definitiv einer dieser Tage. Ich falle nun erschöpft, aber zufrieden ins Bett und freue mich schon auf den nächsten Ritt.

    Bis zum nächsten Mal, bleibt wild und frei!

    Euer TrailSoulKev

    „Ein echter Cowboy weiß: Der Weg ist hart, aber jede Meile ist es wert.“
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  • Ruhetag in Neufchateau

    24 июня 2024 г., Франция ⋅ ☀️ 24 °C

    Tag 17
    8 km
    443 km gesamt

    Howdy, Freunde der offenen Trails und endlosen Weiten!

    Heute melde ich mich wieder als euer TrailSoulKev, direkt vom Chemin des Allemands. Der dritte Tag auf meinem Abenteuer zwischen Toul und Langres war ein echtes Erlebnis. Also schnappt euch 'nen Kaffee, setzt euch gemütlich hin und lasst mich euch erzählen, wie's mir ergangen ist.

    Der Morgen begann in Coussey, einem verschlafenen Dorf mit langer Geschichte. Hier in einem kleinen Hotel habe ich die Nacht verbracht und mich für den Tag gestärkt. Das Dorf war ruhig und friedlich, ein perfekter Ort, um die Wanderschuhe zu schnüren und loszuziehen.

    Während ich durch die Felder und Wälder wanderte, dachte ich an die Geschichte von Jeanne d'Arc und das Thema Selbstvertrauen. Jeanne d'Arc ist ein perfektes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, an sich selbst und seine Fähigkeiten zu glauben. Ein junges Mädchen, das den Mut hatte, auf ihre inneren Stimmen zu hören und ihrem Glauben zu folgen, trotz aller Widrigkeiten. Genau das brauchen wir auch in unserem Leben – Vertrauen in unsere Fähigkeiten und den Mut, unseren eigenen Weg zu gehen.

    Auf der zum Wander- und Radweg umfunktionierten Bahntrasse begegnete ich nur wenigen Menschen. Doch jeder, dem ich begegnete, grüßte freundlich und schien ebenfalls die Ruhe der Natur zu genießen. In diesen stillen Momenten nahm ich mir die Zeit, über meine bisherigen Erfolge und Fähigkeiten nachzudenken. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich mir selbst Französisch beigebracht habe. Es ist ein wahres Erfolgserlebnis, sich hier mit den Leuten verständigen und unterhalten zu können. Ein echter Beweis dafür, dass Selbstvertrauen und Ausdauer zu beeindruckenden Ergebnissen führen können.

    Nach ein paar weiteren Kilometern erreichte ich schließlich Neufchateau. Diese kleine Stadt ist eine wahre Perle Lothringens und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die römischen Wurzeln und die mittelalterlichen Mauern erzählen Geschichten von längst vergangenen Zeiten. In der Kirche und der Touristeninfo holte ich mir den Stempel für meinen Pilgerpass – ein kleines Ritual, das den Fortschritt auf meiner Reise dokumentiert.

    Neufchateau ist einer jener Orte, die man gesehen haben muss, um sie zu verstehen. Eine Mischung aus Alt und Neu, wo die Zeit scheinbar stillsteht. Auch wenn die Stadtmauern längst nicht mehr so imposant sind wie einst, spürt man hier noch immer den Geist vergangener Epochen.

    Heute habe ich viel über das Wandern selbst nachgedacht. Es ist mehr als nur Schritte setzen; es ist eine Reise in sich selbst. Der Gedanke an Jeanne d'Arc hat mich daran erinnert, wie wichtig es ist, an etwas zu glauben. Egal ob an höhere Mächte, die Natur oder an sich selbst – dieser Glaube gibt uns Kraft und Ausdauer.

    Was die körperliche Fitness betrifft, spüre ich deutlich, dass ich keine 20 und auch keine 30 mehr bin. Doch ich vertraue mir und meinem Körper, dass ich die Strapazen eines Anstiegs im Wald mit schwerem Rucksack schaffen werde. Es ist dieses Vertrauen, das mir die Kraft gibt, weiterzumachen und jede Herausforderung anzunehmen, die auf meinem Weg liegt.

