Ein Sommer mit Corona I

May - June 2020
Wohnmobiltouren im Corona-Sommer.
Da es im Frühjahr nicht mit einer großen Und vor allem langen Reise geklappt hat, werden wir im Sommer kleinere Touren machen. Beginnen werden wir mit den Emsland und einem Hüpfer in die Niederlande.
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  • Day 1

    Nordhorn

    May 25, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 16 °C

    Nun sind zwei Monate vergangen, nachdem wir unsere Spanienreise, auf die wir uns so gefreut hatten, gleich zu Beginn abbrechen mussten. Der Corona Virus hat voll zu geschlagen und hielt und hält auch noch immer die gesamte Welt in Atem. Letztendlich waren wie froh, gesund wieder Zuhause angekommen zu sein. Die staatlich verordneten Maßnahmen ließen sich in Deutschland und vor allem hier bei uns auf dem Land, im kleinen ostwestfälischen Löhne, weitaus besser ertragen. Das Wetter meinte es gut, und in unserem schönen Garten konnten wir die Bedrohung durch die kleinen Biester zeitweise vergessen. Die Kontaktsperre war und ist zwar nicht sonderlich schön, trotzdem konnte ich Rad- und Walkingtouren durch die Natur in die Umgebung machen. Dabei entdeckte ich meine unmittelbare Heimat ganz neu, kam in Ecken, Winkel und Gegenden, die ich noch nie gesehen habe. Wann habe ich auch früher schon mal die Zeit für so ausgedehnte Touren gehabt? In den Ferien waren wir unterwegs und Zuhause zu sein, war doch meist mit Beruf, Arbeit und Verpflichtungen verbunden.
    Nun sind seit dem 15. Mai 2020 die Beschränkungen ein bißchen gelockert. Camping -und Wohnmobilstellplätze durften mit Auflagen wieder öffnen. Auch das Reisen auf Plätze in den Niederlande ist ohne Quarantäne dies und jenseits der Grenze wieder möglich. So wollten auch wir ein wenig heraus aus unserem Mikrokosmos, wenn auch nicht gleich so weit.
    Das Himmelfahrtswochenende haben wir im Garten verbracht, um nicht die Anzahl der Wohnmobilfahrer auch noch zu vergrößern, die am ersten "freien Wochenende" in Coronazeiten unterwegs waren. Das Chaos an Nord- und Ostsee war voraussehbar. Alle wollen wieder fahren, haben frei und müssen in Deutschland bleiben..... und die Plätze sind reduziert .
    Daher recherchierte ich mal nach Alternativen. Unter dem Titel "See statt Meer- wenn es voll ist an der Küste", habe ich den ersten von mehren geplanten Artikel über Seen mit Camping und Stellplätzen auf meinem Blog bereits veröffentlicht, und zwar über das Emsland. Was lag also näher, als selbst einmal diese Region zu besuchen und von dort aus den Schritt über die Grenze in die Niederlande zu wagen?
    Wir starten um 10.30 Uhr in Richtung A30 Osnabrück. Als erstes Ziel haben wir den Stellplatz in Nordhorn am Vechtesee geplant. Nordhorn kennen wir noch nicht . Das Wetter ist viel versprechend für diese Woche angekündigt. Da ist die Nähe von Wasser keine schechte Wahl. Wir sind sehr gespannt, was uns erwartet. Bekommen wir überhaupt einen Stellplatz oder ist, wie fast überall zurzeit in Deutschland, alles voll belegt?
    Alternativen haben wir zwar einige, aber Wegfahren zu müssen, weil es keinen Platz mehr gibt, ist nicht das Schönste.
    Auf der A30 wird Michael plötzlich unruhig. Das Fahrzeug hinter uns macht ständig Lichthupe. Was ist los? Wir fahren auf den Seitenstreifen. Ein kleiner Baustellen-Pritschenwagen überholt uns und kommt vor uns auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Ein Mann im Warnorange der Bauarbeiter steigt aus und läuft auf uns zu. Wegen des dicht an uns vorbeirauschenden Verkehrs steige ich auf der Beifahrerseite aus und gehe ihm entgegen. Er ruft mir zu, dass sich eine der Stützen des Hängers gelockert hat und ständig Kontakt mit der Fahrbahn bekomm. Oh je! Das hätte dem Hänger nicht gut getan. Während ich mich noch bedanke, Michael schon aus dem Fahrerhaus geklettert und behebt das Malheur. Als wir kurze Zeit später wieder im Auto, sitzen überlege ich: "Warnwesten anziehen? Da war doch was? Es sei der Aufregung geschuldet. Beim nächsten Mal. Nein, lieber kein nächstes Mal."
    Im weitern Verlauf gibt es keine Störungen mehr und kurz nach 12.00 Uhr fahren wir auf den Stellplatz in Nordhorn. Obwohl jede zweite Parkbox gesperrt ist, sind noch einige Stellplätze frei. Aber ganz ehrlich: Am Montagmittag ausserhalb der Ferien hätte ich mit nicht so vielen Mobilen gerechnet!
    Dass die Niederlande nur einen Steinwurf weit entfernt sind, bemerkt wir an den vielen gelben Nummernschildern auf dem Platz.
    Wir haben richtig Glück und erwischen einen Reihen-Endplatz, auf dem wir weder abkoppeln noch auf die weiße Wand eines Nachbarfahrzeuges blicken müssen. Wunderbar! Und dann kommt auch noch Sonne......was wollen wir für den Moment mehr. Während Michael noch die Begebenheiten des Platzes inspiziert, habe ich schon den ersten Plausch auf Distanz mit Wohnmobilisten aus Cuxhaven. Ob sie vor dem riesen Feiertagsansturm in iher Heimatstadt geflüchtet sind, will ich von ihnen wissen. Ja, es wäre sehr, sehr voll gewesen, erzählen sie.
    Komisch, nicht einer hat einen Stuhl vor dem Wohnmobil. Ob das im Zuge vom Corona verboten wurde? wundere ich mich gleich darauf. Michael, der nach Bezahlmöglichkeiten geschaut und erfreut festgestellt hat, dass er seine neue Parkplatzapp hier einsetzen kann, beruhigt mich. Keinerlei Verbote sind ausgehängt. Jetzt wird es Zeit den See und die Stadt unter die Schuhsohlen zu nehmen. Solo... ohne Michael. Der braucht immer etwas mehr Zeit, um anzukommen. Stadt sowie See sind ja etwas später auch noch da, meint er. Auch gut, bis dahin kenne ich mich wenigsten schon etwas aus und weiß wohin wir gehen müssen.
    Auf der Uferpromenade, so würden die Bayern den Rad-und Fußweg um den See nennen, ist wenig los und ich kann den blau schimmernden Sees zumindest solange bestaunen, bis mich eine Radklingel aus meiner Versunkenheit schreckt und das dazugehörige, vorbeirauschende Rad mich nur um Haaresbreite verfehlt. "Diese Radfahrer.", schimpfe ich ..... heute, um wahrscheinlich morgen auf dem Sattel meines E-Bikes über die trotteligen Fußgänger herzuziehen.. Es ist immer eine Frage der Sichtweise.
    Vom See suche ich mir einen Weg entlang der Vechte in die Innenstadt. Die Seeumrundung verschiebe ich auf später. Schließlich muss Michael auch noch was zu entdecken haben. Die Innenstadt mit ihren roten Backsteinhäuser und den beiden Kirchtürmen zeigt sich doch sehr beschaulich. "Ob das hier immer so ist oder nur die Auswirkung von Corona?" , frage ich mich insgeheim. Aber irgendwie genieße ich es trotzdem mal wieder durch die Einkaufsstraßen zu schlendern und Schaufenster anzusehen. Nur hineingehen mag ich nicht. Das Anlegen des Mundschutzes ist nicht nur eine Barriere für Coronaviren sondern auch für die Stöbern-in -Läden-Lust
    Die Gastronomie direkt an der Vechte mit ihren schönen Terrassen erregt meine Aufmerksamkeit. Speisekartenlesen ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen und macht auf nicht dick, dafür aber hungrig. Die Mittagskarte von La Gondola und Porto Fino kann sich sehen lassen, was Preis-Leistung betrifft. Die Speisekarte wird schnell fotografiert und per Whatsapp zum Wohnmobil geschickt. "Nein, lieber später!", kommt als Antwort zurück. Dafür soll ich schönen Kuchen mitbringen. Ok. Ich glaube zwar nicht, dass die Mittagskarte bis zum Abend haltbar ist, was die Preise betrifft, aber beim Kuchen werde ich kurz darauf bei der Bäckerei Sundag fündig. Ich will schon in den Laden stürmen, da fällt mir aber noch rechtzeitig ein: Halt, erst die Maske auf, dann der Einbahnstraße durch den Laden folgen. Abstand vom Verkaufstresen halten. Bestellung aufgeben. Kuchen entgegennehmen und einpacken. Das Wechselgeld gibts dann von Hand zu Hand. Ach ja ...... und nicht vergessen, den richtigen Ausgang zu nehmen. Geschafft. Und nun zurück zum Kaffeetrinken am Wohnmobil....ohne Mundschutz und Einbahnstraßen und Datenabfrage
    Am späten Nachmittag starten wir gemeinsam zur Seeumrundung des Vechtesees. Stolze 2 km gilt es dafür zurückzulegen. Der starke Wind treibt die kleinen Jollen einer Segelschule über den See. Ein schönes Bild, das sich uns bietet. Die tolle Gastronomie vom Pier 99 mit Terrassenplätzen direkt am Wasser liegt verwaist in der Sonne. Coronafeeling. Wir werden von einigen Joggern überholt. Aber wir überholen wenigstens das Paar mit dem Rollator vor uns. Zurück zur Vechteinsel, auf der das Zentrum liegt, geht es entlang des Nordhorn-Almena-Kanals. Das weiche Licht der Nachmittagssonne gibt dem Kanal mit seinen Seerosen und privaten Anlege- Stegen einen Hauch von Romantik. Der Kirchturm der Marktkirche ragt hoch in den inzwischen strahlend blauen Himmel. Wir erreichen die Fussgängerzone und wenig später das "La Gondola" . Unser erstes Essengehen unter Coronabedingungen. Vorsichtshalber Maske auf beim Betreten des Lokals. Wir bekommen einen freien Tisch im Wintergarten. Im Gegensatz zur Bedienung können wir die Maske abnehmen. Sonst wäre das mit dem Essen und Trinken auch schwierig. Als wir die Bestellung aufgegeben haben, würde ich mir gern die Hände waschen. Muss ich mit oder kann ich ohne Maske zur Toilette gehen? Vorsichtshalber vermumme ich mein Gesicht wieder. Die Brille beschlägt augenblicklich, und die Örtlichkeiten sind nur über eine wenig beleuchtete Wendeltreppe im Obergeschoss zu erreichen. Himmel ...was für ein Stress. Urinale befinden sich definitiv nicht in der Damentoilette. Brille putzen. Die auf der Nase ist gemeint. Das war das Herrenklo, zeigt mir das Männchen an der Tür. Warum schäumt die Seife eigentlich nicht? Ach....das war das Desinfektionsmittel. Na ja. Also noch mal von vorn. Erst die Seife, dann das Desinfektionsmittel. Maske auf und Brille noch mal putzen vor der Treppe. Zurück an den Tisch und einmal tief durchgeatmet. Das Essen wartet schon und das ist wirklich lecker. Aber sonst läuft alles unproblematisch. Wenn man davon absieht, dass der ältere Herr auf der Bank in 1,50m Abstand zu mir, sich dann fast auf meinen Schoß setzt, weil er seinem auf seinem Sitzplatz verkleckerten Essen ausweichen will. Mit Erstaunen stelle ich fest, dass die Tische nach dem Gastwechsel nicht desinfiziert, ja noch nicht mal abgewischt werden. Aber die Maske sitzt . Welche Beruhigung.
    Voll gefuttert machen wir uns auf den Weg zurück zum Womo. Den ersten Urlaubstag unter Coronabedingungen haben wir geschafft. War gar nicht so viel anders als sonst, oder?
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  • Day 2

