• Nach all der Gastfreundschaft in Zubair ist mein Ziel ein ruhiges Fleckchen zu finden. So verlasse ich Zubair und mache einen Stopp in der drittgrößten Stadt des Iraks. Mit 2 Millionen Einwohnern ist dort ziemlich viel los. Der Verkehr chaotisch und heiß ist es auch. Parken? Warum nicht einfach bei der Ansammlung der Polizisten! Ich frage und sie heißen mich herzlich Willkommen. Es ist absolutes Halteverbot- eingeparkt werde ich hier nicht👍!

    Ich schlender durch die Straßen, probiere eine Uniform an und bin kurz davor diese zu kaufen. Für den Karneval perfekt. Aber mein Platz ist begrenzt. Immer diese Vernunft😅!

    Dann geht's durch Verkehrschaos aus der Stadt. Mein Weg wird zu einer sandigen Piste und schlängelt sich am Flusslauf den Schatt al-Arab flussaufwärts. Ein Bäcker hat Ladung aus seinem Tuk Tuk verloren. Alle stoppen und gemeinsam wird das Zwieback ähnliche Gebäck wieder eingesammelt. Keiner hupt, keiner drängelt.

    Die folgende Straße ist im Aufbau. Vielleicht 10km pro Stunde.
    Zweimal stoppe ich kurz am Wegesrand, zweimal möchte man mich zum Essen einladen. Es ist später Nachmittag und ich brauche einen Stellplatz. Am Besten am Wasser und etwas abgeschieden. IOverlander und Co bieten in dieser Region nichts. Von Reisenden gänzlich unerschlossen. Nach vielen Suchen finde ich etwas geeignetes. Zwei junge Männer sind sofort bei mir. Sie stimmen zu und räumen den Weg frei. Abgeschieden ist nun relativ. Es gibt einiges an Besuch. Der Platz ist schön und Abgeschiedenheit wird im Irak wohl schwierig😁.

    Gegenüber wird ungenutzt Gas abgefackelt. Es wird stattdessen aus dem Iran zugekauft. Ein Politikum. Der Abend wird gesellig. Lagerfeuer, Tee, nette Gespräche. Die Dorfbewohner sind mega nett und bringen vereinzelt Geschenke mit. Tag 2 bringt weitere neugierige Kinder und Erwachsene. Am Abend bin ich zum Abendessen bei meinen Nachbarn eingeladen. Das Haus ist riesig. Der Raum für Besucher sehr fein. Nach und nach füllt sich der Raum. Insgesamt nehmen 18 fein gekleidete Herren am Fastenbrechen teil. Ich bin etwas aufgeregt. Mit so einer großen Gesellschaft hätte ich nicht gerechnet. Das Essen fällt gigantisch aus. Wirklich beeindruckend und lecker zugleich. Viele arbeiten in der Ölindustrie. Alle sind freundlich und interessiert. In kleiner Runde geht es noch zu meinem Hotel auf Rädern. Sowas haben sie noch nicht gesehen. Genauso wenig wie einen Reisenden. Ich bin hier ein Exot. Sie freuen sich über meinen Besuch. Sie lassen mir Dolma, ein irakische Spezialität, da. Reicht letztlich für drei Tage😀.

    Am Tag drei geht's aufs Rad. Ich fahre die eine Flussseite erst abwärts, kreuze über eine Behelfsbrücke, in Form einer Pontonbrücke und radel in Fahrtfindermanier dann Fluss aufwärts. Die Ufer sind fruchtbar. Die Bewohner betreiben Gemüseanbau und Viehwirtschaft. Büffel, Kühe, Schafe, Ziegen, Gänse und Hühner....
    Fischer gibt es ebenfalls viele.
    Einige der Einheimischen schauen mich an, als fährt ein Außerirdischer an ihnen vorbei. Der Mund offen, sie können die Situation nicht einordnen. Andere winken, oder wollen mich direkt einladen.

    Morgen geht's an dieser Stelle weiter. Weiter mit der Fahrradtour und meinem Dorfleben in der Provinz Basra.

    Ich schreibe dies, während ich im Heiligen Schrein von Imam Ali, in Nadschaf, sitze. Draußen sind 36 Grad, hier drinnen ist es angenehm. Diese Pilgerstätte besuchen jährlich über 1 Millionen muslimische Schiiten. Neben Mekka und Medina die meistbesuchte Pilgerstätte. Direkt neben mir liest ein junger Mann den Koran. Er lehnt am selben Pfeiler.. Viele weitere Pilger liegen um mich herum. Sie warten auf das Abendgebet und entspannen von ihrer teilweise weiten Anreise.. Befremdlich ist dies alles für mich nicht mehr. Es ist Teil meines Lebens und meiner Reise🤟.
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