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  • Day 15

    Eine kurze gemeine Etappe

    May 31, 2023 in Norway ⋅ 🌬 -1 °C

    Der Wetterbericht kündigte für heute 50 bis 70 Liter Regen an. Das wollte ich mir nun wirklich nicht antun und lieber noch eine zweite Nacht in meiner kleinen heimeligen Hütte verbringen (hatte schon alles vorbereitet und genug Nudeln und drei Dosen Bier gekauft). Der Besitzer vom Campingplatz meinte jedoch, der Wetterbericht gilt nur von hier in südlicher Richtung und da ich ja nach Norden wollte, könne ich ruhig fahren. Die Regenwolken kämen meistens nicht über das vor uns liegende Bergmassiv! Also doch los! Schade eigentlich! Der Berg fing genau bei meinem Campingplatz an und zog sich - bei fiesestem Wetter- über 8 km mit im Schnitt 8-10% Steigung dahin. Auf der Kuppe angelangt zeigte das Navi über 560 Höhenmeter und der Wind ging in einen Sturm über! Zur Abfahrt zog ich alle Jacken und Westen an, die ich mit hatte und rund wie das Michelinmännchen bremste ich mich ins Tal (die Seitenböen warfen mich fast um!)! Aber der Campingplatzwart hatte recht, unten angekommen stiegen die Temperaturen von 2,6 auf tropische 8 Grad, der Regen war verzogen und auch der Wind ließ deutlich nach (und kam dazu noch von hinten). Danke, weiser Mann!! Gut gelaunt und immer wieder begleitet von einigen Rentieren ging es voran, dem anvisierten Campingplatz in jetzt noch ca. 80 Km Entfernung entgegen. Bei der üblichen Apfel-Bananen-Snickers-Mittagspause sprach ich mit einem Norweger, der gerade mit dem Rad vom Nordkapp zurück kam! Er berichtete noch ganz aufgeregt von dem Erlebnis, es bis zum Kapp geschafft zu haben und stachelte auch meine Vorfreude weiter an. Als er allerdings erzählte, dass er fast 20 km das Rad schieben musste, weil ein Sturm ihn immer wieder umwarf, dämpften sich meine Erwartungen wieder etwas. Wir verabschiedeten uns wie gute Freunde und jeder wünschte dem anderen: "nice tripp and take care"!
    Nach dem nächsten wirklich fiesen Berg gings flott bergab und ich freute mich auf die noch zu fahrenden 40 km bis zum heutigen Ziel. In dem Augenblick brach ein Sturm herein mit Schnee und Hagel von der Seite, dass ich das Rad kaum noch halten konnte und gleichzeitig tauchte ein Schild auf: Arctic Fjord Camp 2 km! Die 2 km waren der absolute Wahnsinn, ich musste mich mit gefühlten 30 Grad Neigung in den Wind legen, damit ich nicht über die Leitplanken in den Fjord geweht wurde. Endlich angekommen war nur noch eine große Hütte frei für umgerechnet 160 €. Das war mir zu fett für eine Nacht. Dann lieber unterstellen, das Unwetter abwarten und dann weiter. Dann kam die Chefin vom Platz zurück und bot mir für 50€ einen Wohnwagen an. Da sitz ich nun drin, der Wagen wackelt bei jeder Böe wie die "Fram", das Schiff von Roald Amundsen bei der Suche nach der Nord-West-Passage! Pasta und Arctic Beer schmecken...
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