Organisation mit pragmatischen Lösungen

Der Tag gestern und heute waren geprägt von organisatorischen Dingen. Einige Sachen mussten repariert, eingekauft und das Auto getankt werden. Wäsche waschem wollte ich auch. In meinem AppartmentRead more
Der Tag gestern und heute waren geprägt von organisatorischen Dingen. Einige Sachen mussten repariert, eingekauft und das Auto getankt werden. Wäsche waschem wollte ich auch. In meinem Appartment gibt es sogar eine Waschmaschine. Leider zeigt sie erst am Ende des Programms einen Fehler. Jetzt habe ich nasse, aber nicht gewaschene Wäsche. Aber wie gerufen, bieten mir meine Vermieter an, ihre Waschmaschine zu benutzen. Das Angebot nehme ich doch gerne an. Kurzerhand wird mir gezeigt, wo der Schlüssel zum Waschraum ist, welche Maschine ich am Besten benutze und wo ein Wäscheständer steht. Na besser geht es doch gar nicht. 😃
Jetzt packe ich noch meinen Rucksack um und optimiere meine Ausrüstung zum Wandern. Nach den Erfahrungen der ersten Etappen habe ich entschieden das Zelt nicht mehr mitzuschleppen. Da ist der Rucksack direkt 1,5 kg leichter.
Zwischendurch genieße ich die Zeit in Sibiu, lasse ich mich durch die Stadt treiben oder sitze irgendwo im Schatten.
So sehr ich mich gewundert hab, das es im Mai in den Restaurants so leer war, so voll sind sie jetzt.Read more
Nach einer erholsamen Nacht in einem umgebauten Kornspeicher der Kirchenburg Axente Server habe ich am Vormittag die Gelegenheit das Museum und die Kirche anzuschauen. Im Museum gibt es eine Ausstellung über den Wein aus dem Kokel-Gebiet und die Herstellung von Țuică. 😉
Pünktlich um 13:07 Uhr steige ich am Haltepunkt in den Zug nach Sibiu. Genauso pünktlich wie der Zug abgefahren ist, kommt er in Sibiu an. Ich gebe zu, der Takt mit zwei bis fünf Verbindungen pro Tag ist nicht ganz so dicht wie in Deutschland.
Ich trage seid Mediaș Postkarten mit mir herum, die möchte ich endlich abschicken. Also auf zur Post. In der Halle sind zwei Schalter geöffnet und es wird in der Schlange gewartet. Die beiden Mitarbeiterinnen kümmern sich um ganz unterschiedliche Belange. Ich verstehe nicht worum es geht, ab es werden Formulare und Listen ausgefüllt, Ausweise vorgezeigt und Geld abgehoben und eingezahlt. Ich bin die einzige, die Briefmarken kaufen möchte. Aber auch hier gibt es „Vordrängler.“ Mit der Dame wird lautstark geschimpft und sich über sie beschwert - glaube ich. Aber ich werde von den mit mir Wartenden immer in die richtige Schlange geschickt. 😂 Nach nur 30 Min. verlasse ich die Post mit den Briefmarken.
Danach gehe ich auf den Piață Cibin (Zibinsmarkt) um Gemüse, Obst und Käse für die nächsten Tage einzukaufen. Die Erdbeeren gehen langsam zu Ende aber Kirschen gibt es in großer Menge. Das Einkaufen geht mittlerweile ganz gut und ich verstehe sogar die Rückfragen der Marktfrauen und -männer.
Zum Abendessen gehe ich heute zum Inder um die Ecke. Ich habe, nachdem es meinem Magen wieder gut geht, richtig Lust auf vegetarisches Essen. Der Kellner spricht sehr gut Englisch und es stellt sich heraus, das er Portugiese ist und einige Zeit in Rüsselsheim gelebt hat.
Wie klein ist die Welt?Read more
Ich habe super geschlafen. Es war himmlisch ruhig.
Leider haben sich die Margen-Darm Probleme noch nicht erledigt - das war eher Wunschdenken!
Also fällt das Frühstück eher bescheiden aus, obwohl es so viele leckere Dinge gibt. 😔 Aber auch diverse getrocknete Pflanzen aus dem schönen Garten, um Tee zu kochen. So gibt es für mich leckeren frischen Pfefferminztee.