    Nordhorn- Denekamp

    May 26, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 15 °C

    Ich habe wunderbar geschlafen, wenn gleich der Platz kein leiser ist. Menschen, die etwas lärmempfindlich sind, werden die Geräusche von der Schnellstraße B413 und der B213 sicher als störend empfinden. Fast noch lauter als die Straße sind allerdings in unserer Ecke am Wäldchen die Vögel. Es scheint, als wollten sie mit ihrem Geschrei den Motorenlärm bis zum Dunkelwerden übertönen. Und Vögel sind Frühaufsteher. Ein lautes Vogelkonzert gibt es schon kurz nach vier Uhr am Morgen. Da ist vom Brummen und Rauschen der Autos noch nicht viel zu hören. Aber was gibt es Schöneres, als am Morgen von Vogelgezwitscher geweckt zu werden, selbst um 4.00 Uhr, wenn man sich danach noch genüsslich umdrehen und weiterschlafen kann.
    Die von Wetter-Online versprochene Sonne lässt am Morgen auf sich warten und es ist daher noch recht schattig. Aber bereits beim Frühstück reißt die Wolkendecke auf und pünktlich zur geplanten Radtour über die deutsch-holländische Grenze nach Denekamp ist der Himmel strahlend blau. Der Radweg führt immer entlang des Nordhorn-Almelo-Kanals. Wir fahren unter einem grünen Dach aus Blättern, durch das die Sonnenstrahlen funkeln. Dir Bäume spiegeln sich auf der glatten Oberfläche des Wasser, die von schwimmenden Enten immer mal wieder gekräuselt wird. Das schönste aber sind hunderte von Seerosen, die auf dem Kanal schwimmend gerade dabei sind sich zu öffnen. Außer uns sind nur eine Handvoll Spaziergänger unterwegs. Ein wunderschönes und angenehmes Fahren.
    Wir erreichen die Ortsmitte von Denekamp. Dort, wo sich kleine Läden, die sogenannten Winkels, um den Marktplatz und die St. Nikolaus Kirche gruppieren. Der Heilige, in Bronze gegossen, verteilt vor der Kirchentür Geschenke an die Kinder. Der Ort wirkt fast ausgestorben. Die vielen Lokale, die mit ihren Terrassen stets den pulsierenden Mittelpunkt jeder niederländischen Stadt bilden, sind geschlossen. Stühle und Tische gestapelt. In den Niederlanden dürfen die Gastronomiebetriebe noch nicht öffnen. Alle Läden aber sind geöffnet und das obligatorische Desinfektionsmittel steht am Eingang bereit. Obwohl in den Niederlanden keine Maskenpflicht besteht und man frei atmend einkaufen kann, dämpfen die Hygienemaßnahmen der Geschäfte die Spontaneität einen Laden zu betreten. Bei einem Käseladen können wir unsere Hemmungen überwinden. Lecker Gouda und Kräuterkäse werden kurze Zeit später in der Radtasche verstaut. Eigentlich haben wir auf einen Cappuccino to go gehofft. Vergebens. Den gibt es dann später am Womo, nicht to go, sondern sitzend in der Sonne.
    Zurück fahren wir an der N342 entlang. Da muss doch irgendwo der Grenzladen sein. Und wirklich, es gibt ihn noch, kurz vor der Grenze. Hier kann man Obst, Blumen, Medikamente, Drogerieartikel und vieles mehr zu einem äußerst günstigen Kurs erstehen. Eigentlich sollte es hier auch einen Imbiss mit Pommes, Kibbelingen und Frikandeln geben. Aber Corona hat dafür gesorgt, dass unsere heutige Essensplanung einer Überarbeitung bedarf. Keinen Kaffee, keine Kibbelinge. Dafür fahren wir später mit prallgefüllten Radtaschen davon, deren Inhalt jegliche Diätbemühung in nächster Zeit ab absurdum erklärt.
    Zurück am Wohnmobil ist erst einmal Sonne und Nichtstun angesagt. Da wussten wir allerdings noch nicht, dass der entspannte Teil des Tages gleich vorbei sein sollte. Es fängt damit an, dass wir feststellen, dass die Toilettenspülung simmert und die Schüssel vollgelaufen ist.. Und zwar so stark, dass sie damit fast die Kassette zum Überlaufen gebracht hätte. "Whats that?" Dr. Google erklärt uns dazu, dass der Magnetverschluss, der den Wasserzulauf regelt, nicht mehr ganz in Ordnung zu sein scheint und entweder gesäubert oder ausgetauscht werden muss. Auf diesen Schreck muss ich erst einmal einen Kaffee trinken. Aber was ist das? Die Mikrowelle, die sonst immer für eine schnelle heiße Milch für den Milchkaffee sorgt, verweigert ihren Dienst. Auch das noch. Nicht, dass die fehlende Mikrowelle an Bord nun unsere Reisepläne sabotiert hätte, aber für uns ist sie mit unser wichtigstes Kochgerät unterwegs, wie für andere z B. Backofen, Induktionsplatten oder Heißluftfritteuse
    Michael ist sauer. Er ist nicht nur sauer, sondern stinksauer. Schon wieder Reparaturen. Jetzt funktioniert der Wechselrichter im Hänger und liefert Strom ohne Ende und der Tempomat ist auch wieder ok. und nun wieder was Neues. Aber so ist das beim Wohnmobilfahren. Unser Wohnmobil ist Baujahr 2012 und die Mikrowelle genau so alt. Wann anders als unterwegs sollen sich Verschleißerscheinungen und Defekte denn bemerkbar machen? Und so es gibt immer wieder Überraschungen. Das ist nicht nur bei uns so, versuche ich zu trösten, aber die wenigsten reden über ihre Mängel und Reparaturen am Fahrzeug. Das ist eine heilige Kuh, die keiner öffentlich schlachtet. " Michael tröstet das nicht im geringsten. "Aber ich habe wieder die A... Karte und darf alles reparieren," meint er. "Sei froh, dass du das alles kannst", lobe ich und versuche die Stimmung damit wieder zu heben. "Mit zwei linken Händen brauchst du gar nicht erst anzufangen, Wohnmobil zu fahren. Stell dir mal vor, du müsstest das Fahrzeug wegen jeder Kleinigkeit in die Werkstatt bringen. Dann kannst du gleich das Geld nehmen und verbrennen, wenn du überhaupt Jemanden findest,der dir z.B. einen Magnetverschluss ausbaut und repariert. " Und die Mikrowelle ersetzen wir jetzt. Ob wir Zuhause nach einem passenden Model suchen oder unterwegs. Der Preis ist der Gleiche. Und so schlage ich vor, mit dem Fahrrad zum Marktkauf, Expert, oder ähnlichem zu fahren und nach einer neuen Mikrowelle zu schauen. Aber vorher müssen wir noch zum Baumarkt. Michael hat seinen Akkuschrauber vergessen, und den braucht er zum Austausch der Geräte. Letztendlich wird aus der Fahrt zu den verschieden Läden noch eine richtig schöne kleine Radtour und wir lernen dabei den Stadtpark und weitere Stadtteile von Nordhorn kennen. Und Erfolg haben wir auch noch. Mit einem Akkuschrauber im Gepäck und einer zurückgestellten Mikrowelle, mit original den Maßen, die zum Einbauen in die vorgegebene Halterung nötig sind, fahren wir zurück. Morgen früh, wenn wir weiterfahren, können wir sie mit dem Wohnmobil abholen.
    Am Abend ist der Platz voll und einige Wohnmobile sind schon unverrichteter Dinge weggefahren. Ein wenig Abendsonne tanken, ein wenig See angucken, ein kleiner Plausch mit den Wohnmobilfahrern und überlegen,wohin es morgen gehen soll, und schon ist Tag zwei der Fahrt vorbei.
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  • Day 3

