Vier Wochen wollen wir die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland entdecken. Unser Ziel ist Tallin. Wir wollen allerdings nicht in kurzer Zeit alle bekannten Sehenswürdigkeiten dieser Länder abfahren, sondern uns Zeit lassen für mehr. Read more
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  • Day 1

    Erst einmal nach Hamburg...nur wie?

    July 13, 2019 in Germany ⋅ ⛅ 17 °C

    Das letzte Mal Sommerferien in meinem Leben und damit sind wir das letzte Mal beim Reisen auf die Hauptsaison angewiesen. Wie fühlt sich das an? Zunächst einmal super gut. Vor allem, weil jetzt endlich Ferien sind. Urlaub und Ausspannen habe ich dringend nötig. Ich fühle mich grippig und zerschlagen. Vor den großen Ferien ist es ähnlich wie vor Weihnachten: alles muß bis zum Tag X erledigt, geordnet, besorgt, geschrieben, geräumt und gemacht werden. Wenn dann Schulschluss ist und die Ferien beginnen, komme ich mir vor wie ein Luftballon, aus dem alle Luft entweicht und der irgendwo platt am Boden landet.
    Nun ...inzwischen schwebt er schon wieder, denn auch die Vorbereitungen für eine vierwöchige Fahrt wollen erledigt werden.
    Wir sind deshalb nicht gleich Freitag nach Schulschluss gefahren, sondern heute, am Samstagvormittag. So blieb Zeit, alles in Ruhe zu packen und Haus und Garten ordnungsgemäß zu verlassen.
    Es ist 10.30 Uhr als wir starten, bei 12 Grad und Nieselregen und Voraussagen im Radio über etliche Staus auf der Strecke bis Hamburg. Kein schöner Start in den Urlaub, in dem wir das Baltikum kennenlernen wollen.
    Für Hamburg sind zwei Tage geplant, um unseren Sohn Jan-Michel zu besuchen und mit Clara, unserem Enkelkind, am Sonntag Geburtstag zu feiern.
    Am Montag soll es weiter nach Kiel gehen, um am Abend die Fähre nach Klaipeda (das frühere Memel) zu nehmen, und um am Dienstagabend hoffentlich unversehrt in Litauen anzukommen.
    Aber davor steht im Moment die riesige Blechlawine auf der A7 . Das Navi korrigierrt die voraussichtliche Ankunftszeit alle paar Minuten nach oben und teilt uns permanent mit, dass es Bauarbeiten auf der A7 gibt. Ich glaube, wenn sich Mathilde, so heißt unser Navi noch einmal meldet, zieht der inzwischen sichtlich genervte Michael ihr das Kabel und macht sie so mundtot. Ist die gewählte Route über A7 wirklich die bessere oder wären wir über Land bis zur Autobahn Bremen nicht besser gefahren?
    Es staut, geht dann "stop and go" etwas weiter, ein Geduldsspiel. Unsere Ankunftszeit ist inzwischen über eine Stunde nach oben korrigiert worden. Auch Mathilde hat keine Vorschläge wie wir diesen Riesenstau umfahren können.
    Es ist 15.15 Uhr, als wir endlich nach 5 Stunden für 200 km unser Ziel in Hamburg, den Knaus Campingpark neben Ikea erreichen. Hier haben wir vorsichtshalber für zwei Tage reserviert und das war eine gute Entscheidung. Nicht nur, dass dieses Wochenende eines der verkehrsträchtigsten Urlaubswochenenden in ganz Europa ist, egal ob nach Norden oder Süden, es steht in beiden Richtungen, sondern in Hamburg ist auch noch "Schlager Move", eine Straßenparade, die zusätzlich ca 300 000 Besucher angelockt hat. An einen Stellplatz in der Innenstadt ist für ein Wohnmobil mit Anhänger an diesem Samstag nicht zu denken.
    So stehen wir im Grünen und haben reichlich Platz. Es ist wie eine stille Oase nach all dem Baustellen- und Autogewirr. Die Innenstadt ist mit dem Nahverkehr gut zu erreichen und was noch viel wichtiger ist: Jan- Michel und Clara wohnen nur knapp 2 km entfernt.
    Mit Jan- Michel haben wir uns heute Abend in dir Innenstadt zum Essen verabredet .Wie besprochen, holt er uns um 19.00 Uhr mit dem Auto ab.. Aber damit fahren wir nur bis Niendorf zur U-Bahnstation. Mit der U-Bahn kommt man schneller und unproblematischer in die City. Vom Campingplatz aus fährt während der Ikea- Öffnungszeiten ein Bus zur U-Bahnstation Niendorf und von dort kommt man in ca 20 Min mit der U2 direkt ins Zentrum. Die lästige Parkplatzsuche entfällt. Unterwegs steigen viele kostümierte Fahrgäste ein. In den Straßen von St.Pauli geht die "Schlager Move Party" weiter. Wir steigen am Gänsemarkt aus. Nur wenige Schritte entfernt liegt das Sidehotel. Im dortigen Restaurant "Meatery' wollen wir essen. Nichts für Veggies oder Veganer. Aber das Steak ist fantastisch. In sogenannten Reifeschränken hängt das Fleisch, aus dem die Steaks geschnitten werden.
    Nach dem leckeren Essen machen wir noch einen Verdauungsspaziergang zum Jungfernstieg und an die Innenalster, auf der die abendlichen, illuminierten Ausflugsboote zurückkehren. Es ist wenig los an diesem beliebten Ort. Es ist kühl und ungemütlich, und die Menschen feiern lieber den "Schlager Move" in den Straßen von St.Pauli. Mit der U-Bahn geht es zurück nach Niendorf und dann zurück zum Campingplatz.
    Stellplatz:
    Knaus Campingpark
    Wunderbrunnen 2,
    22457 Hamburg
    53° 38' 56.38'' N, 9° 55' 47.55'' O
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  • Day 2

    Hamburg: Clara hat Geburtstag

    July 14, 2019 in Germany ⋅ ⛅ 15 °C

    Heute ist der große Tag: Clara hat Geburtstag und wird 9 Jahre alt. Um 10.00 Uhr sind wir zum Geburtstagsfrühstück eingeladen. Um kurz vor 10.00 Uhr kommt Lena zum Campingplatz, der ja in unmittelbarer Nähe der A7 an der Ausfahrt Schnelsen liegt, um uns abzuholen, Sie ist bereits um 7.00 Uhr am Morgen im Bad Oeynhausen gestartet, um pünkltlich beim Geburtstagsfrühstück dabei zu sein.
    Mit viel Hallo werden wir empfangen, und Clara ist in der nächsten Zeit erst einmal voll damit beschäftigt, ihre Geschenke auszupacken.
    Nach dem Frühstück machen wir einen gemeinsamen Spaziergang zum nahegelegenen Park und zum Spielplatz. Unser Geburtstagsgeschenk, der Roller, muss ausprobiert werden.
    Zum Geburtstagskaffeetrinken kommt Claras Freundin Banessa. Sie spielt im Musical "Tina Turner " Tinas kleine Schwester und erzählt uns, dass sie bereits 16 Auftritte hatte. Da das Musical täglich aufgeführt wird, ist jede Rolle mehrfach besetzt. Durch die Freundschaft mit Banessa hat Clara bereits das Musical gesehen, das bei uns noch auf der Wunschliste steht.
    Nach dem leckeren Geburtstagskuchen, den es für Lena auch in veganer Form gibt, bringt Lena uns zurück zum Wohnmobil, bevor sie zurück nach Bad Oeynhausen fährt. Wir lassen den Tag ruhig ausklingen, während sich Lena durch einige Staus auf dem Nachhauseweg quälen muss.
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  • Day 3