Als ich aufbrechen möchte, fängt es an schütten. Ich entscheide mich, den stärksten Regen abzuwarten und mache mich etwas später auf den Weg. Buni verabschiedet sich ganz lieb von mir und wünscht mir einen guten weiteren Weg.
Jetzt kann ich wenigstens mal das Regencape ausprobieren und die Temperatur ist auf 20 Grad gesunken - fast kalt.
Durch den Regen sind einige Wege matschig. Aber nicht nur das, sie sind auch extrem rutschig. Das ist jetzt mehr schlittern als laufen. Ich bin froh das ich die Wanderstöcke dabei habe, sonst hätte ich mich heute mehrfach auf die Nase gelegt.
Heute ist auch der erste Tag, an dem ich vielen Schutzhunden begegne. Das sind riesige Viecher und die haben ganz schön viele Zähne. Jetzt bin ich wirklich froh, das ich den „Kurs“ über Hundekommunikation gemacht habe: alle Zähne zeigen und Ohren hinten - der Hund ist passiv aggressive und es spielt auch bei ihm Angst mit.
Dann hilft, auch auf „hündisch“ ängstlich zu sein: den Hund nicht anschauen, langsam bewegen und zur Seite wegdrehen.
Also bis jetzt hat die Strategie gut funktioniert. Obwohl einige Exemplare recht lange hinter mir her laufen und bellen. 😬
Der Weg nach Tărnava (Groß-Probstdorf) zieht sich. Die ersten Häuser des Ortes werden durch Roma bewohnt, das stand so im Wanderguide. Tatsächlich sehen die Häuser anders aus. Es stehen hier auf der freien Wiese auch angeleinte Ziegen und Pferde. Das habe ich so bis jetzt auch noch nicht gesehen.
Auf dem Weg zum Ortszentrum muss ich an noch mehr zähnefletschenden Hunden vorbei.
Auf ein fröhliches „bună ziuă“ kommt von drei älteren Herrschaften, die auf einer Bank vor dem Haus sitzen, die Frage ob ich Rumänin bin. Ich antworte das ich Deutsche bin. Sie fragen erstaunt, ob ich alleine unterwegs bin, wohin mein Weg mich führt und warnen mich vor zwei großen Bären, die im Wald gesehen wurden. Ich freue mich über jede dieser Begegnungen.
Auf dem Hauptplatz scheinen sich viele ältere Herren zu treffen, die Bänke sind gut besetzt. Auch ich mache eine Pause und beobachte das Treiben.
Jetzt habe ich die Option mit dem Zug nach Axente Sever zu fahren oder die 10km zu laufen. Mir geht es auch nach einem Stück Kuchen ganz gut, daher entscheide ich mir fürs laufen.
Nach dem Ortsausgang bekomme ich einen Blick ins Kokeltal (Tănavara Mare) und die Kamine von Copșa Mică (Kleinkopisch). In den ersten Ausläufern des Ortes angekommen geht die Via Transilvanica bis Axente Sever nur an einer vielbefahrene Straße entlang. Aber auch das gehört zu einer Fernwanderung. Aber ganz ehrlich, beim nächsten Mal würde ich den Zug oder ein Taxis nehmen. 😉
Heute habe ich ein Zimmer in der Kirchenburg von Axente Sever reserviert. In einem umgebauten Lagerraum verbringe ich die Nacht.Read more
Wenn in Rumänien gefeiert wird, dann richtig. Bis zum Morgengrauen schallt laute Musik aus dem Restaurant, über dem ich wohne. Ich bin mir ziemlich sicher das ich jetzt jede Strophe vom „Lied mit den tausend Strophen” kenne. 😉
Nach einer kurzen Nacht, wache ich morgens mit Durchfall auf und bin ziemlich wackelig auf den Beinen. So gibt es Weißbrot und Imodium statt Müsli mit Milch zum Frühstück. Ich warte noch in Mediaș, ob das Medikament wirkt - scheint so. Es ist 10:30Uhr als ich starte und bereits 31 Grad. 😳
Heute ist die Etappe nur 10km lang und führt die meiste Zeit durch den Wald. Das lässt sich aushalten. Ich mach viele Pausen und wandere im Schneckentempo nach Bazna (Baassen). Der Kurort ist für seine Mineralquellen und für eine rumänische Schweinerasse, das Bazna-Schwein bekannt.
