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- Tag 21
- Dienstag, 28. Januar 2025 um 22:45
- ☁️ -8 °C
- Höhe über NN: 199 m
FinnlandKiellajoki69°17’35” N 26°43’31” E
Zauber der weissen Wildnis

Nach einer wunderbar ruhigen Nacht machen wir uns auf den Weg. Alles draussen wirkt, als hätte ein Zauberer mit eisigem Atem das Land in einen stillen Winterschlaf gehüllt. Schnee und Eis haben sich an jede Ecke geklammert, als wollten sie sicherstellen, dass auch der letzte Zweig und Stein den Winter in all seiner Pracht spürt.
Die Fahrt durch die verschneite Landschaft gleicht einer Reise in einem alten Schwarz-Weiss-Film, in dem jeder Baum, jede Kurve und jeder Hügel Teil eines stillen Meisterwerks ist. Die Welt scheint langsamer zu sein, ruhiger, fast mystisch. Selbst Knutschi schnurrt leiser als sonst, als wolle er die Stille nicht stören.
Unser erster Halt: Inarijärventie, Inari, wo wir uns einer kleinen Herausforderung stellen. Eine Bärenhöhle lockt uns an – doch alles ist verlassen, kein einziges Lebenszeichen ausser den Spuren, die der Wind im Schnee hinterlässt. Gut, denken wir, das wird unser Abenteuer des Tages. Dick eingepackt, mit Mützen bis über die Ohren und Handschuhen, die eher wie Boxhandschuhe aussehen, machen wir uns an den Aufstieg.
Der Weg führt über zugeschneite Treppen und schmale Pfade, die wir mehr erahnen als sehen. Wir kraxeln, rutschen und kichern – immer höher, bis wir schliesslich die Bärenhöhle erreichen. Natürlich kriechen wir hinein – wer weiss, vielleicht wohnt da ja doch noch ein Bär?
Doch der wahre Höhepunkt wartet noch ein Stück höher. Ein Aussichtspunkt, der uns den Atem raubt – und das nicht nur wegen der Kälte. Der Blick schweift über ein Meer aus Weiss, unterbrochen von schwarzen Tupfern der Bäume und dem glitzernden Eis des Sees. Hier oben fühlen wir uns klein und gross zugleich, dankbar für diesen Moment, der sich in unsere Erinnerung brennt.
Der Abstieg? Nun ja, nennen wir es „dynamisch“. Es ist erstaunlich, wie schnell man unten sein kann, wenn man ein paar unfreiwillige Rutschpartien einlegt. Lachend und mit Schnee in den Stiefeln erreichen wir Knutschi, der uns schon mit offenen Armen erwartet – oder zumindest so, wie ein Wohnmobil das eben kann.
Weiter geht’s, unser Ziel: Ein Campingplatz, den wir in einem Blog von Sonja und René entdeckt haben. Es fühlt sich fast an, als würden wir auf ihrer Spur reisen, inspiriert von ihren Geschichten, während wir unsere eigenen schreiben.
Sauna, Rentiere und Eisbad
Am Campingplatz angekommen, werden wir herzlich empfangen – wenn auch eher vom knirschenden Schnee unter den Reifen als von Menschen. Der Empfang hier scheint so still und friedlich wie die Landschaft selbst. Nach dem Einchecken buchen wir direkt die Sauna für heute Abend, sie soll ein echtes Highlight sein. Na, das lassen wir uns doch nicht entgehen!
Knutschi findet seinen Platz auf dem schneebedeckten Stellplatz, und wir richten uns häuslich ein. Gerade als wir uns umschauen, trotten gemütlich ein paar Rentiere an uns vorbei, als würden sie sagen: "Willkommen, viel Spass hier, aber wir sind die eigentlichen Stars!" Und ja, das sind sie. Majestätisch und doch irgendwie putzig stapfen sie durch den Schnee, als wäre das ihre Bühne.
Natürlich erkunden wir sofort die Umgebung. Ein Spaziergang führt uns über einen zugefrorenen Fluss, wo uns weitere Rentiere begegnen. Dieses Land ist wie ein Märchen, in dem die Natur die Hauptrolle spielt. Als wir zurückkehren, treffen wir Sonja und René, die gerade von einer Wanderung zurückkommen. Es fühlt sich an, als würden wir alte Freunde begrüssen, obwohl wir uns gerade erst kennenlernen.
Doch der wahre Höhepunkt des Tages kommt um 18 Uhr: die Sauna. Allein das kleine Holzhaus, aus dem der Rauch wie eine Einladung emporsteigt, ist schon ein Anblick für die Seele. Innen empfängt uns wohlige Wärme, die sich wie eine Umarmung anfühlt – genau das Richtige nach all der Kälte draussen. Der erste Saunagang ist herrlich, doch das Beste kommt danach: das Eisloch im Fluss.
Ja, richtig gelesen. Nach jedem Saunagang wagen wir uns hinaus in die eiskalte Nacht, nur mit Handtuch und einer gehörigen Portion Mut bewaffnet, und tauchen in das glasklare, eiskalte Wasser. Es raubt uns den Atem, aber es ist wunderschön. Dieser Moment – die Kälte, das Knacken des Eises – fühlt sich an wie purer Luxus.
Frisch durchgefroren und gleichzeitig aufgeheizt geht es zurück zu Knutschi, wo schon der Grill wartet. Gemeinsam mit Sonja und René lassen wir den Abend ausklingen. Der Duft von Grillgut mischt sich mit der klaren, kalten Luft, und unsere Gespräche sind so warm wie das Feuer.
Ein perfekter Tag geht zu Ende, und wir fallen glücklich und erschöpft in unsere Betten – bereit für neue Abenteuer morgen. Skandinavien, du übertriffst dich immer wieder!Weiterlesen
ReisenderHerrlich ❤️
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Martin Meese
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