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  • Day 148

    Tanzt, sonst sind wir verloren!

    February 25 in India ⋅ ☁️ 25 °C

    Wahnsinn - unsere zweite Woche Odissikurs ist schon rum. Leider ist Rolf weiterhin etwas ausgebremst wegen einer mittelstarken Erkältung (oder auch Corona - wer weiß das schon).

    Aber wir machen beide Fortschritte. Unsere Chowka werden tiefer und wir können die Arme länger halten, bevor es so richtig anfängt zu brennen (Chowka ist ein Grundschritt, bei dem man die Beine etwas offen hat und in die Knie geht, dabei die Arme im rechten Winkel angehoben sind - siehe Bild). Es gelingt uns auch immer besser, den Oberkörper oder auch den Nacken unabhängig von anderen Körperteilen zu bewegen und in die Figuren zu integrieren. Im Odissi geht es nämlich um die perfekte S-Form im Körper.

    Generell wird im Odissi Perfektion angestrebt. Jede kleinste Körperbewegung ist festgelegt, und man kann Figuren immer weiter verfeinern. Erst kommen die Fußbewegungen, dann die Arme, Hände, der Oberkörper, der Nacken, die Augen, Augenbrauen, Lächeln, Kinn etc. Klassischerweise lernt man ein Jahr lang die Grundfiguren, bevor man mit den Choreografien anfängt. Wir hatten es uns ehrlich gesagt doch ein bisschen einfacher vorgestellt. Vor allem nachdem mir der Odissi-Lehrer aus Kerala prophezeit hatte, ich sei innerhalb von 10 Tagen bereit für eine Performance. Wie dem auch sei, es ist eben ein klassischer indischer Tanz, vergleichbar etwa mit klassischem Ballett. Und Prima Ballerina wird man auch nicht von einem Tag auf den anderen.

    Es macht uns aber trotz des hohen Anspruchs großen Spaß, und ich finde es schon beeindruckend, welche Bewegungen mein Körper so machen kann, die mir bislang völlig unvertraut waren. Die Koordination sämtlicher Körperteile soll laut der Lehrerin außerdem der Alzheimerprävention dienen. Und das ist auch nicht schlecht, denn zumindest einer von uns ist ja wieder ein Jahr älter geworden.

    Leider war Rolf gerade an seinem Geburtstag doch ziemlich angeschlagen. Wir sind dennoch mit unserem Kurs zusammen in unserem Lieblingsrestaurant mit Seeblick essen gegangen, und das war richtig nett. Für umgerechnet 50 Euro hat Rolf die gesamte Gruppe (14 Personen) zu Speis und Trank eingeladen. Wir haben gerade diese Woche nochmal festgestellt, dass es uns wieder richtig gut tut, in einer Gruppe zu sein und etwas intensiveren Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Die anderen Teilnehmerinnen sind echt nett und auch inspirierend. Es sind z.B. einige Yogalehrerinnen dabei, professionelle Tänzerinnen, Künstlerinnen, (Tantra-)Masseurinnen aus diversen Ländern (USA, Kanada, Australien, Indien, Brasilien, Uruguay) mit teilweise sehr interessanten Lebensgeschichten. Sie alle teilen ein Interesse für Astrologie und (Edel-)steine. Rolf (ja eh) aber auch ich sind da im esoterischen Vergleich doch eher unten angesiedelt.

    Eine gewisse Faszination und Offenheit für Spiritualität sollte man meiner Meinung nach für Odissi aber schon mitbringen - eben weil es ein Tempeltanz ist, der in einen umfassenden spirituellen Weg eingebettet ist. Teil jedes Odissitrainings ist das Chanten eines Liedes auf Sanskrit, mit dem man sich vor dem Universum, den Göttern und Gurus verbeugt und um Unterstützung bittet. Es folgt ein Verbeugungsritual vor Lord Jagannath (siehe Video).

    Erwähnenswert in dieser Woche ist vielleicht noch der Shakti Saturday. Dieses Mal verzauberte uns zwar kein russischer Drummer, dafür wurden große Blumenkränze für unsere Lehrerin vorbeigebracht, die im weiteren Verlauf für ein kleines Fotoshooting verwendet wurden.
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