Davon bekomme ich heute allerdings nichts mit. Als ich den Ort erreiche, bin ich ziemlich geschafft und die pralle Sonne tut ihr übriges.
Meine Pension ist schnell gefunden und auch der Oma (Buni, kurz für Bunica) kann ich am Telefon erklären, das ich vor der Hoftür stehe.
Die alte Dame ist sehr nett und gibt sich sehr viel Mühe mit mir. Zudem versorgt sie mich mit zwei Flaschen Mineralwasser aus dem Gewölbekeller, in genau der richtigen Temperatur.
Ich sitze mit dem Wasser eine halbe Ewigkeit auf der Türschwelle meines kleinen Häuschens bis ich mich zum Duschen aufraffen kann. So fertig war ich schon ewig nicht mehr. 😬
Im Garten habe ich Hängematten gesehen, genau der richtige Ort für ein Mittagsschläfchen. Aber soweit komme ich gar nicht. Ich schlafe sofort auf dem Bett ein.
Mein Wecker klingelt und weckt mich zum Abendessen. Ich bekomme drei hervorragende Gänge mit Suppe, Hauptgang und Apfelkuchen zum Nachtisch. Dazu gibt es Vișinată (Likör aus Heidelbeeren) oder Țuică.
Nach dem Essen genieße ich noch ein wenig den Garten, bevor mir die Augen schon fast wieder zufallen.Read more
ZuFussUnterwegsDanke. Nach viel Wasser und etwas zu Essen (ausser Weissbrot) bin ich ein neuer Mensch. 😁
Heute ist Pausentag. Ein „Zero“ wie es in Kreisen der Fernwanderer heißt. Ich bleibe lange im Bett und starte langsam in den Tag.
Nach den letzten Tagen freue ich mich heute über ein Müsli mit frischen Erdbeeren zum Frühstück.
Irgendwann mache ich mich auf den Weg zur Casa Memorială ”Hermann Oberth”. Der Physiker und Raketenpionier aus Siebenbürgen hat hier in Mediaș gewirkt. Er gilt als einer der Begründer der wissenschaftlichen Raketentechnik und Astronautik. Leider hat das Museum Samtags geschlossen.
Auf dem Rückweg komme ich am Piața Corneliu Coposu vorbei. So sieht mein Klischee von kommunistischer Bebauung aus.
Mein nächster Stopp ist die Margarethenkirche, eine bedeutende spätgothische Kirchenburg in Siebenbürgen. Auf den Trompeterturm schaue ich aus dem Fenster meines Appartments. Hier ist die zweitgrößte Sammlung siebenbürgischer Teppiche nach der, der Schwarzen Kirche in Brașov. Aber auch Wandmalereien aus dem 13. und 14. Jahrhundert, ein prachtvoller Flügelaltar und ein Chorgestühl mit tollen Holzarbeiten. Die Kirchenführerin spricht sehr gut deutsch und so werde ich mit vielen Informationen versorgt. Es gibt in der Befestigungsanlage sogar ein Gefängnis. Es ist normalerweise nicht zugänglich, aber die Kirchenführerin hat einer Schulklasse eine Besichtigung versprochen. Da sie dazu aber die Kirche abschließen möchte, bietet sie mir an mitzukommen. Schräg gegenüber vom Eingang zum Gefängnis ist ein Kindergarten. Das Licht das durch die Eingangstür fällt, lässt mich hoffen das dieser freundlicher ist als das dunkle Gewölbe des historischen Gefängnisses. 😳
Danach schlendere ich noch etwas durch die Gassen. Aber nicht allzu lange, es ist einfach zu heiß. Ich finde in einem kleinen Cafe einen Schattenplatz und mache es mir gemütlich. Ach ja, den Wanderpass für die Via Transilvanica habe ich hier auch gekaufen. 🙂
Irgendwann zieht es mich in die Kühle meines Appartments zurück. So nutze ich den Nachmittag um die Übernachtungen für die nächsten Tage zu organisieren.
