Explorez la France

August - October 2021
Entlang der Loire bis zum Atlantik..... eine Wohnmobilreise durch die französische Geschichte. Herzlich Willkommen. Wir freuen uns, wenn du uns auf dieser Reise ein Stück oder ganz begleitest. Read more
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    August 24, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 16 °C

    Noch eine gute Woche, dann geht es wieder los. Nachdem wir den Mai wunderbar in Kroatien verlebt und in den Sommermonaten Juni, Juli, August kleinere Fahrten in Deutschland mit Freunden, Clara, unserer Enkelin und dem Wohnmobilstammtisch unternommen, Hochzeit gefeiert haben und unser neues Enkelkind Paul-Jonte begrüßen und kennenlernen konnten, wollen wir Ende August, nach dem Ferienende der meisten Länder, wieder zu einer längeren Wohnmobil-Tour starten.
    Lange haben wir überlegt, wohin es gehen soll. Corona und auch Michaels Thrombose und Lungenembolie, Erkrankungen, die die letzte Urlaubswoche in Kroatien bereits überschattet haben, sind Faktoren, die wir im Auge behalten müssen. Die Fahrt über den Balkan, die wir eigentlich schon für den letzten Herbst geplant haben, verschieben wir aus diesen Gründen noch ein weiteres Jahr. Unsere Wahl fiel wieder einmal auf Frankreich. Hier haben wir noch so einige Regionen auf unserer Reise-Bucket-Liste. Unter anderem die Schlösser der Loire. Mehr als 400 Schlösser gibt es im französischen Loiretal, dem "Garten Frankreichs", zu besichtigen. Seit 2000 ist das Tal der Loire die größte im Unesco-Weltkulturerbe verzeichnete Stätte.
    Schloss Chaumont mit dem Landschaftsgarten und der Kunstausstellung haben wir bereits vor 3 Jahren auf der Rückfahrt aus der Bretagne besichtigt. Jetzt wollen wir uns mehr Zeit für das Loiretal mit seinen Schlössern, Gärten und historischen Städten nehmen, bevor es dann am Atlantik Richtung spanische Grenze weitergeht.
    Die Corona-Zahlen sind zwar in Frankreich in den letzten Wochen in die Höhe geschnellt, aber es wurde auch wesentlich mehr getestet. Aktuell steigen die Zahlen allerdings kaum noch. Momentan bewegen sich die Corona-Zahlen im Loire-Tal sogar auf einem sehr niedrigen Niveau.  
    In Frankreich ist alles wieder geöffnet und vor allem Geimpfte, wie wir, haben überall freien Zugang. Das Loiretal war bereits im letzten Jahr die Region, die am meisten von der Corona-Krise profitiert hat. Keine Touristen aus Übersee, keine Menschenmassen... So wenig los war bei den großen Schlössern noch nie! Gerade jetzt in und nach den Sommerferien werden recht wenige Besucher erwartet, eine wahrscheinlich einmalige Gelegenheit, so große Loire-Schlösser wie Chambord und Chenonceau einmal komplett fernab der Massen zu besichtigen.
    So ist unser Plan. Mal sehen, ob er funktioniert. Natürlich können und wollen wir nicht alle Schlösser besichtigen. Da heißt es eine Auswahl zu treffen. Aber das werden wir vor Ort entscheiden. Auch die Städte wie Orleans, Tours, Angers, Nantes sind sicherlich einen Besuch wert.
    Stell-und Campingplätze entlang der Strecke hat Michael herausgesucht, aber auch da gilt, schauen wir mal, wo es uns gefällt und wo wir mit dem Hänger Platz finden, denn den nehmen wir dieses Mal wieder mit, und haben dadurch die "Rote Paula", unsere Vespa neben den E-Bikes zur Verfügung. So erweitert sich unser Radius, um auch kleinste Orte und für ein Wohnmobil nicht unbedingt zugängliche Landstriche kennenzulernen. Irgendwann steht man vor der Entscheidung, sich des Komfort wegens zu vergrößern oder wegen einer besseren Mobilität auf ein kleineres Wohnmobil oder einen Kasten umzusteigen. Wir haben uns für die Bequemlichkeit entschieden, denn wir wollen jetzt im Ruhestand mindestens 4 Monate des Jahres unterwegs sein. Die Zeiten, wo wir zum Schlafen erst alles umbauen mussten, sind definitiv schon lange vorbei. Wir müssen auch nicht mehr einsam auf unwegsamen Klippen stehen oder in menschenleer Buchten fahren, außer mit dem Rad oder Roller und Angst haben, dass es mitten in der Nacht klopft und wir gebeten werden, den nächsten Campingplatz aufzusuchen. Haben wir alles auch schon vor Jahren erlebt. Die Situation ist seitdem nicht besser geworden. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Die Stellplätze an prädestinierten Stellen sind oft brechend voll. Sind wir früher fast ausschließlich auf Stellplätze gefahren, bevorzugen wir heute, je nach Vorhaben, einen Mix aus Stellplätzen und kleinen Campingplätzen und sind auch gern in der Vorsaison mit der Acsi- Card unterwegs. Wir müssen auch nicht auf der gerade angesagten Minimalismus-Welle mitschwimmen, sondern freuen uns gerade an Regentagen oder in der kühleren Jahreszeit über ein gemütliches, warmes rollendes Zuhause. Deshalb haben wir im letzten Jahr unseren teilintegrierten Sunlight gegen einen vollintegrierten Carthago getauscht und nehmen auf längeren Reisen die Vespa zum Erkunden des Umfeldes mit. Der Carthago mit dem Hänger hintendran ist dann doch ein ganz schön langes Gespann, mit dem man sich möglichst nicht verfahren oder in enge Straßen eines kleinen Bergdorfes geraten sollte. Denn gerade mal drehen ist schon mit einem Wohnmobil nicht ganz einfach. Verfahren und Drehen müssen mit einem Hänger hintendran....ja da kommt Freude auf, der Adrenalinspiegel steigt und die Stimmung fällt auf den Nullpunkt. Damit es gar nicht erst so weit kommt, dafür sorgt Mathilde, unser Wohnmobilnavi, das mit den Ausmaßen unseres Wohnmobil gefüttert ist. Unterstützt wird Mathilde, von Google Maps auf unseren Handys und von dem im Wohnmobil integrierten Navigationsgerät, das aber nicht mehr so ganz "up to date" ist. Es ist schon vorgekommen, dass die Navis alle unterschiedlicher Meinungen über den weiteren Verlauf der Fahrt waren und wir auf der Karte nachschauen mussten, welches Navi denn nun auf dem richtigen Weg ist.
    Weil wir nicht mehr als 300 bis 400 km bis ins Zielgebiet fahren wollen, haben wir die ersten drei Etappen grob festgelegt. Aber auch da sind wir ganz flexibel. Nun heißt es die leeren Schränke im Wohnmobil zu füllen, mit Sachen, die wir wahrscheinlich in den nächsten sechs bis acht Wochen zum größten Teil gar nicht brauchen, und die "Rote Paula" und die Räder zu verladen. Die Schilder zum "Toten Winkel", die für Fahrzeuge über 3,5t in Frankreich vorgeschrieben sind, sind auch schon angebracht. Noch einmal einen kurzen Rundumschlag im Garten, der unsere Abwesenheit sicher wieder nutzt, um sich das von mir mühsam bearbeitete und beschnittene Terrain wieder zurück zu erobern.
    Den Impfnachweis nicht vergessen. Michael hat beide Zertifikate schon zum Vorzeigen in die Französische CovidApp eingefügt. Ein kleines Entgegenkommen an unser Gastland. Das Haus für eine längere Abwesenheit vorbereiten ... und dann kann es endlich los gehen....😀
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  • Day 1

