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  • Day 3

    3. Etappe Taden-Dinan

    July 16, 2018 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Es hat sich etwas abgekühlt, aber die Sonne ist da und färbt heute morgen das Wohnmobil neben uns pink, eine Farbe, die eigentlich Barbies Wohnmobil vorbehalten ist. Dieses Mal gibt es den Morgenkaffee auf der Picknickbank hinter unseren Auto mit Blick auf die Fachwerkhäuser von Beuvron-en-Auge. Wieder haben wir auf einem schönen und ruhigen Stellplatz übernachtet. Die sechs Euro Übernachtungskosten haben wir bereits gestern Nachmittag in der Tabakbar bezahlt. Dass man hier nur eine Nacht bleiben darf, stört uns wenig, denn wir starten um kurz nach acht Uhr zur dritten Etappe, die uns ins Zielgebiet, in die Bretagne, bringen soll. Nach dem Verlassen des Platzes kommen wie an der VE Station vorbei und können entsorgen. Den Jeton fürs Wassertanken, den wir gestern beim Bezahlen erhalten haben, nutzen wir nicht. Wasser haben wir noch reichlich, nur der Dieseltank ist ziemlich leer. Und dafür reicht der Jeton leider nicht. Das wird eine etwas teurere Angelgenheit. Wenig später sind wir auf der Autobahn, und die nächste Tankstelle sollte auf alle Fälle unsere sein. Die Zapfsäulen dieser Tankstelle nehmen allerdings nur Plastikgeld. Michael ruft mich beim Tanken zu Hilfe. Gemeinsam versuchen wir. die französische Benutzerführung zu entschlüsseln. Die Visa Karte und die Zapfsäule mögen sich dummerweise nicht. Dabei sollten sie es aber, laut Beschriftung. Mit der Maestro Karte ist sie mehr einverstanden. 112 Euro für 70 l. Die Dieselpreise sind echt gewöhnungsbedürftig. Das macht pro Liter locker 1,59€.
    In Caen, der Hauptstadt des Departements Calvados, verlassen wir später die Autobahn, um auf der vierspurigen Stadtautobahn den Ort zu durchqueren. Hoch hinaus geht es dabei über eine Brücke. Unter uns liegt der Fluss Orne, der wenig Wasser führt und ein großes Stück seines Flussbettes preisgibt. Parallel daneben der Canal de Caen à la Mer, auf dem die Lastkähne dümpeln. Wir können auf die Dächer von Caen blicken. Wie eine riesige weißgraue, unregelmäßig strukturierte Fläche sieht das von oben aus. Die Türme der Stephans Church, der Cathedrale St.Etienne und der Kirche Sainte-Trinité ragen wie Zeigefinger daraus hervor. Wir verlassen die Stadt und fahren auf die A 84, die Autoroute des Estuaires, genannt Porte de Bretagne. Der Verkehr, der vor Caen noch sehr dicht war, entspannt sich hier merklich
    Nach einiger Zeit können wir rechts in der Ferne das Meer und den Mont St. Michel sehen. In St. Brieuc fahren wir ab und auf der Nationalstraße 176 weiter Richtung St. Malo und Mont St. Michel. Vorbei an abgeernteten Getreidefeldern und durch Dörfer mit grauen Steinhäusern. Überall wird Cidre und Calvados angeboten Unser heutiges Ziel ist Dinan, eine der besterhaltenen Städte des Mittelalters. Zwei Stellplätze haben wir dazu herausgesucht. Wir fahren zunächst den etwas außerhalb in einem Ort namens Taden liegenden Camping Hallerais an. Hier gibt es einen Pool und die Möglichkeit Schwimmen zu gehen. Bei der Hitze ein sehr verlockendes Angebot. Wir haben Glück. Es ist gerade Abreise und wir bekommen fünf Plätze zur Auswahl genannt. Der größte Teil des Campingplatzes ist mit Mobilheimen belegt, aber es gibt auch Touristenplätze Wir entscheiden uns für einen Platz ganz am Ende des Campingplatzes in einer Sackgasse Hier ist es ausgesprochen ruhig, auch wenn wir dafür etwas weiter zum Pool, zum Laden usw. laufen müssen.
    Später erkunden wir den Platz und sind gerade im Pool, als sich eine große Anzahl Kinder, (Teilnehmer einer sich auf dem Campingplatz befindenden Kinderfreizeit), in das Becken stürzt. Das Wasser wird augenblicklich zu einer brodelnden Masse aus schreienden, spritzenden springenden und tauchenden Kinder. Nichts wie raus. Das ist nichts für meinen dritten Ferientag. Vielleicht klappt es ja zu einem anderen Zeitpunkt ungestört ein paar Bahnen zu schwimmen. Zumindest etwas abkühlen konnten wir uns vorher. Allerdings ...Abkühlen ist nicht die richtige Bezeichnung für ein Bad in einem Pool mit 28 Grad Wassertemperatur.
