• Douarnenez

    5 de agosto de 2017, Alemania ⋅ ☁️ 14 °C

    Die Nacht war lausig kalt. Im Wohnmobil hatten wir gerade mal 14 Grad, und es war feucht. Der Niederschlag lag nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf unserem Tisch. Sobald die Sonne scheint, wird es aber schlagartig warm. Heute geht es weiter nach Douarnenez, unser nächstes Ziel. So langsam müssen wir an den Heimweg denken. Noch ein, zwei Orte hier am Atlantik, und dann heißt es langsam abdrehen gen Osten und ins Landesinnere fahren. Die Gegend um Douarnenez, Concarneau und La Rochelle wollten wir uns auch noch ansehen, aber das schaffen wir dieses Mal nicht mehr. Beim nächsten Mal, denn ein nächstes Mal wird es sicher geben.

    Michael will Brot holen und bezahlen. Die erste Nacht haben wir schon bezahlt, und er sucht die Quittung. Upps! Die habe ich gestern mit dem Müll entsorgt. Michael ist sauer, aber es geht dann doch – ohne die Quittung. Es ist 10:30 Uhr, als wir starten. In Douarnenez haben wir uns wieder einen kleinen Campingplatz ausgesucht. Eigentlich eine Mobilheimsiedlung, in der es in der Saison auch noch ein paar Touristenplätze gibt. Wenn wir vor 13:00 Uhr da sind, haben wir vielleicht Glück.

    Wir fahren auf der D10 in Richtung Lesneven. Dort entdecke ich auf dem Parkplatz des Casino-Supermarktes einen Stellplatz mit Ver- und Entsorgung, und einkaufen kann man dort auch gleich. Es fehlt nur noch die Tankstelle für den Diesel. Apropos Diesel: Diesel brauchen wir auch mal wieder, und so fahren wir an der nächsten Tankstelle vor. Es ist Sonntagvormittag, Diesel gibt es nur vom Automaten. Also versuchen wir zu zweit unser Glück mit der französischen Benutzerführung, um mit der Karte zu tanken. Und es klappt sogar… einigermaßen. Der Diesel kommt raus, die Quittung bleibt drin. Andersherum wäre es schlechter gewesen.

    Weiter geht es auf der D770 Richtung Landerneau und dann auf der N12 Richtung Brest. Die N12 ist autobahnmäßig ausgebaut und führt an Brest vorbei. Eine riesige Brücke führt über einen Fjord nach Plougastel-Daoulas. Wir fahren weiter, zunächst nach Quimper auf der D10 und dann auf der D765 nach Douarnenez. Hatten wir heute Morgen einen strahlend blauen Himmel, hängt er hier voller dicker, dunkler Wolken. Der Weg zum Campingplatz Kerleyou führt auf kleinen Straßen aus der Stadt hinaus und hoch hinauf. Das wird wieder schwierig mit dem Radfahren für Michael, denke ich, als wir die letzte steile Straße zur Einfahrt des Campingplatzes fahren.

    An der Einfahrt wird es eng. Nicht viel Platz zum Parken. Ich quetsche mich aus der Beifahrertür heraus, die sich wegen eines Zauns kaum öffnen lässt, und gehe zur Rezeption. Die ist geschlossen. „Aber es ist doch noch keine 13:00 Uhr“, denke ich verwundert. Dann sehe ich die Öffnungszeiten: Zwischen 12:30 Uhr und 14:30 Uhr geschlossen. Warum haben die Plätze nur keine einheitliche Regelung? Das ist wirklich ein Vorteil der Stellplätze: Ankommen und drauf fahren, wenn etwas frei ist. Bezahlt wird per Automat oder es kommt jemand. Aber in der Saison in Frankreich fühlen wir uns auf den kleinen Campingplätzen und Municipal-Campingplätzen besser aufgehoben. Die meisten französischen Wohnmobile fahren auf Stellplätze und nutzen diese wie Parkplätze. Sie fahren Spiegel an Spiegel. Da ist dann oft kein Eckchen mehr für Tisch und Stuhl. Und die gehören für uns zum Urlaubmachen dazu.