    1. Etappe: Mendig/Eifel

    August 28, 2021 in Germany ⋅ 🌧 13 °C

    Es ist 9.30 Uhr, als Michael den Hänger ans Wohnmobil hängt. Damit er überhaupt von unserem Stellplatz im Vorgarten auf die kleine Anwohnerstraße fahren kann, hat er gestern Abend das Stück Straße hinter unserem Grundstück abgesperrt. Ein parkendes Auto an dieser Stelle verhindert das Ausparken ebenso wie das Einparken. Das haben wir bei der Rückkehr nach unserer letzten Fahrt bemerkt. Wir mussten erst den Fahrer des parkenden Autos ausfindig machen, bevor wir auf den Hof fahren konnten. In diesem Fall wussten wir aber, wo wir suchen mussten.
    Klaus, unser Nachbar, der mit seinem Hund Gassi gehen will, schaut interessiert beim Ankoppeln zu. Er zieht selbst einen Wohnwagen und kennt sich aus. Beinahe hätten wir die Stange des Movers auf der Deichsel liegen gelassen. Ein Gespräch lenkt doch etwas ab. Kurz wird noch kontrolliert, ob die Leuchten alle funktionieren. Alles ok. Im Haus ist alles für eine mehrwöchige Abwesenheit vorbereitet. " Eh, lass das Licht an," rufe ich entrüstet, als ich kurz vor der Abfahrt noch schnell die häusliche Toilette aufsuche. Michael hat bereits bestimmte Sicherungen ausgeschaltet, u.a. von Geräten, bei denen es zu einem Kurzschluss kommen könnte. "Die Sicherung der Tiefkühltruhe doch wohl nicht" , erkundige ich mich wenig später, als wir schon auf der neuen Knickstraße Richtung Autobahnauffahrt Exter sind. Statt einer Antwort erhalte ich zunächst nur einen vernichtenden Seitenblick, mit der Message: " Frauen und Technik", dem dann eine ausführliche Erklärung über das Wo, Wie und Warum der stromlos gemachten Bereiche unseres Hauses folgt ( Männer und Technik) .
    Von der Knickstraße blicken wir auf eine wolkenverhangene und regnerisch Landschaft herab. Es ist frisch, so um 11 Grad, und der Tag gibt schon mal einen Vorgeschmack auf den kommenden Herbst. Beim Anblick der Wolken, die wie graue Fetzen in den Spitzen der Bäume hängen, überlege ich ernsthaft, ob ich vielleicht doch Winterpullover hätte eingepackt sollen. "Aber wir fahren nicht hunderte von Kilometer weit in den Süden, um dann Winterpullover anziehen zu müssen. Wir wollen den Sommer verlängern und dazu braucht man keine Wintersachen" , beruhigte ich mich. Der Verkehr auf der A2 und A1 ist moderat. Es sind trotz Ferienende noch recht viele Wohnmobile unterwegs. Die Babyboomer- Generation macht mobil. Die sind alle nicht mehr auf die Ferien angewiesen und nun auf der Suche nach der großen Freiheit, die sie in der Jugend nicht gefunden haben. Nach den Protesten gegen das Establishment war man Jahrzehnte damit beschäftigt, sich zu etablieren, etwas aufzubauen und materielle Werte zu schaffen, dass jetzt im Alter noch einmal das Gefühl von Freiheit her muss. Egal wie, und koste es, was es wolle. Ich weiß, ich klinge gerade etwas böse und sollte mich vielleicht auch ein wenig an die eigene Nase fassen, aber mich macht diese Ellenbogen Gesellschaft, mit der sich manche einfach alle Freiheiten rücksichtslos nehmen, zunehmend aggressiv, denn diese Mentalität spiegelt sich auch vermehrt auf Stell- und Campingplätzen wider.... und es sind nicht nur die Babyboomer. Freiheit kann man sich nur soweit nehmen, soweit sie die Freiheit eines anderen nicht einschränkt, und das betrifft nicht nur andere Menschen, sondern auch die Natur. Punkt um.
    Inzwischen sind wir unter leichtem Nieselregen kurz vor Wuppertal angekommen und finden gleich auf dem ersten Parkplatz eine Möglichkeit zu halten. Nicht alle LKW Plätze sind besetzt. Als wir wieder starten wollen, spielt Navi Mathilde verrückt und behauptet, wir führen in die falsche Richtung. Daraufhin schaltet das Zenec Navi auf den Radiomodus und spielt in voller Lautstärke Aviciis " Wake Me up". Manchmal glaube ich, sie haben doch etwas Menschliches.
    Kurz vor dem Wechsel auf die A3 reißt die Wolkendecke etwas auf und ein Streifen blauer Himmel wird sichtbar. Das lässt die Umgebung selbst hier auf der Autobahn aus ihrer Tristesse erwachen. Hin und wieder blinzelte verschlafen die Sonne durch das Wolkengebirge.
    Michael möchte Gummibärchen als Ersatz für die fehlenden Zigaretten, denen er seit seiner Erkrankung nun schon fast ein Vierteljahr abgeschworen hat. Leider kann ich nur mit Salzstangen, Kaugummi oder Lakritz dienen. Das sind die ungesunden Dinge, die ich vor einer Fahrt einbunkere. Aber das ist alles nicht nach seim Geschmack. Beim nächsten Tanken besorgen wir welche, verspreche ich. Komisch, an die Zigaretten hat er früher doch auch selbst gedacht. Vor dem Kreuz Leverkusen steht der Verkehr. Der Stop and Go setzt sich auch auf der A3, auf dem Kölner Ring, fort. Himmel ist das ein Gewusel und dabei fehlen heute noch die LKWs. Als wir gerade meinen, auf der A59 wieder freie Fahrt zu haben, steht der Verkehr wegen einspuriger Verkehrsführung bereits wieder. Und auch auf der A 565 stauen wir uns munter weiter voran.
    Geplant haben wir für heute Abend einen Besuch in der Vulkan Brauerei in Mendig. Da gibt es leckeres Essen und gutes Bier. Einen Tisch muss man möglichst vorher reservieren, das weiß ich noch vom letzten Besuch. Als ich das im Stau online machen will, sehe ich, dass bereits alle Tische reserviert sind. Der nächste freie Tisch ist erst morgen um 19. 00 Uhr zu haben. Wie blöd. Ich hätte meinem Impuls folgend, das gestern schon machen sollen. Nun können wir höchstens hoffen, spontan etwas im Biergarten zu bekommen.
    Dafür läuft aber der Verkehr endlich wieder. Wir überqueren den Rhein. Kurz darauf sorgt eine Baustelle erneut für einen Stau. Auf der A61 überqueren wir wenig später das Ahrtal. Die Abfahrt nach Neuenahr /Ahrweiler weckt Erinnerungen an das verherende Unwetter von vor einigen Wochen. Wie als Hinweis auf die Katastrophe stürzt eine Regenflut vom Himmel, die kaum noch die Fahrbahn erkennen lässt. Wir verlassen die Autobahn bei der Ausfahrt 34 und fahren auf der B 262 bis Mendig. Durch die engen Straßen des Ortes erreichen wir bei strömenden Regen den Stellplatz und sind überrascht, dass doch schon so viel los ist. Eine größere Lücke zwischen zwei Wohnmobilen auf dem zweigeteilten Platz wird angesteuert, und dann warten wir erst einmal den Regen ab, bevor wir den Hänger abkoppeln und neben das Wohnmobil stellen.
    Als der Regen nachlässt, unternehme ich einen Spaziergang. Eine gelb behelmte Menschengruppe vor einem Haus aus schwarzem Basalt macht mich neugierig und ich frage einfach mal nach. Die Führung in den tiefsten Bierkeller der Welt beginnt in wenigen Minuten. Leider kann ich nicht mehr mit, denn die Teilnahme an den Führungen muss reserviert werden. Das in der Nähe liegende Freiluftmuseum kenne ich schon vom letzten Besuch des Stellplatzes und es ist einfach schön, durch die Ausstellung mit den alten Geräten zu laufen. Doch dann öffnet der Himmel wieder seine Schleuse und ich flüchte in eine alte Remise, wo ich kurze Zeit später Gesellschaft von drei fidelen Damen auf "Mädchentour" bekomme. Wir kommen ins Gespräch und ich bekomme das Angebot den Rückweg unter einem der Schirme anzutreten. Gern hänge ich mich in den angebotenen Arm ein und komme so trocken zum Wohnmobil zurück.
    Am Abend gehen wir in das Brauhaus zum Essen. Ich habe telefoniert und doch noch einen Tisch bekommen. Geht nicht, gibt's nicht. Das Brauhaus ist sehr gut besucht und wir werden nach unserem Impfzertifikat gefragt und müssen mit der Luca App einchecken. Das Essen ist reichlich und gut, das selbstgebraute Bier lecker. Neben uns wird eine Busladung Senioren platziert. Die sind von dem Tagesausflug wahrscheinlich total geschafft. Es hat kaum jemand Lust zu reden, so dass um uns herum eine angenehme Lautstärke herrscht. Trotzdem sind wir froh, als wir mit dem Essen fertig sind und das volle Gasthaus verlassen können. Nach einem ordentlichen Spaziergang durch den Ort kehren wir zum Wohnmobil zurück. Der Stellplatz ist mehr als voll und es kommen immer noch mehr, überwiegend Kastenwägen und Bullis, die einen Platz für die Nacht suchen. Wir machen es uns im Wohnmobil gemütlich, was soll man bei dem Schietwetter auch sonst machen und beenden den
    ersten Reisetag.
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  • Day 2

