• Einfach ein Tag voller Überraschungen

    February 8 in Norway ⋅ 🌙 0 °C

    Es begann so idyllisch: ein einsames Plätzchen mitten in der Wildnis, absolute Stille, perfekte Nordlicht-Kulisse. Und dann? Partycrasher! Zwei Kleinbusse, dann noch mehr, am Ende 20 Nordlichtjäger. Lagerfeuer, Zelte, Gruppenspiele – und natürlich keine Nordlichter. Um die Stimmung der Touristen zu retten, wurde stattdessen lautstark „Wer hat Angst vorm bösen Wolf?“ gespielt.

    Kurz nach 1 Uhr war der Spuk vorbei, alle verschwanden synchron, als hätte jemand einen geheimen Fluchtbefehl erteilt. Zurück blieb absolute Stille – und wir, endlich allein. Na also, geht doch!

    Der höchste Punkt Finnlands – oder: Wo ist das verdammte Schild?

    Nach einer extra langen Mütze Schlaf machten wir uns auf zur höchsten Strasse Finnlands. Klingt beeindruckend? War es auch. Nur… es fehlte jegliche Kennzeichnung. Kein Schild, kein „Herzlichen Glückwunsch, Sie stehen am höchsten Punkt Finnlands!“, nicht mal ein gammeliger Wegweiser. Fotobeweis? Fehlanzeige. Aber wir wissen, dass wir oben waren – und das zählt!

    Das teuerste Dreiländereck der Welt

    Nächster Stopp: Kilpisjärvi. Das berühmte Dreiländereck von Norwegen, Schweden und Finnland lockte. Aber wie hinkommen?

    Mit Langlaufskiern über den vereisten See und dann mit Schneeschuhen weiter.

    Direkt mit Schneeschuhen – 22 km hin und zurück.

    Schneemobil-Tour.

    Letztere klang super – bis wir den Preis hörten: 600 Euro! Für einen Betonsockel! Ernsthaft? Also beschlossen wir: Das Dreiländereck läuft uns nicht davon, das heben wir uns für ein anderes Mal auf.

    Plan B: Tromsø – und das grosse Nordlichtdrama

    Also umdisponieren: Tromsø, 160 km entfernt, mit der einzigen wolkenfreien Nacht der nächsten Tage. Vielleicht endlich das Traumbild von Rolf: Nordlichter über der Stadt!

    Unterwegs entdeckten wir einen Wasserfall. Logisch, dass wir da stoppen. Die letzten Meter waren allerdings eine Herausforderung – ich kann nun behaupten, auf dem Hintern eine Schlucht erkundet zu haben. Der Wasserfall? Von oben nett, von unten sicher spektakulär – aber da runterkommen? Keine Chance.

    Der Aufstieg, bei dem wir kurz unser Leben hinterfragten

    In Tromsø angekommen, war klar: Wir fahren NICHT mit der Bahn hoch zur Bergstation Fjellheisen. Nein, wir wollten das Abenteuer!

    Tja, Abenteuer hatten wir dann auch. Die Sherpatreppe? Unter 40 cm Eis begraben. Unsere Steigeisen-Ausrüstung? Ein einziges Paar Schuhspikes – Rolf hatte einen, ich den anderen. Nach 30 Metern war klar: Wirklich dämlich von uns.

    Später kam ein Norweger und riet uns, umzudrehen – der Rettungsheli war heute schon zweimal hier. Super Info! Aber aufgeben? Kommt nicht in Frage!

    Also wählten wir den sicheren Umweg. Der sich ebenfalls als eisige Rutschpartie entpuppte. Mit Stirnlampen, viel Gefluche und einem gesunden Mass an Selbstüberschätzung schafften wir es irgendwann tatsächlich hoch.

    Restaurant-Traum oder Kantinen-Albtraum?

    Oben angekommen: grandiose Aussicht auf Tromsø. Und gefühlt halb Norwegen. Hunderte Touristen, alle warteten auf Nordlichter.

    Ein Blick ins Selbstbedienungsrestaurant liess uns kurz hoffen – bis wir realisierten, dass die Schlange für Essen ungefähr so lang war wie unsere gesamte Reise. Einen Sitzplatz finden? Chancenlos. Am Ende hielten wir jeder eine heisse Schokolade in der Hand, das war’s. Abendessen? Fehlanzeige.

    Also wieder raus in die Kälte, den zweitbesten Platz an der Bergkante sichern (der beste war natürlich schon weg) und warten.

    Die Ironie des Universums

    Wir warteten. Eine Stunde. Zwei Stunden. Dann, für exakt drei Minuten, ein schwacher grüner Schimmer. Und das war’s.

    Genervt gaben wir auf, stellten uns in die Warteschlange für die Bahn nach unten – und genau in dem Moment: Bämm! Die schönsten Nordlichter über der Stadt! Die ganze Gondel staunte und rief „Ooooh!“ und „Aaaah!“.

    Unten angekommen, leuchteten sie immer noch. Während des gesamten Rückwegs. Und aus Prinzip machten kein einziges Foto!

    Fazit: Abenteuer mit Hunger

    Frustriert, hungrig und komplett erledigt kamen wir bei Knutschi an. Ich zog mich wortlos aus und kroch unter die Decke.
    Aber wisst ihr was? Auch ohne das perfekte Nordlichtbild war es ein unvergesslicher Tag. Lacher, kleine Dramen und ein bisschen Abenteuer – und gefühlt 3 Kilo weniger Fett, genau das macht unsere Reise aus. Und morgen? Wird’s bestimmt wieder spannend!
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