    Heute Abend gibt's was Deftiges: ein herzhaftes Cassoulet, das ich auf dem Campingplatz gekocht habe. Mit frischem Brot aus dem Supermarkt und einem guten Glas Wein aus der Region – das perfekte Essen nach einem langen Tag auf den Beinen.

    So, Freunde, das war mein dritter Tag auf dem Chemin des Allemands. Es war ein Tag voller neuer Eindrücke, Ruhe und tiefen Gedanken. Jetzt heißt es, die Füße hochlegen und die Sterne über Neufchateau genießen.

    "Das Leben ist wie ein langer Ritt durch die Prärie – genieße jeden Moment, denn jeder Schritt bringt dich näher ans Ziel."

    Bleibt dran, bis morgen!

    Euer TrailSoulKev
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  • Überall Jeanne d'Arc

    23 июня 2024 г., Франция ⋅ ☁️ 22 °C

    Tag 16
    27 km
    435 km gesamt

    Howdy Partner!

    Heute gibt's wieder einen Schwank aus dem Leben von TrailSoulKev. Zweiter Tag auf dem Chemin des Allemands und es war ein Ritt, wie ihn selbst die hartgesottensten Cowboys schätzen würden. Also schnappt euch nen Kaffee, lehnt euch zurück und lasst mich euch mitnehmen auf die Reise von Chalaines nach Coussey.

    Der Tag begann frühmorgens, als die ersten Sonnenstrahlen die Nebelschwaden über der Maas durchbrachen. Doch bevor es richtig losging, hatte ich noch eine Verabredung. Mein Gastgeber Pascal hatte mich eingeladen, ihm beim Melken seiner Kühe zu helfen. Also machte ich mich auf zum Kuhstall, wo wir inmitten dampfender Atemwolken und dem leisen Brummen der Kühe einen ganz anderen, aber nicht minder faszinierenden Start in den Tag hatten.

    Nach der Arbeit im Stall und einem herzhaften Frühstück schnürte ich meine Stiefel und machte mich auf den Weg. Meine ersten Schritte führten mich auf eine kaum befahrene Landstraße, die sich durch die beschaulichen Dörfer Sepvigny und Champougny schlängelte. Diese kleinen Orte sind wie Relikte einer vergangenen Zeit, wo die Welt noch in Ordnung schien und der Trubel der Moderne noch nicht Einzug gehalten hatte. Die alten Kapellen am Wegesrand zogen mich magisch an – obwohl ich mit dem da oben nicht viel am Hut habe, verspüre ich doch eine gewisse Ehrfurcht und ein Gefühl von Spiritualität.

    Während meiner Wanderung entlang der Maas hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Inmitten der Natur, fernab vom Alltag, fühle ich mich oft einem höheren Zweck nahe. Auch wenn ich nicht religiös bin, gibt es doch eine tiefe Verbindung zu dieser Erde, die mich immer wieder beeindruckt. Heute war so ein Tag, an dem diese Spiritualität besonders stark durchkam. Die Stille der Natur, die Einsamkeit der Wälder und das Wissen um die historischen Begebenheiten ließen mich reflektieren, was wirklich wichtig im Leben ist.

    In diesen Momenten der Einkehr stieg ein Gedanke immer wieder in mir auf: Dankbarkeit. Dankbarkeit hilft uns, den Fokus auf das Positive in unserem Leben zu richten. Sie gibt uns die Kraft, Herausforderungen zu meistern und das Gute in jeder Situation zu erkennen. Während ich meinen Weg fortsetzte, nahm ich mir Zeit, an all die Dinge und Menschen zu denken, für die ich dankbar bin. So eine Wanderung bietet reichlich Gelegenheit dazu, und je weiter ich ging, desto mehr fühlte ich, wie dieses Gefühl der Dankbarkeit mich durchströmte und meine Sicht auf den Tag veränderte.