    Châlons en Champagne

    August 29, 2021 in Luxembourg ⋅ ⛅ 15 °C

    Nachdem es die ganze Nacht wie aus Eimern geschüttet hat, ist es heute morgen wenigstens trocken und wir können, ohne nass zu werden, den Hänger ankoppeln. Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team, und das Ganze dauert nur wenige Minuten. Gut, dass wir auf geschottertem Basalt stehen. Das Material bietet sich ja hier auch an. Ein Wiesenplatz nach dieser Regenacht hätte eine ordentliche Sauerei ergeben. Um kurz nach halb zehn verlassen wir Mendig in Richtung A 48 Trier und können dabei noch einen Blick auf die Basalt Steinbrüche links und rechts der Straße werfen. Unser heutiges Etappenziel ist die Champagne. Genauer gesagt, Châlons en Champagne, das auch als das Venedig Frankreichs bezeichnet wird. Da bin ich mal gespannt. Aber noch sind wir nicht da und fahren durch einen grauen Sonntagmorgen Richtung Trier. Ein wenig verwundert bin ich über die viele Baufahrzeuge zu dieser Zeit auf der Straße. Michael weist mich auf die unmittelbare Nähe zu den Katastrophengebieten hin und meint: " Da wird auch am Sonntag gearbeitet. Viele Freiwillige haben ja nur an Wochenende Zeit". Von kurzen Schauern und tiefhängenden Wolken begleitet führt die A48 an den Pulvermaaren und am Nürburgring vorbei. Am Dreieck Vulkan Eifel wechseln wir auf die A1 Richtung Luxemburg. Nun geht es bergab ins Moseltal. Die Schilder bekannter Moselorte tauchen auf und wecken Erinnerungen an Aufenthalte an der Mosel. Auch heute sind wieder sehr viele Campingfahrzeuge unterwegs. Kurz vorTrier fahren wir über die Mosel und dann geht es weiter auf der A 602 und B 52 Richtung Luxemburg. Seit längerer Zeit fährt ein Wohnmobil hinter uns her, das exakt den gleichen Hänger hinter sich her zieht wie wir. Es folgt uns sogar auf den Rastplatz, doch danach verlieren wir es aus den Augen. Wir fahren über die Grenze nach Luxemburg, und jetzt heißt es erst einmal den Tank voll machen. Aber nicht in Wasserbillig, sondern wir fahren meist die zweite Tankstelle auf dieser Strecke an, weil es an der ersten oft sehr voll ist. Heute ist das keine gute Entscheidung, wie sich später zeigen soll, denn wir sehen im Vorbeifahren, dass an der Tankstelle gähnende Leere ist, während knapp 50 km weiter in Bechem das reinste Verkehrschaos herrscht und wir von Einweisern in die Tankspuren gelotst werden müssen. Da bleibt Zeit, dem Treiben um uns herum ein wenig zu zusehen. Der Kastenwagen neben uns z.B. hat wohl vergessen auf welcher Seite sein Tankverschluss sitzt. Er zieht und zerrt am Schlauch, aber es fehlen entscheidende Zentimeter. Nun muss er sehen, dass er sich zwischen die gegenüber tankenden Autos mogeln kann. Aber wir sind ja nett und lassen ihn vor, bevor wir zum Kassenhäuschen weiter rollen, um zu bezahlen. Der Fahrer des Wohnwagen vor uns hat ebenfalls die Ausmaße seines Fahrzeugs nicht verinnerlicht, und der Wohnwagen macht einen ordentlichen Hüpfer, als sein Reifen die Aufkantung des Kassenhäuschen überfährt. Die Autobahn füllt sich immer mehr, als wir später auf der A31 über die Grenze nach Frankreich in Richtung Metz fahren. Es regnet nicht mehr und der Diesel ist billiger als in Deutschland ( 1,21 €). Was wollen wir im Moment mehr.
    Kurz vor Metz verlassen wir die A3 und fahren weiter auf der A4 in Richtung Reims/ Verdun. Gut 120 km geht es nun westwärts auf der Autoroute de l'Est. Wir fahren durch das Département Meuse, das nach dem gleichnamigen Fluss, der Maas, die hier Meuse heißt, benannt ist. Über der Landschaft aus abgeernteten Getreidefeldern,Wiesen, verblühten Sonnenblumen und Wäldern hängt eine graue Wolkendecke. So grau und dunkel, wie die französisch- deutsche Geschichte, die hier vor über hundert Jahren geschrieben wurde. Hinweisschilder zur Schlacht in Verdun im Ersten Weltkrieg tauchen auf. 300 Tage und 300 Nächte kämpfte man hier ohne Waffenruhe. Von Februar bis Dezember 1916.
    300.000 Tote und Vermisste, 400.000 Verletzte auf deutscher und französischer Seite. Das verbindet man mit dem Wort Verdun. Verdun ist aber auch Symbol der möglichen und beispielhaften Versöhnung zwischen ehemals verfeindeten Völkern. Adenauer und De Gaulle sowie Kohl und Mitterand besiegelten hier die Versöhnung beider Länder und sorgten mit dafür, dass wir heute ohne Ressentiments nach Frankreich reisen können. Kurz bevor wir die Autobahn bei St. Etienne au Temple verlassen, wechseln wir in das Departement de Marne.
    Für das Stück Autobahn müssen wir bei der Abfahrt 16 Euro bezahlen. Dafür hatten wir weder Kreisel noch Baustellen. Weiter geht es auf der D 977 Richtung Châlons en Champagne . Viel Gegend, eine schurgerade Straße und kaum ein Auto. Die Navis sind sich wieder mal nicht einig, wie der Campingplatz anzufahren ist. Wir vertrauen Mathilde, die ist Wohnmobil erfahren, und sie lotst uns dann auch souverän durch die Vororte zum Ziel.
    Es ist viertel nach zwei und der Camping hat gerade wieder geöffnet. Wir staunen nicht schlecht, da stehen schon 4 Wohnmobile und 2 Wohnwagen und warten auf die Anmeldung bzw. sind bereits auf Platzsuche. Die Anmeldung geht fix von statten, und die junge Frau spricht perfekt deutsch und niederländisch. Mir reicht deutsch. Aber ein wenig enttäuscht bin ich schon, dass ich meine gerade aufgefrischten Französischkenntnisse noch nicht abwenden kann. Ich bestelle ein Baguette für morgen früh, bezahle den Platz ( 17 Euro für alles) und dann geht es erst einmal auf Platzsuche Die Plätze sind alle schön und groß, nur.....einige liegen unter alten Bäumen. Bäume und Satellitenempfang sind nicht unbedingt kompatibel. So fahren wir ein Mal um den ganzen Platz herum, was bei 130 Plätzen nicht wirklich lange dauert, dann haben wir eine schöne Parzelle gefunden. Doch bevor wir es uns dort gemütlich machen können, muss Michael noch seine Rangierkünste unter Beweis stellen, denn im Gegensatz zu den Plätzen ist die Zuwegung ganz schön schmal und eng. Aber das macht er prima. Rückwärts zunächst den Hänger und dann das Mobil einparken. Und steht. Heute kommen sogar einmal die Campingstühle vor die Tür, denn, oh Wunder, es regnet nicht mehr und die Temperatur ist annehmbar, wenn gleich auch die Optik noch zu wünschen übrig lässt. Kurzer Smalltalk mit unseren Berliner Nachbarn, die schon seit 4 Tagen hier sind.
    Nach einem kurzen Bummel über den Platz verstehe ich auch, warum die Dame an der Rezeption niederländisch spricht: Der Platz ist fest in deutscher und noch mehr in niederländischer Hand. Bis zum Abend wird der Campingplatz voll sein, denn im Laufe des Nachmittags rollt ein Fahrzeug nach dem anderen an. Wahnsinn. Mit einigen komme ich ins Gespräch und stelle fest, dass sie ebenfalls auf der selben Route wie wir fahren. Und das nennt sich Nachsaison.
    Das Zentrum von Châlons en Champagne ist mit 3,5 km doch weiter entfernt, als ich angenommen habe. Morgen nehmen wir dafür die Räder. Am Nachmittag mache ich mich daher auf den Weg zum Ufer der Marne, das ich durch eine Plattenbausiedlung erreiche. Ich bin enttäuscht. Von einem Grüngürtel abgeschirmt und von einer befahrenen Straße flankiert, kann ich nicht viel von ihr sehen. Wenig später entdecke ich .....einen Bach. Das soll die Marne sein? Ich laufe durch den Grüngürtel am Bach entlang Richtung Zentrum, da blinkt es türkis durch das Blattwerk. Das ist die Marne. Doch ein imposanter Fluss. (Sehr viel später bemerke ich, dass es nicht die Marne, sondern der Kanal Literal sur Marne ist. Die Marne liegt noch einige hundert Meter dahinter). Das finden auch unzählige Mücken, für die ich eine willkommene Mahlzeit bin. Ich drehe ab vom Wasser und laufe durch Vorortstraßen mit wunderschönen Steinhäusern, die z T. wie kleine Schlösser aussehen, zurück zum Campingplatz. Unterwegs begegnet mir noch ein Stück französisch -deutscher Geschichte. Das Denkmal zur Befreiung Charlons en Champagne durch die Alliierten am 29. August 1944 ist frisch mit Blumen geschmückt. Jahrestag.
    Mit fast 8 km habe ich mir heute einen guten Ausgleich zu der Autofahrt verschafft. Der Campingplatz ist voll. Wer hätte das gedacht.
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  • Day 3