    Von Hamburg nach Kiel auf die Fähre

    July 15, 2019 in Germany ⋅ ⛅ 15 °C

    Der heutige Tag ist ein richtiger " Im-Urlaub- ankommen-Tag". Wir haben mit der Weiterfahrt nach Kiel noch bis zum Nachmittag Zeit. Und so wird zunächst einmal richtig ausgeschlafen. Frühstück gibt es bei Ikea gleich nebenan. Dass wir anschließend noch durch die Ausstellung bummeln, versteht sich von selbst. Endlich haben wir mal Zeit dafür, denn das graue Wetter ermutigt nicht grade zu irgend welchen Outdoor-Aktivitäten. Zum Sightseeing in Kiel, vor der Fähre, hat auch keiner von uns richtig Lust. Dazu müsste ich auch erst wieder richtig fit sein. Den Urlaub habe ich grippig, zerschlagen und mit Reizhusten angetreten. So nehme ich die Gelegenheit zu einem ausgedehnten Mittagsschlaf wahr, bevor wie unsere Rucksäcke für die Fähre packen. Einmal ausgestiegen, kommen wir bis Dienstagabend nicht mehr an die Dinge heran, die im Wohnmobil sind.
    Da heißt es gut überlegen, was wir mitnehmen müssen. Gegen 15.00 Uhr koppeln wir den Hänger an und bezahlen. Und dann gehts endlich los nach Kiel. So richtiges Urlaubsfeeling will sich allerdings noch nicht einstellen. Dafür ist es zu kalt und der Himmel mit seiner grauen Wolkendecke tut sein übriges dazu.
    Die Anfahrt zum Kieler Osthafen ist etwas kompliziert . Aber für so was haben wir ja Nathilde, unser Navi. Bei der Ankunft staunen wir nicht schlecht: Die Wartespuren sind bereits voll. Ein Einweiser schickt uns auf einen kleinen Parkplatz. Dort sollen wir das Womo abstellen und die Boardingcard holen. Er würde uns um 18.00 Uhr von dort abholen. Leider gibt es auch auf dem Parkplatz keinen Platz für uns, und so stellen wir uns notgedrungen auf den dortigen Fahrstreifen neben ein Mobil aus Stade. Das Einschecken geht problemlos: Nummer ziehen, warten bis die Nummer aufleuchtet, und dann den entsprechenden Abfertigungsschalter aufsuchen. Der nette Angestellte weist uns darauf hin, dass in Litauen die Uhren anders ticken. Wir müssen die Uhr eine Stunde vorstellen. Kaum sind wir am Wohnmobil zurück, setzt sich das Mobil aus Stade neben uns in Bewegung. Jetzt haben wir den Platz, um in Fahrtrichtung der Wartespuren zu drehen und uns anzuschließen. Von da an beginnt eine ziemlich nervige Warterei. Warten, bis wir uns auf die Wartespur einfädeln können. Warten, bis wir zum Gate durchgewunken werden. Der Zoll durchstreift inzwischen die Fahrzeuge und kontrolliert das eine oder andere. Es stehen dort auch einige herausgewunkene Pkws und Wohnmobile, die das Einchecken vergessen haben. Wieder warten, bis wir zur Fähre geleitet werden. Hier bekommen wir eine extra Spur, weil wir mit Hänger zu lang sind. Und dann wieder warten, bis wir das Zeichen zur Auffahrt auf die Fähre bekommen. Inzwischen sind bereits alle PKWs , Fußgänger und Radfahrer an Bord. Die Fußgänger werden mit einem Shuttlebus zum Schiff gefahren Die kleine Gruppe Radfahrer, die mit Zelt und Kinderanhänger unterwegs ist, muss hinter einem Escortfahrzeug her trampeln. Endlich dürfen auch die Campingfahrzeuge auf die Fähre, und da sind wir gleich das Erste. Ganz eng zwischen LKWs kommen wir zum Stehen. So eng, dass ich kaum mit meinem Rucksack aussteigen kann.
    Ein ohrenbetäubender Lärm, ausgehend von den auffahrenden LKWS und Wohnmobilen, umgibt uns. Hinter uns hält ein Vater seinem kleinen Kind, das vor Angst schreit, die Ohren zu, bis der Rest der Familie das Wohnmobil verlassen hat .
    Voller Erstaunen stellen wir fest, dass alle nachfolgenden Wohnmobile rückwärts auf die Fähre fahren müssen. Hoffentlich bedeutet das für uns nicht, bei der Ankunft rückwärts mit dem Hänger die Fähre verlassen zu müssen. Aber daran wollen wir erst einmal nicht denken. Im Gewühl der Fahrzeuge suchen wir den Aufgang zur Passagierdeck, den wir auf der Backbordseite ganz hinten finden und steigen die Treppen bis zur Rezeption hoch. Auch hier heißt es noch einmal warten, bis wir unseren Kabinenschlüssel bekommen. Die Kabine befindet sich auf Deck 6. Da es auf der Fähre nur zwei Decks mit Kabinen gibt, finden wir die unsere relativ schnell. Leider haben wir bei der Buchung nur noch eine Innenkabine bekommen. 10 qm groß, mit 2 Betten und einer Nasszelle. Schnell packen wir unsere Habseligkeiten aus. Es ist kurz vor 20.00 Uhr deutscher Zeit, kurz vor 21.00 Uhr in der litauischen Zeitrechnung. Wir sind an Bord und das Abenteuer Fähre kann weitergehen.
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  • Day 4