Erst gegen Abend suche ich mir eine Bank auf dem Marktplatz und genieße den Abend.Read more
Nach einer sehr erholsamen Nacht und durch ein hervorragendes Frühstück gestärkt bin ich nach Mediaș aufgebrochen.
Der erste Ort auf meiner heutigen Route ist Moșna. Kurz bevor ich den Ort erreiche treffe ich auf eine alte Frau. Ich grüße höflich und sie stellt mir direkt eine Rückfrage, die ich nicht verstehe - "nu înțeleg". Aber mit einzelnen rumänisch Wörtern, vielen Gesten und dem Einsatz der Hände und Füße erfahren wir voneinander, was wir an diesem Tag machen werden und wo wir herkommen. Geht alles auch ohne viele Worte. Zum Abschied wünscht sie mir einen guten Weg und Gesundheit (auf rumänisch "drum bun și sanatate").
In Moșna habe ich im Jahr 2017 für ein paar Tage im Gästehaus neben der Kirchenburg gewohnt. Der Ort ist gewachsen und hat sich ziemlich verändert. Die Hauptstraße ist viel befahren und einwandfrei asphaltiert. Der Tante-Emma Laden ist zwei Supermärkten gewichen. Das Gästehaus hingegen sieht zumindest von außen unverändert aus.
Ich besichtige natürlich die Kirchenburg und trete damit in die Fußstapfen von King Charles. 😉
Jetzt führt mich die Via Transilvanica auf Nebenstraßen aus dem Ort heraus. Auf der bisherigen Strecke gab es kaum Schatten und mir setzt die Temperatur von über 30 Grad zu. So ist mein Kopf mit anderen Dingen beschäftigt, als mit Wegmarkierungen und ich laufe an einem Abzweig vorbei - ziemlich weit in die falsche Richtung. Das Fehlen von Markierungen macht mich dann doch stutzig.
Wieder auf dem richtigen Weg, geht es endlich ein kleines Stück durch den Wald. Die Abkühlung durch den Schatten tut gut. Allerdings gestaltet sich die Suche nach einem Plätzchen für eine Mittagspause als schwierig. Der erste schöne Platz im Schatten entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein Ameisenhaufen. Aber ein wenig später wartet ein umgefallener Baum auf mich.
Jetzt kann es doch eigentlich nicht mehr weit bis Mediaș sein? Ein Blick auf die Karte verrät mir, das es immer noch 9 km sind. Der Weg wird immer schöner. Er verläuft auf kleinen Pfaden mal über Wiesen und durch den Wald. Irgendwann sehe ich mal wieder eine Bärenspur. Eigentlich nichts besonderes, aber der Abdruck ist riesig. 😳
Wieder in Gedanken versunken, verpasse ich erneut meinen Abzweig. Wäre ja nicht so schlimm, wenn nicht zwei riesige Hunde auf dem Weg stehen und mich anbellen. Denn erst als ich an den beiden vorbei bin, bemerke ich den Irrtum. Zurück ist keine Option, also schlage ich mich für ein paar hundert Meter quer durch den lichten Wald.
Irgendwann lichtet sich der Wald und gibt den ersten Blick auf Mediaș frei.
Direkt zu Beginn der Stadt schallt laute Musik aus einem Haus - ich werde mit Musik begrüßt. 😀 Spaß beiseite, ich vermute eine Hochzeit steckt dahinter.
Jetzt zieht sich der Weg durch die äußeren Stadtteile bis ich in der Rush-Hour die Innenstadt erreiche.
Ich beziehe ein Appartment am zentralen Platz von Mediaș, mit Küchenzeile und Kaffeemaschine.
Durch meine ganzen extra Meter, habe ich heute aus 20km 25km gemacht. 🤪Read more
Heute Morgen ist der Strom und der Mobilfunkempfang weg - egal.
Nach dem verschließen des Hoftores mache ich mich auf den Weg. Ein kleiner, brauner wirklich süßer Hund läuft mir hinterher. Er hat mich gestern vor der Kirchenburg schon erspäht und ist mir bis zum Hoftor nachgelaufen.