    Châlons en Champagne - die Stadt

    August 30, 2021 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Ich bin ganz schön traurig :-(
    Heute Vormittag waren wir im Office de Tourisme und wollten für heute Abend die "MétamorphEAUses" buchen, jene super schöne Bootsfahrt auf den Kanälen im Dunkeln, bei der alle Baudenkmäler angestrahlt werden und die Brücken mit einer Lichtshow Geschichten erzählen. Leider war diese Tour bis Donnerstag ausgebucht und so lange wollen wir dann doch nicht bleiben. Nun haben wir uns einen Platz in den kleinen Booten für die "L'eaudyssée" am Nachmittag reservieren lassen. Da werden dann Geschichten und Anekdoten zu den Baudenkmälern erzählt.
    Die Nacht war ausgesprochen ruhig auf dem Platz und ab neun ist große Abreise. Die meisten bleiben wirklich nur eine Nacht, dabei gibt es hier in der Stadt soviel zu entdecken. Und der Camping kann Ausgangspunkt für Touren in die Weindörfer der Champagne sein.
    Wir auf alle Fälle fahren am Vormittag mit dem Rad ins Zentrum. Es ist immer wieder ein Erlebnis, das Radfahren in Städten, egal in welchem Land.
    Der separate Radweg führt entlang der relativ ruhigen D60 ins Zentrum. Als es dann richtig unübersichtlich und verkehrsreich wird, endet er im Nirwana und wir müssen schnell vom relativ entspannten Radfahrermodus in den zweiräderigen Autofahrermodus mit Rundumblick umschalten, um uns mit anderen, motorisierten Fahrzeugen durch den Kreisverkehr um den örtlichen Triumphbogen, dem Porte de Sainte Croix, zu bewegen. Dann radeln wir am Sitz des "Département de la Marne" vorbei, einem riesigen im klassizistischen Stil erbauten Gebäude und können wenig später die Räder gegenüber der Kirche "Notre Dame en Vaux" parken. Weiter geht es dann zu Fuß. Doch zunächst erst einmal in eben diese Kirche von den Ausmaßen eines Domes bzw. einer Kathedrale. Wobei Kathedrale oder Dom ist das selbe. Aber Kathedrale darf sich eine Kirche nur nennen, wenn ein Bischof in ihr seinen Sitz gehabt hat oder hat, und das scheint bei der "Eglise Notre Dames au Vaux " nicht der Fall gewesen zu sein. Der Bischof hat sich lieber die Kathedrale "St. Etienne" ausgesucht, über deren noch größeren und höheren Ausmaße wir dann wenig später staunen und die uns wieder einmal die Frage stellt: "Wie haben das Menschen ohne die Hilfsmittel und Geräte unserer Zeit nur geschafft, solch imposante Bauwerke zu erschaffen? Wir lassen uns auf einer Bank nieder und bestaunen in Ruhe die vielen prunkvollen Details.
    Zwischen der "Kirche Notre Dame au Vaux" und der Cathedrale St Etienne liegt allerdings noch das sehenswerte "Hotel de Ville" , wie das Rathaus in Frankreich heißt, dessen Eingang passend zur Jahreszeit mit Palmen bepflanzt ist. Um die Innenräume zu besichtigen, müssen wir unseren "Pass Sanitäre", unseren Impfausweis, vorzeigen.
    Die Häuser am Rathausplatz mit seinen Bars und Cafés bestehen aus einer bunten Mischung aus Sandstein, klassizistisch, und Fachwerk, renovierungsbedürftig.
    Wir kommen zum Office du Tourisme und reservieren "leider" nur noch zwei Plätze für die Bootsfahrt am späten Nachmittag. Danach schauen wir uns die diversen und vor allem alten, aber sehr sehenswerten Gebäude der Stadt an, die uns unser Stadtführer , den wir in der Rezeption bekommen haben, vorschlägt. Ganz viel Mittelalter, ganz viel Geschichte. Das kann man unmöglich alles hier beschreiben. Vielleicht noch erwähnenswert die Kirche St. Alpin, deren Seitenschiffwand hinter der Attrappe eines Fachwerkhauses steht.
    Wir sind auf alle Fälle nach fast 3 Stunden " Alter Steine" reif für eine Kaffeepause. In einer Bar auf dem "Place de la Republique" bestellen wir uns einen Kaffee. Aber da war doch was? Ja, klar. Kaffee ist in Frankreich nicht unbedingt der Kaffee, den man von zuhause kennt. Ich habe da mit meinem "Café au lait" nicht so das Problem, aber Michael, der sich auf eine schöne Tasse Kaffee gefreut hat, bekommt einen Espresso. Er hätte sich besser einen Café filtre oder einen Café Crema bestellt, die wären seiner Kaffeevorstellung eher gerecht geworden.
    Zurück auf dem Campingplatz staunen wir nicht schlecht, der Platz ist leer. Alle weg. Doch kurze Zeit, ab 14 Uhr, später rollt wieder ein Wohnmobil nach dem nächsten an. Dieses Mal haben sie überwiegend ein belgisches Nummernschild und aus unserer gestrigen deutschen Enklave ist plötzlich eine belgische geworden.
    Am Nachmittag fahren wir mit dem Rad wieder in die Stadt. Dieses Mal verkehrsberuhigt am Kanal entlang. Ein richtig schöner Weg, denn er führt in den "Jard (Park) Anglaise" und anschließend in den "Petit jard", wo sich auch die Blumenuhr befindet, die ich unbedingt sehen wollte. Wir sind mehr als pünktlich am Touristbüro und können dort einchecken für die Bootsfahrt. Den QR Code habe ich nach dem Bezahlen am Vormittag auf das Handy geschickt bekommen. Auch hier wird der Pass Sanitäre verlangt und eingescannt. Die Abfahrt ist am Touristbüro
    Unser Bootsführer, der wenig später kommt, ist ein lustiger älterer Herr, der viele Geschichten zu den verschiedenen Kanälen und den Bauwerken rechts und links daran zu erzählen weiß. Doch den Erzählungen immer zu folgen, dafür reicht mein Schulfrsnzösisch definitiv nicht aus. Wie gut, dass er uns zu den verschiedenen Stationen noch eine ausgedruckte deutsche Erklärung gegeben hat. Eine dreiviertel Stunde geht es durch wildromantische Kanäle, unter Brücken durch, aber der Höhepunkt ist die Tunnelfahrt unter der Stadt hindurch, bei der der Tunnel mit allerlei verschiedenen Lichtgestalten und Formen illuminiert wird und geheimnisvolle Geräusche ertönen. Nun habe ich doch noch eine kleine Kostprobe der "MetamorphEAUse" bekommen. Wunderschön. Am Ende des "Petit Jard" endet die Fahrt und wir haben noch einen schönen Spaziergang durch den Garten bis zu unseren Rädern. Auf dem Rückweg fahren wir durch den "Grand Jard" zum Kanal Latéral, wo kleine und größere Yachten in der Nachmittagssonne dümpeln. Hier ist auch ein Strand zu finden.
    Ja, seit heute Mittag ist sie auch mit von der Partie, die Sonne. Sie geniert sich zwar noch etwas und geht zwischendurch mal hinter Wolken in Deckung, aber sie ist da.
    Im "Grand Jard" herrscht an diesem Spätnachmittag viel Betrieb Die Menschen genießen die Sonne bei Freizeitaktivitäten. Wir radeln durch den "Jard Anglaise" zurück und am sonnenbeschienen Kanal mit seinem fast Smaragd schillernden Wasser zurück zum Campingplatz, der....wie sollte es auch anders sein, wieder voll ist.
    In der Abendsonne gibt es Käse, Wurst und Baguette. Das war doch heute ein richtig schöner Tag. Wir bleiben noch und morgen geht es mit dem Roller durch die Weindörfer und nach Épernai.
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  • Day 4