    Als ich weiterzog, überquerte ich die majestätische Meuse und erreichte das beeindruckende Château Montbras. Von hier ging es bergauf und bergab, ein stetiges Auf und Ab, das mich sowohl körperlich als auch geistig herausforderte. Der Höhepunkt dieses Abschnitts sollte die Chapelle Notre Dame de Bermont sein, doch das Bauwerk enttäuschte ein wenig – verschlossen und unscheinbar. Dennoch, die Geschichte und die Atmosphäre des Ortes boten Raum für Reflexion und innere Einkehr.

    Nachdem ich Domremy-la-Pucelle durchquert hatte, kam ich an der imposanten Basilika vorbei, die Jeanne d'Arc geweiht ist. Hier oben, mit dem weiten Blick über das Maastal, wurde mir wieder einmal die Größe und Erhabenheit dieser Welt bewusst. Ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit durchströmte mich, als ich die atemberaubende Aussicht und die spirituelle Atmosphäre dieses Ortes in mich aufnahm.

    Wenig später, auf meinem Weg nach Coussey, kam ich an einem großen Garten vorbei, wo sich viele Menschen versammelt hatten. Eine Bühne, laute Musik und für mich ein Freibier – was für eine unerwartete und freudige Überraschung! Ich bedankte mich herzlich und genoss diesen Augenblick der Gemeinschaft und Freude.

    In Coussey angekommen, folgte jedoch die Ernüchterung. Es gab nichts zu essen im Ort außer Automaten-Pizza. Und zu trinken nur die halbe Flasche Wein, die ich gestern angebrochen hatte. Doch selbst in diesem Moment fand ich Grund zur Dankbarkeit. Die Pizza mag simpel gewesen sein, aber nach einem langen Tag auf den Beinen war sie ein kleiner Segen. Der Wein, obwohl nicht viel, war ein willkommener Begleiter beim Abschluss eines ereignisreichen Tages.

    Also, Freunde, das war der zweite Tag auf dem Chemin des Allemands. Ein Tag voller Geschichte, Natur und innerer Einkehr. Wie ein alter Cowboy-Spruch sagt: "Es sind nicht die Kilometer, die den Reiter formen, sondern die Erlebnisse auf dem Weg." In diesem Sinne, bleibt gespannt auf die nächsten Abenteuer und haltet die Zügel fest in der Hand. Und vergesst nicht, dankbar zu sein für jeden Schritt, den ihr auf eurem eigenen Pfad macht.
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  • Von der Mosel zur Maas

    22 июня 2024 г., Франция ⋅ ☁️ 18 °C

    Tag 15
    20 km
    408 km gesamt

    Hey Trail-Soulmates, hier ist TrailSoulKev, bereit, euch von meinem ersten Tag auf dem Chemin des Allemands zu berichten. Der Staub auf meinen Stiefeln erzählt von Abenteuerlust und Neugier. Also, schnallt euch an – es wird eine spannende Reise voller Geschichte, Natur und spiritueller Erkenntnisse!

    Der Tag begann früh am Morgen nach einem herzhaften Frühstück in meinem Hotel in Toul. Ich parkte mein Auto am Bahnhof, wo ich in sechs Tagen wieder eintreffen möchte. Mit jedem Schritt, den ich aus der Stadt hinaus in die Natur machte, fühlte ich die Last der alltäglichen Sorgen von mir abfallen. Der Weg entlang des Rhein-Marne-Kanals bot eine beruhigende Symphonie aus plätscherndem Wasser und zwitschernden Vögeln, die meinen Takt vorgaben. Während ich so dahinwanderte, dachte ich darüber nach, wie dieser Schritt, dieser Aufbruch ins Ungewisse, ein Symbol für den Mut zur Veränderung ist. Jeder Kilometer, den ich zurücklegte, erinnerte mich daran, dass jede große Veränderung im Leben mit einem kleinen, aber mutigen Schritt beginnt.

