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  • Day 12

    Die Schöne und das Biest

    October 11, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 19 °C

    Gleich vorweg. Mit der Überschrift sind NICHT Olaf und ich gemeint 😊

    Ruhig, fast lautlos war die Nacht. Nichts war zu hören, rein gar nichts. Bis auf Olaf sein Bettgeraschel und der Ankunft anderer Gäste in den anderen Zimmer. Bis auf Olaf sein rascheln war letzteres einmalig und von kurzer Dauer. Erstaunlich diese Stille und fast schon unheimlich, so dass ich schlecht geschlafen haben. Und gemessen am Rascheln, hat Olaf ebenfalls nicht so gut geschlafen. Das Rascheln kam daher zu Stande, dass unter dem Laken noch ein Matratzenschoner aus reinster Plastik war. Gut zum desinfizieren, schlecht fürs schlafen.

    Wir standen gegen 06:15 Uhr auf. Eigentlich wollten wir 15 Minuten später aufstehen, aber wir waren ja eh wach. Die Wäsche hing noch im Hof und ich holte sie rein. Etwas Klamm war sie noch, aber es war ok. Wir bereiteten das Frühstück vor und leider machten Mini-Ameisen uns einen kleinen Strich durch die Rechnung. Über Nacht sind diese kleinen Lebewesen über unsere Brote hergefallen und haben diese bevölkert. So mussten wir erst einmal die Brote von Ihnen befreien. Bei dem Baguette 🥖 ging das gut, bei dem anderen Brot war es schier unmöglich, die kleinen Plagegeister aus dem Brot zu klopfen. Aber das eine Baguette hat uns vollkommen gereicht. Zum Brot genossen wir noch die Guaven-Marmelade von Angel (erster Stopp auf der Insel), welche er uns mitgegeben hatte. Lecker 😋 war die.

    Das Packen der Rucksäcke gestaltete sich etwas schwieriger. Denn für die heutige Tour hatten wir mehr Proviant und auch Wasser gekauft. Alles musste irgendwie verstaut werden und wir haben es auch geschafft. Dann gingen wir zur Bushaltestelle. Wir sind ca. 6 km vorgefahren, um einen Teil der Strecke abzukürzen. Vorher habe ich das belächelt, jetzt bin ich Olaf für seine Idee sehr dankbar. Als wir aussteigen, kam uns noch einmal der Busfahrer persönlich entgegen weil er dachte, wir wären auf der Strecke falsch ausgestiegen. Nett von ihm. In Berlin wäre das undenkbar.

    Da wir oberhalb einer Schlucht waren, mussten wir erst in diese hineinsteigern. Auf engen Pfaden mit teilweise kaputten Beton-Treppchens, ging es recht steil abwärts. Unterwegs konnten wir einen herrlichen Sonnenaufgang genießen 😊. Ein steiniger Weg führte durch die Schlucht. Hundegebell war zu hören, aber das Orten war sehr schwer. Wir verließen den Weg und gingen einen anderen Trampelpfad immer mäßig aufwärts, um dann an einer kleinen asphaltierten Straße heraus zu kommen. Dieser folgten wir etwas über die Erhebung, um so dann erneut in die Schlucht (Barranco) hinab zu steigen. Diesmal war es der den wir aufwärts gehen wollten - Barranco Cernicalos (Falkenschlucht)

    Es war ein schöner Beginn. An einem gemauerten Wasserrinnsal, gingen wir mäßig bergauf. Es war schattig und recht Grün. Hin und wieder führte der Weg über dieses Rinnsal und dann quer durch einige Schilfwälder. Wir hatten sehr viel Spass und Freude. Auch hörten wir manchmal ein paar Falken rufen. Dadurch hat diese Schlucht den Namen erhalten. Bekannt war diese Schlucht auch für Ihre verschiedenen kleinen Wasserfälle. Allerdings waren einige schwer und nur durch klettern über Felsen und Abhängen zu erreichen. Das erschwerte die Wanderung ziemlich, denn da ich unter Höhenangst leide, war das eine enorme Herausforderung für mich. Aber Olaf half mir mit seiner ruhigen und souveränen Art und Weise auch diese Situationen zu meistern.