Mein Weg führt mich zum Ortsausgang von Biertan und weiter über eine Nebenstraße bis in den ersten Abschnitt mit Wald. Der kleine Hund läuft mir immer noch nach. Ich schimpfe ihn an und drohe mit meinen Wanderstöcken, aber er dreht nicht um. Als ich einen Aussichtspunkt der einen letzten Blick auf Biertan freigibt erreiche, schleicht der kleine Kerl immer noch hinter mir her. Jetzt muss ich zu drastisch Mitteln greifen und schreie ihn an und werfe mit kurzen Aststücken. Mit Erfolg, er dreht um. Das tut mir in der Seele weh, aber mitkommen kann er nicht.
Mein Weg führt mich durch tolle Waldabschnitte und über schöne Wiesen. Gegen Mittag erreiche ich Richiș. In der Kühle der Kirchenburg lege ich eine erholsame Pause ein. Die Wandgemälde werden restauriert und ich schaue den beiden Künstlern beim Arbeiten zu. 😊
Der Supermarkt macht keine Mittagspause und so kann ich meinen Flüssigkeitsvorrat mit gekühltem Wasser auffüllen.
Ich bleibe noch etwas im Schatten sitzen, als tatsächlich andere Wanderer eintreffen. Es sind vier Frauen, die heute eine Tagesetappe von Biertan nach Nemșa laufen. Auf dem Weg zu meinem heutigen Etappenziel verlaufe ich mich noch mal ganz ordentlich, obwohl die Beschilderung nicht zu übersehen ist.
In Nemșa bin ich bereits gegen 15:30Uhr und Klingel bei meiner Gastgeberin Lucia. Ich werde unglaublich herzlich empfangen.
Ich soll mich entspannen und den Nachmittag genießen.
Ich setzte mich in den Garten, streichel die Katzen und den Hund bevor ich ein Mittagsschläfchen mache. Zwischendurch werde ich mit selbst gemachtem Saft mit Holdunderblütensirup versorgt. Es ist hier so schön, das ich meinen Plan, die Kirchenburg anzuschauen, völlig vergesse.
Abends bekomme ich ein drei Gänge Menü, super lecker und viel zu viel. Die Menge reicht auch ganz locker für vier Personen oder mehr …
Lucia und ich versuchen uns mit einer Mischung aus Englisch und Rumänisch zu unterhalten. Die Hände und Zeichensprache kommt noch hinzu. Irgendwann steigen wir auf Google Translate um. 😉
Etwas später kommen ihre beiden Kinder vorbei. Sie helfen ihr bei der Vorbereitung von Kuchen für ein Fest in der Kirche am Samstag. Die beiden sprechen Englisch und es ist eine Freude sich mit ihnen zu unterhalten. Zwei großartige junge Leute, die planen Ingenieur und Ärztin zu werden.
Etwas später kommen die Nachbarn vorbei. Die beiden sind die Besitzer oder Hüter der Kirchenburg. Sie renovieren auch alte Sachsenhäuser in Nemșa und Richiș.
Was für ein unglaublicher Abend.
Ich glaube immer mehr, der größte Schatz Rumäniens sind die unglaublichen Menschen die hier leben!Read more
Nach einem Frühstück im Haus 277 (es gibt tolle Apfel-Rharbarer Marmelade 😀) mache ich mich auf den Weg. Allerdings komme ich nicht sehr Weit. Auf der Höhe der Kirchenburg wünsche ich zwei Männern, die an einem Hoftor arbeiten einen "Guten Tag", da sie Deutsch miteinander sprechen. Es stellt sich raus, es sind die Betreuer und Bewohner einer Suchthilfe WG aus der Nähe von Erfurt. Sie arbeiten, wohnen und machen Urlaub im Wochenendhaus des ehemaligen Pfarres von Mălâncrav.