    Der Vormittag war von leichtem Regen begleitet, was die Wiesenwege zu einer nassen Angelegenheit machte. Der Weg führte mich entlang einer Bahnlinie und über matschige Feldwege nach Choloy-Menillot. Der kleine Ort war schnell durchquert, und bald stieg ich durch einen dichten Wald hinauf. Der Anstieg forderte meinen Körper, aber die frische Waldluft füllte meine Lungen mit neuer Energie. Oben angekommen, überquerte ich ein bewaldetes Plateau – der perfekte Ort für einen Moment der Einkehr und Besinnung. Hier nahm ich mir bewusst Zeit, um über meinen eigenen Mut nachzudenken. Wann hatte ich das letzte Mal wirklich Mut bewiesen? Der Schritt vom Lehrer zum Trucker war ein bedeutender Wandel, der mich herausforderte und gleichzeitig stärkte.

    Als ich aus dem großen Wald herauskam und eine Pause machte, traf ich auf einen älteren Dorfbewohner, der sich neugierig nach meiner Reise erkundigte. Seine freundlichen Worte und die Einladung zu einem kurzen Plausch gaben mir das Gefühl, willkommen zu sein. Diese Begegnungen zeigten mir, dass Veränderungen oft durch die Menschen um uns herum erträglicher und bereichernder werden.

    Der Abstieg führte mich in den charmanten Ort Rigny-St. Martin, wo mich eine hübsche runde Kirche begrüßte. Dieser Ort hat Geschichte: Im Sommer 1299 trafen sich hier ein König und ein Kaiser zur berühmten "Entrevue des Quatre-Vaux". Es war ein Ort des Friedens und der Verhandlungen, wo die Grenzen und Allianzen der damaligen Zeit besprochen wurden. Diese alte Geschichte erfüllte die Luft mit einer besonderen Aura. Sie erinnerte mich daran, dass Mut auch bedeutet, in schwierigen Zeiten Frieden zu suchen und Veränderungen anzunehmen.

    Nachdem ich Rigny-St. Martin hinter mir gelassen hatte, stand ein zweiter, niedrigerer Höhenzug auf dem Plan. Von oben konnte ich bereits mein Tagesziel sehen: Chalaines an der Maas. Der Anblick des kleinen Ortes und der umliegenden Felder war wie Balsam für die Seele.

    Am Nachmittag führte mich der Weg weiter durch offenes Land, vorbei an blühenden Wiesen und summenden Bienen. Ein leichter Wind trug den Duft von frischen Kräutern und Blumen zu mir herüber – ein wahrer Genuss für die Sinne. Endlich, am Nachmittag, erreichte ich Chalaines.

    Diese ersten Stunden auf dem Chemin des Allemands haben mich tief berührt. Jeder Schritt auf diesem historischen Pfad verbindet mich mit den unzähligen Pilgern, die vor mir hier entlang gewandert sind. Es ist, als würde ich ihre Geschichten und Gebete in der Erde spüren. Die Ruhe und die Natur geben mir Raum für meine eigenen Gedanken und spirituellen Reflexionen.

    Nach einem langen Tag auf den Beinen gibt es nichts Besseres als ein zünftiges Abendessen. Auf der pädagogischen Farm von Farmer Pascal darf ich übernachten und es mir in der Milchküche gemütlich machen. Ein Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg bin, denn beruflich werde ich als Milch-Trucker demnächst viele Milchküchen kennenlernen.
    Aus meinem Rucksack zauberte ich ein herrliches Mahl: ein frisches Baguette, das ich heute Morgen beim Bäcker gekauft hatte, ein Kanten Käse, eine würzige Salami, zwei saftige Tomaten, ein paar herzhafte Oliven und eine Flasche Rotwein. Gesättigt und zufrieden werde ich mich gleich in meinen Schlafsack wickeln und den Geräuschen der Nacht lauschen.

