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  • Day 19

    On the top

    June 4, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 6 °C

    Als ich gestern nach ca. 100 km an meiner Hütte angekommen war, fühlte ich mich noch ordentlich fit und habe ernsthaft überlegt, noch schnell die 25 km bis zum nordkapp durch zu jagen. Aber dann haben die drei Tuborg doch zu sehr gelockt und das Kapp wurde verschoben. Gott sei Dank, das wäre ordentlich schief gegangen! Die 25 km bestehen zu 21 km aus "berghoch" mit 11 bis 13% Steigung, wie ich heute erfahren durfte. Der schlimmste Berg dieser Tour bisher, aber durch das sich nähernde Ziel auch der schönste! Ausnahmslos alle Motorisierten ob Wohnmobil, Auto oder Motorrad machten schon von weitem Lichthupe und alle an Bord winkten wie irre! Das macht schon Spaß und es motiviert ungemein! Auf halbem Berg raste von hinten ein weiterer Radfahrer heran. Jan, the flying dutchman, 65 jähriger Holländer hat mich am Berg ganz schön abgekocht. Da er aber alle 500m ein Foto schießen musste, steamte ich mich immer wieder heran. Anschließend fuhren wir dann zusammen. Jan war in Bergen gestartet, wohnt am selben Campingplatz wie ich, hat ziemlich denselben Plan für die Rücktour und hat genau wie ich heute ein wenig geschummelt! Wir haben nämlich beide unsere gesamten Packtaschen am Rad angebracht, aber alles Schwere vorher ausgepackt (wir mussten ja eh zurück vom Kapp, wollten aber beide dann auch nicht aussehen wie "gewöhnliche" Radler). Es sei uns verziehen!
    Die Ankunft am Nordkapp war grandios, meine dänischen Jagdfreunde hatten sich fast alle über die live Webcam eingeloggt und texteten mich mit WhatsApp Nachrichten zu. Ich konnte mir gar nicht erklären, woher die wussten, dass ich in dem Moment vor die Nordkapp-Halle radele! Sachen gibt's! Vor der Weltkugel gab es dann ein großes Hallo und wir beide wurden sofort von einer Menschenmenge sämtlicher Nationen umringt. Es dauerte eine ganze Zeit lang, bis wir endlich gegenseitig das Foto in Siegerpose vor dem Metalldingens schießen konnten! Vor der Tour hatte ich gedacht, dass mich der ganze Touri-Zirkus eher nerven und die Symbolik dieser eigentlich willkürlich gesetzten Landmarke nicht berühren würde. Pustekuchen! Ich selbst habe mich selten so gefreut und auch die ehrliche Freude aller oben anwesenden strahlte ordentlich zurück.
    So, jetzt ist es auch genug mit der Gefühlsduselei. Heute ist Sonntag, da darf in Norwegen kein Bier verkauft werden! So sitze ich nun mit einer Tasse Tee und feiere meinen Triumph, während vor dem Fenster meiner Hütte pausenlos Busse hoch zum Kapp vorbei donnern (da muss ein riesiges Kreuzfahrtschiff unten im Hafen angekommen sein).
    Morgen früh geht's dann mit den hurtigruten südwärts nach Finnjes und dann hole ich mir noch die wegen Dreckswetter ausgelassenen Vesteralen und Lofoten! Jetzt noch einen leckeren Tee und dann gute Nacht Jim Bob
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