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  • Day 6

    Aus Zwolle wird Hattem

    January 24, 2023 in the Netherlands ⋅ ⛅ 3 °C

    Wir werden etwas unsanft geweckt. Auf der Werft nebenan im Hafen von Urk beginnt die Arbeit und das Hämmern, Bohren und Schleifen dringt auch bis ins Wohnmobil. Was haben wir es doch gut, denke ich beim Wachwerden und genieße den ersten Kaffee entspannt mit der Zeitung im Bett.
    Als ich später die Rollos öffne, schlurft gerade unser niederländischer Wohnmobilnachbar im Bademantel und Puschen über den Parkplatz zum Sanitärgebäude. Er nimmt sich bei dem grauen Winterwetter und zwischen den parkenden Autos etwas Sonderbar aus und so beginne ich den Tag schon mit einem Lachen.

    Das soll uns einige Zeit später allerdings vergehen, als wir nach kurzer Fahrt auf dem Stellplatz in unserem heutigen Zielort Zwolle ankommen. Der Platz im Yachthafen de Zwan ist nicht nur wenig einladend, sondern auch matschig und die Flächen sind für unser Womo definitiv zu kurz. Außerdem ist das Zentrum über eine dreiviertel Stunde Fußmarsch entfernt. Nicht das, was uns um diese Jahreszeit und ohne Rad so vorschwebt. Wir beratschlagen kurz und entscheiden uns für das nicht weit entfernte Hattem, das wir schon von einem anderen Besuch her kennen.

    Auf dem Weg in den Yachthafen von Hattem wundere ich mich zum wiederholten Mal über die vielen niederländischen Flaggen, die entlang von Wiesen und Feldern aufgestellt sind. Noch dazu verkehrt herum, mit dem roten Streifen nach unten, statt mit dem blauen. Nach einer kurzen Recherche bin ich schlauer: die verkehrt herum gesteckten Flaggen sind ein Protest der niederländischen Landwirte gegen die derzeitige Umweltpolitik der Regierung. Ein Widerstandssymbol, tausendfach verbreitet. Es soll ausdrücken, dass hier jemand ganz und gar nicht einverstanden ist mit der Regierung, ja dass etwas grundsätzlich im Argen liege mit dem Land.

    Wenig später erreichen wir den Yachthafen von Hattem, der am Rand der Altstadt liegt. Und siehe da, ein Wohnmobil steht schon hier. Über eine Gegensprechanlage öffnet uns der Hafenmeister die Schranke. Ab 13.30Uhr können wir uns anmelden. Wir nehmen uns einen Platz und blicken auf die Hochwasser führende Ijssel. Die Schiffe, die vorbeigefahren kommen, scheinen über die vorgelagerte Wiese zu gleiten.

    Der Stellplatz bietet Platz für 20 Mobile und kostet inklusive Strom, Ver-und Entsorge sowie Toiletten, Duschen und WLAN 20 Euro pro Mobil.

    Die Hansestadt Hattem liegt zwischen dem nördlichen Rand der Veluwe und der Ijssel und zieht bereits seit Jahrhunderten Künstler und Maler an.

    Gut verpackt vor dem eisigen Westwind unternehme ich einen Spaziergang durch das pittoreske Örtchen.

    Durch das Dijkpoort, das Stadttor aus dem 14. Jahrhundert, betrete ich die Stadt. Wie in den anderen bereisten Städten hängt auch hier noch die volle Weihnachtsdeko. Doch die kleinen Läden. lenken sofort ihre Aufmerksamkeit auf sich, so nett wie sie sich in den alten Mauern ausnehmen. Gleich zu beginn, befindet sich eine Chocolaterie und Bonbonsmanufaktur. Durch die Scheiben kann ich nicht nur die leckeren Pralinen und Schokoladenfiguren sehen, sondern auch dem weiß bemützten Chocolatier bei der Arbeit zu sehen.

    Entlang von alten Häusern komme ich zum Markt und kann die Andreaskerk aus dem 12. Jahrhundert bewundern. Über die Kerkstraße mit den vielen kleinen Läden, komme ich zu einer weiteren Sehenswürdigkeit Hattems: der Windmühle de Fortuin, an der gerade eine Besuchergruppe Station macht.

    Beim Durchforsten der kleinen Straßen entdecke ich auch das Anton Pieck Museum, einem der bekanntesten Maler der Niederlande. Leider hat auch dieses Museum gerade geschlossen. Neben diesem Museum gibt es noch das Bäckereimuseum und das Voerman Museum, wo es alles über die frühere Geschichte zu erfahren gibt.
    Heute aber um- und durch wandere ich diese hübsche kleine Stadt, schaue in Gassen und hinter Tore, im winzige Gärten und auch schon Mal in die Fenster😉 und genieße es, diesen Ort fast für mich allein zu haben.

    Bei Kaffee und Appelgebak wärme ich mich später ein wenig im Wohnmobil auf, bevor ich gemeinsam mit Michael noch einmal durch den Ort schlenderte.
    Die Aussicht im örtlichen Supermarkt ein paar Dinge einzukaufen, die es in Deutschland nicht gibt, war Motivation für ihn, das warme Mobil gegen das kalte Wetter vor der Tür zu tauschen. 😉

    Morgen geht unsere Woche Tapetenwechsel zu Ende. Die Woche mit den vielfältigen Eindrücken hat uns richtig gut getan. Der Tag fängt spät an und hört früh auf. Dazwischen bleibt viel Zeit zum Lesen, schreiben, schlafen, was auch immer. Es ist eine andere Art zu reisen, als in der wärmeren Jahreszeit. Die Stellplätze sind leer und die Städte weitgehend Touristen frei. Dafür hat aber manches geschlossen.

    Für uns geht es morgen ab nach Hause. Und dann heißt es, die nächste Fahrt in etwas wärmere Regionen vorzubereiten.

    Link zum Film
    https://youtu.be/xCrqXElfSw8
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