    Der erste Tag auf dem Chemin des Allemands war ein voller Erfolg. Die Mischung aus historischen Schauplätzen, atemberaubender Natur und herzlichen Begegnungen hat diesen Tag unvergesslich gemacht. Ich freue mich auf die kommenden Tage, die sicherlich noch viele Überraschungen und tiefsinnige Momente bereithalten werden. Möge euer Weg stets staubig und euer Herz leicht sein. Und denkt dran: Manchmal ist der Weg das Ziel, und manchmal sind es die Begegnungen und Erfahrungen, die ihn so besonders machen. Veränderungen erfordern Mut, aber dieser Mut wird durch die Reise und die Reflexion über unsere eigenen Stärken belohnt.
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  • Aufbruch ins Abenteuer

    21 июня 2024 г., Франция ⋅ ☁️ 18 °C

    **Prolog: Aufbruch ins Abenteuer – Meine Reise zum Chemin des Allemands**

    Der frühe Morgen hüllte die Eifel in dichten Nebel, als ich meinen Truck startete und mich auf den Weg machte. Das Brummen des Motors und die endlose Straße vor mir – das war mein Start in die Pilgerwanderung auf dem Chemin des Allemands. Die frische, feuchte Luft der Eifel zog durch die offenen Fenster, während ich durch die vertrauten Hügel und Wälder fuhr. Ein echter Cowboy weiß: Der Morgennebel ist wie der Rauch nach einem Schusswechsel – ein Zeichen dafür, dass die Dinge bald klarer werden.

    Als ich nach Norden Luxemburg erreichte, war der Nebel noch dichter. Die Fahrt durch das kleine, aber geschichtsträchtige Land verlangte Geduld, aber ich wusste, dass die Sonne bald die Oberhand gewinnen würde. Und tatsächlich, als ich mich Metz näherte, lichtete sich der Schleier, und die Welt wurde klarer, die Farben lebendiger. Metz, mit seiner prächtigen Kathedrale und den charmanten Straßen, bot eine willkommene Pause. Aber die Uhr tickte und Toul wartete.

    Nach 3,5 Stunden Fahrt kam ich in Toul an, die Nachmittagssonne tauchte die Stadt in ein warmes, goldenes Licht. Ich parkte meinen Truck und machte mich auf, die Stadt zu erkunden. Die engen Gassen und das alte Pflaster unter meinen Stiefeln erzählten Geschichten von längst vergangenen Zeiten. Toul, mit seiner majestätischen Kathedrale Saint-Étienne, war ein Anblick, der einem Cowboy das Herz höher schlagen lässt. "Wenn du wissen willst, wo du hingehst, schau, wo du herkommst," dachte ich mir und ließ die altehrwürdigen Mauern auf mich wirken.

    Ein Spaziergang entlang der alten Festungswälle war genau das Richtige, um den Staub der Reise abzuschütteln. Die Aussicht über die Stadt und das Land dahinter war beeindruckend – eine Mischung aus Geschichte und Natur, die mir Kraft und Ruhe gab. Ich konnte das Abenteuer in meinen Knochen spüren, die Vorfreude auf die bevorstehende Pilgerreise wuchs mit jedem Schritt.

    Mein Hotel in der Stadt war einfach, aber gemütlich. Ein rustikales Zimmer, das genau das bot, was ein Wanderer wie ich brauchte: Ein Bett, eine Dusche und ein Dach über dem Kopf. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, zog es mich wieder hinaus. Toul hatte ein Ass im Ärmel: Ein Musikfestival erfüllte die Straßen mit Leben und Freude.

    Die Klänge der Musik und der Duft von Streetfood zogen mich magisch an. Ich mischte mich unter die Leute, genoss die lebhafte Atmosphäre und probierte die köstlichen Leckereien von den Ständen. Ein Cowboy weiß: "Manchmal ist das beste Mahl das, das du auf der Straße findest." Das Essen war vielfältig und lecker – von saftigen Burgern bis zu exotischen Gewürzen war alles dabei. Die Musik erfüllte die Luft, und die Menschen tanzten und lachten, als ob es keinen Morgen gäbe.