    Die von Olaf geplante Route führte nach links. Auf der Karte von der Wander-App war zu erkennen, das die Wegführung gestrichelt war. So entschieden wir uns nach meinem Dafürhalten für eine andere Route - was ein großer Fehler war. Denn es gab mehr als eine gefährliche Situation an Klippen, Abhängen und extrem schmalen Pfaden. Immer wieder mussten wir umkehren und erneut eine andere Route nehmen, an felsigen Abhängen hoch bzw. runter klettern und das meist an sehr tiefen Abgründen. Ich zweifelte schon langsam, ob wir es je dort raus schaffen würden. Immerhin hatten wir ausreichend Proviant und Wasser mit, um im Notfall 🚨 in einer der vielen kleinen Höhlen zu übernachten. Zusätzlich kam hinzu, dass wir keinen Empfang mit dem Smartphone hatten. Es kam uns auch niemand entgegen, wir waren vollkommen allein auf uns gestellt. Erneut half uns Olaf seine ruhige Art auch diese Situation zu meistern und folgten diversen Pfaden, um dann endlich auf einen etwas breiteren und offizielleren Weg zu kommen. Ich selbst habe mir dabei mehrfach die Unterarme an den Sträuchern und Kakteen 🌵 aufgekratzt und bin einmal mit dem rechten Arm auf einen Kaktus gefallen. An Ort und Stelle musste ich mir erst einmal die ganzen Stacheln aus dem Unterarm ziehen und das an einem schmalen Weg am Abhang stehend.

    Wir machten ein Pause an einem schattigen Platz mit einem kleinen Wasserfall. Dort aßen wir etwas und suchten noch nach ein paar Stacheln. Dann ging es weiter und der Weg wurde endgültig zum Biest. Es ging nur bergauf. Von 400m folgten wir dem kleinen Weg, der mal zum Pfad und dann wieder zur Sandstrasse wurde, bis auf 1440m und das ganze 3 Stunden lang. Es schien die Sonne und es war nicht so wie an den Vortagen, dass mittags Wolken aufzogen. Die Sonne brannte ohne unterlass während wir uns den trockenen und staubigen Weg nach oben schleppten. Die Abstände der Pausen lag zum Schluss bei 5 Minuten. Aber auch das schafften wir und waren sehr froh, endlich den höchsten Punkt unserer Tour gemeistert zu haben.

    Von da an ging es erst eben, dann später nur noch bergab. Was an den Knien zu spüren war. Der Weg war teilweise sehr geröllig und man musste auf jeden tritt achten. Endlich - endlich erreichten wir das Ziel. Kurz davor war ein Restaurant und wir tranken jeder jeweils zwei Cola. Nach der Pause gingen wir zum Restaurant/Hotel. Dabei handelte es sich wieder um Örtlichkeiten, welche als Höhle in den Fels gehauen waren. Im Restaurant meldeten wir uns an und wurden von einer Frau, die meiner Meinung nach wie Liza Minelli aussah, zu unserer Höhlenunterkunft geführt. In der Höhle gab es alles. Fließend warmes Wasser, Dusche und Toilette, eine voll ausgestattete Küche und ein Wohnbereich. Ebenso vorgelagert eine kleine Terrasse.

    Nach einer Stunde Erholung, gingen wir uns die Gegend anschauen. Es gab vorweg gesagt nur Höhlen und in diesen Höhlen war entweder ein Restaurant, ein Hotel, Eigentumswohnungen oder ein Keramikgeschäft. Das ganze treiben hier war auf Touristen ausgelegt, welche den Tag über in Massen hier auftauchten. Wirklich schön und spannend war das Restaurant „TAGOROR“, zu dem auch scheinbar unsere Höhlenwohnung gehörte. Innen drinnen war ein regelrechtes Labyrinth aus Gängen mit kleinen Nischen mit Tischen, aber auch ein kleiner (zweiter) Kreamikladen. Man fühlte sich wirklich, und man war es ja auch, wie in einer Höhlen mit ganz vielen Gängen.

    In dem anderen Keramikladen kauften wir eine Flasche Weißwein und tranken diese zum Sonnenuntergang auf unserer Terrasse mit Sicht in die Schlucht.

    Die Schöne und das Biest. Die Schöne war die Natur und das Biest der spätere Weg 😊
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