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  • Day 100

    Hiking Trip "Seven Lakes" Bulgaria

    July 24, 2018 in Bulgaria ⋅ ⛅ 10 °C

    Für heute stand ein weiteres Natur-Highlight in Bulgarien auf dem Programm. Seit Tagen hatten wir uns schon auf diese Wanderung gefreut und als wir heute morgen wach wurden, war das eingetreten, was wir gestern Abend auf dem Campingplatz bereits befürchtet hatten, es regnete. So lagen wir oben in unserem Dachzelt und hörten den Regentropfen zu, wie sie auf unser Dach am Prasseln waren .... mmhm irgendwie blöd.

    Guter Rat ist manchmal teuer! Also gab es erstmal Frühstück und wir beratschlagten uns, ob wir dem Wetter trotzen sollten. Auf dem Camp wurde uns bereits mitgeteilt, dass die letzten Tage das Wetter sich erst gegen Mittag aufgelockert hatte und die Sonne rauskam. Fest stand, einen Tag hier rum hocken und darauf zu hoffen, dass das Wetter morgen besser wird, kommt nicht in Frage. Also war die Entscheidung schnell gefallen, wir gehen wandern und zwar an den "Seven Lakes" im Rila National Park. Und so hatten wir beide mal wieder den selbigen Gedanken "Wir sind doch nicht aus Zucker", das bisschen Regen kann uns unsere Pläne nicht vermiesen.

    Die erste Hürde heute morgen mussten wir bereits bei der Parkplatzsuche auf uns nehmen. Da in Bulgarien so gut wie nichts auf Englisch ausgeschrieben ist, konnten wir die Hinweisschilder zum Sessellift nicht entziffern. Unser Navi war auch mal wieder out of order und googlemaps wusste auch nicht so wirklich Bescheid. So folgten wir Serpentine um Serpentine stetig bergauf dem Straßenverlauf und waren uns gar nicht mehr sicher, ob wir hier überhaupt richtig sind. Die Dame am Camp teilte uns doch mit, es wären lediglich 12 km bis zum Startpunkt des Sessellifts hoch zu den "Seven Lakes". "Sind wir hier überhaupt richtig?" fragten wir uns. Bereits einmal waren wir schon falsch links in den Wald abgebogen und sind nur noch einen Wald-/Wanderweg gefahren. Die Stimmung war zu diesem Zeitpunkt bereits im Keller und wir waren mehr als nur ein bisschen angespannt, ob wir hier überhaupt jemals wieder rausfinden. Auf einer etwas größeren Lichtung wendeten wir, es gab einen Fahrerwechsel und fuhren den selbigen Weg wieder zurück. Sollten wir jetzt schon aufgeben? Einen letzten Versuch geben wir den nicht lesbaren Wegweisern noch und folgten der Straße weiter gerade aus. Nach einigen hundert Metern passierten wir ein Kassenhäuschen, welches nur in den Wintermonaten aktiv ist und konnten Finn kurze Zeit später zwischen ein paar Pkws abstellen. Ein junger Mann, welcher 5 Lev Parkgebühr von uns haben wollte, erzählte uns irgendwas auf bulgarisch, was wir nicht verstanden. Ein junges Pärchen, welches neben uns parkte, übersetzte uns, dass es oben auf dem Gipfel sehr kalt wäre und wir eine Mütze oder ähnliches für die Fahrt mit dem Sessellift mitnehmen sollten. Haben wir überhaupt die richtigen Klamotten dabei? Sind wir warm genug angezogen? Fragen über Fragen, die uns jetzt durch den Kopf sausten. So nutzten wir das allseits beliebte Zwiebelsystem, stopften noch unsere Regenjacken und was essbares in unseren Rucksack und gegen 11:00 Uhr konnte es endlich losgehen.

    Noch schnell unser Ticket für den Sessellift gekauft (Kostenpunkt 16,- Euro pro Person Return). Ja, für bulgarische Verhältnisse richtig hochpreisig, aber im Nachhinein können wir sagen, jeder Cent hat sich definitiv gelohnt und wir würden es jedesmal wieder machen. Das mal so vorweggenommen! Am Sessellift noch schnell die Temperatur gecheckt, es wird doch recht kühl und dann saßen wir auch schon in unserem zweier Sessellift. Ganze 25 Minuten ging es jetzt hoch hinauf auf über 2.000 Meter Höhe. Die Fahrt mit dem Sessellift war bereits schon abenteuerlich. Von einer schönen Aussicht konnten wir nur Träumen ... wir fuhren durch dicke Nebelschwaden
    und konnten zeitweise den Sessel vor uns noch nicht mal sehen. Dann fing es auch noch an zu Nieseln und der Wind pfiff uns nur so um die Ohren.

