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  • Day 108

    Der Fuß des Buddhas

    January 16 in Sri Lanka ⋅ 🌙 12 °C

    Der Adams Peak ist der heiligste Berg Sri Lankas und dessen Besteigung definitiv ein spirituelles Highlight. Je nach Glauben kann man dort oben den Fußabdruck Buddhas, Shivas, Adams oder des Apostels Thomas sehen. Nach singhalesisch-buddhistischem Glauben sollte man zumindest einmal im Leben oben gewesen sein. Traditionell wird der Berg nachts bestiegen, um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben.

    Wir machen uns nach einer bis dahin für mich (Annie) schlaflosen Nacht um 2 Uhr auf den Weg. Ich fand es gleich schon eine ziemlich doofe Idee von Rolf, um 21 Uhr schlafen zu gehen, besonders nachdem wir bis 20.45 Uhr noch bei fettreichem Abendessen im Restaurant gesessen haben. Denkbar schlechte Voraussetzungen für einen guten Schlaf, jedenfalls für mich.

    Rolf ist also etwas genervt von meinem Herumgewälze im Bett, verliert aber letztendlich doch nicht die gute Laune. Bei mir ist die Stimmung eher im dunkelorangenen Bereich und die negative Gedankenspirale kurz vor dem freien Fall in den Abgrund. Zeit für eine kleine Vorkrisenintervention – die in dieser Nacht glücklicherweise gelingt und mich relativ schnell wieder in den grünen Bereich bringt. Ich erinnere mich rechtzeitig daran, dass ich ja liebevoll mit mir selbst umgehen will. Was ich dann auch tue.

    Außerdem sind negative Gedanken/Gefühle ja in der Nacht häufig schlimmer (aufgrund der Melatoninausschüttung) und man sollte ihnen dann NIE viel Aufmerksamkeit schenken. Also tue ich das nicht. Zu guter letzt nehme ich mir vor, das Mantra Om Mani Padme Hung (buddhistisches Mantra für Mitgefühl) bei jeder Stufe einmal zu sagen.

    Treppenstufen gibt es viele auf dem Weg nach oben – 5200 an der Zahl. Das macht den Aufstieg und besonders den Abstieg (Knie🥴) zu keinem Kinderspiel. Uns kommen schon ziemlich zu Beginn immer wieder Einheimische entgegen, die bereits oben waren, und teilweise mit der allerletzten Kraft die letzten Stufen zurücklegen, mehr getragen als gestützt von ihren Angehörigen. Unsere Anerkennung gilt all den hochbetagten barfüßigen Menschen, die den Weg geschafft haben und ebenso den Eltern, die ihre Kleinkinder hoch und wieder heruntergetragen haben. So viel Hingabe schafft eine ganz eigene Atmosphäre.

    Kurz vorm Gipfel wird es dann tatsächlich ziemlich voll, und wir kommen nur noch im Schneckentempo voran. Im Tempel stehen buddhistische Mönche, die aufpassen, dass man sich richtig verhält (3 Verbeugungen, Opferungen etc. – was Rolf natürlich alles nicht macht) und dann quetschen wir uns auf eine Empore, um den Sonnenaufgang zu sehen. Definitiv kein idyllisches Naturerlebnis, aber trotzdem eine besondere, mystische Atmosphäre.

    Der Weg nach unten ist dann auch für uns ziemlich anstrengend, und besonders meine Knie erfordern es, dass ich auf die Alt-Oma-Technik umsteige, nämlich seitwärts die Treppen runterzulaufen. Für die nächsten Tage nehmen wir uns wohl keine größere Wanderung vor.

    Am Ende des Tages bin ich echt positiv überrascht, dass ich trotz des schlechten Starts den ganzen Tag über stabil gute Laune habe. Meine Bemühungen scheinen sich zu lohnen!
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