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  • Day 128

    Om Shanti Shanti Shanti

    February 5 in India ⋅ ☀️ 31 °C

    Nach Tiruvannamalai hat es uns eher zufällig verschlagen, und eigentlich gar nicht aus touristischen Gründen. Der Yogi vom Mantraworkshop/Kirtan in Auroville hat uns von einem Bhakti Yoga Festival dort erzählt, bei dem er auch Workshops/Kirtans anleite, und da wir ihn richtig nett fanden und das Programm sagen wir mal „interessant“ klang und so, als ob wir dort unseren Erfahrungshorizont ein bisschen erweitern können, haben wir uns kurzerhand entschieden, hinzufahren.

    Nun sei gesagt, dass Bhakti Yoga wenig mit dem zu tun hat, was sich der westliche Laie vielleicht unter Yoga vorstellt. Denn die typischen Yoga-Asanas (Körperübungen) und Pranayama (Atemübungen), die in deutschen Yogastudios häufig unterrichtet werden, gehören zum Hatha-Yoga, einem eher körperorientierten Yogastil. Das moderne westliche Yoga ist zudem eher unabhängig von Religion zu sehen.

    Bhakti Yoga (Yoga der Hingabe) kann hingegen, so wie wir es verstanden haben, als traditionelles Yoga gesehen werden und ist ein spiritueller hinduistischer Pfad des Yogas. Und zu dieser Art des Yogas gehören z.B. die Verehrung von Gott in Form von gemeinsamem Singen religiöser Lieder oder in Form von Kirtan (Wechselgesang: Sänger/Guru singt vor, die Gemeinde singt nach).

    Und so kam es, dass Rolf und ich an diesem Wochenende kräftig unsere Singstimmen trainiert haben und hingebungsvoll in das „Om Namah Shivaya“ oder „Adi Shakti Adi Shakti Adi Shakti Namo Namo“ eingestimmt haben. Ich fand es schon rührend, wie die Musiker:innen mit vollem Einsatz und ganzem Herzen bei der Sache waren.

    Insgesamt herrschte wirklich eine willkommen heißende liebevolle Stimmung. Das Festival sollte ein Festival für die Community sein, und diverse Leute waren beteiligt, all das ehrenamtlich. Das Festival inklusive Essen kostete keinen Rupie, Spenden waren aber willkommen. Neben dem Singen gab es ein paar tänzerische Programmpunkte (z.B. Divine Light Dance), Sound Bath sowie Vorträge eines indischen Professors zu Themen wie Liebe oder Vergebung. Diese Vorträge waren überraschend spannend und mehr philosophisch als religiös/spirituell. Und so lernten wir noch einiges Neues über indische Poeten wie Kabir oder Tagore - und ließen uns berühren von den Worten des Professors. Insgesamt war es schon besonders, an diesem Yoga Festival teilzunehmen, und eine weitere Erfahrung abseits des klassischen Tourismus.

    An unserem letzten Tag haben wir dann aber doch noch ein bisschen Touriprogramm gemacht. Tiruvannamalai ist nämlich ein wichtiger Pilgerort und Zentrum des Shivaismus. Kein anderer als Shiva selbst soll sich hier in Form eines Berges inkarniert haben. Und so pilgern sehr viele Menschen einmal um den Berg herum. So viele orange gekleidete Yogis wie hier haben wir, glaube ich, noch nie gesehen. Es gibt außerdem ein bekanntes Ashram des hinduistischen Gurus Ramana Maharshi, das viele internationale Gäste anzieht. Wir haben also sowohl das Ashram angeschaut als auch den wichtigsten Tempel. Hier habe ich Rolf allerdings lieber alleine in die Menschenmassen hineinlaufen lassen.

    Während ich davor wartete, wurde mir aber auch nicht langweilig. Eine Omibettlerin kam vorbei und kniff mir wie einem kleinen Kind in die Wange und setzte sich dann so dicht neben mich, dass ich Reißaus genommen habe. Und ein netter Herr schenkte mir sein bereits angegessenes Essen. Indien wird wohl nie langweilig werden.
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