    Auf der Fähre nach Klaipeda

    July 16, 2019 in Lithuania ⋅ 🌧 15 °C

    Wir haben kaum die Schiffskabine bezogen, als ein Gong uns auf das Dinner aufmerksam macht. Beim Buchung der Fähre haben wir Abendessen und Frühstück mitgeordert.
    Im Speiseraum sind wir unsicher, ob dieses Voucher für das Selfservice-Restaurant oder für das A-la-Card Restaurant gilt. Bei den Überlegungen kommen wir ins Gespräch mit einer Frau, die den gleichen Gutschein hat. Schnell stellt sich heraus, dass wir uns selbst bedienen müssen. Dem Gong sind viele Passagiere gefolgt, und so heißt es wieder einmal warten, bis wir an der Reihe sind. Der Speisesaal füllt sich zusehens und wir befürchten, gleich zwar Essen zu bekommen, aber keinen Sitzplatz zu haben. Deshalb folgen wir gern der Einladung uns an den Tisch der Frau zu setzen, deren Mann bereits einen Tisch gefunden hat. Beim gemeinsamen Essen stellt sich heraus, dass es sich um ein Ehepaar aus Stade handelt und zwar mit dem Wohnmobil, das auf dem Parkplatz neben uns gestandem hat. Auch sie wollen vier Wochen ins Baltikum, haben aber erst sehr kurzfristig die Fähre gebucht und keine Kabine sondern nur einen Pullmansitz für die Nacht bekommen.
    Nach dem Abendessen durchstreifen wir noch ein wenig die Fähre, gehen aufs Sonnendeck und trinken etwas an der Bar. Um Mitternacht suchen wir total müde die Kabine auf. Sehr schnell sind wir eingeschlafen. Doch der Schlaf hält nicht lange an. Durch die Vibration und das leichte Schaukeln bin ich bald schon wieder wach. Und in der Dunkelheit der Kabine male ich mir alle möglichen Schreckenszenario aus, die passieren können, wenn man auf einer Fähre über die Ostsee fährt, was dem Einschlafen auch nicht gerade dienlich ist. Am liebsten wäre ich aufgestanden und noch einmal nach draußen gegangen oder hätte wenigstens das Licht angemacht, aber dann hätte ich Michael geweckt und ich bin mir nicht sicher, ob er das so gut gefunden hätte.
    Plötzlich geht das Licht an. Michael ist wach und kann auch nicht schlafen. Als ich ihm vorschlage, nach draußen zu gehen und zu schauen, ob die Sonne vielleicht schon aufgegangen ist, erklärt er mich für verrückt und macht das Licht wieder aus. Mein Hörbuch ist es dann, das mich wieder in den Schlaf wiegt, aus dem ich abrupt durch einen Gong und dem dreisprachigen ( litauisch, deutsch, englisch) "Guten Morgen. Das Frühstück steht bereit!", gerissen werde. Es ist 9.00 Uhr litauischer Zeit. Nach einem Sprung unter die Dusche gehts zum Frühstück. Nicht ohne vorher auf dem Sonnendeck nach dem Wetter geschaut zu haben. Sie ist da, die Sonne. Zwar in Begleitung von Wolken, aber der Himmel ist blau. Welche Wohltat nach dem Grau der letzten Tage. Oh, je! Der Gong scheint das ganze Schiff aufgescheucht zu haben. Während ich mich in die Schlange zum Frühstücksbüffet einreihe, sucht Michael uns einen Platz. Dann wechseln wir. Irgendwann sitzen wir beide mit Frühstück am Tisch. Nur die Tassen für den Kaffee sind zunächst aus. Aber in diesem Fall tun es auch Pappbecher. Hauptsache, Kaffee!
    An unserem Tisch sitzt ein nettes älteres Ehepaar, mit dem wir ins Gespräch kommen. Sie sind mit dem PKw unterwegs und wollen auf die Kurische Nehrung. Dort wohnen sie in Nidda in einer Pension. Bereits zum dritten Mal verbringen sie ihren Urlaub dort und sind nach wie vor begeistert von der Gegend.
    Die Zeit nach dem Frühstück vergeht wie im Flug. Nach einem kleinen Nachschläfchen gehts aufs Sonnendeck. Puh. Das ist richtig heiß. Aber der Blick auf die Ostsee, auf der die Sonnenstrahlen tanzen, fühlt sich endlich nach Urlaub an. Die wenigen Plärze auf Deck sind stark begehrt. So wechseln wir uns ab, um Getränke zu holen etc. Am Nachmittag verlassen wir unseren Sonnenplatz, um einen Kaffee zu trinken. Außerdem ist es uns zu heiß dort geworden. Später suche ich das Seitendeck nach einem Sitzplatz ab. Hier an der dem Wind abgewandten Seite der Fähre ist es nicht zu heiß und nicht zu windig. Mangels Sitzplatz mache ich es mir auf der Erde bequem, um ein wenig zu schreiben. Aber nach kurzer Zeit fühlt sich meine Hose und auch die Weste, auf der ich sitze, komisch an. Als ich aufstehe, sehe ich das Malheur. Die Weste ist klitschnass und mein Hosenboden nebst den sich darunter befindlichen Kleidungsstücken ebenfalls. Zurück zur Kabine. Ich versuche die Sachen trocken zu fönen. Aber das ist ein aussichtsloses Unterfangen. Gott sei Dank habe ich mir gestern noch eine Jogginghose eingepackt. So bleibt es mir wenigstens erspart, die letzten 3 Stunden mit nasser Hose zu reisen.
    Noch ein wenig Sonnendeck, und dann taucht bereits die Kurische Nehrung mit den langen Sandstränden am Horizont auf. Wir räumen die Kabine und beobachten das Einlaufen der Fähre in den Hafen von Klaipeda. Ein Kreuzfahrtschiff liegt vor Anker und wartet auf das Passieren der Fähre. Und dann wird es spannend. Die Tür zu den Autodecks wird geöffnet und wir steigen in unserer Wohnmobil. Kaum drinnen, gibt es schon Anweisungen von den Einweisern. Wir müssen rückwärts fahren und das mit dem Hänger. Eingekeilt in Spiegelbreite zwischen Wand und Autotransporter. Gut, dass ich nicht fahren muss. Das letzte Drittel geht es dann aber mit der Schnauze voran vom Schiff, denn es ist inzwischen Platz genug zum Drehen.
    Jetzt müssen wir erst einmal aus dem Hafen heraus. Aber das wollen alle anderen auch. Eine Autoschlange, die noch den Verkehr bis weit in die Stadt hinein beeinflusst. Vor allem die riesigen mehrspurigen Kreisel stellen eine Herausforderung im Feierabendverkehr dar. Sie fahren forsch und schnell, die Litauer. Dann geht es in Richtung Silute ab. Der Verkehr nimmt ab und die Schlaglöcher und Spurrillen zu. Wir queren den König- Wilhelm-Kanal. Ein historisches Baudenkmal. Endlich erreichen wir den kleinen Ort Dreverna. Im Hafen ist eine Freizeitanlage entstanden, die auch Stellplätze für Wohnmobile enthält. Alles sehr schön gemacht. Wir suchen uns einen Platz am Wasser und können genau gegenüber die Kurische Nehrung mit dem Naturschutzgebiet um Juodkrante sehen. Vom Hafen fährt mehrmals täglich eine Fähre, die auch Räder mitnimmt, dorthin. Aber das werden wir alles morgen erkunden. Ein kleiner Spaziergang durch den Hafen bildet den Abschluss des Tages. Heute Nacht werden wir wohl etwas besser schlafen.
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  • Day 5