Ein wenig späte überholt mich ein älterer Herr auf einem Elektroroller und auch wir kommen ins Gespräch. Er kümmert sich um die Obstbäume am Ortsrand. Aber Apfelsaft wird schon seid zwei Jahren nicht mehr gemacht. Von dem Projekt ist nur noch er alleine übrig und hält alles in Schuss, kann aber die Obstbäume nicht bewirtschaften. Sehr kommunikative Menschen in Mălâncrav. 😉
Der Weg führt mich sehr bald über Weiden. Diese sind mit Elektrozäunen gesichert. Wie ich mittlerweile weiss, sind das Kuhweiden (ohne Hunde). Meist sind die nur bei den Schafherden. Trotzdem treffe ich auf die ersten Freilaufend. Es ist gut das ihre Besitzer ebenfalls da sind und die beiden Tiere zurückrufen. 😳
Als ich auf der Höhe den Wald erreiche, fällt in einiger Entfernung ein Baum um. Ob da ein Bär seine Tatzen im Spiel hatte? Spuren gibt es genug. Ich fange auf jeden Fall an, "dem Bär" Geschichten von "Andrea zu Fuss unterwegs" zu erzählen. Das ist verrückt, aber ich fühle mich damit besser.
In den nächsten Ort Noua Sasec (Neudorf) führt mich der Weg durch ein Tal mit toller Wiese und einem Insektenkonzert. Das einzige künstliche Geräusch sind immer wieder Flugzeuge.
In Noua Sasec spricht mich ein älterer Herr an " Deutsch?". Auch wir beide kommen ins Gespräch. Er erzählt mit, daß so viele Häuser fast das ganze Jahr leer stehen und die Besitzer nur in den Ferien vorbei kommen.
Weiter geht es über den Hügel ins nächste Tal. Oben höre ich schon Donner aus der Ferne und auf die dunklen Wolken laufe ich zu. Kaum erreiche ich die Kirchenburg von Copșa Mare (Groß-Kopisch) bricht das Unwetter los - Windböen und Starkregen! Glück gehabt!
Aber nicht nur das ich Zuflucht gefunden habe, ich lerne Sabine und Max kennen. Die beiden gehören zum Vorstand eines Vereins, der sich um die Instandhaltung und Renovierung der Kirchenburg kümmert. Sie verbringen ihren Urlaub hier um zu Arbeiten. Ich kann nicht nur die Kirche besichtigen, sondern auch auf den Turm steigen und sogar das Uhrwerk aus der Nähe betrachten. Aber ich werde nachdrücklich gebeten alle Türen beim Heruntersteigen zu schließen. 😄
Der Himmel wird wieder blau und ich setzte mich in Bewegung, die letzten Kilometer bis Biertan (Birthälm). Der Weg ist an einigen Stellen richtig matschig und noch viel rutschiger. Als ich aus dem Wald herauskommen, liegt Biertan mit der eindruckvollen Kirchenburg vor mir.
Nachdem ich die Hoftür und mein Zimmer im Haus 2 mit eindrucksvollen Schlüsseln ausgesperrt habe, um meinen Rucksack und die dreckigen Wanderschuhe abzustellen besichtigen ich noch die Kirchenburg. Diese gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und ist mit drei Mauerringen sehr eindruckvoll. Neben der Kirche finde ich das "Ehegefängnis" spannend. Hier wurden Eheleute eingesperrt, wenn sie sich gestritten haben. Mit einem Teller, einer Tasse. einem Stuhl und so weiter. Erst wenn sie sich wieder vertragen haben, durften sie raus.
In der Kirche, ihr könnt es bestimmt erraten, bin ich mit der Dame am Infopunkt ins Gespräch gekommen. Aber diesmal nicht, weil ich Deutsch spreche. Sondern weil sie mir nach einem freundlichen "bună ziua" auf rumänisch Informationen zum aussergewöhnlichen Schloss der Sakristei aus dem Jahr 1515 mit 18 Riegeln, erzählt. Da muss ich dann schnell bremen.
Nach so viel interessanten Gesprächen, lasse ich den Tag gemütlich, im Liegestuhl, im Hof meiner Unterkunft ausklingen.
Ach so - andere Wanderer habe ich heute nicht getroffen.Read more
... oder auf rumänisch "Colinele Transilvaniei". Das steht auf den Meilensteinen der Via Transilvanica.
Während ich den heutigen Blogeintrag schreibe, sitze ich im Innenhof meiner Unterkunft und genieße die kühler werden Luft in der Abenddämmerung.
Aber von Anfang an. Nach dem Frühstück im Gasthaus und der Taxifahrt zu meinem heutigen Startpunkt 😚 habe ich in Stejărenii den Rucksack geschultert und folge den Markierungen mit dem roten T.