    Vitry le- François

    August 31, 2021 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Eine Entscheidung ist nur dann falsch, wenn man sich hinter darüber ärgert.
    Nein, wir ärgern uns nicht, denn die Rollerfahrt entlang der Marne nach Vitry le- François war durchaus sehr schön, nur etwas anders als wir gestern eigentlich geplant hatten.
    Eigentlich wollten wir nach Epernai und dann irgendwo und irgendwie durch die Weindörfer fahren. Eigentlich ....Aber da wir Epernai bereits kennen und auch die Führung bei Moet schon einmal mitgemacht haben, entscheiden wir uns heute morgen kurzer Hand um und fahren in die entgegengesetzte Richtung, in dem Glauben, auch hier Weinfelder zu finden. Vorweg gesagt, gefunden haben wir nicht einen einzigen Rebstock bis Vitry le François. Auch die Marne versteckt sich gekonnt hinter einem Grüngürtel, und nur beim Überqueren können wir einen Blick auf sie werfen. Dafür haben wir die Straße fast für uns allein, die zunächst entlang eines riesigen Gemüsefeldes führt. Es geht auf der D2 durch kleine und kleinste Dörfer, wie "Sogny au Moulins", "Mairy sur Marne" oder "St. Martin aux Champs", um nur einige zu nennen. Alle sind farbenfroh mit Blumen geschmückt und begrüßen uns mit dem Schild "Ville de Fleurie". Egal, wie klein die Dörfer auch sind, in ihrer Mitte thronte immer gewaltig in einem mehr oder weniger gutem Zustand die Kirche. In St. Martin machen wir neben der Blumen geschmückten Festhalle eine Pause. Diese Hallen findet man hier häufig in der Region und sie werden für kulturelle und traditionelle Veranstaltungen sowie zum Teil auch als Markthallen genutzt. Zwischen den Dörfern fahren wir an endlosen Felder mit abgeerntetem Getreide, Mais aber auch ganz vielen verblühten Sonnenblumenfeldern vorbei. Noch vor ein, zwei Wochen muss das hier traumhaft ausgesehen haben. Jetzt hängen die vertrockneten Blütenköpfe braun herunter. Hatten wir die Straße bislang für uns, so wird der Verkehr kurz vor Vitry le François mehr. In der Stadt finden wir einen Parkplatz direkt vor der alles überragenden Stiftskirche Notre-Dame-de-l'Assomptionund dem Place d'Arms. Rund um den Platz gibt es viele Bars und Cafés, die im Schatten von Bäumen zum Einkehren einladen. Die Einladung zu einem Getränk nehmen wir an und staunen kurze Zeit später nicht schlecht, als sich in die schmale Straße, in die man sich nicht wirklich mit einem Wohnmobil verirren möchte, ein 40t LKW souverän seinen Weg zum zu beliefernden Geschäft sucht. Er passt bis auf wenige Zentimeter an den parkenden Autos vorbei. Alle Achtung. Wir bummeln noch ein wenig durch das lebhafte Städtchen. Als wir zurück am Roller sind, hält eine Nobelkarosse neben uns. Das Fenster wird heruntergefahren und der junge Mann am Steuer fragt uns, was wir für die Vespa haben wollen. Er will sie uns abkaufen. Wir lachen und sagen ihm, dass unsere "Rote Paula" nicht zu haben ist. Dann fahren wir an der anderen Marne Seite zurück. Und da plötzlich sehen wir sie, die Weinfelder, und in " La Chausée sur Marne" findet sich auch ein Champagner Hersteller. In "Armand sur Fion" mit seiner schönen "Maire" und einer blumengeschmückten Festhalle suchen wir uns ein Plätzchen für ein Picknick. Gut gestärkt geht es dann zurück zum Wohnmobil. Inzwischen ist es später Nachmittag und wir genießen für den Rest des Tages noch das schöne Sommerwetter und beobachten die neu ankommenden Wohnmobile :-)
    Morgen geht es weiter.
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  • Day 5

    Beaugency

    September 1, 2021 in France ⋅ ☀️ 24 °C

    Die Sonne lacht uns von einem strahlend blauen Himmel entgegen, als ich heute morgen die Rollos hochziehe. Das macht Urlaubslaune und wir sind bereit für neue Abenteuer.
    Es ist kurz nach 10.00 Uhr als wir den Camping Châlons en Champagne verlassen. Wir mögen die kleinen französischen Plätze und haben uns hier sehr wohl gefühlt. Nur....wer diesem Platz vier Sterne verliehen hat, das weiß der Himmel. Wahrscheinlich gab es für jedes Jahrzehnt seiner Existenz einen.
    Heute Morgen sind sich alle Navis einig: Der Weg führt durch die Stadt. Hatte uns "Mathilde" bei der Ankunft großzügig um die Stadt herum zum Camping gelotst, so besteht auch sie heute auf die Stadt. Inzwischen kennen wir die Innenstadt, und wir wissen, was uns erwartet. Alles easy..... wäre da auf der Ausfahrtsstraße nicht eines von den super langen Spezialtransporten mit Polizeibegleitung, vor dem vergnüglich ein Traktor tuckert. So verlassen wir total entschleunigt mit 30 km das hübsche Châlons en Champagne. Wenn wir keine Zeit haben, wer dann?
    Der Trecker hält an und gibt die Fahrbahn für den nachfolgenden Verkehr frei und der Spezialtransport wählt bald darauf einen anderen Weg. Wir fahren auf die A 26, die "Autoroute des Anglais", Richtung "Troyes". Es sind 290 km bis Beaugency in der Nähe von Orleans, unserem heutigen Ziel. Mit dem Verlassen der A26 auf die A5 ändert sich auch die Landschaft ein wenig. War sie vorher flach und weitläufig, so tauchen jetzt sanfte Hügel auf. Einzig die Farben sind gleich, ein Mix aus den Brauntönen der Ackerflächen und den abgeernteten Feldern, in die die Wiesen einen leicht vergilbten Hauch von Grün bringen und die Bäume dunkelgrüne Akzente setzen. Überall dem schwebt ein pastellig blauer Himmel mit Schäfchenwolken, wie auf einem alten Gemälde. Der Sommer verabschiedet sich langsam. Die Sonnenblumen mit ihren von der Trockenheit nach unten geneigten Köpfen sehen aus, als würden sie das beweinen.
    Wir passieren die Ausfahrt nach "Aix en Othe" Hier haben wir im letzten Jahr auf der Rückreise aus der Bretagne ganz idyllisch an einer ehemaligen Mühle gestanden.
    Wir wechseln auf die A19, die uns direkt nach Beaugency führt.
    Es ist kurz nach 14.00 Uhr, als wir Beaugency erreichen. Blau leuchtet uns die Loire entgegen, als wir in Richtung der alten Stadtbrücke fahren. Der Campingplatz liegt auf der anderen Loireseite. Die Anmeldung am Camping Municipal "Val des Flux" geht schnell und unproblematisch. Die Nacht kostet 12 Euro ohne Strom. Ich bekomme einen Code für die Schranke, und schon können wir auf den weitläufigen Platz fahren und finden sogar einen Stellplatz direkt am Ufer der Loire. Schnell ist der Hänger abgekoppelt und neben das Wohnmobil geschoben und sind die Campingstühle herausgeholt. Wir schauen auf die Loire, die Brücke und den gegenüberliegenden Ort und das bei strahlendem Sonnenschein. Einfach nur herrlich und zum Seele baumeln lassen.
    Als die genug gebaumelt hat, mache ich mich auf einen ersten Erkundungsgang in das entzückende Örtchen. Von der Brücke hat man einen tollen Blick auf die Loire, die wild und ungebändigt mit Stromschnellen und Sandbänken in ihrem Bett vorbeifließt. Die Brücke ist berühmt, denn sie bot bis in die Neuzeit hinein zwischen Orléans und Blois die einzige Möglichkeit zur Überquerung. Der Legende nach hat sie der Teufel in einer Nacht gebaut, wenn er dafür die Seele des ersten Lebewesens, das sie benutzte, bekommen würde. Der findige Bürgermeister schickte eine Katze über die Brücke, und der Teufel ließ daraufhin seine Wut am "Tour de César" aus.
    Schmale Gassen führen in den blumengeschmückten Ort und ich bekomme heute schon mit dem "Chateau Dunois" das erste Schloss zu sehen. Die Baudenkmäler wie das Rathaus, die Kirche "Notre Dame", der Wehrturm und das Schloss sind alle nahe bei einander und so habe ich Beaugency schnell durchstreift. Die kleinen Bars und Cafés im Zentrum laden zum Einkehren in der inzwischen schon tiefstehenden Sonne ein. Der Duft von frischgebackenem Brot liegt in der Luft, lässt eine Boulangerie in der Nähe erahnen. Die leckeren Menü Aushängeschilder in den Restaurants machen Appetit. Langsam mache mich auf den Rückweg zum Wohnmobil und zu Michael, der sich eine Ruhepause gegönnt hat. Wir bleiben ja noch ein paar Tage, denn von hier aus lassen sich Chambord, Orleans und Blois gut mit dem Rad oder Roller erkunden.
    Am Abend bekommen wir als Bonus noch einen stimmungsvollen Sonnenuntergang an der Loire geboten.
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  • Day 6