    Kempinga Deverna- Rollertour nach Vente

    July 17, 2019 in Lithuania ⋅ ☀️ 16 °C

    Der Blick aus dem Wohnmobilfenster auf das Haff und die Nehrung am Morgen ist einfach toll. Nachdem am vergangenen Abend Regen eingesetzt hatte, bietet nun der blaue Himmel mit den Schäfchenwolken ein perfektes Urlaubsbild. Wir kommen immer noch nicht ganz mit der Zeitumstellung klar. Die Stunde vor lässt uns zu Langschläfern mutieren. Gut, dass wir nicht heute geplant haben, mit der Fähre zur Nehrung zu fahren. Die 10.00 Uhr Fähre fährt während wir noch frühstücken an uns vorbei. Wir lassen es langsam angehen und planen beim Frühstück eine Rollertour durch das Memeldelta nach Vente und Mine. Aber vorher muss ich auf den Aussichtsturm klettern, der gleich neben dem Campingplatz steht. Von oben habe ich einem tollen Blick über das Haff und auf die Nehrung mit ihrer Sanddüne .
    Am frühen Nachmittag starten wir und halten zunächst erst einmal am kleinen Dorfladen. Irgendwie komme ich mir vor wie ein Analphabet. Wenn die Bildchen nicht auf den Verpackungen wären oder der Inhalt zu erkennen ist, wüsste ich nicht, was sich in den Packungen befindet. Die Sprache lässt sich aber auch von gar nichts ableiten. Da hilft nur sich die Wörter visuell einzuprägen. Der Laden hat alles was man braucht. Sogar das leckere Schwarzbrot, das ich auf der Fähre gegessen habe.
    Irgendwie will das Navi nicht so, wie wir nach Vente. Immer wieder verwirft es die Alternativstrecke und will uns über die viel längere Strecke der Hauptstraße schicken. Aber wir überlisten das Navi mit der Eingabe von Teilstrecken und kommen wunderbar auf einer kleinen, kaum befahren Asphaltstraße voran, die durch endlose Wiesen und Felder entlang des Haff nach Svencele führt. Verlassene und verfallene Häuser stehen einsam in der Natur. Aber plötzlich tauchen moderne quadratische Holzhäuser mitten in der Einsamkeit auf. Es sind Ferienhäuser, die zu einem Freizeitprojekt mit Segel-und Surfschule, Gastronomie, Shops sowie einem Campingplatz gehören.
    Diese super modernen Gebäude muten surrealistisch in der Landschaft an. Von Svencele fahren wir weiter nach Kintai. Wir hätten auf das Navi hören sollen. Denn plötzlich verschwindet die Asphaltdecke der Straße. Ein Flickenteppich aus Schotter, Steine, Sand und Schlaglöchern bildet jetzt den Belag der Straße, die durch den Wald "Kinti Botaninis draustinis" führt. Am allerschlimmsten sind die Querrille, die die Zähne aufeinander schlagen lassen. Wir hätten aufs Navi hören sollen. Nun müssen wie 10 km auf diesem Weg weiterfahren bis Kintai. Eine Herausforderung für Mensch und Material. Kurz vor Kintai kommt uns ein Roller mit zwei Personen entgegen. Es gibt scheinbar noch mehr Verrückte, die diesen Weg gewählt haben. Ab Sintai wird die Straße wieder "normal " und führt uns über Muize und Sturmai nach Vente. Kurz vor Vente entdecken wir rechterhand einen schönen Stellplatz am Meer, den wir uns auf dem Rückweg ansehen wollen. Der kleine Ort Vente wird dominiert von der Vogelwarte mit den großen Fangnetzen und dem Leuchtturm am Kap Vente. Zugvögel werden in den Netzen gefangen und beringt. Wir stellen den Roller auf einem Parkplatz neben einem Gasthaus ab. Die Parkgebühr beträgt 50 Cent. Doch weit und breit entdecken wir niemanden, der das Geld haben will.
    Ein Rundweg führt zur Vogelstation und zum Leuchturm am Kap Vente. Klar, dass ich dem Blick vom Leuchtturm herunter nicht widerstehen kann und die schmale Treppe hochsteige, während Michal sich mit dem Blick auf die Mole zufrieden gibt. Später bummeln wir noch ein wenig auf dem Rundweg und am Ufer des Haffs, bevor wir zurück gehen, um mit dem Roller zum Dorf Minge auzubrechen. Minge wird auch das litauische Venedig genannt und erstreckt sich zu beiden Seiten des Flusses im Memel-Delta. Allerdings erwartet uns nach wenigen Kilometern wieder ein Schotterweg mit Querrillen. Davon haben wir für heute genug; und Minge muss leider von der Sightseeingliste gestrichen werden. Trotzdem müssen wie noch einige Kilometer Holperstrecke fahren, bis wir die asphaltierte Hauptstraße erreichen. Für den Rückweg nach Dreverna nehmen wir nun aber die Hauptstraße, und das sind doch etliche Kilometer mehr, Eine Fahrt durch eine Gegend mit vielen Wiesen und Ackerflächen, kaum Häusern und noch weniger Menschen. Nur selten begegnet uns ein Auto. Dafür ist Gevatter Storch gut vertreten. Ob hoch im Nest auf einem Strommasten oder Futter suchend in der Wiese. So viele Störche haben wir selten gesehen. Dann führt uns das Navi über einen Weg, an dessen Ende eine baufällige Holzbrücke über den Fluß führt. Auch ohne das dünne Seil, das die Brücke absperrt, wären wir niemals über dieses klapprige, zerfallene Bauwerk gefahren. Wir drehen und fahren wieder Hauptstraße. Nach kurzer Zeit taucht der König- Wilhelm-Kanal auf und wir machen Halt an einem Rastplatz, an dem man auch für eine Nacht mit dem Wohnmobil stehen könnte.
    Der König-Wihelm-Kanal, fertiggestellt 1873, verbindet die Memel mit Klaipeda und diente früher dazu, dem Transport über das gefährliche Haff zu umgehen. Heute wird er nicht mehr benutzt und ist inzwischen ein Baudenkmal. Uns zeigt er sich romantisch geschmückt mit vielen Seerosen und von Bäumen und Grün umgeben.
    Ein Stück führt die Straße weiter am Kanal entlang, dann trennen sich unsere Wege und wir erreichen Dreverna.
    Der Wind hat heftig aufgefrischt und an Grillen, wie wir es eigentlich geplant haben, ist nicht zu denken. Deshalb probieren wir das Restaurant auf dem Platz aus, das sehr ansprechend aussieht. Hier treffen wir unsere Platznachbarn, die heute die Tour mit Fähre und Fahrrad gemacht haben, die wir für morgen geplant haben. Ein wenig Kontakt haben wir schon durch die Baltikumgruppe bei Fscebook aufgenommen. Beim gemeinsamen Essen, das wirklich empfehlenswert und ausgesprochen günstig ist, werden nicht nur Informationen das Baltikum betreffend ausgetauscht, sondern auch über Länder, gemachte Touren und besuchte Plätze gefachsimpelt. Die Bekannten haben ihren Urlaub schon hinter sich und sind auf dem Weg zur Fähre in Klaipeda. Für uns aber hat der Urlaub gerade erst begonnen.
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  • Day 6