In Criș (Kreisch) lege ich den ersten Stopp ein. Auf Empfehlung schaue ich mir das Schloss Bethlen an. Es ist wirklich eine schöne Anlage. Neben den Gebäuden, die fast vollständig zugänglich sind, gibt es einen Park. Auch die Geschichte der Familie Bethlen, eine ungarische Adelsfamilie, wird erzählt. Besonders schön ist die Legende, wie das Familienwappen entstanden ist dargestellt.
Ich bin um kurz vor 10 Uhr dort, gerade zur Öffnung. Ich unterhalte mich sehr nett mit der Verwalterin des Schlosses. Sie korrigiert mein Rumänisch mit Erklärungen auf Englisch. Ich lerne jeden Tag etwas dazu.
Bei der Besichtigung treffe ich auf die einzigen Wanderer des Tages - ein Pärchen aus Irland, die eine Tagestouren in Richtung Sighișoara gehen.
Nach einer kalten Cola im Schatten einer alten Eiche im Schlosshof, geht meine Tour weiter. Mittlerweile ist es fast Mittag. Wie schnell die Zeit verfliegt. In Criș habe ich dann ein paar Schwierigkeiten den richtigen Weg zu finden. Das liegend aber nicht an der Markierung, ich bin irgendwie in Gedanken versunken. Aber nach drei Anläufen bin ich wieder auf dem Trail. 🤫
Heute geht es rauf und runter, durch die Hügel Transilvaniens. Immer wieder wandere ich über traumhafte Wiesen und durch langestreckte offene Täler. Die Wege sind ziemlich "aufgewühlt", aber fast trocken. Ein Glück das ich nicht im Schlamm versinke.
Als ich in der Mittagszeit durch Florești (Felszendorf) laufe, ist kein Mensch auf der Strasse. Es ist mittlerweile auch richtig schön warm. Im Schatten, mit Blick auf die orthodoxe Kirche, lege ich eine Pause ein. Kurz zuvor bin ich am örtlichen Gemischtwarenladen (Magazin Mixt) vorbei gelaufen. Der Laden ist in einem Container untergebracht und hat Mittagspause - kein kaltes Getränk für mich.
Die letzten Kilometer bis Mălâncrav (Malmkrog) geht es stetig, in einem durch Landwirtschaft geprägtem Tal, bergauf. Gefolgt vom anspruchvollstem Teilstück des Tages - dem Abstieg in den Ort.
Meine Unterkunft im Haus 102 ist schnell gefunden, die Wäsche gewaschen und in der Sonne auf die Leine gehängt. So bleibt vor dem Abendessen noch Zeit die Kirchenburg mit den beeindruckenden Wand- und Deckengemälden zu besichtigen.
Mit der Hüterin der Kirchenburg, Hildi, komme ich schnell ins Gespräch. Sie ist siebenbürger Sächsin und spricht fließend Deutsch. Sie erzählt mir viel über das Dorf und wer meine Nachbarn im Haus 101 und 103 sind. Sie ist der Meinung, das ich hier gut aufgehoben bin. 😆
Zum Abendessen habe ich mich bei einer Dame aus dem Ort angemeldet. Ich bekomme drei hervorragende Gänge und meinen ersten Țuică.Read more
TravelerHilf mir mal auf die Sprünge: woher weißt du, wo du dich wegen Essen melden kannst? Was genau ist ein Tuica? Ich vermute etwas zur Trinken 😉
ZuFussUnterwegsBei der Reservierung meiner Unterkunft habe ich die Ansprechpartnerin für ein Abendessen/Frühstück bekommen. Tuica ist Schnaps.😉
Heute geht es los. Nach einem Frühstück starte ich auf die erste Etappe auf der Via Transilvanica. Da ich in der Nähe von Stejărenii eine Unterkunft gefunden habe, wird die erste Etappe auch nicht gleich so lang. Allerdings ist der Gasthof Hanul din Pădure doch 6km vom Ort entfernt. Aber ich habe eine Telefonnummer bekommen, um einen Fahrer für einen Transfer anzurufen. 😳 Ich hoffe einfach, das mir jemand im Ort beim Telefonieren helfen kann.