    Mit vollem Bauch und einem zufriedenen Grinsen im Gesicht ließ ich den Abend ausklingen. Toul hatte mir gezeigt, dass auch in der Stille der Nacht das Leben pulsieren kann. Morgen würde meine Pilgerreise beginnen, und ich war bereit. Bereit, den Chemin des Allemands zu erobern, Schritt für Schritt, mit dem Geist eines Cowboys und der Seele eines Pilgers. Die Straße vor mir war lang, aber das Abenteuer hatte gerade erst begonnen.
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  • Kein letzter Schritt. Nur der Nächste.

    20 апреля 2019 г., Франция ⋅ ☀️ 20 °C

    Tag 14
    13 km
    378 km gesamt

    Villey-St. Etienne am Morgen. Die Sonne noch tief, der Kaffee stark, die Knochen müde — aber der Kopf? Frei. So wie’s sein muss am letzten Tag eines langen Trails.

    Es war nur noch ein kurzes Stück bis Toul. Nur ein paar Kilometer. Manche würden sagen: Spaziergang. Aber das ist das Ding, Partner — jeder verdammte Schritt zählt. Ob’s hundert sind oder hunderttausend. Wer draußen lebt, weiß das.

    Der Weg führte erst über weite Wiesen. Der Himmel war weit, der Boden trocken, und der Wind streichelte die Gräser wie ein alter Hirte seine Herde. Keine Dramatik. Keine großen Höhen. Nur dieses ehrliche Weiterziehen, das du irgendwann in jeder Sehne spürst.

    Dann kam der Wald. Dickicht. Schatten. Und da drin — wie Geister aus vergangener Zeit — zwei alte Festungen aus dem Ersten Weltkrieg. Betonklötze zwischen Bäumen. Stumm. Vergessen. Aber immer noch da. Geschichte schläft nicht. Sie wartet nur.

    Ich stapfte weiter. Raus aus dem Wald, rein ins Industriegebiet. Kein Postkartenmotiv. Kein "Wow". Aber weißt du was? Auch das gehört dazu. Wer draußen unterwegs ist, der nimmt alles mit. Staub, Dreck, Beton. Weil der Weg nicht fragt, ob dir die Aussicht gefällt. Der Weg fragt nur: Gehst du weiter?

    Und dann lag Toul vor mir. Altstadt. Stadttor. Brandruine. Und eine Kathedrale, die so mächtig in den Himmel ragte, als wollte sie dem Himmel selbst ans Leder.

    Ich schlenderte durch die Straßen. Kein Eilen. Kein Hetzen. Der Trail war heute nicht mehr mein Gegner. Der Trail war mein Freund geworden. Da war ein Supermarkt in einem alten Theater — sowas findest du nur, wenn du draußen unterwegs bist. Toul hatte Charme. Nicht laut. Nicht schrill. Sondern echt. So wie der Weg selbst.

    Aber irgendwann ruft das letzte Ziel. Der Bahnhof.

    Ich saß im Zug. Schaute aus dem Fenster. Die Landschaft zog vorbei — Felder, Wälder, Flüsse. Alles, was mich die letzten Tage begleitet hatte.

    Die Stiefel standen vor mir. Verstaubt. Verkrustet. Vom Weg gezeichnet. So wie es sich gehört.

    Weißt du, was der Weg am Ende macht?

    Er fragt dich nicht: "Bist du angekommen?"
    Er fragt dich: "Wann reitest du wieder los?"

    Denn wer einmal draußen war, wer einmal den Rhythmus der Schritte gespürt hat, den Wind im Gesicht, die Sonne im Nacken — der bleibt nie lange drinnen.