    Mit Fähre und Rad auf die Nehrung

    July 18, 2019 in Lithuania ⋅ ☀️ 18 °C

    Der Wind hat sich heute morgen gelegt. Das ist gut für unsere Radtour. Relativ zeitig stehen wir auf, um die 10 Uhr Fähre zur Nehrung zu nehmen. Die Tickets habe ich schon am Abend vorher gekauft. Dabei musste ich schon angeben, um welche Uhrzeit wir die Fähre nehmen wollen. Für dieRückfahrt habe ich mir die Option gelassen, die Fähre eher zu nehmen. Man kann ja nie wissen. Schmunzelnd muss ich an mein Erlebnis nach dem Kauf der Fährtickets denken, die 5 Euro pro Person und Fahrt und 1 Euro für jedes Rad betragen hat. Senioren die Hälfte, was Michael freut. Als ich das Wechselgeld einstecken will, pustet eine starke Windböe mir einige Scheine aus dem Portemonnaie und auf die Erde. Ich muss ein komisches Bild abgegeben haben, als ich den einzelnen Scheinen hinterher gehechtet bin und versucht habe, sie mit dem Fuß aufzuhalten. Erst am Ende des Platzes konnte ich den letzten Zehner, völlig außer Atem, wieder in die Geldbörse stecken.
    Wir sind recht pünktlich an der Fähre, und dass obwohl es Michael kurz vorher noch einfiel, den Roller zu verladen. Es wollen viele Passagiere, Räder, Kinderwagen, Fahrradanhänger mit. Die Fähre ist bereits mehr als voll, als noch eine Gruppe Radfahrer mit gültigen Tickets ankommt. Nun muss impovisiert werden. Die Räder kommen auf ein Ausflugsboot, das auch in Juodkrante hält, und die Menschen finden noch irgendwo Platz auf dem Vordeck. Dann röhren die Motoren, das Schiff geht vorn hoch, die Schrauben verwandeln das Wasser in große Fontänen, und mit ohrenbetäubenden Krach schießt das Boot über das Wasser Richtung Juodkrante.
    Keine 10 Minuten später sind wir dort im Hafen und müssen erst einmal nach dem Verlassen der Fähre die Räder eine Treppe hochtragen.
    Dann starten wir Richtung Nidda. Der Radweg führt zunächst an der Promenade lang, bevor er im Wald und später entlang der Dünen verläuft. Alles Landschaftsschutzgebiet, und überall weisen Schilder darauf hin, dass der Weg nicht verlassen werden darf. Die Strecke bis Nidda beträgt 35 km, da kommen hin und zurück 70 km zusammen. Ich glaube, das wird Michael erst richtig beim Stop an der Düne bewußt, da haben wir ca 15 km durch die Natur hinter uns. Und er sieht nicht unbedingt glücklich aus. An der Düne gibt es einen super Kaffee, der die Lebensgeister wieder weckt. Auf eine Wanderung im ausgewiesenen Dünengebiet verzichten wir. Der Eintritt kostet 3 Euro und beinhaltet nur einen Spaziergang auf ausgewiesenen Pfaden durch den Sand.
    Wenn man mit dem Auto auf die Nehrung fährt wird je nach Größe Maut erhoben. Für ein Wohnmobil ca. 20 Euro.
    Für Radfahrer ist der Weg kostenlos. Wir strampeln weiter in Richtung Nidda, von kurzen Pausen unterbrochen. Endlich tauchen das Haff und die ersten bunten Häuser von Nidda auf. Der Verkehr auf dem Radweg nimmt zu. Im Wald haben wir gar nicht gemerkt, dass so viele Radfahrer unterwegs sind. Auf Radtouristen haben sich einige geschäftstüchtige Firmen speziallisiert . Überall, bereits schon im Hafen von Juodkrante, kann man Räder mieten. Wir finden heraus , dass auch die Busse sogar Räder transportieren. Und....wie wir erfahren , bieten sogarTaxen einen super Kurs für den Fahrradtransport an. Michael meint zwar, dass er auch zurückfahren würde, aber die Idee mit dem Taxi findet er super gut.. Und so ist unsere erste Tat in Nidda ein Taxi für die Rückfahrt zu ordern. Als wir den Taxifahrer auf englisch ansprechen, sagt er zu uns: Sprecht deutsch mit mir. Ich bin ein Memeldeutscher, ein Ostpreuße. "
    Dann gehen wir auf Entdeckungstour durch Nidda, bestaunen die bunten Häuser, besichtigenen den Hafen mit den Ausflugsbooten und den langgestreckten Sandstrand, bevor wir in einem der vielen Lokale landen. Um 15.30 Uhr haben wir uns mit dem Taxifahrer Jani verabredet, der geschickt unsere Räder verlädt und uns auf der Rückfahrt einiges über Litauen erzählt. Dabei gestikuliert er wild mit den Händen und sein Taxi bekommt dabei einen gefährlichen Linksdrall. Als Kind musste er am Wochenende mit seinen Eltern Bäume auf die Dünen pflanzen, denn das Abholzen des
    Waldes ließ den Sand wandern und mehre Ortschaften wurden darunter begraben.
    "Die Kinder sind alle in Deutschland, in Kiel und der Rest der Verwandtschaft verteilt sich über Schleswig-Holstein", erzählt er uns. Nur die Cousinen leben noch in Nidda und betreiben eine Pension und vermieten Ferienwohnungen. Er gibt uns Visitenkarten. Vielleicht hätten wir ja Freunde oder Bekannte, die einmal auf der Nehrung Urlaub machen wollen. Er schimpft auf die Straße, die von den vielen Besucherfahrzeugen ausgefahren ist. Hat er vergessen, dass jedes Auto um die 20 Euro Maut bezahlen muss, um die Straße über die Nehrung zu nehmen? Da sollte doch Geld zum Reparieren übrig sein. Im Hafen von Juodkrante haben wir noch ein wenig Zeit, bis die Fähre um 16.30 Uhr zurückgeht. Und die ist dann nicht so voll, denn die meisten werden erst um 18.30 Uhr zurück wollen.
    Am Wohnmobil angekommen, genießen wir noch ein wenig die Sonne und halten Smalltalk mit den neuen Nachbarn.
    Der Platz hat sich in unserer Abwesenheit gefüllt und viele Tagesgäste kommen selbst noch gegen Abend in den Hafen und zum Aussichtsturm. Als die Sonne untergegangen ist, wird es ziemlich feucht und frisch. Wir sind halt nicht im Süden. Zeit ins Wohnmobil zu gehen und den ereignisreichenTag zu beschließen.
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  • Day 7