    Kuikhorne Yachthafen t' Eibertnest

    May 27, 2020 in the Netherlands ⋅ ⛅ 14 °C

    Gestern abend haben wir uns überlegt, dass wir uns bis Pfingsten einen schönen Stellplatz am Wasser in Holland für die nächsten Tage suchen wollen. Im Vorfeld hatte ich schon den Camperplaats im Yachthafen Kuikhorne in der Nähe von Leuwaarden -Friesland favorisiert. Der gefällt Michael auch. Corona bedingt stehen allerdings statt 40 nur 18 Stellplätze zur Verfügung und man kann nicht reservieren. Daher suchen wir noch 2-3 Alternativen in der Region heraus. Die gibt es reichlich. Das Wetter soll traumhaft werden. Heute noch bis zum Spätnachmittag bewölkt, aber danach für die nächsten Tage Sonne pur. Mal schauen, ob wir Glück haben. Wir sind pünktlich fertig und können losfahren. Zunächst müssen wir aber noch die gestern reservierte Mikrowelle von Expert abholen und routen dazu das eine Navi( Mathilde), während das andere ( Google Maps) schon auf den neuen Stellplatz programmiert ist. Wir aber wissen den Weg natürlich viel besser als beide Navis zusammen. Schließlich sind wir ihn ja gestern schon mit dem Rad gefahren, und daher ignorieren wir geflissentlich die Anweisung von Mathilde, während Google Maps ständig genau das Gegenteil dazwischen redet. Welch ein Chaos. Letztendlich wundern wir uns nach einer kurzen Rundfahrt durch die Innenstadt, dass es noch einen zweiten Wohnmobilstellplatz gibt, bis wir feststellen, dass wir genau wieder dort sind, wo wir losgefahren sind. Am Stellplatz. Auweia! Das darf man wohl keinem erzählen. Der zweite Versuch in Sachen Mikrowelle abholen, klappt dann besser, weil wir das Navi machen lassen. Auf der A 31 geht es wenig später mit neuer Mikrowelle an Bord, das heißt unter dem Tisch, gen Norden. Aber nur bis Emmen. Dann fahren wir auf der Landstraße weiter. Michael ist ganz begeistert von den tollen Straßen, dem wenigen Verkehr und dem entspannten Fahren. Oft sind wir ganz allein auf der Straße. Beim Blick auf das Navi stellen wir erstaunt fest, dass wir uns gerade auf einer Tauchfahrt befinden. Wir sind 7 m unter dem Meeresspiegel. Eine komische Vorstellung. Ich versuche während der Fahrt schon mal per Mail Kontakt zum Yachthafen aufzunehmen und abzuklären, ob überhaupt noch Platz ist. Innerhalb von 10 Minuten kommt die Rückantwort:" Vieles noch frei. Wir erwarten Sie!" Das ist doch wohl ein Service. Wir fahren ganz entspannt weiter.
    Ein schmaler, holperiger Weg führt auf den letzten 2 km zum Yachthafen t' Eibertsnest. Vor der Schranke ist zunächst erst einmal Stopp. Auf der Suche nach dem Hafenmeister kommt mir eine sehr freundliche Hafenmeisterin entgegen und begrüßt uns ......auf Distanz und perfektem Deutsch. Wir können noch wählen zwischen Stellplatz auf der Wiese, am Kanal oder im Hafen. Der Platz direkt am Hafenbecken gefällt uns super. Toller und vor allem unverbaubarer Blick auf Hafen und Kanal und genügend Platz für den Hänger und die Campingmöbel. Wir sind begeistert. Nur der Wind kommt noch recht kühl vom Norden daher. Daran merken wir, dass das Meer nicht allzuweit entfernt ist. Der Yachthafen liegt ca 8 km von der schönen mittelalterlichen und nördlichsten Stadt der Niederlande, Dokkum entfernt. 30 km sind es bis Laurensoog und 20 km ist der Yachthafen von Leuwaarden entfernt. Und zwar im wunderschönen Friesland mit vielen schönen kleinen Dörfern, Städten und jeder Menge Naturschutzgebieten rundherum. Hier im Hafen kann man sogar eine Schaluppe oder ein Flüsterboot (Elektroboot) mieten, um durch die Kanäle und Seen bis nach Dokkum oder Leuwaarden und in die Naturschutzgebiete zu fahren.
    Nachdem wir uns eingerichtet haben, werden erst einmal der Hafen und die verschiedenen Stellplatzmöglichkeiten besichtigt. Die Plätze am Kanal sind auch sehr schön und man steht direkt am Wasser. Allerdings sind sie auch recht schmal. Wir sind mit unserer Wahl mehr als zufrieden.
    Der kleine Ort Westereen ist ca 2 km entfernt. Und dorthin mache ich mich am Nachmittag auf den Weg, um Brot zu besorgen. Leider ist es noch etwas bewölkt. Trotzdem bin ich von der sattgrünen Landschaft, den gelben Butterblumenwiesen mit den Schafen und kleinen Ponys darauf, begeistert. Sogar Alpakas mit ihrem Nachwuchs kann ich unterwegs bestaunen. Auch in Westeeren sind alle Läden geöffnet und ohne Mundschutz zu betreten, aber die Gastronomie dämmert noch bis zum 1. Juni im Coronaschlaf. Was mir sofort auffällt, als ich mein Rad geparkt habe und die Passanten an mir vorbei in den Supermarkt gehen sehe, sind die Holzschuhe. Vor allem die älteren Männer laufen noch in bemalten Holzschuhen herum. Sogar eine eigene Sprache hat man hier im Küstengebiet: Friesisch. Diese Sprache wird in verschiedenen Dialekten von Dänemark bis hin nach Westfriesland gesprochen. Und mit einem friesischen "A goeie - Hallo " werde ich unterwegs immer wieder freundlich gegrüßt.
    Zurück am Wohnmobil verschaffe ich mir erst einmal einen Überblick über all die tollen Orte, die man besuchen und die ausgefallenen Angebote, die man hier wahrnehmen kann. Michael hat inzwischen die Wasserzuleitung zur Toilettenspülung abgeklemmt. Nachdem gestern und vorgestern ein großer Teil unseres Frischwassers in die Kassette gelaufen ist, hat er eine Not-OP mittels Spannzange an der Spülung vorgenommen. Gespült wird bis zum Auswechseln des Magnetverschlusses erst einmal per Hand. Wer, ausser meinem Mann hat schon eine Spannzange im Reisegepäck? Hier im Yachthafen hängen verschiedene ausgearbeitete Radtouren in die Umgebung nach den holländischen Fietsknoop- Prinzip aus, die man unternehmen kann. Wir fotografieren die Knotenpunktzahlen ab. Die brauchen wir dann nur noch in die kostenlose App "Fietsknoop" eingeben, und schon kann es losgehen. Morgen werden wir auf diese Art und Weise eine Radtour nach Dokkum machen. Und vielleicht findet am Nachmittag ja auch der Markt in Westereen statt.
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  • Day 4

