• Expedition Ararat 5137m

    11 Juli, Turki ⋅ ☀️ 10 °C

    Es ist Freitag, der 11.07.25. Recht unentschlossen packe ich früh morgens meinen Rucksack. Der Hals schmerzt, die Nebenhöhlen sind zu und der Kopf dröhnt. Kann ich angeschlagen und schlapp einen 5000er besteigen?

    Ich frage Firat ob ich mit der nächsten Gruppe in ein paar Tagen gehen kann. Dann sei das Permit nicht mehr gültig, seine Antwort. Er rät zum Versuch. Die ersten zwei Etappen seien recht simpel. Das stimmt natürlich. Aber mein Ziel ist ja nicht auf 4050m Aufzusteigen (bis Etappe 2), sondern auf den Gipfel. Dennoch stimme ich zu, die Situation ist halt mies, aber vielleicht ist es ja schaffbar.

    So sind wir nach ungefähr 45 Minuten auf 2500 Höhenmeter. Hier wird das Gepäck auf Pferde verladen und die Besteigung startet mit leichtem Rucksack. Generell ist mein Rucksack so wie immer gepackt. Leichtes Gepäck von ca. 10kg welches ich bis zur Spitze selber tragen könnte und würde. Den Gedanken, dass ein Pferd meinen Kram schleppen muss finde ich befremdlich. So schlapp wie ich mich fühle, gebe ich aber 4kg ab.
    Dann geht es los. Der Guid gibt ein so langsames Schneckentempo vor, dass es keinerlei Problem darstellt, dass Base Camp 1 zu erreichen. Isabella, eine Ärztin aus Deutschland, ist mit von der Partie. Nach Rücksprache nehme ich eine 800er Ibu und gehe früh schlafen.

    Der nächste Morgen startet entspannt. Das heutige Ziel von gut 800 Höhenmetern ist keine große Herausforderung. Mein Zustand ist nicht grandios, aber auch nicht verschlechtert. Eine weitere 800er Ibu folgt. So starten wir im Schneckentempo in Etappe 2. Diese ist ebenfalls zügig gemeistert.
    Nun auf 4050m Höhe und im Base Camp 2 wird es spannend. Wir sind bereits um die Mittagszeit hier und haben einiges an Zeit um zu aklimatisieren. Der Guid warnt uns vor. Schlafen in dieser Höhe funktioniert bei den meisten Menschen nur kurz. Eine bis anderthalb Stunden seien die Regel. Um 19 Uhr liege ich im Zelt. 0:30 Uhr ist Frühstück und um 1:30 am Sonntag, den 13.07.25 startet der Gipfelsturm. Tatsächlich schlafe ich nicht mehr als eine gute Stunde. Der Körper kommt einfach nicht in den Schlaf. So bin ich froh als es losgeht.

    Auf diese Etappe bin ich wirklich gespannt und habe so meinen Respekt. Heute zwei Guids, Funkgeräte und sehr warme Kleidung. Die Sterne funkeln und beim Start ist leichter Frost. Im Schneckentempo geht es aufwärts. Die Stirnlampen leuchten aneinandergereiht und die Sicht ist gut. Das ist nun die alles entscheidende Etappe. Ich merke es läuft gut. Ich kann mich freuen und gehe konzentriert Schritt für Schritt. Wir passieren die 4600m Höhe. Meine bislang höchste Passquerung in Nepal. Die Höhe macht keinerlei Probleme.
    Dagmara, eines der Mädels aus Polen übergibt sich mittlerweile am laufenden Band. Die Höhenkrank hat sie erwischt. Nach einigen Pausen geht ein Guid mit ihr noch langsamer weiter. Wir gehen voraus.

    Mittlerweile sind alle Klamotten am Körper. Zieht man normalerweise nacheinander etwas aus, so ist es hier andersherum. Der Wind ist eiskalt, die Hände sind es auch😅. Bei geschätzt minus 12 Grad erreichen wir die 5000m. Für den verschneiten Anstieg benötigen wir nun Steigeisen. Der Aufstieg macht mich warm. Oben auf 5137m Höhe ist es wunderschön. Der Ausblick fantastisch, das Gefühl ebenfalls. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt - wir haben Wetterglück 🏔️🙌❤️.

    Leider drängt der Guid zügig zum Abstieg. Ich kenne den Berg von allen Seiten. Er ist mir im vergangenen Jahr sehr ans Herz gewachsen. Nun bleibt nur kurz Zeit um den Aragaz, Yerevan und andere markante Orte ausfindig zu machen. Dennoch verspüre ich große Freude. Ich habe es geschafft☺️. Am Ende schafft es die ganze Gruppe. Eine tolle Leistung. Die Gruppe super und homogen. Und ja, als wir bereits die ersten Meter abgestiegen sind kommt uns Dagmara entgegen und erreicht ebenfalls den Gipfel. Respekt und Anerkennung. Echt stark🙌!

    Zügig geht es dann wieder abwärts. Zuerst in Base Camp 2 auf 4050m Höhe. Dort gibt es einen Snack und nen Powernap.

    Danach geht's auf 3200m herunter. Das Ende der Etappe am Tag 3 sind ca. 1100 Höhenmeter im Aufstieg und ca. 2000 Höhenmeter im Abstieg. Im Base Camp 1 verweilen wir. Abends gibt es Spaghetti mit Hackfleisch. Mir geht es nicht so gut. Mit einer weiteren Ibu geht es früh ins Bett.

    Am nächsten Morgen früher start. Alle freuen sich auf eine Dusche. Solch Luxus gibt es in den Camps nicht. Für mich fällt die Dusche erstmal aus. Lohnt nicht. Zurück beim Hotel beginne ich direkt zu schrauben. Ich muss den Geräuschen von Robur auf die Schliche kommen. Morgen fährt nämlich der Bus, von der Agentur, einige der Gruppe nach Van. Van = Schrauberviertel. Da kann ich also unkompliziert mit. Das werde ich auch tun. Die Bremstrommel werde ich ausdrehen lassen. Nachdem alles demontiert ist, folgt auch für mich die Dusche. Am Abend gehen wir gemeinsam essen. Dann folgen Handabdrücke und ein gemeinsames Gruppenfoto ❤️.

    Fazit: Die Gruppe hat toll harmoniert. Die Organisation war sehr gut. Alles stimmig.
    Höchste Berge zu besteigen hat für viele einen großen Reiz. Nachdem ich den Ararat aus sovielen Perspektiven gesehen habe, war es toll diesen auch zu besteigen. Ein fantastischer Berg, mit faszinierender Ausdehnung.
    Am Ende ist es jedoch eine Tourismusindustrie. Die Pferde leisten großes, werden jedoch schlecht behandelt. Der Müll in den Camps wird größtenteils verbrannt. Auch das Plastik. Das entspricht nicht meiner Auffassung von Bergerlebnissen und Umweltschutz. Sicher eine Kreuzfahrt ist deutlich schädlicher für Mutter Erde. Aber auch das hier ist unnötig schädlich.
    Zudem bietet die Türkei so gigantische und wunderschöne Bergregionen, dagegen waren die Pfade ehr langweilig und trist. Für mich zählt auch zukünftig verstärkt das Leben in der Wildnis. Die wahre Schönheit von intakter Natur. Der Einklang mit der Natur. Das bereitet mir die wahre Freude. Zudem trage ich gerne alles was ich benötige gerne selbst. Dann kann ich ebenfalls gewährleisten, dass ich alles und auch den Müll wieder aus den Bergen heraustrage.
    Baca selengkapnya