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  • Day 210

    That's a Bingo!

    May 25, 2017 in the United States ⋅ 🌙 20 °C

    Zu dieser Jahreszeit sind National Parks schon recht gut besucht, wenngleich die Hochsaison offiziell noch nicht begonnen hat. Capitol Reef, Bryce und Zion kommen mit dem Ansturm der Touristen recht gut klar, da sie flächenmäßig eine gute Verteilung der Besucherströme ermöglichen; andere POIs haben da schon größere Probleme, wie zum Beispiel der Antelope Canyon oder die Coyote Buttes. Doch jede Parkleitung hat ihren eigenen Umgang im Falle zu hoher Nachfrage bei begrenzter Kapazität.

    Das Gebiet der Coyote Buttes steht aufgrund seiner sehr empfindlichen und einzigartigen Sandsteinformationen unter Naturschutz. Innerhalb der Buttes sind die Hauptattraktionen die sogenannten "Waves". Die Bilder der First Wave kennt übrigens jeder, der Windows 7 hat und in der Lage ist, Bildschirmschoner eigenständig auszuwechseln. Interessanterweise hat seit dem Release des Betriebssystems im Jahre 2009 der Besucherandrang zu den Coyote Buttes dermaßen zugenommen, dass der Staat die Besucheranzahl auf 20 Besucher pro Tag eingrenzen musste; 10 Genehmigungen hierfür werden vier Monate online im voraus, die restlichen 10 werden täglich im Besucherzentrum hier in Kanab durch eine Lotterie verlost.

    Beim Antelope Canyon wiederum handelt es sich um einen sogenannten "Slot Canyon", eine sehr enge, durch schnell fließendes Wasser geformte Klamm, die extrem eindrucksvolle, sanft geschwungene Felsspalten aufweist. Die Anzahl der Besucher ist somit schon durch die Form begrenzt, zudem ist der (schönere) obere Abschnitt lediglich 400m lang. Der Antelope Canyon liegt allerdings auf Navajo-Land, und es käme diesem äußerst geschäftstüchtigen Volk sicher nicht in den Sinn, die Anzahl der zahlenden Touristen zu begrenzen. Somit werden durch die sehr engen Schluchten des Canyons täglich Tausende von Touristen im Gänsemarsch und recht zügig kurz vor Ausbruch einer Massenpanik durchgeschleust. Fotos zu machen ist unter diesen Bedingungen ebenfalls kaum möglich; in dem Canyon ist es sehr dunkel, man bräuchte ein Stativ, und um das mitzunehmen, bedarf es einer Sondergenehmigung. Die ordentlich kostet.

    Da der Zutritt zum Upper Antelope Canyon nur mit Navajo-Führung möglich ist, haben wir die "Photographers Tour" gebucht. Allerdings nicht um die Mittagszeit, wo der Sonneneinfall in den Canyon fast senkrecht ist und sich sehr eindrucksvolle Lichtstrahlen, die "beams", zeigen: zu diesem Zeitpunkt kostet die Tour zwischen $150 und $200 pro Person und ist auf Monate ausgebucht. Wir waren nachmittags drin, zum Schnäppchen von $90 pro Nase. Man darf aber nicht denken, dass die Fotografen während ihres Besuchs im leeren Canyon stünden, mitnichten! Natürlich geht da gleichzeitig das Durchschleusen der normalen Besucher (die ca. $30 für diese Tortur berappen müssen) weiter. Diese werden lediglich kurz aufgehalten oder zur Seite geschoben, damit man Fotos ohne Menschenmassen im Bild machen kann. Hierfür bekommt man von den Guides jeweils die genaue Positionierung des Stativs und die Richtung vorgegeben, in der man schießen soll; anschließend hat man 1–2 Minuten Zeit, bis die Touristen sich wieder in die Fotospots ergießen, bis dahin müssen die Bilder geschossen sein. Man bekommt tatsächlich ein paar nette Fotos hin, aber mit kreativer Fotografie hat das absolut nichts mehr zu tun. Die Navajo hingegen können sich freuen: sie scheffeln auf diese Weise Millionen jährlich. Das ist wohl die späte Rache des roten Mannes.

    Da ist der Ansatz Utahs, an den Coyote Buttes die Anzahl der Besucher zu begrenzen, der sicherlich angenehmere Weg – aber nur für diejenigen, welche die Lotterie gewinnen. Nur wenige kommen in den Genuss, die Wave besuchen zu dürfen, die meisten werden abgewiesen. Seit wir in Kanab sind, nehmen wir daran Teil, heute waren wir zum vierten Mal dort. Immer von 8:30 bis 9:00, bisher waren immer um die 50 Bingokugeln in der Trommel, wir haben uns sagen lassen, an guten Wochenenden können es auch 75 sein. Es werden insgesamt 10 Leute pro Tag ausgelost; da die meisten zu zweit oder zu dritt teilnehmen, zieht also der nette Ranger jeden Morgen maximal 3–5 Bingokugeln für den nächsten Tag, bis die 10 Plätze weg sind. Man kann sich also ausrechnen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist. Eher klein.

    Wir haben es heute mit der Nummer 15 trotzdem geschafft (FUCKING UNBELIEVABLE! Die 15 ist auf ewig unsere Glückszahl!). Mussten anschließend uns öfters gegenseitig zwicken, da es uns so unwirklich schien. Wir freuen uns tierisch! Morgen um 8:00 geht es los...
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