    Vom Campingplatz aus führt ein steiler Weg durch den Wald. Den nehme ich wenig später und komme zum Fluss La Rance, der ca 15 km weiter in den Ärmellkanal mündet. Entlang des Flusses führt ein Rad-und Wanderweg, der zum Hafen von Dinan führt. Das sind ca 5km zu laufen. Die richtige Distanz für eine nachmittägliche Walkingtour, um sich den Kuchen zum Kaffee zu verdienen. Eine Naturidylle in grün empfängt mich, als ich am Fluss ankomme. Menschenleer und nur das Singen der Vögel und das Zirpen irgendwelcher Insekten ist zu hören. Doch diese Idylle bleibt nicht lange ungestört. Schon begegnet mir der erste Radfahrer und kleine Ausflugsboote mit Eletromotor fahren auf dem Fluß, die man wie ich später herausfinde, im Hafen mieten kann. 33 Euro die Stunde für 2 Personen mit offener Preisscala nach oben, abhängig von Personenzahl und Dauer. Heißt, eine Familie, die 3 Stunden auf dem Fuß schippert, muss schon einen "Huni" hinlegen. Aber schön sehen sie aus und so ganz ohne Lärm. Inzwischen bin ich im Hafen angelangt. Die großen und kleinen Schiffe liegen hintereinander entlang der Hafenmauer, vis a vis der kleinen Bars und Lokale, die heute am Nachmittag noch gut besucht sind. Aber 'Moules et frites" gehen immer. Ich bestaune die alten Mauern und Häuser mit ihrem so reichlichen Blumenschmuck. Ach ja, dies ist ja eine"Ville de Fleurie" , eine Blumenstadt, wie das Schild am Ortseingang verkündet hat. Neugierig schwenke ich in eine der ersten, kleinen Gassen und komme mir vor wie ein Statist ist in einer mittelalterlichen Filmkulisse. Die dicht aneinander gebauten Häuser, eines schöner und romantischer als das andere, beherbergen in erster Linie Künstlerateliers, Bars und Creperien. Steil steigt die schmale, Kopfstein gepflasterte Straße hoch zur Stadt. Vor dem Stadttor fällt mir ein, dass ich ja zusammen mit Michael per Rad am nächsten Tag die Stadt besuchen wollte und dass ich auch versprochen habe, zum Kaffeetrinken wieder zurück zu sein.
    Ein Blick auf meine Uhr, eigentlich ein Treckingarmband, zeigt mir nicht nur, dass es bereits 15.30 Uhr ist, sondern dass ich auch noch mehr als sechs Kilometer zurücklaufen muss. Auf dem Absatz mache ich kehrt und eile die gerade so mühsam hoch gestiefelte Straße wieder hinunter zum Hafen. Einen Moment überlege ich dort, ob ich nicht ein Stück mir der Touristenbahn mitfahren sollte, die gerade am Hafen Fahrgäste aufnimmt. Aber dann sehe ich wie langsam sie über das Kopfssteinpflaster holpert. Da bin ich dreimal schneller, habe 8 Euro gespart und dazu noch sehr dankbare Bandscheiben.
    Irgendwie möchte ich den Rückweg doch abkürzen und entschließe mich dazu, die Landstraße zu nehmen. Keine gute Idee, wie ich wenig später bemerke. Wenn man mal davon absieht, dass es stetig bergauf geht, dazu noch in engen Kurven, in denen mich die entgegenkommenden Autos erst in letzter Minute sehen und ich mich mehrmals mit einem Sprung in den Graben in Sicherheit bringen muss, ist dieser Weg auch noch viel länger. Zwischenzeitlich weiß ich gar nicht, ob es überhaupt noch der richtige Weg ist. Google Maps lässt mich wegen fehlendem Internet im Stich und meine kleinen "Grauen" machen scheinbar gerade Urlaub, denn mir fällt nicht einmal mehr der Name unseres Campingplatzes ein, damit ich hätte fragen können. Irgendwas wie Hallervorden. Oder ne, der hatte doch hier irgendwo sein Schloss. Da verwechsele ich was. Als dann das Hinweisschild zum Camping Hallerais kommt, bin ich doch etwas erleichtert. Wenig später komme ich ziemlich aufgelöst zum Campingplatz zurück. Michael blickt kurz von seinem Handy auf und meint:" Ich habe noch gar nicht mit dir gerechnet! " Jetzt brauche ich erst einmal eine Abkühlung und stürze mich in den immer noch nicht kinderfreien und zu warmen Pool, bevor ich Kaffee koche und "Kuchen zaubere".
    Eigentlich hatte ich Michael schon so gut wie überredet mit mir am Abend nach dem Essen zu dem Ausflugslokal unten am Fluss zu gehen. Aber dieses Mal kneife ich. Den damit verbundenen, anschließenden steilen Rückweg kann ich mir weder mit einem Cidre noch einem Glas Wein "schön trinken."
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