    Radtour nach Dokkum

    May 28, 2020 in the Netherlands ⋅ ☀️ 14 °C

    Was gibt es Schöneres als morgens nach dem Aufwachen aus dem Wohnmobilfenster zu schauen und auf kleine Boote im Hafen zu blicken, die unter einem strahlend blauen Himmel im Wasser vor sich hin dümpeln, während auf dem Kanal nebenan bereits die ersten Schiffe unterwegs sind? Urlaubsfeeling vom Feinsten. Dieser Platz ist wirklich wunderschön, stellen wir mal wieder beim Frühstück fest, während wir den Tag planen.
    Wir wollen mit dem Rad in die nördlichste Stadt der Niederlande radeln. Nach Dokkum. Der Tourenplan dorthin hängt am Informationsbrett aus. Wir brauchen nur noch die Knotenpunktzahlen in die "Fietsknopp-App" eingeben. Die kann man kostenlos im Playstore herunterladen. Mit den Zahlen gefüttert, soll uns das Handy dann durch die vielen kleinen Wege führen. Natürlich kann man sich auch einfach nur nach den Radwegweisern richten. Aber bevor es richtig losgehen kann, müssen wir zunächst den Startknotenpunkt mit der Nr .67 finden. Rechts vom Hafen soll der liegen. Wir versuchen es rechts, aber es scheint verkehrt zu sein. Und dann passiert es. Während ich aufs Handy schaue, um zu sehen, ob die Richtung richtig ist, bremst Michael und hält an, um mich auf einen netten Verkaufsstand an einer Auffahrt aufmerksam zu machen. Das sehe ich viel zu spät und fahre auf ihn auf. Bis auf ein paar kleine Blessuren ist Gott sei Dank nichts passiert. Das hätte böse ausgehen können. Jeden Tag eine "nettes Ereignis", denke ich.
    Wenig später finden wir unseren Startpunkt und lassen uns vom holländischen Radwegsystem über herrliche Radwege und durch eine wunderschöne Natur leiten. Trotz alledem schaffen wir es, uns zu verfahren. Augen auf beim Knotenpunkt . Wir haben einen Knotenpunkt übersehen und müssen ein kleines Srück wieder zurückradeln. Aber das macht nichts.
    Kurz vor Dokkum machen wir Rast in einem kleinen Park. Bilderbuchansichten. Wir haben ein kleines Picknick eingepackt , denn die Gastronomie ist in Holland noch geschlossen. Der Weg führt weiter an einem Kanal entlang. Die Gärten der Häuser am Kanal würden jedes Garten-oder Einrichtungsmagazin zieren, mit den Sitzplätzen am Wasser. Ich muss aufpassen, dass ich vor lauter Hinguckem, nicht meinem Blick hinterher fahre und im Kanal lande. Über eine Brücke gelangen wir zu unserem Zielpunkt Nr. 1 direkt am Het Groots Diep. Dort parken wir die Räder und setzen die Besichtigungstour zu Fuß fort. Es ist wenig los zwischen den Mauern der mittelalterlichen Stadt. Alle Läden sind geöffnet, aber das Herz der Stadt, die vielen kleinen Cafes, Bars und Restaurants sind auch hier geschlossen und begrüßen uns mit aufgestapelten Stühlen. Hier in Dokkum wirkte Bonifatius. Es gibt daher eine Sint-Bonifatiuskerk und man kann denn sogenannte Bonifatitusweg durch die Stadt gehen, auf dem man über das Wirken und Schaffen des bekanntesten Missionars und Kirchenreformers informiert wird. Ein markantes Wahrzeichen ist das alte Rathaus am Zjil. In Nicht-Corona-Zeiten gibt es auch Stadtführungen, über die man sich am Museum informieren kann. Viele kleine und urige Geschäfte laden zum Shoppen ein. Aber so richtigen Einkaufsbiss haben auch die Niederländer nicht, obwohl sie das ohne Mundschutz machen könnten. Wir kaufen uns ein Eis und wollen das eigentlich auf einer Bank in der Sonne sitzend essen. Aber die Sonnenplätze sind bereits alle besetzt. So bummeln wir mit Eis weiter durch dieses bezaubernde Städtchen, bevor wir uns langsam wieder auf die Rückfahrt machen. Übrigens: jeden Abend um 21.50 Uhr läuten hier die Glocken. Das ist ein Überbleibsel aus früheren Zeiten, als damit das Schließen der Stadttore im 22.00 Uhr angekündigt wurde. Aber so lange wollen wir nicht bleiben. Wir haben nämlich ein kleines Problem. Alle öffentlichen Toiletten sind Corona bedingt geschlossen und in ein Lokal zu gehen, diese Option steht auch nicht zur Verfügung. Also nichts wie zurück und unterwegs nach einem geeigneten Naturplätzchen geschaut. Dokkum hat übrigens auch einen Stellplatz und zwar direkt am Wasser. Allerdings nur für 5 Fahrzeuge. Aber um dort einen Platz zu bekommen muss man Glück haben. Zu Pfingsten ein aussichtsloses Vorhaben. Mehr Platz findet man im Hafencamping von Dokkum. Das sind Wiesenplätze ohne Wasserblick.
    Am späten Nachmittag sind wir wieder zurück, genießen Sonne, Wasserblick und Umgebung und beschließen den Tag wieder mit einem Spaziergang durch den Hafen. Es ist voller geworden.
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  • Day 5

