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  • Day 22

    Pärnu Stadt und Valgeranna

    August 3, 2019 in Estonia ⋅ ☀️ 17 °C

    Die Nacht war sehr ruhig und eigentlich hätte ich gut schlafen sollen, wäre da nicht der permanent juckende Fuß gewesen. Aber am Morgen kann ich schon wieder auftreten, und wir verbringen viel Zeit mit "Klar Schiff machen". Die Waschmschine wird noch einmal angeworfen, Wasser aufgefüllt und Abwasser entsorgt. Gegen Mittag sind wir so weit und starten mit dem Roller ins ca. 12 km Pärnu. Dort an der Brücke über den Fluß Pärnu, ganz in der Nähe des Yachthafens, befindet sich ein großer Parkplatz, den wir ansteuern. Auch zwei, drei Wohnmobile stehen hier, sei es für einen Stadtbesuch oder zum Übernachten. Wir parken den Roller und laufen entlang der Promenade am Fluß in die Stadt. Pärnu ist die größte Stadt Estlands- fächenmäßig, und liegt noch vor Städten wie Barcelona, Mailand oder Amsterdam und ist vergleichbar groß wie Berlin. Allerdings leben in Pärnu nur 60 Menschen auf dem Quadratkilometer. Die mittelalterliche Stadt ist Heil-und Seebad und Estlands wichtigstes Ferienziel und hat im Norden einen 3km langen Sandstrand. Schon um 1838 wurde die erste Badeanstalt in Pernau , so hieß die Stadt früher, errichtet. 1940 mussten die deutschen Bewohner Pernau verlassen, und die Stadt wurde von der Roten Armee besetzt und Teil der Sowjetunion. Auch in Zeiten der Sowjetischen Regierung lief der Bäderbetrieb in Pärnu weiter, obwohl der Fluss und die Seen verschmutzt waren. Mit der Erlangung der Unabhängigkeit wurde Pärnu wieder Estlands Sommerhauptstadt.
    Die Altstadt, die wir wenig später erreichen, macht mit ihren farbigen Holzhäusern und ihrem reichlichen Blumenschmuck einen sehr gepflegten Eindruck. Es ist Samstagnachmittag, und viele Einheimische und Touristen haben sich draußen auf den Terrassen der Cafes und Restaurants eingefunden. Man sitzt beim Wein und Bier oder genießt schon mal eine kleine Mahlzeit.
    Nachdem wir die Fußgängerzone mit den kleinen Läden in den farbigen Holzhäusern passiert haben, kommen wir zum Rathaus der Stadt. Strahlend gelb mit seinem weißen klassizistischen Dekor leuchtet es uns entgegen. Früher, so um 1700, war es das Wohnhaus eines reichen Bürgers. Um 1839 wurde es als Rathaus in Gebrauch genommen. Für die vielen Abgeordneten der Duma erwies es sich als zu klein. Und so wurde flugs noch ein Anbau im neobarocken Stil hinzugefügt, der heute immer älter als das eigentliche Rathaus geschätzt wird. Nach der Stadt- Duma von 1911 nutzen heute die Abgeordneten der Stadt diesen Teil als Versammlungsraum. Gegenüber des Rathauses begegnet uns die Statue des Begründers der estnischsprachingen Zeitung, J.V Jannsen. Ca.eine Million Menschen sprechen die estnische Sprache. Sie gehört zu den finno-ugrischen Sprachen, zu denen auch ungarisch, und finnisch gehört. Diese Sprachen sind durch die Aneinanderreihung von Konsonanten und besonders von Umlauten für uns sehr schwer zu verstehen und können nirgendwo abgeleitet werden. Selbst einfache Informationen entgehen uns so, wenn sie nicht auch in Englisch ausgewiesen sind.
    Man sagt, wenn man die Statue von Jannsen berührt, erhält man nur gute Nachrichten. Na, dann wollen wir ihn mal anfassen.
    Nicht weit davon entfernt befindet sich die prächtige, gelbe, barocke Katharinenkirche, von der man sagt; sie sei die Schönste in ganz Estland.
    Wenig später sind wir an der barocken roten Elisabethkirche, aus der einladende Orgelmusik klingt. Beim Hineinschauen werden wir freundlich gebeten, doch hereinzukommen. Wir bleiben einen Moment und lauschen der Orgelmusik, die von einer der besten Orgeln Estlands ertönt. Später kommen wir zum roten Turm, der zur ehemaligen Stadtmauer gehört und als Gefängnis diente. Als der Park beginnt, drehen wir wieder ab, zurück in die Altstadt. Nach den zwei "Ks"( Kultur und Kirchen) steht uns nun der Sinn das "K-Quartett" voll zu machen, mit dem 3.und 4. K nämlich mit Kaffee und Kuchen. Die finden wir in einen Cafe in der Fußgängerzone mit einem Platz in der Sonne und Logenblick auf die Vorbeischlendernden. Der Kuchen ist nicht gerade billig, dafür aber hausgemacht und schmeckt vorzüglich. Auch meine "Obversation" der Vorbeigehenden ist bald von Erfolg gekrönt, als zwei nicht mehr ganz junge und auch nicht mehr ganz schlanke Damen in farbigen, selbstgehäkelten Röcken mit Muschelmuster vorbeischlendern. Ich taufe sie sofort " die Topflappen-Girls", denn genau wie ihre Röcke, sahen meine ersten gehäkelten Topflappen aus.
    Aber eigentlich stehen die beiden nur stellvertretend für die Lebenseinstelltung vieler Estländer: Erlaubt ist was gefällt. Hauptsache es ist kreativ und individuell.
    Als ich in das Café hineingehe, sehe ich diese These wieder bestätigt. Es ist witzig und phantasievoll eingerichtet, mit abstrakten Bildern an den Wänden und einem kleinen integrierten Kunstgewerbeladen, der auch alternative Produkte führt.
    Beim Verlassen der Altstadt kommen wir wieder durch die Nikolai Straße und dem braunen Holzhaus, das sich als Geburtshaus von Nikolai Lenthie ausgibt. Da muss ich doch mal Google fragen, wer denn dieser Typ ist, dem man eine ganze Straße gewidmet hat.
    Nach 2 Stunden gehts nun zurück zum Roller. Wir wollen noch nach Valgeranna und uns dort den Strand und den Stellplatz anschauen. Zu unserer Überraschung ist trotz super Wetter und Samstsgnachmittag nicht viel los am Strand und von den 20 Stellplätze direkt am Strand, ist keiner besetzt. Es ist bereits August und scheinbar ist die Hauptsaison in Estland, ähnlich wie wir es auch in Schweden erlebt haben, bereits vorbei. Wir gehen noch ein wenig spazieren, bevor wir über Audru, wo wir ein paar Kleinigkeiten in einem "Tante -Emma-Laden" kaufen, der aber über eine Scannerkasse und einen Leergutautomaten verfügt. Gegen Abend sind wir zurück am Platz und genießen noch ein wenig die Sonne vorm Wohnmobil, bevor sie hinter den Bäumen verschwindet und uns mit ziemlich niedrigen Temperaturen zurück lässt, die uns schon sehr bald ins Wohnmobil treiben. Heute Nacht haben wir sogar etwas die Heizung angestellt.
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