    Von Dreverna nach Verbejnieki

    July 19, 2019 in Latvia ⋅ ⛅ 18 °C

    Schönstes Bilderbuchwetter herrscht, als wir am Vormittag abfahrt bereit sind. Kurz bevor wir starten, fährt ein Bulli mit Herforder Kennzeichen auf den Platz. Wie es sich bei einem kurzen Gespräch herausstellt, kommt die Besatzung aus Löhne Obernbeck. Die Welt ist schon manchmal klein. Wir werden noch mit ein paar Tipps versorgt, was den Aufenthalt in Tallin und Riga betrifft, und dann fahren wir los. Michael hat einen Campingplatz in der Nähe von Liepaja, direkt an der Ostsee, herausgesucht. Dort wollen wir heute hin. Aber zunächst müssen wir wieder zurück nach Klaipeda. Über die holprige Straße und durch die unübersichtlichen Kreisel, bevor wir über die gut ausgebaute A13 weiter nördlich fahren können. Doch die Ruhe dauert nicht lange. Mathilde, unser Navi, meldet sich und verkündet, dass die A13 gesperrt ist. Sie will uns an der nächsten Ausfahrt ableiten und einen großen Bogen über Kretinga schlagen. Nirgendwo haben wir Hinweisschilder über eine Sperrung gesehen, und deshalb ignorieren wir Mathildes Anweisung einfach. Doch mit ungeahnter Hartnäckigkeit wiederholt sie die Anweisung bei jeglicher Möglichkeit abzufahren oder zu drehen. Sie nervt so lange, bis die Autobahn einspurig wird und dann wegen der Vollsperrung eine Umleitung eingerichtet ist. Erst auf der Straße nach Palanga gibt sie sich zufrieden und nimmt ihre normale Navigation wieder auf. Wir fahren mitten durch Palanga, einem gepflegten Badeort. Palanga ist DER Badeort Litauens und hat sogar einen Flugplatz. Palanga bedeutet in der kurischen Sprache" Am Sumpfloch". Doch das ist heute nicht unser Ziel. Wir wollen noch etwas weiter. Von Palanga sind es noch gut 20 km bis zur lettischen Grenze. Lettland, das landessprachlich "Latvia" heißt. Die lettischen Autos haben die Abkürzung" LV". Der Grenzübergang vollzieht sich fast unbemerkt, da das Baltikum in der EU ist. Kurz nach der Grenze kommt eine, für uns gut gelegene Tankstelle, und wir beschließen zu tanken. Da heißt es sich erst einmal zu orientieren, was Benzin und Diesel ist. Wir gehen davon aus, dass das D auf den Zapfhähnen für Diesel steht. Aber es gibt "D" und "DD" . Wir entscheiden uns für "D" , auch wenn "DD" viel günstiger ist. Beim Bezahlen erfahre ich, dass "DD" für landwirtschaftliche Fahrzeuge wie Traktoren ist. Alles richtig gemacht. Die weitere Fahrt Richtung Liepaja führt über eine nagelneue und schnurgerade Landstraße, die durch das Naturschutzgebiet von Pape führt. Ein ca. 57 km² großes Gebiet um den sumpfigen Papesee mit seinen Mooren und Sümpfen. Kilometer um Kilometer nichts als Wald. Irgendwie tun mir die Radwanderer auf dieser Straße leid, die stundenlang mit der gleichen Aussicht trampeln. Wir kommen an mehreren Hinweisschildern zu Camps an der Ostsee vorbei. Endlich kommt auch das zum Camp Verbejnieki. Eine kleine Straße führt bis zu einer Schranke. Und nun? Die Anweisungen auf lettisch verstehen wir nicht und drücken einfach auf einen Knopf. Prompt fällt ein kleiner roter Plastikchip heraus und die Schranke öffnet sich. Wo ist denn hier bloß die Rezeption? Suchend schauen wir uns um und lassen das Wohnmobil erst einmal stehen, wo es ist. Ein kleines Stück weiter auf einer Wiese befinden sich Campingfahrzeuge. Dorthin gehe ich und wende mich in Englisch, wie ich es immer in einem Land mache, dessen Sprache ich nicht spreche, an einen dickbäuchigen Letten, der vor seinem Wohnwagen sitzt. Auf mein: "Do you speak English?", schüttelt er den Kopf und sagt in etwa, er spräche nur lettisch. Aber verstanden hat er mich schon. Dann bietet er mir an, die Unterhaltung auf russisch weiter zu führen. Ich schüttele meinerseits den Kopf und sage: "Sorry! Leider spreche ich nur deutsch, englisch, französisch, etwas italienisch und auf spanisch könnte ich auch noch guten Tag sagen." Auch das hat er verstanden und sagt zu mir auf englisch!!!, er wäre Lette und wenn jemand etwas von ihm wolle, solle er gefälligst lettisch oder russisch sprechen. Ich wende mich kopfschütteln ab. So viel Unfreundlichkeit und offensichtliche Ablehnung habe ich im Ausland noch nie erlebt. Bei dem scheint die EU noch nicht angekommen zu sein. Aus dem deutschen Wohnmobil gegenüber kommt eine Frau, die uns dann die gewünschten Auskünfte gibt.
    Wir fahren das Wohnmobil auf die Wiese und gehen in die Gastronomie, die auch gleichzeitig Rezeption für die Campinggäste ist. 19 Euro kostet der Platz mit Strom. Wir bekommen eine Quittung fürs Wohnmobil und einen neuen Plastikchip für die Ausfahrt. Danach gehen wir auf Stellplatzsuche. Drei verschiedene Plätze gibt es in der Anlage. Der obere ist bereits ziemlich voll. Der zweite liegt im Kiefernwald und der dritte auf einer Wiese zum Strandübergang. Hier ist noch reichlich Platz. Den nehmen wir. Als wir Wohnmobil und Hänger stehen und uns eingerichtet haben, gehe ich auf Entdeckungsreise durch die Anlage und zum Strand. Ich bin begeistert. Mit wieviel Liebe zum Details hier alles angelegt ist, damit es vor allem auch Familien mit Kindern gefällt. Nicht nur, dass es einen tollen Spielplatz mit allen erdenklichen Geräten gibt, es gibt sogar einen Streichelzoo.
    Überall findet man Picknickbänke und Feuerstellen Der urige Biergarten hat extra Hütten zum Einkehren, Liegen, Terrassen und , und, und.
    Der kilometerlangen, weißen, feinkörnigen Sandstrand, den man durch ein kleines Wäldchen nach nur 50 m erreicht, erscheint menschenleer. Und das bei Superwetter mitten im Sommer. Wir freuen uns über diesen schönen Platz, und es steht sofort fest, dass wir hier mindestens 3 Tage bleiben werden.
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  • Day 8

    Sonne und Strand in Verbejnieki

    July 20, 2019 in Latvia ⋅ ☀️ 20 °C

    Super Sommerwetter. Gestern ist es noch heftig voll geworden auf dem Platz. Ganze Heerscharen an Iglu-Zelten bauten sich in Wiese und Wald auf. Familien kamen mit Pavillons, Zelten und Autos. Im Hänger die guten Holzgartenstühle vom Balkon und die Axt zum Holz zerkleinern. Nach kurzer Zeit lag ein Geruch nach verbranntem Holz und gegrilltem Fleisch über dem Platz.
    Wir sind zum Essen in die Gastronomie gegangen. Im Biergarten war viel Betrieb. Ein Gitarrist spielte alte Dylon-Songs zur Unterhaltung. Das Bestellsystem funktionierte gut. Wenn man endlich an der Reihe war, die Bestellung aufgegeben und bezahlt hatte, wurde das Essen schnell gebracht. Es war sehr gut und die Preise klein.
    Als die Sonne unterging, trafen sich viele am Strand. Auch wir gingen zum Strand und schauten der Sonne zu, wie sie langsam im Meer versank. Noch bis spät in die Nacht hörte man Gespräche, Musik und sah die kleinen Feuerchen glühen.
    So wuselig es am Freitagabend auch war, jetzt am Samstagmorgen ist es schon viel ruhiger. Die ersten Feuer brennen für die Zubereitung des Frühstücks, und die ersten Frühaufsteher kommen vom Bad in der Ostsee zurück. Das tolle Wetter hat viele Wochenendurlauber angelockt. Sehr viel Fahrzeuge aus Litauen sind zu sehen. Auch für uns ist heute ein Strandtag an dem herrlichen Ostseestrand geplant. Die Wassertemperatur liegt um 20 Grad. Es ist herrlich, wenn man am Strand liegt und " beim Schwitzen friert".
    Obwohl der Campingplatz gut ausgelastet ist, verlieren sich die Menschen am Strand. Nur ein paar 100m vom Übergang entfernt, ist er menschenleer. Wir machen einen langen Strandspaziergang, fotografieren Muscheln, Federn und Holz, das angeschwemmt worden ist.
    Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Roller zum Einkaufen nach Liepaja. Der Weg dorthin führt über die schnurgerade A13. Auch Fahrräder müssen diese stark befahrene Straße ohne Radweg nehmen, wenn sie nach Liepaja wollen. Erst kurz vor Liepaja gibt es dann einen Radweg. Es fährt aber auch ein Bus in die 12 km entfernte Stadt. Die Bushaltestelle befindet sich direkt an der Zufahrt zum Campingplatz. Wenn es nichts gibt, außer Natur satt, eine Bushaltestelle ist immer irgendwo zu finden.
    Der große Supermarkt Maxima hat an 7 Tagen in der Woche bis 22 Uhr geöffnet und es gibt so ziemlich alles. Die Preise für Westprodukte sind etwas höher, die einheimischen und russischen Produkte billiger als zu Hause.
    Heute abend grillen wir auch und ein Bummel über den Platz und ein paar nette Gespräche mit deutschen Wohnmobilisten, bei denen es wieder Tipps ind Infos gibt, beschließen diesen schönen Urlaubstag.
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  • Day 9