    Rollertour nach Lauwersoog

    May 29, 2020 in the Netherlands ⋅ ⛅ 15 °C

    Für heute haben wir uns eine Fahrt mit dem Roller nach Lauwersoog vorgenommen und starten am Vormittag bei herrlichem Sonnenschein. Nur der Nordwind ist immer noch da und das ziemlich frisch. Da wir dem Rollernavi Autobahnen und Schnellstraßen verboten haben,geht die Fahrt wunderschön über kleine Straßen mitten durch die Natur. Es ist, wie bereits gestern mit dem Rad, eine Bilderbuchfahrt. In Anjum an der Windmühle machen wir den ersten Stopp. Normalerweise kann man das Mühlenmuseum besichtigen. Das aber hat Corona bedingt geschlossen. Nebenan das Curiosum hat geöffnet. Aber auf Antiquitäten haben wir grad keine Lust. Wir fahren weiter und kommen an das Sperrwerk und an den Damm, der seit 50 Jahren aus Angst vor Überschwemmungen das Lauwersmeer vom Meer trennt. Dadurch ist ein einmaliges Naturschutzgebiet entstanden. Unser Navi macht das sehr schön, uns lotst uns auf einem kleinen Weg unterhalb der N343 über den Damm. Zwischenzeitlich frage ich mich allerdings, ob wir nicht versehentlich auf dem Radweg gelandet sind. Jedoch die Schilder mit der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km sind bestimmt nicht für die Radfahrer gedacht. Gleich hinter dem Damm ist der Anleger für die Fähre nach Schiermonnikoog. Wir fahren auf den Parkplatz des Hafengeländes und spazieren ein wenig am Hafenbecken entlang. Da kommt uns doch glatt jemand mit Kibbelinge entgegen, der nach einem Sitzplatz zum Essen sucht. Bänke gibt es wenig im Hafen und die wenigen sind alle besetzt. Mir geht es nicht so sehr um die Möglickeit zum Sitzen. Mich interessiert viel mehr, die Herkunft der Kibbelinge. Die Spur führt in das verwaist aussehende Hafenrestaurant. Und wirklich der Nächste verlässt mit einem Päckchen, eine mit Uit beschriebene Tür. Wo es ein "Uit " gibt, muss es auch ein "In" geben. Und das finden wir dann rasch. Aber zwischen uns und den Kibbelingen stehen allerdings die Maßnahmen zum Schutz vor Corona, die in einem fremden Land noch undurchsichtiger sind als Zuhause . Zu viele Personen kann es hier nichr geben. Es ist nur eine Person vor uns im Restaurant. Hände desinfizieren. Schild und Flasche sind nicht zu übersehen. Den Fussstapfen ist zu folgen, nehmen wir beim Anblick der gemalten Fußabdrücke auf drm Boden an Und dann ? An welchen der drei Verkaufsstellen sollen wir gehen? Es dauert etwas, bis wir verstehen, das man hier in Bestellen, Bezahlen und Abholen aufgeteilt hat Für das Abholen müssen wir uns in eines der abgeklebten Quadrate stellen. Wie gut, das auch die nachfolgenden Gäste, die des niederländischen mächtig sind, ihre Probleme haben und zurecht gewiesen werden müssen. Die Kibbelinge aber sind den Aufwand wirklich wert. Wir haben selten so leckeren Backfisch gegessen. Nur gut, das wir nur eine Portion gekauft haben. Die Menge ist so riesig, da würde eine ganze Familie von satt. Genüßlich teilen wir sie uns auf einer Bank mit Blick auf den Hafen.
    So gesättigt wollen wir uns nun den Ort anschauen. Wir fahren am Campingplatz vorbei und an einer Handvoll Häusern. Dann kommt bereits das Ortsausgangsschild. Wir können nicht glauben, dass das alles sein soll .Aber dem ist so. Lauwersoog ist ein Dorf und erst nach der Eindeichung 1969 entstanden. Ok. Dann kann man wohl keine mittelalterlichen Gebäude erwarten.
    Wir fahren über den Damm zurück und können noch einmal ein Blick auf das Lauwersmeer mit seinen Inseln werfen. Das Lauwersmeer ist eines der bedeutensten Vogelschutzge mbiete Westeuropas. Wo früher Meeresboden war, wachsen heute Orchideen und grasen Konikpferde. Es gibt ein Informationszentrum und es gibt am Lauwersmeer auch einen Stellplatz für Wohnmobile direkt am Wasser. Allerdings nur für fünf. Da muss man schon ein wenig Glück haben. Der Campingplatz in Lauwerskoog ist jetzt zu Pfingsten ausgebucht, was das Schild "voll" uns beim Vorbeifahren unmissverständlich kundtut. Genau wie das Minicamp in Amjum, an dem wir auf der Rückfahrt vorbeikommen.
    So ganz ohne Stadtbesichtigung wollen wir unsere Rollertour aber nicht beenden und so fahren wir nach Kollum, parken den Roller und bummeln durch das entzückende Städtchen mit seinen vielen Läden. Die Marteenskerk im Mittelpunkt des Ortes ist eine der am besten erhaltenen gotischen Kirchen Frieslands. In und um Kollum dreht sich im Übrigen alles um den Wassersport. Die Wasserläufe De Rijd, Trekvaart und De Zwemmer, die den Ort umschließen bzw durchfließend sind vor allem bei Anglern beliebt. Darüber hinaus gibt es einen Tretboot-, Kanu- und Ruderbootverleih.
     Wenn gleich wir auch Corona bedingt hier keinen Kaffee bekommen, werden wir doch in dem einen oder anderem Laden fündig. Besonders das Outlet für Sportbekleidung hat es uns angetan.
    Am späten Nachmittag kommen wir auf unseren Stellplatz im Hafen zurück und genießen die Sonne ein wenig windgeschützt hinter unseren Anhänger bis zum Sonnenuntergang. Dabei beobachten wir den verzweifelten Versuch des Eigentümers und später einer Spezialfirma, den verstopften Abfluss des Beckens für die Kassettenleerung, frei zu bekommen. Das Wohnmobil, das quasi neben dieser Entsorgemöglichkeit steht, hat an diesem Tag im wahrsten Sinne des Wortes einen Schei. ....platz.
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  • Day 6