    Meung-sur-Loire

    September 2, 2021 in France ⋅ ☀️ 26 °C

    Whow! Das ist doch mal ein Bild.....fast wie von einem der alten Meister, denke ich, als ich heute morgen noch etwas verschlafen das Rollo hoch ziehe. Die alte Brücke liegt im Licht der Morgensonne, das auch auf die Loire glitzernde Punkte zaubert. Auf der Sandbank im Wasser direkt vor unserem Wohnmobil steht ein Fischreiher und sondiert genau das Wasser. Es ist 7. 30 Uhr und über dem Campingplatz liegt noch die Stille der Nacht. Kein Motorenlärm, keine Gesprächsfetzen, kein morgendliches Hantieren mit Gegenständen. Ich genieße diesen Zauber des Morgens still mit dem ersten Kaffee. Aber schon bald setzt geschäftigen Treiben ein, und bald darauf verlassen die ersten Wohnmobile den wenig frequentierten Platz. Von den 150 Plätzen sind vielleicht 30 oder 40 besetzt . Wir rücken uns den Tisch im die Sonne und frühstücken mit Blick auf die Loire. Dabei überlegen wir, was wir mit diesem wunderschönen Spätsommertag anfangen können. Das ist das Schöne, wenn man keinen Plan hat, man muss sich auch an keinen Plan halten. Schlossbesichtigung Chambord? Viel zu schönes Wetter. Auch nach Pflastertreten in Orlêons steht uns nicht der Sinn. Wir wollen Wetter und Landschaft genießen und zwar bei einer entspannten Radtour.
    Während ich das bißchen Wohnmobilhaushalt erledige, holt Michael die Räder aus dem Anhänger und dann können wir, mit einem Zwischenstopp an der Rezeption, um zu verlängern und Baguette zu bestellen, losfahren. Michael hat bisher die Stadt nur vom Wohnmobil ausgesehen. Deshalb parken wir die Räder für einen kurzen Stadtbummel an der Loire und laufen zum Schloss und durch den Ort Beaugency.
    Dann aber geht es auf einen Radweg vom Feinsten. Die Loire immer im Blick, radeln wir Richtung Orléans. Die Loire ist nie zu einer Wasserstraße ausgebaut worden. Als einzige Einfriedung sind nur Deiche angelegt worden, die den natürlichen Flusslauf nicht beeinträchtigen. Wir radeln durch wilde Auenwälder, die genau wie die Feuchtwiesen das Ufer der Loire prägen. Es ist wenig los auf diesem Teilstück des Loire- Radweges. Ein Radwanderer kommt uns entgegen und möchte wissen, wo es was zu essen gibt. Wir haben vorher bunt bemalte Busse und Wohnwagen gesehen, vor die Tische und Stühle gestellt wurden. Aber ist das ein Imbiss? Sieht eher aus wie eine Hippie Kommune. Wir empfehlen daher, weiter nach Beaugency zu fahren.
    In Meung-sur-Loire stellen wir die Räder ab und erkunden zu Fuß den Ort mit Kirche und Schloss. Das Schloss allerdings, genau wie in Beaugency, nur von außen.
    Es ist bereits Mittag und mit dem Vorhaben irgendwo etwas Erfrischendes zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen, sieht es eher schlecht aus. Die Tische in den kleinen Restaurants sind alle mit Mittagsgästen besetzt. Wir müssen wohl etwas verzweifelt ausgesehen haben, denn eine junge Frau fragt, ob sie uns irgendwie helfen kann. Kann sie leider nicht. Dann eben nicht in Meung- sur- Loire. Gestern habe ich in Beaugency ein süßes, kleines Restaurant mit einer hübschen Terrasse und mit regionalem Essen und Getränken entdeckt. Wir radeln zurück. Michael reichen die knapp 20 km auch. Ich vergesse immer wieder, dass er vor einem Vierteljahr noch auf Intensiv gelegen hat und noch lange nicht so belastbar ist, wie früher. Wir haben Glück und bekommen einen Platz und richtig leckeres Essen. Die "Planche au charcuterie"(Aufschnittplatte) ist ganz nach seinem Geschmack und auch mein "Assiette avec melon and Jambon" ist das Richtige bei den Temperaturen. Dazu Bier und Limonade aus der Region. Herrlich.
    Den restlichen Nachmittag verbringen wir faul damit, zuzusehen wie sich die Loire bewegt. Es herrschen fast 30 Grad und der kühle Wind vom Fluss ist eine willkommene Erfrischung. Gegen Abend habe ich genug gefaulenzt und unternehme noch eine ausgedehnte Walkingtour entlang der Loire in Richtung Blois. Als ich zurück komme, bruzzeln schon kleine Würstchen auf dem Grill. Dazu gibt es Baguette. Nach dem Mittagessen gibt es heute nur ein kleines Abendessen an der Loire, aber wieder mit Sonnenuntergang.
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  • Day 7

    Schloss Chambord/ Les eauix bleues

    September 3, 2021 in France ⋅ ⛅ 22 °C

    Puh..... ich bin etwas erschlagen. Heute haben wir unser erstes Schloss besichtigt. So richtig....nicht nur von außen. Über 4 Stunden sind wir durch die französische Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts in Chambord gelaufen. Von Raum zu Raum von Stockwerk zu Stockwerk. Haben Bilder betrachtet, Informationen gelesen, über viel zu kleine Betten gestaunt, Leonardos tolle, doppelt gewandelte Treppe bewundert, ganz oben von den Dachterrassen auf Kamine, Gauben und Türmchen geschaut und in den französischen Garten geblickt. Die Dachterrassen kamen uns vor wie eine Miniaturstadt mit den vielen verzierten Aufbauten.
    Nun ist der Arbeitsspeicher voll. Nix geht mehr.

    Es ist schon ein phantastisches Schloss, das sich Franz I da 1519 hat bauen lassen.......als Jagdschloss. Scheinbar gab es auch schon damals den Wettstreit " Besser, höher, weiter", nur maß man sich in ganz anderen Dimensionen als heute. " Mein Schloss, mein Kirche, mein Reitstall, mein Park."

    Es lohnt sich wirklich das Vorzeigeobjekt der französischen Renaissance zu besuchen. Corona bedingt sind nur wenige Besucher da, oft stehen wir ganz allein in den Räumen. Alles können wir mit Muße und Ruhe anschauen. Die Tickets für den Eintritt haben wir bereits beim Frühstück online gekauft. Mit dem Roller geht es auf die ca 23 km lange Strecke und durch den Wald vom Chambord, Europas größtem Forstgehege, zum Schloss. Der Wald steht auch heute noch als exklusives Jagdrevier französischen Politikern zur Verfügung. Ein Teil davon ist aber bereits vor vielen Jahren auch für Touristen geöffnet worden. So bemerken wir im Vorbeifahren z.B. Hinweisschilder zu Picknickplätzen und Wanderwegen.
    Nachdem wir den Roller geparkt haben, was kein Problem ist, denn die Parkplätze sind nicht einmal halb belegt, laufen wir zum Eingang des Schlosses. Den Ticketschalter können wir dabei umgehen. Beim Einlass werden wir als erstes nach dem "Pass Sanitär" gefragt und bekommen einen Stempel auf den Unterarm. Erinnert mich an, ja was war das gleich? Ah, an einen Fleischbeschaustempel.
    Als geimpft abgestempelt können wir uns, natürlich mit Maske, frei im Schloss bewegen. Leider haben wir es versäumt, ein Histopad auszuleihen, aber mit dem deutschsprachigen Besucherplan und ein wenig Phantasie gelingt es uns
    auch so, das höfischen Leben und Treiben in den Räumen vorzustellen.
    Für einen Spaziergang durch die schattenlosen französischen Gärten ist es einfach zu heiß. Wir suchen uns lieber im Schatten der Bäume einen Platz für das mitgebrachte Picknick, bevor wir mit dem Roller zurückfahren.

