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  • Day 56

    Viel Dreck und eine Pizza

    September 9, 2022 in Latvia ⋅ ☀️ 15 °C

    Die Kofferraumklappe ist mit einer dicken Staubschicht überzogen, und wenn wir sie schließen, explodiert der Staub aus allen Rillen und Kanten.
    Willi hat einen harten Tag hinter sich und wir sind wieder mal sehr stolz auf ihn.
    Es fing ja schon heute morgen beim losfahren an, dass wir das Gefühl hatten, Signale zu erhalten, die wir zwar nicht erklären können, die aber vermitteln sollten: Fahrt nicht.
    Kurz vorm Losfahren, sozusagen vor dem letzten Schließen der Tür, qualmt und stinkt es. Nur ein ganz bisschen, aber wer Willis Vorgeschichte kennt, weiß, wie wir auf geschmolzenes Plastik reagieren.
    Es kam aus dem Getränkekasten, den wir immer in den Laderaum stellen. Panisch räumen wir alles auseinander, und finden - nix.
    Rein gar nix.
    Wir öffnen alle Türen, gucken in alle Ritzen, auf dem Bulli, unterm Bulli und nehmen den ganzen Getränkekasten auseinander - nix. Nicht mal die Spur, was da kurz so gequalmt hat wie eine Kerze, die ausgeht, ist zu finden und auch am nächsten Tag steht noch die ungelöste Frage im Raum: Was war das??
    Als das Mysterium für nicht existent erklärt wurde, kam gleich das nächste.
    Der Schlüssel, der immer seinen festen Platz hat, ist wie vom Erdboden verschluckt.
    Wir suchen in jeder Tasche, in jeder Hose, selbst da, wo er überhaupt nicht sein kann, aber er bleibt verschwunden.
    Will Willi uns irgendwie mitteilen, dass er heute nicht will?
    Den Schlüssel finden wir in unserer Vorratskammer und wir können los.
    Ein paar Kilometer haben wir vor uns, aber nicht allzu viele, wir wollen ja auch noch ein paar Dinge sehen.

    Tatsächlich waren wir heute Vormittag auch hier schon los, denn ein paar Kilometer entfernt (wir stehen mal wieder ab der Gauja) sind noch Felsformationen, die wir uns augucken wollten.
    Es war ein schöner, wilder Wanderweg und auch hier kommen wir wieder an einer hohen Steilküste aus Sandstein raus, diesmal allerdings oben, mit einem schönen Ausblick auf die Schleifen, die die Gauja so dreht.

    Wir fahren also weiter.
    Was Straßen angeht, haben wir mittlerweile eine ganze Menge gesehen. Griechenland hatte die tiefsten Schlaglöcher, Albanien hatte viele Schotterpisten (auch wenn die Straßen hier sehr viel besser waren, als allgemein behauptet), Österreich hatte die krassesten Steigungen (und Gefälle), Serbien breite Betonplatten, die beim Fahren gedonnert haben wie sonst was...
    Aber wir müssen schon sagen, das Baltikum kann da auf jeden Fall gut mithalten.

    Mittlerweile fahren wir schon viel selbstbewusster und schneller auf diesen Straßen (wir passen uns der Bevölkerung an) und den Weg von unserem Platz zurück nach Cesis rumpeln wir zufrieden zurück. Wir ziehen eine dicke Staubwolken hinter uns her.
    Da wir querfeldein fahren, fahren wir häufig abseits von Hauptstraßen, allerdings haben wir nicht mit diesen Straßen gerechnet.
    Der Weg führt uns über Schotterstraßen, wie wir sie noch nie gesehen haben. Erst ist noch wenig los, wir werden immer mal wieder von Einheimischen überholt, die mit 70 an uns vorbeikacheln und uns in einer Meterhohen Staubwolke zurücklassen, und obwohl wir selbstbewusst fahren, trauen wir uns hier nicht mehr als 60 zu fahren. Das kann nicht gut für die Stoßdämpfer sein..

    Später dann kommen wir an eine lange Straße, die wohl eine Hauptverkehrsstraße ist. Sie ist auch geschottert, wird jedoch grad gebaut, und über 17 Kilometer finden wir ungefähr 10 Baustellenampeln, die nicht aufeinander angepasst sind und 8 minütige Wartezeiten verlangen. Steht da zumindest so ;)!
    Dementsprechend sind wir auch in einer langen Reihe anderer Autos und LKW, die, sobald Grün (naja, oder auch schon vorher) losheizen und drängeln. Da kommen wir mit unseren mutigen 60 nicht weit und donnern mit Willi halsbrecherisch über die wilden Pisten.
    Als wir irgendwann an unserem Platz ankommen, sind wir ganz erleichtert, beeindruckt - und staubig bis in die Haarspitzen.
    Willi muss es gewusst haben.

    Als Belohnung gibt es einen wunderbaren Ausblick auf den Sonnenuntergang am See in der Nähe von Madona und selbstgemachte Pizza aus der Pfanne. Ein Experiment, das geglückt ist! Lecker!
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