    Holwerd - Amelandfähre

    May 30, 2020 in the Netherlands ⋅ ☀️ 17 °C

    Pfingstwetter vom Feinsten. Noch im Nachthemd sitze ich mit meinem Morgenkaffee in der Hand auf der Wohnmobiltreppe, genieße den schönen Morgen und schaue den Bootsleuten dabei zu, wie sie ihre Boote für einen Ausflug fertig machen. Da gibt es doch immer viel zu schauen. Das meint Michael etwas später auch, als wir beim Frühstück die Tagesaktivitäten überlegen. Er möchte zunächst einmal dem Hafentreiben und dem Schiffsverkehr auf dem Kanal zu schauen. Unserem Logenplatz sei Dank, können wir beides gleichzeitig und haben Sonne rund um die Uhr. Der Wind ist der Preis, den wir für die freie Sicht bezahlen. Aber der hat heute Morgen eine Auszeit genommen.
    Ich beschließe, währenddessen eine Walkingtour zu unternehmen und orientiere mich ein wenig an den grünen Fietsknopp. Da weiß ich aber noch nicht, dass es auch noch ein Wanderknotennetz nach roten Zahlen gibt. Das stelle ich erst zum Ende meiner Tour fest. Nichtsdestotrotz bietet mir die ausgesuchte Strecke eine Fülle von Eindrücken in die Natur. Ob kleine Kanäle, weidende Schafe, grasende Pferd und Esel auf butterblumengelben Wiesen, romantische Anwesen, Seerosen und Sumpfdotterblumen, die in Teichen blühen, es ist, als liefe ich durch ein Bilderbuch mit Landschaftsbildern. Immer wieder hole ich das Handy heraus zum Fotografieren und genieße die Einsamkeit, die mich umgibt. Nach anderthalb Stunden bin ich tiefenentspannt wiederu zurück.
    Nun hat Michael genug vom Schiffe gucken. Jetzt möchte er auch etwas unternehmen. Bei der Wahl des Transportmittels favorisiert er den Roller. Leeuwarden oder Fähranleger Holwerd? Da wir für Leeuwarden etwas mehr Zeit benötigen werden, als der fortgeschritten Nachmittag noch zu bieten hat, ist Holwerd das Ziel unserer Wahl.
    Wenn wir uns auf eine so schöne Fahrt, wie nach Lauwersoog gestern, gefreut haben, dann sollen wir etwas entäuscht werden. Waren wir gestern meist allein auf weiter Flur, so ist es heute doch voller auf den Straßen. Verständlich! Pfingstsamstag und schönes Wetter, da sind auch die Niederländer unterwegs und wenn es nur zum Einkaufen ist. Die kleinen Straßen auf unserer Strecke sind nicht nur voller Radfahrer, die es zu überholen gilt, sondern auch voller sogenannter Drempel, Schikanen zur Geschwindigkeitsregulierung. Das macht das Zweiradfahren nicht unbedingt angenehm. Von daher sind wir froh, als wir hinter Dokkum auf die N356 wechseln können. Aber die Freude wird schnell durch den extrem starken Wind getrübt, der uns in Böen immer wieder von der Seite angreift. Der Ort Holwerd ist nicht erwähnenswert. Einige Häuser, die sich um die Kirche gruppieren. Er wirkt jetzt am Samstagnachmittag wie ausgestorben. Am 5 km entfernten Anleger stellen wir wenig später den Roller ab und erkunden, was zu erkunden ist, per Fuß. Die Nordsee ist ganz schön aufgewühlt und klatscht mit hohen Wellen wütend an die Mauern des Fährhafens. Gut, dass die Haare angewachsen sind. Der Wind reißt und zerrt an ihnen in alle Richtungen. Gegenüber können wir Ameland sehen. So weit scheint es gar nicht entfernt. Nur wenige Besucher sind am Anleger zu finden. Die Parkplätze leer. Einige wenige Passagiere warten in der Sonne sitzend auf die nächste Fähre. Die Biker sind heute verstärkt unterwegs. Das haben wie schon auf der Fahrt bemerkt und auch hier sitzen einige bei ihren Maschinen in der Sonne. Gastronomie gibt es Corona bedingt nicht. Nichts mit leckeren Kibbelingen, auf die ich insgeheim ein wenig gehofft habe. Aber einen Kaffee to go können wir haben. Da alle Sitzmöglichkeiten vergeben sind, setzen wir uns auf die Steine der Wellenbrecher, in der Hoffnung, hinterher auch wieder hochzukommen. Der Wind reißt uns fast die Pappbecher aus der Hand. Unter uns spritzt die Gischt hoch und versucht uns zu treffen. Trotzdem ist es schön hier in der Sonne zu sitzen, Kaffee zu trinken und aufs Meer zu schauen.
    Irgendwann beschließen wir die Rückfahrt. Der Wind scheint noch stärker zu sein. Ach, nein! Das Getöse kommt von einer Gruppe Biker, für die wir auf der schmalen Straße mit unseren fast 70 km ein Verkehrshindernis darstellen, dass sie nicht überholen können. Dafür lassen sie aber immer mal wieder den Motor aufheulen. Tut uns ja leid, Kumpels, aber in Luft auflösen können wir uns nicht. So jagen sie uns eine ganze Zeit vor sich her, bis endlich die Straße ein Überholen zu lässt und die Gruppe mit ohrenbetäubendem Lärm an uns vorbei schießt. In Westereen halten wir kurz am Supermarkt. Kaffee mit Meer ist ja ganz nett, aber Kaffee mit Kuchen ist auch nicht zu verachten. Den Rest des Samstag vergeht mit Sonnen, Schreiben, auch mal ein Pläuschen mit unseren niederländischen Wohnmobilnachbarn halten. Wir sind so ziemlich die einzigen Deutschen hier auf dem Platz und ich wundere mich über die Herzlichkeit und das freundliche Grüßen von wirklich Jedem, der an unserem Platz vorbei kommt. Das bin ich von Deutschland gar nicht mehr so gewöhnt. Selbst bei intensivem Blickkontakt habe ich in den letzten Wochen kaum eine Erwiderung meines Grußes bekommen. Als wenn ein freundlicher Gruß bereits absteckend wäre.
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  • Day 7

    Kultur-und Landschaftspark Vijvelsburg

    May 31, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 18 °C

    Wieder erwartet uns ein herrlicher Frühsommertag beim Aufwachen. Heute wollen wir wieder mit den Rädern die Gegend erkunden. Da der Kruidenhof in Buitenpost Corona bedingt noch geschlossen hat, geht die Fahrt nach dem Frühstück in den 15 km entfernten Kultur-und Landschaftspark Vijvelsburg. Über die Kontenpunkte werden wir durch kleine Straßen und Radwege geleitet, auf denen meist kein Autoverkehr herrscht. Es sind zwar noch nicht viele Radfahrer unterwegs, aber die, die uns überholen oder entgegen kommen, sind sehr schnell. Es sind überwiegend Rennradfahrer. Auf dem schmalem Fietspad durch die Wiesen, muss ich aufpassen, wenn mir jemand entgegen kommt, damit wir nicht touchieren. Überholen geht dadurch auch nicht. So radeln wir im gemütlichen Tempo hinter einem älterrn Ehepaa her, bis beim nächsten Knotenpunkt der Weg wieder breiter wird .Der Radweg führt entlang von Kanälen, auf denen heute richtig was los ist. Paddler, Kanuten, Motorboote alle sind unterwegs und wollen ein Stück Natur erleben. Am Parkeingang angekommen, stellen wir fest, dass kaum jemand dort ist. Zwei Autos und ein Fahrrad stehen auf dem Parkplatz. Um durch die Drehtür in den Park zu gelangen, benötigen wir ein Ticket aus dem Ticketautomaten. Automaten in Landessprache sind immer eine Herausforderung. Allerdings stellen wir später beim Verlassen des Parkes fest, dass sich auch die Einheimischen etwas schwer tun.2,50 Euro Eintritt ist ja wirklich ein humaner Eintrittspreis. Ein Flyer am Eingang gibt uns einen Überblick über die Anlagen. Durch einen verwunschenen Wald mit kleinen Seen kommen wir zu einem Wasserpark. Hier ist eine Familie gerade dabei, über die, als Brücken gelegten Baumstämme zu balancieren und auf Kunststoffkissen stehend Stand Up Paddeln zu üben. Wir gehen weiter entlang von blühenden Staudenbeeten zu einem Heckenlabyrinth mit Kunst. Mindestens hundert 3m hohe, dicke Edelstahlpfeiler ragen aus den Hecken in die Luft und geben durch ihre Formen ab und an den Weg frei in den nächsten Irrgang. Kunst vom teuersten. Wir kommen an einen Unterwasserweg über einen Kanal. Entweder Schuhe ausziehen und übers Wasser laufen oder durch den Irrgarten zurück. Überall gibt es viel zu entdecken. Das Thema des Parks lautet nicht umsonst „Überraschung und Verblüffung“. Man kann auf den vielen geschlängelten Pfaden spazieren gehen und die historische Villa mit Glaspavillon, eine interessante Höhle, eine schaurige Einsiedlerhütte, eine Orangerie mit exotischen Kakteen und eine Voliere mit seltenen Vögeln entdecken. Auch Garten- und Kunstliebhabern wird Vieles geboten. Eine kleine Ruhepause gönnen wir uns in den aufgestellten Hängematten mit bereitgestellten Bücherschrank.Vom Baumhaus aus, hat man eine tolle Aussicht über den ganzen Park. Im historischen Teil des Gartens befindet sich auch die Gastronomie, die aber geschlossen hat. So essen wir etwas von unserem mitgebrachten Proviant, bevor wir uns nach über 2 Stunden und 5 km Spaziergang mit dem Rad wieder auf den Rückweg machen.
    Wie war das doch: Jeden Tag eine "nette" Überaschung? War es gestern die Klappe, vom Kassettenfach, die verklemmt war und es Michael bestimmt eine halbe Stunde und viel Geduld gekostet hat, das verklemmte Schloss mit einem Schraubenzieher zu öffnen, so ist es heute der Warmwasserboiler, der kein warmes Wasser produziert. Aber das bemerke ich leider erst, als ich bereits unter der Dusche stehe. Auf alle Fälle bin ich danach seeehr erfrischt. Ich weiß nicht, warum es auf dieser Fahrt gerade imner Probleme rund ums Sanitär gibt? Gerade jetzt, wo die Sanitärräume noch bis 1.Juli den Niederladen geschlossen bleiben und wir autark sein müssen? Ich glaube Murphy ist am Werk. “Anything that can go wrong will go wrong.”
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  • Day 8