    Am Spätnachmittag habe ich noch Lust ein wenig Rad zu fahren. Auf der rechten Loireseite soll es "Blue Waters"oder "les Fontenils, les eauix bleues " geben, eine Quelle , die sich mit blauem Wasser umgibt, ähnlich dem Blautopf in Blaubeuren.
    Die Quelle ist nicht ausgeschildert und es dauert eine Weile bis ich sie mit dem Rad und zu Fuß per Navi gefunden habe.
    Gefunden habe ich nicht nur die Quelle mit glasklaren, blauen Wasser, das je nach Sonneneinstrahlung intensiver wird, sondern auch einen wunderschönen, fast magischen Ort für ein Picknick, zum Spazierengehen oder Wandern. Ich genieße einen Moment diese besondere Atmosphäre, doch dann muss ich weiter.

    Weil keiner von uns Lust zum Kochen hat, habe ich versprochen etwas zum Essen zu organisieren. In Travers gibt es irgendwo einen "Leclerc". Da sollte doch etwas zu finden sein. Keine gute Idee, an einem Freitagabend in einen der riesigen französischen Supermärkte zu gehen.Totale Reizüberflutung. Dieses Riesenangebot, und das nach vier Stunden Chambord. An der heißen Theke werde ich fündig. Poulet rôti und Pommes Dauphin, Möhren, Gurke sowie Käse und Wein aus der Region wandern in den Einkaufskorb. An den Kassen riesige Schlangen. Freitagnachmittag. Falsche Kasse. Ich habe keinen Handscanner benutzt. Wieder neu anstellen. Ein netter, junger Mann erklärt mir, dass es 3 verschiedene Kassen gibt. Eine extra Kasse, wenn man mit Handscanner eingekauft hat, eine Kasse nur für bargeldloses Bezahlen nur mit Kreditkarte und eine ganz normale. Egal, ich will nur bezahlen und so schnell wie möglich raus.
    Endlich kann ich meine Einkäufe in den Radtaschen verstauen und versuchen den Heimweg zu finden. Google Maps, im Radfahrmodus, schickt mich kreuz und quer über die holperigsten Feldwege. Merde! Es ist viel später geworden als ich eigentlich geplant habe. Michael ist sicherlich schon am Verhungern. Am Himmel plötzlich ein wunderschöner Regenbogen, genau über unserem Campingplatz, den ich wenig später etwas atemlos und paniert mit den vielen, kleinen Fliegen, die in ganzen Wolken durch die Luft fliegen, erreiche. Für heute war das genug Aktion.
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  • Day 8

    Orléans

    September 4, 2021 in France ⋅ ⛅ 24 °C

    Ich weiß gar nicht, auf was ich mich heute mehr freue: auf die Stadt Orléans oder die Rollerfahrt dorthin. Denn eine Rollerfahrt bei dem Wetter ist etwas Herrliches. Der warme Fahrtwind im Gesicht gibt das Gefühl von Freiheit und des " For ever young" -seins. Die Landschaft zieht zwar im Zeitraffer vorbei, aber langsam genug, um viele Details am Straßenrand wahrzunehmen.
    Wir sind spät heute Morgen. Kann man im Urlaub verschlafen? Schnell noch die Picknicktasche für unterwegs vorbereiten. An frisches Baguette werden wir wohl unterwegs kommen. Das Wetter meint es wieder gut, mit 30 Grad fast ein wenig zu gut mit uns.
    Um 11.00 Uhr sind wir dann endlich abfahrbereit.
    Wir fahren wieder auf der linken Loireseite. Dieses Mal in Richtung Orléans. Nach dem kleinen Ort Lailly-en-val, der außer ein paar Häusern und einem Teich nicht viel zu bieten hat, erreichen wir auf der D 952 kurze Zeit später Cléry- Saint-André. Schon von weitem sehen wir den Turm der alles überragenden und auch bekannten Basilika Notre-Dame- de-Cléry- Saint- André. Neben dem mächtigen Gotteshaus mit seinen Ausmaßen von 27 m Höhe und 80 m Länge, wirken die Häuser klein und geduckt. Für mich symbolisiert das irgendwie die Macht der Kirche. Ein Markt findet zu Füßen der Kirche heute statt.
    Weiter geht es durch "Mareau aux Prés" . Die vielen steinernen Kreuze des Cimetière ragen hoch über die sie umgebenden Friedhofsmauer hinaus und zeugen von einer ganz anderen Friedhofskultur als bei uns.
    In St. Nicolas führt die Straße ganz idyllisch über eine Brücke. Es ist die Loiret, über die wir fahren, ein Nebenfluss der Loire.
    Habe ich mich noch kurz zuvor über einen übergroßen Obstkorb sowie eine riesige Kirsche in den Kreiseln gewundert, so weiß ich bald darauf, warum diese Symbole dort zu finden sind. Die D 951 führt durch das "Obstkörbchen" dieser Gegend. Die vielen Kirschenbäume rechts und links der Straße werden im Frühjahr die Gegend, die jetzt schon sehr herbstlich wirkt, in ein Blütenmeer verwandeln. Aber auch Weinfelder gibt es hier vermehrt. Ab Olivet, einem Vorort von Orléans, wird der Verkehr dichter. Wir erreichen Orléans. Über die "Pont Georg V" überqueren wir die Loire. Diese Brücke soll angeblich Madame de Pompadur als erste überschritten haben.
    Wir müssen sie uns mit Autos, der Straßenbahn und jede Menge Radfahrer teilen. Gleich hinter der Brücke am Ufer der Loire finden wir einen Parkplatz. Von dort aus geht es durch die schmalen Gassen in Richtung Kathedrale Sainte Croix, einem mächtigen Bau und von Marcel Proust einmal als die hässlichste Kathedrale Frankreichs tituliert. In der ganzen Innenstadt ist Maskenpflicht. Nicht sehr angenehm bei den hohen Temperaturen. Im Innenraum der Kathedrale ist es angenehm kühl und daher lassen wir uns Zeit, den Dom, dessen Ursprung Ende des 13. Jahrhunderts liegt, zu besichtigen. Als Jeanne d'Arc, die legendäre Jungfrau von Orléans, hier im Jahr 1429 gebetet hat, war er immer noch nicht fertig.
    In unmittelbarer Nachbarschaft des Doms liegt das "Hotel de Ville", dessen Blumenschmuck sofort ins Auge fällt. Wir schlendern die Rue de Jeanne d'Arc hinunter und durch die Gassen der Altstadt. Die Bars und Cafés sind alle gut besucht. Es ist Wochenende. Wir finden eine Boulangerie und ich lerne, dass man in Frankreich auch mal ein halbes Baguettes kaufen kann. Die Frau vor mir verlangt ein "Demi Baguette". Das mache ich doch gleich nach, denn das reicht uns fürs Picknik. Es folgt eine Trinkpause auf der Terrasse einer Bar, bevor wir die Rue Royal, deren Arcardenhäuser einst 2 Prunkstraße der Stadt bildeten, sowie das Standbild der heiligen Johanna von Orléans aufsuchen. Das Maison de Jeanne d'Arc, das ganz in der Nähe ist, beherbergt heute ein kleines Museum.
    Die Luft ist nicht nur ziemlich heiß, sondern auch bei uns heraus. Genug Sightseeing für heute. Jetzt suchen wir uns einen schönen, kühlen Platz für unser Picknick. Den finden wir wenig später am Ufer der Loiret. Wunderbar im Grünen und im Schatten der Bäume. Als wir uns aus der Rollermontur gepellt haben, suchen wir vergeblich nach der kleinen Kühltasche. "Hast du sie nicht in das Rollercase gepackt," frage ich Michael. "Ne, ich dachte, du hast das gemacht," antwortet er mir. Das war es dann mit dem kleinen Essen in der Natur. Aber immerhin haben wir das Baguette, das wir trocken herunter mümmeln, denn auch die Getränke sind am Wohnmobil geblieben. Wir ziehen uns wieder an und zurück geht es Richtung Beaugency. Unser Rollernavy scheint uns trösten zu wollen, denn es schickt uns jetzt über die kleinen und kleinsten Straßen des Radwegs zwischen Orléans und Beaugency zurück. Die Straße gehört uns allein und die Fahrt ist wirklich toll.
    Die Kühltasche steht unberührt, dort wo wir sie vergessen haben, auf dem Womotisch.
    Wir allerdings ziehen in Anbetracht der vorgerückten Uhrzeit Kaffee und "Tarte de Pommes" vor, die ich gestern besorgt habe.
    Morgen werden wir ein Stück die Loire weiter hinunterfahren. Es wäre toll, wenn wir angesichts der hohen Temperaturen, die auch noch weiter anhalten sollen, eine Möglichkeit zum Baden finden würden.
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  • Day 9

