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- Day 281
- Sunday, July 7, 2024 at 8:02 PM
- ☁️ 25 °C
- Altitude: 130 m
IndonesiaBanjar Bangkilesan8°32’56” S 115°15’56” E
Fundamentals of Tantra

Bevor wir zum Interessanten kommen, möchte ich erst einmal loswerden, dass ich die bislang schlimmste Bootsfahrt in meinem Leben gut überstanden habe. Der Wellengang zwischen den Gilis und Bali war dieses Mal enorm. Wir sind immer wieder so hart aufgeschlagen, dass es richtig weh getan hat. Von Minute zu Minute ist mehr Menschen übel geworden. Als wir vermeintlich schon da waren, mussten wir 45 Minuten auf dem offenen Meer warten, um in den Hafen einfahren zu können - bei immer noch krassem Wellengang. Die blassen Menschen, die an mir vorbeiliefen, fand ich später am Ende des Bootes liegend oder mit der Kotztüte nach vorne gebeugt wieder. Bei mir ist zum Glück alles drinnen geblieben, aber ich hatte noch Tage danach Anflüge von Übelkeit.
Froh war ich auch darüber, Rolf zwar pitschnass aber heile mit nach Ubud nehmen zu können. Er hatte es sich nämlich auf dem Deck des Schiffes bequem gemacht, und ich hatte zwischenzeitlich echt Bedenken, dass er über Bord gegangen sein könnte.
Ich denke, dass ich mich über den Ausgang dieser Bootsfahrt dennoch glücklich schätzen kann. Für den Wellengang konnte die Bootsagentur zwar nichts, aber sie war bei Google mit 1,8 bewertet, und Leute beschrieben in den Rezensionen, dass Wasser zentimeterhoch im Bootsinneren gestanden sei (wegen undichter Fenster) oder gar Fensterscheiben zerbrochen seien. Nichts davon ist bei uns passiert. Wir wurden letztlich nur bei der Weiterfahrt nach Ubud übers Ohr gehauen und mussten die Taxifahrt selbst bezahlen, statt - wie abgesprochen - von der Agentur dorthin gebracht zu werden.
Und nun zum Wesentlichen: Der Grund für unseren erneuten Ubud-Besuch war ein zweitätiger Tantra-Workshop. Wir wollten gerne endlich wissen, was es mit Tantra auf sich hat. Denn ich hatte schon so vieles im Zusammenhang mit Tantra gehört, von ausgefallenen Sexpraktiken über Ganzkörperorgasmen bis hin zu einem Lebensstil, in dem es „einfach“ darum geht, der Freude zu folgen.
Die Leiterin des Workshops war eine mitvierzigfährige Australierin, die in sexy Outfit in Begleitung eines ca. 6-köpfigen Teams erschien, die überwiegend nicht minder freizügig angezogen waren. Dieses Team sollte ansprechbar für uns sein, wenn wir Hilfe bräuchten - wenn wir zum Beispiel mit unseren Emotionen überfordert seien. Im Tantra gehe es nämlich primär darum, „alles zu fühlen“. Nicht in die Vermeidungsreaktion zu gehen, sondern Schicht um Schicht unbewusste destruktive Muster an die Oberfläche zu holen, zu verarbeiten und durch bewusste gesunde Verhaltensweisen und Gedanken zu ersetzen. Damit man dann der Freude folgen könne. Essenziell hierfür sei der Ausdruck des „Emotionskörpers“.
Was das bedeuten soll, lernten wir in Verlauf des Wochenendes kennen. Wir wurden dazu angeleitet, unsere Emotionen und genauso unsere negative Gedanken/Überzeugungen in unseren Körpern zu fühlen und - wichtig - auszudrücken. Ausdrücken durch unsere Atmung, Bewegungen und unsere Stimme. Wir lernten also Bewegungen, die bezwecken, Energie durch den Körper fließen zu lassen, sowie körperliche Ausdrücke der Flucht-, Kampf- sowie Erstarrungsreaktion. Unter anderem lernten wir, mit all unserer Kraft auf Kissen zu schlagen, ohne uns die Arme zu brechen, und dabei so laut zu brüllen, wie wir können. Ihr könnt euch also vorstellen, dass es im Verlauf immer wieder richtig laut wurde. Die Leute stöhnten, schrien, weinten und hauten wie wild auf die Kissen ein. Immer wieder rannten Teilnehmer:innen in die „Pausenecke“, wo sie im weiteren Verlauf von Helfer:innen emotional betreut wurden. Es schien viel hochzukommen.
Ich persönlich fand es super, meine Stimme mal mehr einzusetzen, schreiend durch den Raum zu rennen und ein paar Bewegungsoptionen für Emotionen an die Hand zu bekommen. Ansonsten löste das Wochenende aber keine nicht für mich alleine zu bewältigenden Emotionen aus. Im Gegensatz erkannte ich bei dem Gelernten immer wieder Elemente, die ich auch selbst schon häufig anwende. Tantra scheint für mich irgendwie auch eine Art Körperarbeit/ -therapie zu sein.
Was für mich neu war, ist die Arbeit mit dem Femininen und dem Maskulinen. Nach tantrischer Philosophie hat jeder Mensch beides in sich, und damit kann gearbeitet werden. Die maskuline Energie kann beispielsweise den Raum halten und Stabilität bieten, die feminine Energie liebevoll annehmen, was da ist. Beide Energien können dazu genutzt werden, persönliche Muster aufzulösen und letztendlich mit allen Sinnen der Freude zu folgen.
Im letzten Teil des Workshop ging es dann tatsächlich darum, sexuelle Energien zu nutzen und mit ihnen zu arbeiten. Konkret hieß das, sich seiner selbst ganz bewusst zu werden und sich selbst und dem Partner/der Partnerin ganz bewusst Aufmerksamkeit zu schenken und dabei die eigenen Grenzen sowie die Grenzen des anderen zu wahren. Nichts, was wir an sich nicht schon wussten, aber es war dennoch schön, es im Rahmen des Workshops nochmal vergegenwärtigt zu bekommen.
Zusammenfassend hat uns der Workshop gut getan. Ich kann mir vorstellen, dass die tantrischen Methoden für mich persönlich eine gute Ergänzung zur buddhistischen Philosophie/Meditation sein könnten, da sie viele praktische Hinweise geben und den körperlichen und emotionalen Ausdruck „in die Welt hinein“ hervorheben.Read more
Toller, interessanter Text! [Van:Ness]
TravelerDanke ☺️