• Dünentour, Einkehr und Marée haute,

    25. september 2021, Frankrike ⋅ ⛅ 23 °C

    Heute Morgen bin ich von einem Donnerschlag geweckt worden. Ein Gewitter ist aufgezogen.
    Gewitter sind etwas, vor denen ich unterwegs richtig Respekt habe und froh bin, wenn sie vorbei sind. In meiner allerersten Campingnacht in einem einfachen Zelt, bin ich angstschlotternd ganz tief in den Schlafsack gekrochen, während ein starkes Gewitter die ganze Nacht Disco über uns gemacht hat. Blitze erhellten das Zelt mit stroboskopischen Licht und den jeden Donner konnte ich in der Erde unter der Luftmatraze spüren.
    Ich weiß nicht, wer gegen Morgen, erleichterter war, ich, weil das Gewitter endlich vorbei war, oder Michael, den ich mit meinen ständigen Fragen, ob Blitze auch in Zeltstangen einschlagen und ob man noch etwas merkt, wenn man vom Blitz getroffen wird, die ganze Nacht genervt und vom Schlafen abgehalten habe.
    Die einzige, die von all dem nichts mitbekommen hat, war unsere damals vier jährige Tochter. Gewitter sind wie gesagt, seither mein Trauma unterwegs. Vor allem seit ich weiß, das Wohnmobile keine Faradayschen Käfige sind.
    Und deshalb sitze ich heute morgen auch kerzengrade im Bett und lausche, was sich da über uns zusammenbraut.
    Doch das Gewitter zieht Gott sei Dank an uns vorbei.
    Nach dem Frühstück ist mal wieder eine etwas gründlichere Womo- Hausarbeit angesagt. Als ich mit allem fertig bin, scheint die Sonne und wir haben locker 25 Grad.
    Heute wollen wir noch einmal einen Strandtag machen, noch einmal die hohen Wellen erleben. Aber den ganzen Tag am Strand zu liegen, ist nicht so unser Ding. Deshalb fahre ich vorher mit dem Rad an den Dünen entlang. Es geht durch einen Kiefernwald. Über einen super schönen asphaltierten Radweg. Wer hat eigentlich gesagt, dass die Wege direkt am Meer stets ganz eben sind? Dieser Weg geht auf alle Fälle ständig rauf und runter. Eigentlich sollte ein Aussichtsturm irgendwo an der Strecke sein, von dem man einen tollen Ausblick auf den Atlantik haben soll. Wahrscheinlich bin ich bereits daran vorbeigefahren. Der Weg führt an einem großzügigen und gepflegten Golfplatz vorbei. Außer mir ist keiner auf dem Radweg unterwegs. Es riecht herrlich nach Kiefern und die Luft ist angenehm kühl. Einige unbefestigte Wanderwege führen vom Weg ab. Dann komme ich an einen weiteren Dünenübergang. Einige Räder sind hier geparkt und ein Mann hat es sich unter den Bäumen auf einer Liege bequem gemacht. Der Radweg führt an noblen Ferienhausanlagen im Wald und einem Golfhotel vorbei und plötzlich bin ich am Ort Moliets-Et-Maa angekommen. Das ist der ursprüngliche und gewachsene Ort und ist ca 5 km vom Badeort Moliets-Et-Maa entfernt. Von weitem sehe ich den Kirchturm. Kirchtürme sind immer ein guter Wegweiser zum Mittelpunkt eines Ortes. Und so ist es auch in diesem Fall. Gegenüber der Kirche ist die Maire und davor ist ein kleiner Markt aufgebaut, der sich dem Ende neigt. Direkt am Markt ist ein kleines Restaurant. An den wenigen Tischen auf der Terrasse sitzen Mittagsgäste. Alles sieht so hübsch und einladend aus, dass ich mein Rad parke, um dort etwas zu trinken. Der Wirt des "Matu timbré" kommt mir freundlich entgegen, um meinen Pass Sanitäre zu scannen. Dabei liest er meinen Vornamen mehrmals laut "Rosmarie", der ihm scheinbar gefällt und bemerkt auch noch, dass ich Geburtstag hatte, gratuliert, fragt, wo ich wohne, wie es mir hier gefällt usw. bis ein anderer Gast seine Aufmerksamkeit fordert.
    Ich lasse mir mein Bier schmecken und halte noch etwas "Smalltalk" mit den Radfahrern am Nebentisch. Ein ruhiger und beschaulicher Ort, ohne Hektik und voller Authentizität nach dem sehr touristischen Badeort am Meer.
    Beim Wegfahren sehe ich, dass etwas weiter der "Super U " ist und so fahre ich gleich weiter, um einzukaufen.
    Im "Super U" ist wenig Betrieb am Samstag Nachmittag.
    Voll bepackt geht es dann zurück zum Campingplatz . Auch auf diesem Stück gibt es wieder einen super Radweg, auf dem es Spaß macht zu fahren. Kurz vor dem Badeort Moliets-Et-Maa sehe ich linker Hand einen kleinen See im Wald aufblitzen. Der "Etang de Moliet". Wanderwege führen um ihn herum. Zu dumm, dass ich Eis gekauft habe, das möglichst schnell in den Kühlschrank muss. So kann ich mir keinen kurzen Spaziergang zum See leisten. Der Kühlschrank funktioniert übrigens immer noch, wenn auch nur auf 230 V und macht uns bei der Auswahl unserer Plätze abhängig vom Vorhandsein von Strom.
    Nach meiner Rückkehr gehen wir an den Strand. Da ist heute richtig was los. Aber das konnte man schon am Parkplatz sehen. Das Baden in den Wellen ist wieder ein wunderbares Erlebnis. Leider bezieht sich der Himmel und es fängt an zu donnern. Wir packen zusammen, denn wir haben die Luken geöffnet und die Campingmöbel draußen.
    Es war eine gute Entscheidung, auch wenn ich dafür mit nassen Badesachen zurück laufen muss. Umkleidemöglichkeiten gibt es am Strand nicht, nur Strandduschen.
    Da wir morgen weiter fahren wollen, ist es uns wichtig, alles möglichst trocken wieder einzuladen. Wir haben gerade alles verpackt, da fängt es an zu regnen. Mit dem Sonnenuntergang über dem Meer wird das heute auch wieder nichts.

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