    Joue-les-Tours/ Ballan Mire

    September 5, 2021 in France ⋅ ⛅ 29 °C

    Es liegt etwas in der Luft. Damit meine ich nicht die zarte Decke des Frühnebels über der Loire, die sich in der Morgensonne langsam auflöst. Nein, ich meine damit unsere gespannte Erwartung auf das, was der Tag uns bringen wird. Nach vier Tagen wird es langsam Zeit, dass wir weiterfahren. Aber wir standen hier wunderbar, idyllisch an der Loire, konnten von Beaugency aus so viel unternehmen, dass es uns fast ein wenig schwer fällt, weiter zu ziehen. Gestern Abend haben wir überlegt, welchen Ort wir ansteuern könnten, um Tours, Villandry und Chenonceau gut zu erreichen und bei der Hitze, Wasser nicht nur anzugucken, sondern auch darin baden zu können. Um es vorweg zu nehmen, erstens kommt es ganz anders als man zweitens denkt.
    Aber soweit sind wir noch lange nicht.
    Heute heißt es nämlich "leer" und "voll". Wir müssen Abwasser entsorgen und Frischwasser bunkern. Eigentlich machen wir das täglich, korrigiere, macht Michael das täglich, wenn er die Toilette leert , nimmt er auch gleich das Grauwasser mit und bringt dafür zwei, drei Kannen Frischwasser mit. Haben wir uns im Laufe der Jahre so angewöhnt, um nicht im morgendlichen Entsorgungsstau bei der Abreise stehen zu müssen. Aber hier ist es irgendwie verblieben. Also noch vor der Abfahrt, ohne Anhänger, zur Entsorgungen. Ein etwas ungeduldiger Zeitgenosse meint, wenn er den Motor laufen lässt, liefe unser Abwasser schneller. Dauert halt alles seine Zeit. Noch ein kurzer Plausch mit unseren neuen Nachbarn, die uns für unsere Bedürfnisse den Stell- bzw. Camping in Alzay de Riedeau empfehlen und damit unsere bisherige Planung ins Wanken bringen, schon bevor wir starten.
    "Voll" bedeutet heute auch Diesel tanken. Eine geeignete Tankstelle steuern wir gleich in "Travers" an der D 21 52 an. Als ich vom Bezahlen zurück zum Wohnmobil komme, stehen Michael Schweißperlen auf der Stirn. Aber nicht vom Dieselpreis, der ist gut 10 Cent über dem deutschen Dieselpreis liegt, auch nicht von der Sonne, die bereits um 10.30Uhr unbarmherzig heiß vom Himmel brennt, nein, es ist die Dichtung des Tankverschlusses, die, weil kaputt gegangen, ihn zum Schwitzen bringt.
    Das fängt ja super an. Um nicht die gesamte Tankstelle lahm zu legen, fahren wir auf den Parkplatz der benachbarten Waschanlage, und reparieren die Dichtung so gut es geht.
    Mit "voll" ist auch das Ergänzen der verbrauchten Lebensmittel und Getränke gemeint. Dazu bieten sich die auch am Sonntag in Frankreich geöffneten Supermärkte an, deren Parkplätze, weil eben Sonntag, nicht so voller PKWs stehen wie sonst und die Parkplatzsuche für uns vereinfachen.
    Also auf zum französischen Supermarkt- Einkaufsabenteuer. Das Vergnügen dauert aber meinerseits nicht sehr lange, denn schon nach kurzer Zeit ist nicht nur der gekaufte Joghurt gut gekühlt, sondern Dank der Klimanlage ich gleich mit. Frau sollte auch nicht im Hochsommer-Outfit im Supermarkt einkaufen gehen.
    Zurück am Wohnmobil überlegen wir, wo wir denn am heutigen Tag unser rollenden Zuhause abstellen wollen? Beim Routen des Camping/ Stellplatzes Azay le Rideau stellen wir fest, dass das angrenzende Freibad bereits geschlossen hat. Also Baden höchstens in der Indre. Durch Zufall entdecken wir den ACSI Campingplatz La Mignadiére vor den Toren Tours. Der hat einen Swimmingpool, liegt zwischen den Flüssen "Cher" und "Loire" in der Nähe des "Lac des Bretonnières" und nur 7 km von der Altstadt von Tours entfernt und die von uns präferierten Schlösser sind auch gut zu erreichen. Den nehmen wir. Alle Navis sind unisono gegen die Weiterfahrt auf der D 952, die direkt durch Blois und Tours führt, und so nehmen wir die Autobahn und werden elegant drumherum geführt.
    Leider sind wir durch den verkürzten Einkaufsbummel zu früh am Camping, der erst um 14.00 Uhr wieder seine Schranke öffnet. Die Zufahrtsstraße ist zu eng zum Parken, der vor der Einfahrt gelegene Parkplatz voller PKWs von Besuchern des Sees. Es gibt nur eine Richtung auf den Platz bis vor die Schranke. Doch der Hänger blockiert nicht nur die Ausfahrt des Parkplatzes, sondern wir blockieren komplett, die erwarteten Fahrzeuge der Teilnehmer des niederländischen Camping Clubs NKC, der hier heute ein Treffen anberaumt hat. Das niederländische Empfangskomitee öffnet uns daher netterweise die Schranke, damit die nachfolgenden Niederländer auf die für sie reservierten Plätze fahren können. Und wir sitzen in der Falle. Hinter uns die geschlossene Schranke, vor uns lauter Orange farbige Pylonen, die die reservierten Plätze kennzeichnen und das sind sehr viele. Wir finden trotzdem einen großen Platz auf den scheinbar niemand will, weil er genau gegenüber der Poolanlage liegt. Wir wollten zwar einen Platz zum Baden, aber fast drin, muss eigentlich auch nicht sein. Trotzdem nehmen wir ihn, den bei den niederländischen Wohnmobilfahrern fortgeschrittenen Alters wird wohl niemand mit Geschrei und Gejohle eine Arschbombe ins Wasser machen. Wir sollen recht behalten. Es bleibt ruhig. Wir dagegen haben nur ein paar Schritte bis ins Wasser. Hach!Das war schon wieder aufregend. Nachdem wir es uns auf unserem Platz gemütlich gemacht haben, tauchen wir erst einmal ab in das erfrischende Nass. Das tut gut bei 31 Grad.
    Später mache ich eine Walkingtour um den Lac des Bretonniére. Der schön angelegte See liegt in einem großen Park und bietet viele Freizeitmöglichkeiten. Heute, am Sonntag und bei dem Wetter ist er zwar gut besucht, aber nicht überlaufen. Alle finden hier Möglichkeiten, den schönen Tag zu genießen. Da ist ein älterer Herr, der seine Staffelei am Ufer aufgestellt hat und die vorbei gleitenden Segelboote malt. Ein anderer lässt seine selbstgebauten historischen Modellboote fahren, Familien sitzen im Schatten der Bäumen beim Picknick. Eine ältere Frau auf einer Bank wünscht mir beim vorbeilaufen" Belle Marche", eine andere lächelt mich an, und ich lächelte zurück. Stumme Gesten der Freundlichkeit. Die Tour rund um den See hat trotz der Hitze gut getan und ich habe ja jetzt zum Abkühlen Wasser satt vor der Womotür.
    Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang über den Platz. Wenn ich es nicht genau wüsste, würde ich sagen, wir sind in den Niederlanden. Alles gelbe Nummernschilder.
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