    Mit dem Rad nach Buitenpost

    June 1, 2020 in the Netherlands ⋅ ☁️ 19 °C

    Hört das denn auf dieser Tour überhaupt nicht auf? Nach der Toilettenspülung, der Mikrowelle, der verklemmten Klappe, dem Boiler, ist heute morgen auch noch die Abdeckplatte der Toiletten-Kassette abgebrochen und hineingefallen. Michael musste mal wieder reparieren und die Abdeckung mit einer Schraube wieder befestigt. Ein Provisorium für die nächsten Tage. Nur gut, dass seit gestern zumindest die Toiletten hier im Hafen wieder geöffnet worden sind. Allerdings unter Corona-Bedingungen. Nur eine Toilette ist geöffnet und maximal zwei Personen dürfen sich im Raum aufhalten. Eigentlich ist das vor dem 1. Juni 2020 hier in Holland verboten, aber nachdem die Kassetten- Entsorge streckenweise ausgefallen ist, wurden die Toiletten über Tag geöffnet.
    Michael hat keine Lust mehr, irgendetwas zu unternehmen. Außer vielleicht heute Abend Kibbelinge essen zu gehen. Seit heute nämlich darf die Gastronomie wieder öffnen. Westereen hat einen ausgezeichneten Fischimbiss, so hat man uns gesagt, und den wollen wir am Abend ausprobieren.
    Daher sattele ich am Vormittag mein Rad allein. Mein Ziel ist Buitenpost. Laut Radplaner knapp 15 km eine Strecke .Wenn auch der Kräutergarten " Hortus van Frysland " nicht geöffnet hat, so ist das Cafe dort doch ein lohnendes Ziel. Der botanische Garten von Friesland bietet normaler Weise 17 Themengärten und die größte Botanische Sammlung an Heilpflanzen. Im dazugehörigen Gartencenter kann man Stauden, Heil- und Gewürzpflanzen kaufen, wenn nicht gerade wegen Corona geschlossen ist. Aber egal. Der Weg ist das Ziel.
    Bereits nach kurzer Zeit gilt es einen Stopp einzulegen. Erdbeeren winken vom Stand eines Bauernhauses. Für 2 Euro, die ich in einen alten Briefkasten stecken soll, habe ich doch schon ein nettes Mitbringsel für meinen von Reparatur-Alpträumen geplagten Mann. Übrigens wird hier an jeder Ecke privat etwas angeboten. Ob frische Eier, eigenes Obst , Gemüse, Pflanzen und Blumen oder Ausrangiertes, das einen neuen Besitzer sucht, alles wird vor der Einfahrt aufgebaut. Ich fahre wieder nach dem Knotenpunktsystem und komme mir immer ein wenig vor wie auf Schnitzeljagd. Wo ist denn der nächste Hinweispunkt? Der Wind muss heute besonders stark von vorne wehen. Trotz E-Bike brauche ich viel Kraft, um voranzukommen. Selbst in der höchsten Unterstützung. Die Niederländer sind ja immer flott auf dem Fahrrad unterwegs, aber als mich ein älterer Herr mit Holzschuhen, aber ohne Motor überholt, merke ich, dass mein Vorankommen wohl nicht nur am Gegenwind liegen kann. Ich unterziehe mein Rad einer genauen Inspektion und stelle dabei fest, dass der Akku gar nicht aktiv ist. So kann ich auf keinen Fall weiterfahren. Dafür ist das Rad viel zu schwer. Umkehren? Nach einem Reset sieht die Sache plötzlich ganz anders aus. Mein Rad rollt wieder mit Schmackes die Straße entlang. Da habe ich mich aber schon etliche Kilometer abgemüht. Das verzeichne ich mal als Bonus auf meinem Aktivitätskonto.
    Der Radweg führt durch den Veemkloosterbos. Ein Waldstück, wie es scheint, voller Geheimnisse. Hier und da blinkt ein See zwischen den Bäumen hindurch oder behindert ein Reh die Weiterfahrt. Da drehe ich lieber, ich bin sowieso in die falsche Richtung gefahren. So ganz allein im Wald ist es doch ein klein wenig unheimlich.
    Dann erreiche ich Buitenpost und den Kruidhof und kehre auf einen" Kaffee Verkehrt", einem Milchkaffe, ein. Es ist wenig Betrieb. Meinen Kaffee muss ich mit Karte bezahlen. Serviert bekomme ich ihn in einer kleinen Pflanzkiste, die auf einer Anrichte abgestellt wird. Von dort muss ich die Kiste abholen. Alles, um mögliche Kontakte zu vermeiden. Nachdem Gäste gegangen sind, wird alles komplett desinfiziert, vom Tisch über die Stühle bis zur Deko.
    Nach dem gemütlichen Kaffeetrinken fahre ich noch in den kleinen Ort. In den Cafes und Bars sind die Stühle wieder draußen aufgestellt und die ersten Besucher genießen hier das schöne Wetter. Langsam mache ich mich auf den Heimweg. Unterwegs finde ich ein Schild, das auf die sogenannten "Rustplaats" aufmerksam macht. Das sind Rastplätze für Radfahrer bei landwirtschaftlichen Betrieben, Gärtnereien oder ähnlichem. Hier stehen immer Kaffee, Tee oder Kaltgetränke bereit, von denen man sich gegen einen kleinen Obulus bedienen kann. Oft auch in Verbindung mit einem Bauernladen oder mit der Einladung zur Betriebsbesichtigung. Dieser Rustplaats gehört zu Forellenteichen. Einige Angler versuchen bereits ihr Glück. Eine schön gestaltete Anlage bietet Platz zum Rasten und Picknick machen. Ich schaue nur ein wenig und bin pünktlich zur Kaffee- und Kuchenzeit zurück am Wohnmobil.
    Am Abend gehen wir Kibbelinge essen. Die sind wirklich gut. Wir ordern sogar noch eine Portion nach. Doch da waren die Augen größer als der Mund, wie man so schön sagt. Die letzte Portion nehmen wir mit nach Hause. Morgen werden wir wir den schönen Platz hier im Hafen verlassen. Ich möchte gern noch Leeuwarden besichtigen, und wir versuchen in Stadtnähe einen Stellplatz zu bekommen.
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  • Day 9