    Gerade will ich enttäuscht zum Wohnmobil gehen, da kommt ein Pkw vorgefahren. Eine Frau steigt aus und redet etwas auf Französisch. Mit mir? Dann schließt sie die Tür der Rezeption auf. Glück gehabt. Und gleich noch mehr Glück: Zwei Plätze sind heute frei. Wir können uns einen aussuchen, drauf fahren und um 14:30 Uhr Bescheid sagen, welchen Platz wir genommen haben. Ich bekomme einen Chip für die Schranke, und wir fahren auf den Campingplatz. Der erste Stellplatz erscheint uns zu klein und zu schattig. Den zweiten finden wir erst einmal nicht. Michael muss auf engstem Raum drehen. Der Campingplatz ist wirklich klein, nicht unbedingt etwas für große Mobile. In der Zwischenzeit habe ich den zweiten Platz gefunden. Größer und sonniger, ja, aber schön ist was anderes. Eingequetscht zwischen einem Mobilheim, auf dessen Terrasse eine Gruppe Jugendlicher sitzt und unserem Einparken interessiert zuschaut, und dem Zeltlager einer Großfamilie auf der anderen Seite, die aufgrund der Abwechslung beim Mittagessen das Essen vergisst. Obwohl wir bereits mit viel Mühe auf dem Platz zum Stehen gekommen sind, geben wir unserem Unbehagen nach und fahren wieder unter großem Wendemanöver auf den ersten, etwas kleineren Platz. Und siehe da, das Wohnmobil passt perfekt darauf. Wir haben einen ruhigen Platz, der etwas abseits des allgemeinen Geschehens ist. So klein ist der Platz gar nicht, und der Schatten verschwindet kurze Zeit später auch. Alles gut.

    Um 14:30 Uhr gehe ich zur Rezeption, melde uns an und bekomme gleichzeitig viele Informationen. Ein Waldweg führt vom Platz hinunter ans Meer und zum Küstenwanderweg GR34, den ich an anderen Orten schon gegangen bin. Das Wetter ist wieder schön, und so mache ich mich gleich auf den Weg. Erst einmal gut einen Kilometer auf einem Pfad kreuz und quer durch einen verwunschenen Wald. Ich muss aufpassen, dass ich den grünen Pfeil, der an Baumstämme und Steine gezeichnet ist und den Weg markiert, nicht aus den Augen verliere. Es hat etwas von einer Schnitzeljagd. Durch die Zweige kann ich schon das Meer sehen. Ich komme an einen Wanderparkplatz. Auf einer Lichtung steht eine Heiligenfigur. Entlang eines Bachlaufs gelange ich zur Steilküste und auf den Sentier Littoral GR34, dem ich weiter folge und der mir in bekannter Weise traumhafte Ausblicke aufs Meer beschert. Nach einer Weile komme ich zum Hauptbadestrand, der an diesem sonnigen Sonntag gut besucht ist. Von weitem kann ich den Friedhof mit seinen Steingräbern sehen, der im Berg über dem nächsten Strand thront. Ich verlasse den Küstenwanderweg im Hafen und mache mich von dort auf den Rückweg. Durch die Stadt geht es steil bergauf wieder zum Campingplatz zurück. Insgesamt war es eine gut 10 km lange, abwechslungsreiche Wanderung, der ein sofortiges Bad im Pool folgt – ein kleiner Luxus, den dieser Platz bietet.

    Michael hat die Zeit meiner Abwesenheit genutzt, um Häppchen und Antipasti vorzubereiten. Die schmecken mit einem Glas gekühltem Roséwein nach der Wanderung total lecker. Eigentlich hatten wir vor, morgen weiter nach Concarneau zu fahren, um auf den Spuren des Kommissars Dupin zu wandeln und vielleicht auch eine Schiffsfahrt in die Glénan-Inseln zu machen, aber es gefällt uns hier ganz gut. So werden wir wahrscheinlich noch einen Tag bleiben und die Gegend auch noch mit dem Fahrrad erkunden.
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