    Liepaja- Eindrücke und Gedanken

    July 21, 2019 in Latvia ⋅ ⛅ 25 °C

    Wir haben mal wieder viel zu lange geschlafen. Es ist schon halb 10 Uhr nach lettischer Zeit, als wir die Jalousien hochziehen. Die Sonne ist da, und der Himmel ist blau, aber es ist schwül warm. Das ändert sich, als wir beim Frühstück sitzen. Von Süden kommt eine Wolkenwand auf uns zu, die Schauer und Gewitter mitbringen soll. Wir beeilen uns mit dem Frühstück, weil wir heute Liepaja besichtigen wollen. Und das wollen wir möglichst mit Sonnenschein machen. Um uns herum bemerken wir Aufbruchstimmung. Es wird abgebaut und zusammengeräumt.
    Mit dem Roller fahren wir nach Liepaja und suchen im Hafen einen Parkplatz. Irgendwie bin ich von Häfen einen anderen Anblick gewöhnt. Der "Karosta" (Kriegshafen) - entstanden als Militärstadt und Festung des russischen Zars Alexander III. Heute liegen im Hafen eine Menge grauer Marineboote, zwischen denen ein paar Segelboote mit ihren weißen Segeln das eher triste Bild des Hafens auflockern. Am Rande stehen alte Speicher, die zum Teil restauriert und zu modernen Luxusrestaurants umgebaut, zum Teil aber auch noch sehr renovierungsbedürftig sind.
    Auch einige der schönen Holzvillen aus der Gründerzeit sind wundervoll renoviert und erstrahlen in neuem Glanz. Viele der alten Häuser liegen allerdings noch im Dornröschenschlaf und warten auf Investoren. Die Stadt ist dabei, ihre sozialistische Vergangenheit abzustreifen. Moderne Bauten, wie das Konzerthaus in der Nähe des Hafens, halten Einzug ins Stadtbild. Lettland hat sich genau wie Litauen und Estland aufgemacht, sich westlich zu orientieren. Die schönen alten Jugendstilvillen sind während der sowjetischen Zeit dem Verfall ausgesetzt gewesen. Jetzt bemüht man sich, sie Detail genau zu renovieren. Der Stadteingang ist geprägt von Plattenbauten, die ziemlich schäbig aussehen und die Stück für Stück renoviert werden. Von unseren Nachbarn haben wir einen Stadtplan geschenkt bekommen. Auf dem sind die interessanten Straßen eingezeichnet. Dem Plan folgen wir und gelangen zur Tourist- Info. Dort versorgen wir uns mit weiterem Informationsmaterial. Gleich nach der Tourist-Info beginnt die Ehrenallee der lettischen Musiker. 35 Tafeln mit Handflächenabdrücken von Musikern in Bronze, 10 Tafeln für bestehende und ehemalige Musikgruppen und 5 Tafeln für verstorbene Musiker bilden eine lange Reihe. Als nächstes erreichen wir den Petertirgus-Markt. Dort ist heute, wie auch an jedem anderen Tag, Markt. Fast alle Stände sind besetzt und bieten Obst und Gemüse in großen Mengen an. Auch Kleidung und Haushaltswaren warten auf Käufer. Wer soll das alles kaufen? Anrührend sind die selbst gebunden Sträuße aus Wicken, Margeriten und anderen Blumen aus dem eigenen Garten, die für 50 Cent angeboten werden. Da muss man viel verkaufen, um auf einen halbwegs akzeptablen Gewinn zu kommen. Und das alles an einem Sonntag. Der Duft reifer Erdbeeren steigt uns in die Nase. Wir kaufen ein Pfund und können auch den dicken, schwarzen Kirschen nicht widerstehen. Dann lachen uns die Pfifferlinge an, die an jedem zweiten Stand , genau wie auch Heidelbeeren, angeboten werden. Ein Beutel Pfifferlinge für das Abendbrot muss auch noch mit. Wir entdecken in einem schön restauriertem Haus den Eingang zur Markthalle. An den Ständen hier wird Fleisch verkauft. Lange Kühltheken mit überwiegend Schweinefleisch und Geflügel. Rindfleisch oder gar Fisch sind wenig oder gar nicht vertreten. Manche Lebensmittelstände muten an wie frühere "Tante Emma Läden".
    Hinter den Markthallen, die die hübschesten in ganz Europa sein sollen, befindet sich die römisch-katholische St.Josefs Kathedrale, eine Bischofskirche im neuromanischen Stil, eine von den drei Kathedralen rund um den Markt. Die Heilige Dreifaltigkeitskathedrale beherbergt die derzeit gewaltigste mechanische Orgel in unsaniertem Zustand. Als wir die Josefs-Kathedrale betreten, schlägt uns heftiger Weihrauchgeruch entgegen. Es folgen ein paar Minuten der Besinnung auf den Holzbänken, bei denen wir das Innere der Kirche betrachten, bevor wir auf einer Bank im Kirchgarten eine kleine Pause machen und von den Kirschen naschen. Der Weg führt uns weiter zum See-Side-Park. Liepaja wird auch die Stadt des Windes genannt. Auf alle Fälle ist Liepaja auch die Stadt der Musik, wie die Statue eines Schlagzeuges am Eingang des Parks sowie die vielen weißen Noten auf dem Gehweg uns verdeutlichen. Überall weisen Plakate auf das Musikfestival für moderne Musik hin, das im August stattfindet, und das das Größte seiner Art in Lettland ist. Sehenswert ist die neue Konzerthalle, die "Bernstein" genannt wird. Wahrscheinlich wegen ihrer runden Form und ihrer Bernstein-Farbe. Für mich sieht sie eher aus wie ein "Hotpott", die runden Holzfässer auf den Campingplätzen, die im Winter angeheizt werden und Badevergnügen im Freien bieten. Im Park kehren wir in einem Biergarten ein. Der Park ist gut besucht. Es ist Sonntag und die Menschen nutzen die Freizeitmöglichkeiten, schieben Kinderwagen, führen Hunde oder die neueste Kleidung aus. Einheimische und Touristen kann man ganz gut unterscheiden. Während sich die Einheimischen sonntäglich herausgeputzt haben, fallen die Touristen durch Rucksäcke und Funktionskleidung auf. Vom Park geht es entlang wunderschöner Holzhäuser, größtenteils allerdings noch unrenoviert, wieder zurück zum Hafen. Dieses Nebeneinander von neu und modern und alt und verfallen zeigt die ganze Zwiespältigkeit. 30 Jahre reichen nicht um, die Hinterlassenschaften der Sowjetunion wegzuräumen, aufzuräumen und zu reparieren. In mehreren Gesprächen haben wir erfahren, dass es hier ein großes Spannungsfeld innerhalb der Bevölkerung gibt. Die Menschen haben Angst, wieder von Russland anektiert zu werden und ihre gerade gewonnen Freiheiten zu verlieren. Diese Angst schürt auch ein Teil der Bevölkerung. Ca. 40 Prozent der Bevölkerung im Baltikum sind Russen und viele davon sind "Pro Putin" eingestellt. Die Russen haben während ihrer Herrschaft viel Angst und Schrecken verbreitet. Viele Menschen sind inhaftiert, deportiert oder getötet worden. Und diese jüngste Vergangenheit haben die Menschen noch nicht vergessen. Genau davon hat auch unser Taxifahrer Jani bei der Fahrt über die Nehrung gesprochen.
    Wir fahren zurück auf der aus EU-Mitteln super ausgebauten Straße. Für Radfahrer allerdings ist diese stark befahrene Straße ohne Radweg, auch wenn sie Kilometer lang durch die Natur geht, nicht unbedingt schön zu fahren. Allerdings gibt es alle ein bis zwei Kilometer eine Bushaltestelle. Sogar direkt vor der Einfahrt zum Campingplatz. Das scheint mir eine gute Alternative zu sein.
    Der Campingplatz hat sich in unserer Abwesenheit sehr geleert. Die letzten Wochenendausflügler packen zusammen.
    Jetzt heißt es erst einmal unsere Einkäufe zu versorgen und die Pfifferlinge zu putzen. Bandnudeln mit Pfifferlingen soll es heute Abend geben. Aber vorher muss ich noch unseren Aufenthalt um einen Tag in der Gastronomie verlängern. Im Biergarten gibt es Live-Musik, Fassbier und Kartoffeln, Würste und Fleisch aus einer Riesenpfanne. Sie lassen sich ganz schön was einfallen. Und es wird angenommen. Der Biergarten ist voll.
    Nach dem Kaffeetrinken brauche ich noch etwas Bewegung. Ein Strandspaziergang entlang des fast menschenleeren Strandes ist genau das Richtige. Es ist herrlich an der Wasserkante entlang zu laufen. Die Füße vom Wasser umspült, umweht vom kühlen Wind und mit dem sanften Rauschen der Wellen im Ohr, können auch die Gedanken spazieren gehen. Ich bemerke gar nicht wie die Zeit vergeht. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich schon über eine halbe Stunde unterwegs bin. Ich kehre um und laufe zurück, kann aber in der Dünenlandschaft mit dem Kiefernwald dahinter, die sich etliche Kilometer gleichförmig dahin zieht, nicht den kleinen Pfad zurück zum Campingplatz finden. So was kann auch nur mir passieren. Ich laufe mindestens 2 Kilometer daran vorbei. Eine Frau, die mit ihrem Hund spazieren geht, erklärt mir, wo sich der Übergang zum Campingplatz befindet. Super! Verlaufen am menschenleeren Sandstrand. Der "Spaziergang" hat so lange gedauert, dass das Abendessen reduziert werden muss. Es gibt nur noch Pfifferlinge mit Brot.
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  • Day 10

