• Die französische Schnee-Affäre

    27 января, Финляндия ⋅ ⛅ -11 °C

    Es war eine dieser magischen skandinavischen Nächte, in denen der Himmel vor Stolz fast platzt und grüne Schleier über die verschneite Landschaft wirft. Polarlichter – das ultimative Kino der Natur. Rolf, unser selbsternannter Polarlichtjäger, konnte natürlich nicht widerstehen und zog am Abend nochmals los, während ich mich mit einer Tasse Tee und dem leisen Knarzen von Knutschi’s Innenleben zufriedengab.

    Doch statt mit Geschichten über leuchtende Himmelsschleier kam Rolf mit Besuch zurück. Besuch? Um diese Zeit? Und dann auch noch unfreiwillig?
    Das junge französische Pärchen, nennen wir sie romantisch „Léa und Pierre“, hatte sich mit ihrem Mietwagen festgefahren. Natürlich nicht irgendwo – nein, im Tiefschnee, in einem Loch, direkt in der ersten Reihe, wo der Ausblick am besten ist. Bloss nicht zu Fuss raus in die Kälte, dachte sich wohl Pierre. Doch was der Schnee an Postkartenidylle bietet, holt er sich gnadenlos in Form von Schwerkraft zurück.

    Rolf, unser Retter der Nacht, brachte Antirutschmatten und eine Prise Hoffnung. Vergebens. Das Auto hatte sich so tief in die weisse Unendlichkeit gegraben, dass selbst die Matten nur resigniert dalagen. Also wärmten sich Léa und Pierre bei uns auf. Ihr Gesichtsausdruck? Eine Mischung aus Verzweiflung und einem Hauch von „Was zum Teufel tun wir hier oben?“

    Der Plan: Abschleppdienst. Doch halt, ganz skandinavisch pragmatisch läuft das hier: Zuerst 465 Euro per Telefon überweisen, dann macht sich der Retter in der Not auf den Weg. Knapp eine Stunde später – Trommelwirbel! – kommt der Abschleppdienst mit seiner Seilwinde. Es dauerte keine fünf Minuten, und das Auto war befreit.

    Die Erleichterung war förmlich zu spüren, als alle im sicheren Wissen auseinander gingen, dass selbst die schönste Winterlandschaft ihre Tücken hat. Und wir? Wir lächelten verschmitzt. Knutschi, unser treuer Begleiter, hat so etwas natürlich nie nötig.

    Und Léa und Pierre? Sie werden diese Geschichte wohl noch lange erzählen. Vielleicht etwas ausgeschmückt: „Weisst du noch, mon amour, wie wir fast für immer im Schnee von Lappland verschwanden?“
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