• Im Nebel nach Gărâna

    September 1 in Romania ⋅ ☁️ 17 °C

    Emilia und Iancu versorgen mich mit einem riesigen Lunchpaket und nehmen mir das Versprechen ab, eine Nachticht zu schreiben, wenn ich angekommen bin. Das mache ich doch gerne.
    Am zweiten bewohnten Gebäude gehe ich vorbei, ohne das der Hund mich bemerkt. Erst als ich einige Meter entfernt bin, steht er auf der Strasse und bellt mir hinterher - ätsch!
    Die Wolken lichten sich nicht und ich steige durch den Wald aufwärts. Es ist ein bisschen unheimlich. Ich bin froh das ich meine Hundepfeife habe und mache von Zeit zu Zeit auf mich aufmerksam. Zum Singen fehlt mir auf dem Weg nach oben die Luft. 😉
    Die Route zu finden, ist heute auch auf ein fortgeschrittenes Level gehoben. Durch die geringe Sicht, sind die Markierungen schwer zu finden und mit dem Navigationsgerät oder der App ist es nicht immer ganz eindeutig. Aber ich mache langsam und finde immer wieder auf die markierte Strecke zurück.
    Als ich den Abzweig nach Brebu Nou (deutsch: Weidenthal) erreiche, höre ich Hunde bellen. Durch den Nebel sehe ich nichts. Plötzlich tauchen fünf Herdenschutzhunde auf. Das übliche Spiel beginnt: Hirten lautstark bitten, die Hunde zu rufen, Wanderstöcke hinterherziehen und mit den Hunden sprechen. Bevor ich den Hirten verschwommen im Nebel sehe, höre ich ihn schon nach seinen Hunden rufen. Er kommt auch den Berg hinauf. In Regenkleidung eingepackt steht er vor mir und fragt: wohin ich will, ob ich alleine unterwegs bin und wo mein Mann ist - das Übliche. Dann verabschiedet er mich mit einem Handkuss. Ist wirklich wahr!
    Ich gehe auf einem schmalen Streifen Asphalt weiter. Es sieht aus wie ein Radweg. Vielleicht wird es auch eine Strasse. Im weiteren Verlauf wird die Strasse gerade neu geschottert und ausgebaut. Bis Gărâna (deutsch: Wolfsberg) komme ich an ganz vielen Bauarbeitern mit schweren Maschinen vorbei.
    Am Rathaus mache ich einen kurzen Stopp und hole mir den Stempel für meinen Wanderpass. Die Mitarbeiterin strahlt mich an, obwohl ich schlammig und nass im Empfangsbereich stehe.
    Meine Pension ist nur ein paar Meter weiter. Herbert ist mein Wirt und ich treffe ihn bei der Pflaumenernte im Garten. Sie sprechen alle deutsch, mit bayrischen Akzent. Die Dörfer Brebu Nou, Lindenfeld und Gărâna sind Anfang des 19. Jahrhunderts von Auswanderen aus dem bayrischen Wald bzw. Böhmenwald gegründet worden. Sie haben die Sprache mitgebracht und bis heute erhalten. Gărâna ist ausserdem für das international Jazz Festival bekannt, das jedes Jahr im Juli, mit renomierten Musikern aus der ganzen Welt, stattfindet.
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