    LEEUWARDEN - Jachthafen

    June 2, 2020 in the Netherlands ⋅ ☁️ 19 °C

    Was für ein Wetter! Wir sind jetzt 6 Nächte im Hafen von Kuikhorne. Langsam wird es Zeit, dass wir uns mal wieder in Bewegung setzen. So lange bleiben wir selten an einem Ort. Doch durch das erhöhte Wohnmobil -Aufkommen zu Pfingsten im Zusammenhang mit den reduzierten Stellplätzen auf Grund von Corona sind wir froh gewesen, einen so schönen Platz über die Feiertage gefunden zu haben. Den wollten wir nicht aufgeben. Aber nun ist Pfingsten vorbei und der Stellplatz leert sich, Wohnmobil um Wohnmobil. Auch wir packen in aller Ruhe zusammen, koppeln den Hänger an und verabschieden uns von unseren Nachbarn. Ich muss es immer wieder betonen, wie freundlich und zuvorkommend die Niederländer sind. Wir müssen heute nicht weit fahren. Leeuwarden steht noch immer auf dem Seightseeing -Programm. Das haben wir bisher weder mit dem Rad noch mit dem Roller geschafft. Dabei sind es nur gut 20 km. So fahren wir heute mit dem Wohnmobil dort hin. Zentral stehen könnten wir im Yachthafen Leeuwarden. Doch die Plätze sind nur für Wohnmobile bis 9 m ausgelegt. Mit Hänger sind wir deutlich länger. "Wo ein Wille ist, ist auch ein Stellplarz", sage ich mir und überrede Michael doch wenigstens mal zu gucken, wie die Verhältnisse dort sind. Wenn wir dort nicht unterkommen können, gibt es ja noch den Stellplatz in Lekkum auf einer Wiese. Aber wer will bei so herrlichem Wetter auf eine Wiese, wenn er Wasser haben kann. Die Fahrt nach Leeuwarden verläuft problemlos und auch die Hafenanlage finden wir schnell. Eine Schranke versperrt die Weiterfahrt zu den Stellplätzen. Aber als ich aussteige, um uns im Hafenkontor anzumelden, wird sie bereits geöffnet. Anmelden müssen wir uns dann nicht. Erst wenn wir fahren, müssen wir im Kontor bezahlen und erhalten dann einen Code für die Schranke. So weit so gut. Es ist kurz nach 11 Uhr. Wir sind zur richtigen Zeit angekommen, um uns noch einen schönen Platz aussuchen zu können. Ich favorisiere einen Platz direkt am Kanal mit einer großen Wiese davor. Von den fünf Plätzen ist noch einer frei. Unser Wohnmobil passt gut darauf, aber wohin mit dem Hänger? Michael nimmt notgedrungen Maß und meint, dass der Hänger noch gerade so neben das Wohnmobil passt. Letztendlich passt er auch daneben, aber es ist Millimeterarbeit. Mein Mann flucht mehr als ein Mal über diese verrückte Idee. Aber was soll es. Wie kommen zwar ziemlich schlecht an die Klappe mit den Campingmöbeln. Doch in Teamarbeit stehen die wenig später auf der Wiese vor dem Womo mit herrlichem Blick auf das Treiben auf dem Kanal und jeder Menge Platz vor dem Wohnmobil. Nur wie wir da wieder rauskommen.....? Aber das ist nicht das heutige Problem.
    Für Michael jedenfalls gibt es viel zu gucken. Von großer Yacht bis Standup-Paddlern, alles zieht gratis an ihm vorbei. Zwischendurch können wir noch die Anlegemanöver der Boote beobachten, die an dieser Stelle Wasser auffüllen, einfach nur eine Pause machen oder gegen Abend auch für die Nacht festmachen. Maritimes Kino vom Feinsten.
    Aber eigentlich sind wir doch hierher gefahren, um Leeuwarden zu besichtigen. Man sagt, Leeuwarden ist das am besten gehütete Geheimnis von Holland. Die Innenstadt von Leeuwarden - oder Ljouwert, wie die Friesen es nennen - ist einer der Geheimtipps von Holland. Leeuwarden ist die Geburtsstadt der mysteriösen, exotischen Tänzerin und Spionin Mata Hari.
    Neugierig geworden auf diese Stadt, nehme ich irgendwann mein Rad. Nur 10 Radminuten vom Hafen entfernt, soll sich die Altstadt befinden. Ausgestattet mit einem Wegweiser, den es ihm Hafenkontor gibt, starte ich meine Stadtbesichtigung. Schnell bin ich an der Peter Stuvesandstraat. Von dort aus führt der Weg immer entlang des Nieuwe Kanaals. Hier liegt ein ausgefallenes Hausboot an dem nächsten. Über den Zuidergrachtswal komme ich in die Innenstadt. Kleine Einkaufsstraßen laden zum Shoppen ein, und man kann eine Bootsfahrt über die jahrhunderte alten Grachten machen.
    Eine schöne Altstadt mit den typischen Grachten und einer große Anzahl an denkmalgeschützten Gebäuden prägt das Zentrum. Groß ist die Stadt nicht, die Hauptstadt der niederländischen Provinz Friesland hat etwas weniger als 100.000 Einwohner.
    Irgendwie habe ich das Gefühl, einen Rundumblick haben zu müssen. Von allen Seiten steuern Räder, Autos und Fußgänger auf mich zu. An der Central Apotheke in der Nähe der Bonifatiuskerk stelle ich mein Rad ab. Der Kirchturm ist nicht zu übersehen, und so werde ich es in dem Gewimmel der Gassen bestimmt wiederfinden. Dann lasse ich mich entlang der Kanäle treiben mit den unzähligen Läden und Bars. Auf der Gracht fahren Boote mit Touristen. An den Grachten sitzen die Menschen wieder in Cafes und Restaurants. Es ist unglaublich heiß heute, und so bin ich nach fast 2 Stunden "Pflaster treten" ziemlich erschöpft. Ich will eigentlich nur noch zurück ans Wohnmobil und ans Wasser. Morgen sind wir auch noch da und können Leeuwarden weiter entdecken.
    Der Nachmittag verläuft recht kurzweilig. Es ist so viel Betrieb auf dem Kanal, dass man gar nicht merkt wie die Zeit vergeht. Gegen Abend legen zwei große Yachten über Nacht an. Schnell sind Stühle, Tisch und Grill auf der Wiese davor aufgestellt und die Bootsleute verbringen einem geselligen Grillabend. Wir sitzen noch lange nach Sonnenuntergang draußen und schauen aufs Wasser. Ein wirklich schöner Platz, wenn er auch für uns mit etwas Schwierigkeiten anzufahren war.
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  • Day 10

    Leeuwarden-historische Binnenstadt

    June 3, 2020 in the Netherlands ⋅ ☁️ 18 °C

    Das Wetter ist nach wie vor schön, fast ein wenig schwül. Nach dem Frühstück am Wasser geht es mit den Rädern in die Innenstadt. Den Weg kenne ich noch von gestern und bereits kurze Zeit später radeln wir die Emmakade an der Nieuwe Gracht entlang. Heute fahren wir nicht bis zur Bonifatiuskerk, sondern schieben unser Rad durch die " Nieuwe Oosterstraat" in das Zentrum. Diese schmale Straße beherbergt viele ausgefallene und alternative Läden und Lokale. In der Oude und Nieuwe Oosterstraat findet man alles, was man braucht und noch mehr. Neben Bäckerei, Metzgerei, Käserei und Lebensmittelgeschäften gibt es einen Irish Pub, Second-Hand-Modegeschäfte, ein schönes Schuhgeschäft und einen tollen Geschenkeladen. Über die Pepperstraat kommen wir zur Nieuwestad an die Gracht. Hier stellen wir die Räder ab und setzen unseren Stadtspaziergang entlang der Gracht fort und wagen uns auch in die kleinen Seitenstraßen. Über die kleine Kerkstraat, die vor einiger Zeit als schönste Einkaufsstraße der Niederlande gewählt wurde, kommen wir zum "Oldehove", jenem im wahrsten Sinne des Wortes abgebrochenen Turm. Er sieht mit seinen 35 m nicht nur halbfertig aus, er ist auch nur halbfertig. Geplant wurde er 1529, weil die Leeuwarder eine größere Kirche haben wollten, als die Groninger. Aber während der Bauarbeiten begann der Turm abzusacken. Jegliche Hilfsmaßnahmen führten zu keinem Erfolg. Seit dem neigt er sich wie der Turm von Pisa kontinuierlich zur Seite. Der Turm steht noch heute, während die dazugehörige Kirche schon lange abgerissen wurde. Zu dieser Geschichte fällt mir doch gleich das Sprichwort ein: " Hochmut kommt vor dem Fall".
    Schade, dass heute nicht Donnerstag oder Freitag ist, denn dann findet am Wilhelminaplein der Markt statt.  Am Donnerstag der Antiquitäten- und Kuriositätenmarkt und am Freitag der Wochenmarkt. Aber auch ohne Markt gibt es in der historischen Binnenstadt genug zu sehen und zu kaufen. Mitten auf einer Brücke der Gracht hat ein Cafe seine Stühle aufgestellt. Bei einem Kaffee mit einem schönen Blick auf die Bonifatiuskerk und auf die Gracht erholen wir uns vom Laufen in der Sonne. Zeit, um die Vorbeischlendernden einmal zu mustern. Die Niederländerinnen mögen es ausgefallen und bunt, das habe ich nicht nur beim Betrachten der Schaufenster festgestellt, sondern bemerke es auch bei den Passanten. Auch wenn manchmal Figur und Outfit nicht ganz kompatibel sind, erlaubt ist, was gefällt und worin Frau sich wohlfühlt.
    Es ist wirklich erfrischend, in einer Einkaufsstraße mal nicht nur die Läden führender Modeketten zu sehen, sondern auch Boutiquen mit eigenen Labels, extravagant und ausgefallen. Was für die Kleidung gilt, trifft auch auf Läden mit Wohnaccessoires, Stoffen, Keramik, usw. zu. Überall umgibt uns ein äußerst kreatives Flair. Irgendwann ist es dann genug mit Schauen und Laufen. Schnell noch Brot, ein paar Pannekoken fürs Abendessen und Appelgebak zum Kaffee besorgt und zurück geht es zu unserm Logenplatz am Kanal.
    Am späten Nachmittag habe ich noch etwas Lust auf Sightseeing und fahre mit dem Rad zum Blockhuispoort , einem historischen Gefängnis, in dem heute Läden, Restaurants und Galerien untergebracht sind. Auch hier spürt man wieder die große Kreativität. Ich bummele durch die Läden und genieße es, das heute noch einmal ohne Mundschutz tun zu können. Auf dem Rückweg decke ich mich beim Supermarkt mit frischem "Roerbak Groen" ein , Gemüsezusammenstellungen in den verschiedensten Geschmacksrichtungen, die es bei uns nicht gibt.
    Die Sonne verschwindet immer mehr hinter Wolken und der Wind hat ordentlich aufgefrischt und sorgt dafür, dass wir uns ins Womo zurückziehen. Heute Nacht soll es regnen und morgen fahren wir nach Hause.
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