    Oben angekommen, konnten wir so gut wie gar nichts mehr sehen. Wir waren im wahrsten Sinne des Wortes in den Wolken. Die Hinweisschilder für Wanderer konnten wir leider auch nicht lesen, da sie nur auf kyrillisch waren und so standen wir jetzt hier oben. Es war kalt, der Wind pfiff ganz ordentlich und es regnete. Das perfekte Wetter zum Wandern! Mit googlemaps probierten wir uns zu orientieren, um in die richtige Richtung los zu marschieren. Die ersten ein bis zwei Kilometer wanderten wir völlig blind über Stock und Stein hinter ein paar anderen Wandererstimmen hinterher. Am Anfang war unsere Sicht lediglich 10 bis 15 Meter und stoppt man mal für ein Foto, war der andere bereits außer Sichtweite. Sowas haben wir bisher auch noch nie erlebt. Das erste Stück war wirklich anstrengend, es ging steil bergauf und der Nieselregen wurde immer stärker und so waren wir binnen weniger Minuten bereits richtig durchnässt. Immer wieder befragten wir googlemaps wie weit es noch bis zum ersten See war. Viele der nur wenigen Wanderer drehten bereits um. Sollten wir auch umdrehen, ohne einen der Seen gesehen zu haben? Wir schauten uns nur kurz an und wir waren uns einig, wir marschieren auch völlig durchnässt weiter bis zum ersten See.

    Und dann der ersehnte Moment! Nach gut einer Dreiviertel Stunde sahen wir den "Kidney Lake" und wie durch ein Wunder riß die Wolkendecke für ein paar Minuten auf und wir konnten ein paar nette Fotos für diese Wetterverhältnisse knipsen. Wow wie wunderschön die Natur hier oben ist und wir waren völlig alleine. Ein Traum! Wir entdeckten noch ein recht großes Schneefeld und kletterten hinauf, um Fotos aus dem Schnee im Juli zu machen. Wir hatten richtig viel Spaß und hin und wieder schoben sich die Wolken zur Seite und wir hatten einen richtig tollen Ausblick.

    Da es mittlerweile auch aufgehört hatte zu regnen und unsere Hosen so langsam wieder trocken wurden, entschieden wir uns nicht den selbigen Weg zurück zu wandern, sondern den Rundweg in Angriff zu nehmen, um noch den einen oder anderen Blick auf die weiteren Seen zu erhaschen. Je weiter es in den Nachmittag ging, umso besser wurden die Wetterverhältnisse. Auf unserem Weg kamen wir zwar noch das ein oder andere Mal in kleinere Regenschauer, aber die konnten uns nichts mehr anhaben. Die Landschaft hier oben an den "Seven Lakes" war atemberaubend schön. Hin und wieder erinnerte uns die Landschaft ein wenig an Hobbiton und das Auenland und das Beste war, dass wir 90% der Wegstrecke nur für uns alleine hatten. Wir wanderten über Stock und Stein, überquerten den einen oder anderen kleinen Bach und kamen schlussendlich noch an vier weiteren Seen vorbei.

    Kleiner Fun-Fact am Rande, aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse heute Vormittag, hatten wir den zweiten Eingang bzw. für uns Ausgang des Rundwanderweges überhaupt gar nicht gesehen. Wir waren total überrascht zu sehen, wo wir schlussendlich auf unserem Rundweg wieder rauskamen. Auch die Fahrt runter mit dem Sessellift präsentierte eine schöne Aussicht über die Weiten des Rila National Parks und dessen Umland. Völlig kaputt, aber auch glücklich und zufrieden, saßen wir in unserem Sessellift und waren uns einig: "alles genau richtig gemacht"!

    Ein für uns trotz widriger Wetterverhältnisse perfekter Tag, den wir genauso immer wieder durchlaufen würden. Die "Seven Lakes" gehören in Bulgarien und auf unserer bisherigen Süd-Ost-Europa-Reise ganz klar zu unseren persönlichen Highlights. Im Sonnenschein muss die Landschaft wahrscheinlich noch gigantischer sein, aber auch so hat sie eine gewisse Mystik versprüht, die sie für uns ganz besonders gemacht hat und die wir so schnell nicht mehr vergessen werden. Eine ganz klare Empfehlung für die "Seven Lakes" und Bulgarien!

    Unten am Parkplatz angekommen stand Finn schon fast alleine und das erste Mal seit wir unseren Bulli überhaupt haben, haben wir die Sitzheizung angemacht, um uns ein wenig wieder aufzuwärmen. Draußen waren es höchstens noch sieben oder acht Grad, wir waren müde, kaputt und durchnässt und hatten noch mehr als zwei Stunden Fahrzeit vor uns bis zum nächsten Camp.
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