    Ventspils - Badeort mit Se(h)ekühen

    July 22, 2019 in Latvia ⋅ ☁️ 18 °C

    Wir brechen ganz entspannt am Morgen von Verbenieki auf. Mit uns noch zwei weitere Wohnmobile. Gleich beim ersten Wohnmobil öffnet sich die Schranke nicht. Der Einfahrtchip wurde nicht umgetauscht. Mit dem Chip, den man bei der Einfahrt erhält, kommt man nicht heraus. Das Wohnmobil muss zurück und die dahinter stehenden Fahrzeuge auch. Das fängt ja schon gut an. Wir fahren durch Liepaja und dann folgen etliche Kilometer Wälder, manchmal unterbrochen von Wiesen und wenigen bestellten Feldern. Abwechslung in die Fahrt bringen nur die regelmäßig auftauchenden Baustellen und der Straßenbelag, der je nachdem, ob die Baustelle schon da war oder erst noch kommt, von super bis Schlaglochpiste wechselt. In dieser Einsamkeit sieht man hin und wieder Menschen am Straßenrand, die Pilze oder Beeren sammeln. Und Störche gibt es wieder jede Menge zu sehen. Einer kommt bei seinem Landemanöver unserem Wohnmobil gefährlich nah. Beinah hätten wir eine neue Kühlerfigur gehabt. Der Schreck sitzt beiden Seiten in den Gliedern bzw. im Gefieder.
    Das Bild ändert sich schlagartig, als wir das Ortseingangschild von Ventspils passiert haben. Gepflegte Häuser an einer gut ausgebauten Straße empfangen uns.
    Der Campingplatz, den wir ansteuern, ist ziemlich neu. Eine farbig gestaltete Kuh empfängt uns gleich bei der Ankunft. In einer parkartigen Landschaft eingebettet, gibt es drei separate Plätze für Wohnmobile und Wohnwagen, die Strom und Wasser am Platz haben, und von denen einer mehr im Wald liegt. Für die Zelter steht ein ganzer Wald zur Verfügung. Und wären da nicht überall kleine Schildchen, die die Plätze markieren und die Wifi Masten, könnte man meinen, die Zelte ständen wild in freier Natur. Freies Internet gibt es überall auf dem gesamten Camping.
    Wir finden schnell einen Platz. Noch haben wir freie Auswahl, aber das ändert sich im Laufe des Nachmittags. Ein Wohnmobil nach dem nächsten kommt, und mit dabei sind auch einige bekannte von der Fähre oder dem Platz davor.
    Kurze Zeit später befinde ich mich schon auf einem Spaziergang in die Altstadt und den Hafen. Michael hat keine Lust mitzukommen. Er hat bereits mit mir einen großen Erkundungsgang über den Platz gemacht und will sich die Stadt für morgen lassen.
    Die Haupteingangsstraße ist eine Allee mit gepflasterten Rad- und Gehwegen. Ich habe das Gefühl durch einen riesigen gepflegten Park zu laufen, überall Wiesen, Blumenbeete, Wäldchen und gepflegte Anwesen. Ventsplits oder Windau, wie es früher hieß, ist 130 Km von Liepaja und 190 km von Riga entfernt. Leider ist es heute trotz der Wärme bewölkt. Aber im Laufe des Spaziergangs zeigt sich schon wieder blauer Himmel. Auch in diesem Ort sehe ich wieder aufwendig restaurierte Holzhäuser neben verfallenen und verbarrikadiert Gebäuden.
    Mit den Letten tue ich mich etwas schwer. Sie sind sehr distanziert. Fast ein wenig abweisend. Kaum mal ein Lächeln, kein Sorry Danke oder Bitte, egal in welcher Sprache, oder andere kleine Gesten der Höflichkeit oder Aufmerksamkeit. Es hemmt mich, Kontakt aufzunehmen oder Menschen anzusprechen, die mich nicht einmal anschauen. Aber vielleicht werden wir ja noch eines besseren belehrt.
    Das Zentrum von Ventspilts liegt 2 bis 3 km vom Campingplatz entfernt. Man tut gut daran, das Rad zu nehmen. Vor allem, weil es hier so fantastische Radwege gibt.
    Ich erreiche die Venta, den Fluß, der der Stadt ihren Namen gibt und der hier in die Ostsee mündet. Von hier starten Fähren nach Königsberg und nach Schweden. Auf der anderen Uferseite sieht man die Kräne des Industriehafens. Es riecht nach Kohle und Teer. Auch hier an der Venta ist viel für die Touristen gemacht worden. Ein ausgebauter Radweg führt entlang des Flusses in die Altstadt. Überall findet man Bänke zum Ausruhen und Blumenkästen. Da steht dann auch eine weitere Kuh. Riesig mit Kofferaufklebern symbolisiert sie das Reisen. Im Sommer 2002 nahm die Stadt an einer Cowparade teil. Bei diesem Event wurden insgesamt 26 lebensgroße Fiberglaskühe wurden von verschiedenen Künstlern weltweit gestaltet und anschliessend verkauft. Seit 1999 nehmen jedes Jahr andere Städte daran teil. Insgesamt sind 5000 Kühe mit den verschiedensten Körperhaltungen und Botschaften so gestaltet worden. Einige der Kühe sind noch in der Stadt zu finden und auch im Stadtplan verzeichnet.
    Obwohl Hauptsaison, ist wenig los in der Stadt. Streckenweise bin ganz allein. Der Marktplatz aus dem 17 Jahrhundert mit der großen Uhr ist verlassen. Markt ist täglich bis 14.00 Uhr. Den werden wir und dann morgen anschauen. So langsam mache ich mich auf den Rückweg. Es ist noch ein gutes Stück zu laufen und ich bin erst nach 18.00 Uhr zurück am Wohnmobil. Nach dem Abendessen gehen wir an den Strand. Es gibt wieder einen tollen Sonnenuntergang zu sehen und wir kaufen am Strand ein leckeres Eis für den Heimweg.
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