Aber erstmal heißt es losgehen. Der Rucksack ist ziemlich schwer, trägt sich aber gut.
Ich laufe durch Sighișoara und dann biegt der Weg ab und geht ziemlich steil bergauf. Die Markierung ist nicht zu übersehen und ein Schild warnt vor Bären in der Dämmerung.
Beim Aufstieg sehe ich schon die ersten Fussspuren von Bären. Das ist ganz schön nahe an den Wohnhäusern. Die Warnmeldungen der letzten Tage haben mich schon etwas nervös gemacht. Die Spuren verringern meine Anspannung nicht. Die Bärenglocke am Rucksack macht auch ohne Sicherungsmagnet keine Geräusche. Also wird sie kurzerhand am Beckengurt befestigt. Jetzt klingelt sie bei jedem Schritt. Damit fühle ich mich etwas wohler. Den bei dem Aufstieg fehlt mir die Luft zum Singen. 😉
Als ich oben auf einer Ebene mit tollen alten Eichen ankomme, treffe ich auf ein Pärchen aus Bacău. Die beiden wollen in den nächsten vier Tagen bis Mediaș. Ich habe für die Strecke mehr Zeit eingeplant. Aber wir treffen uns im Verlaufe des Tages immer wieder. Mich überholen noch zwei junge Männer aus der Nähe von Sibiu. Die beiden sind etwas ambitionierte mit leichten Gepäck unterwegs. Das auch andere Wanderer unterwegs sind, beruhigt mich etwas.
Die Strecke führt ziemlich lange durch den Wald und ab und zu über freie Flächen und Weiden. Es sind keine Schafe hier und somit auch keine Schutzhunde - puh. Aber dafür finde ich immer mehr Bärentatzenabdrücke und Bärenschei... Aber mein Glöckchen klingelt fröhlich vor sich hin. Ich vermute an das Geräusch kann ich mich jetzt gewöhnen, das wird mich die nächste Zeit begleiten.
In Stejărenii habe ich leider keinen Mobilfunkempfang. Also anrufen, um einen Transfer zu organisieren funktioniert schon mal nicht. Aber es ist noch früh und mir geht es gut. So entscheide ich die 6 km bis zum Gasthaus zu Fuß zu gehen. Jetzt treffe ich auch auf die ersten Hunde. Aber die Taktik einen Bogen um sie machen, seitlich wegdrehen und nicht anschauen klappt ganz gut.
Weit komme ich auf der Landstraße nicht, da hält ein Auto neben mir. Der Fahrer deutet mir an einzusteigen. Er heißt Michael und hat ein Haus mit Bienenstock in Stejărenii. Er spricht deutsch. Wir erzählen uns in einer Mischung aus Deutsch und Rumänisch wer wir sind und wo wir herkommen. Einer seiner Söhne wohnt in Nürnberg und ist Zahnarzt.
Als wir beim Gasthaus ankommen ist alles verschlossen und es sieht sehr verlassen aus. Michael bietet mir an mich mit zum Hotel der gleichen Besitzer nach Daneș mitzunehmen. Aber ich lehne höflich ab und wir verabschieden uns. In den Infos zum Check-In sind alle notwendigen Codes aufgelistet und ich kann mein Zimmer aufschließen. Neben mir sind nur zwei Hunde auf dem Grundstück. Die beiden sind aber nur neugierig und knurren mich nicht an.
Am späteren Nachmittag kommt noch eine Dame vorbei, bietet mir einen Kaffe an und erklärt mir wie ich an Getränke komme. Leider habe ich sie nicht nach ihrem Namen gefragt. Den rumänischen Satz kenne ich: Cum vă cheamă? - wie heißen sie?
Sie weiss das ich in Zimmer 2 übernachte und um 19Uhr Abendessen bekomme. Die Betreiber des Gasthauses bringen mir tatsächlich aus ihrem Restaurant heute Abend etwas zu essen. Was für ein unglaublicher Service.
Mit dem Internetzugang per Wifi kann ich mir morgen bestimmt auch einen Transfer organisieren oder ich frage höflich beim Frühstück. 😀Read more
Traveler
An dieses Abendlicht kann ich mich auch noch gut erinnern