    Ich weiß nicht, wann ich wieder aufbreche. Vielleicht morgen. Vielleicht erst in Monaten. Aber eins ist sicher:

    „Der Trail wartet. Immer. Und ich werde wieder gehen.“

    TrailSoulKev — unterwegs zwischen Staub und Freiheit. Immer bereit. Immer draußen.
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  • Kein Goldesel, kein Palast – nur der Weg

    19 апреля 2019 г., Франция ⋅ ☀️ 19 °C

    Tag 13
    35 km
    365 km gesamt

    Pont-à-Mousson lag noch im Rücken, als ich in den Bus nach Montauville stieg. Weißt du, manchmal muss man klug reiten und nicht stolz. Der Jakobsweg wollte sich da oben im Hang verlustieren, aber ich hatte anderes im Sinn. Keine Lust auf Asphalt-Jonglage und Stadtgewusel. Der Trail führt mich raus, nicht rein.

    Also Bus. Kurz, schmerzlos, ehrlich. Runter zur Mosel bei Dieulouard — und da war wieder dieses Band aus Wasser, das sich durch die Landschaft zieht wie ein alter Fluss aus Geschichten und Staub.

    Der Weg schnitt 'ne Ecke ab, als hätte ein alter Trapper gesagt: "Da vorne wird’s kürzer, Partner." Ich folgte ihm. Und kam nach Liverdun.

    Verdammt schöne Stadt. Hoch oben über dem Fluss thronend wie 'ne Burg, die schon bessere Tage gesehen hat. Aber die Preise? Die dachten wohl, ich reite hier auf 'nem Goldesel durch Frankreich. 120 Tacken für ein Zimmer? In einer Privatpension? Nicht mit mir, Freunde.

    Ich stapfte zur Touristen-Info, holte mir meinen Pilgerstempel — das Ehrenzeichen für alle, die draußen leben — und fragte nach einem Schlafplatz. Und weißt du was? Die Menschen draußen sind oft besser als ihr Ruf. Man vermittelte mir ein Zimmer in Villey-St. Etienne. Zehn Kilometer weiter. Ein Ritt. Aber einer, den ich gern nehme. Weil der Weg der Weg ist. Und nicht das Ziel.

    Also runter zur Mosel. Wieder entlang dieses alten Flusses, der mich heute begleitet hat wie ein sturer Muli: Ruhig, aber unbeirrbar.

    Die Sonne brannte. 19 Grad. Der April machte keine halben Sachen. Die Luft roch nach Erde und Wasser. Und dann lag sie da — quer über meinem Weg: 'ne Schlange. Sonnenbadend. Völlig unbeeindruckt von einem staubigen Cowboy in Lederstiefeln.

    Weißt du, draußen begegnet dir alles. Menschen, Tiere, Stille. Und jedes Mal musst du entscheiden: Geh ich außen rum oder gerade drüber? Ich hab ihr den Vortritt gelassen. War ihr Tag.

    An einer Bucht der Mosel hielt ich noch mal an. Kaltes Getränk. Blick aufs Wasser. Stille. Das sind die Momente, für die du den Trail liebst. Nicht der Gipfel. Nicht der Stempel. Sondern das Innehalten mitten im Weg.

    Die letzten Kilometer nach Villey-St. Etienne waren pure Routine. Meine Beine kannten den Takt. Mein Herz sowieso.

    Dort fand ich Unterschlupf in einer privaten Pilgerunterkunft. Kein Luxus. Kein Pool. Aber ein Bett. Ein Dach. Und Menschen, die dir ein Lächeln schenken, ohne zu fragen, wer du bist oder woher du kommst.

    Weißt du, was draußen zählt? Nicht die Zahl deiner Schritte. Nicht die Länge deiner Etappen.

    Sondern ob du am Abend am Feuer sitzt und sagen kannst:

    „Ich bin meinen Weg gegangen. Geradeaus. Ehrlich. Ohne Schnickschnack.“

    TrailSoulKev – auf dem Weg, wo der Staub sich legt und die Geschichten wachsen.
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