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- Tag 14
- Donnerstag, 8. Juni 2023 um 21:48
- ☁️ 16 °C
- Höhe über NN: 1.881 m
FrankreichMont Ventoux44°10’24” N 5°16’40” E
Etappe 13: Mont Ventoux Triple

Da wir uns heute was großes vorgenommen hatten, krähte der Gockola (Wecker) heute schon um 5:50 Uhr. Unser Gastgeber hatte uns zum Glück das Frühstück am Vorabend schon vorbereitet und auch die Stempelkarten netterweise ausgedruckt.
Um kurz nach 7 Uhr starteten wir das erste Mal auf diesem Trip ohne Gepäck, was sehr sich befreiend anfühlt. Die Beine waren einigermaßen erholt, das Wetter passte und die Motivation war groß. So gingen wir die erste Auffahrt auf den Mont Ventoux von Bédoin aus an (1600 Höhenmeter). Aufgrund des vielen Regens in den vergangenen Tagen hatte es an einigen Stellen Steine und etwas Geröll auf die Straße geschwemmt. Der legendäre Anstieg zurück sich zuerst durch den Wald bis auf 1400m zum Chalet Reynard. Von dort hatte man dann auch die ersten Blicke auf die berühmte Mondlandschaft und den restlichen Streckenverlauf bis zum Gipfel, auf welchem der imposante Turm auszumachen war. Die 6 km bis zum Gipfel gingen vorbei wie im Flug, da man immer beste Aussicht nach unten und auf den Gipfel hatte. Hier begegneten uns auch schon einige Holländer, die offensichtlich an einem Charity Event teilnahmen. Am Gipfel wurden dann die obligatorischen Gipfelbilder gemacht und im Souvenirladen der nächste Stempel geholt.
Voller Tatendrang stürzten wir uns in die Abfahrt nach Malaucène doch nach 50 Metern würden wir durch einen lauten Knall (boum c'est le choc) ausgebremst. Die Ursache war schnell gefunden, es war wieder die Achillesferse in Form von Jürgens Vorderrad. Auf dem Parkplatz würde dann der Schlauch gewechselt und bei genauem Hinsehen wurde der Grund gefunden: die nicht fachmännisch montierten Bremsbeläge, welche den Mantel aufgeschlitzt haben. Kurz zurück zum Gipfel, wo wir mit einem geliehenen Inbusschlüssel die Bremsen neu justierten.
Dann ging es vorsichtig in die Abfahrt nach Malaucène, was uns auch sicher gelangen, da die Straßen in einem einwandfreien Zustand waren. Hier kamen uns auch Heerscharen an Radfahrern, Läufern und Wanderern entgegen, die am Spenden Event teilnahmen.
Im nächsten Radladen wurde dann ein neuer Mantel, Schlauch und Bremsbeläge gekauft und montiert. Nach kurzer Verpflegung ging es dann mit neuem Elan und Optimismus in den zweiten anspruchsvollen Anstieg zum Gipfel, wo es wieder knapp 1600 Höhenmeter zu bewältigen gibt.
Bei steigenden Temperaturen fanden wir schnell einen guten Tritt. Der Schweiß fließt zwar in Strömen, aber die Höhenmeter purzelten auch schnell. Zusätzliche Motivation verschafften uns die holländischen Radfahrer, die wir nach und nach einsammelten. So kamen wir in einen regelrechten flow Zustand und wir waren zuversichtlich, die heutige Etappe zu schaffen. Bis nach ca 500 Höhenmetern ein lautes Knacken das nächste Unheil verkündete: auch hier war die Ursache wieder schnell gefunden - eine Speiche von Constantins Hinterrad war ausgebrochen, was einen Achter aus dem Bilderbuch zur Folge hatte. Wir diskutierten wie wir nun weitermachen können und ein Abbruch drohte. Dann kam die Idee auf, vorsichtig mit ausgehängte Bremse zurück nach Malaucène zu rollen und dort noch einmal in einen Radladen einzufallen. Der zweite Radladen hatte dann einen Mechaniker im Haus, das passende Ersatzteil vorrätig und hatte nach ca 30 Minuten die Speiche getauscht. Als er das Hinterrad wieder einbauen wollte, stellt es sich heraus, dass er das Rad nicht zentriert hatte. Nach dem Mittagessen und einer Wartezeit von weiteren 90 Minuten konnte der Chefmechaniker (le responsible) das Rad zentrieren. Die ganze Reparatur war mit 20 € auch eher ein Schnäppchen.
So hatten wir mit den Reifen und Speichen Problemen ca 4 Stunden verloren und mussten 500 extra Höhenmeter absolvieren.
"Jetzt erst recht" lautete nun das Motto und so nahmen wir erneut den zweiten Anstieg des Tages in Angriff. Auf den Rampen bis zu 13% würde dann der bekannter Song Oizimmerwohnung von MC Bruddaal umgedichtet:
"Da kannschd di drehe und wende
Da kannsch nimmer runterschalte
Da macht nur uffstande Sinn
Zum Glück dass es zum Mont Ventoux nur no 15km sind"
Kaum zu glauben hatten wir nach ca 2 Stunden Auffahrt ohne weitere Pannen weder den Gipfel erreicht. Sogleich möchten wir uns in die knapp 30km lange Abfahrt nach Sault, wo wir uns mit Pizza und Cola stärkten und den Snickers Vorrat auffüllten.
Nach bereits absolvierten 3600 Höhenmetern standen nun die letzten gut 1200 auf dem Menu. Zunächst durch Lavendelfelder ging es bis zum Chalet Reynard auf 20 km und 700 Höhenmeter recht angenehm voran (laut quaeldich eine Nasenbohrer Auffahrt). Ab dem Chalet ging es dann die restlichen 6 km und 500 Höhenmeter auf gleicher Strecke wie bei der ersten Auffahrt des Tages zum Gipfel, jedoch mit zwei Unterschieden: erstens begegnete uns auf der kompletten Strecke kein einziger Radfahrer und zweitens hatten wir statt Sonnenschein nun immer dichter werdende Nebel. Am Gipfel waren wir dann auch komplett allein.
Da ist nun schon 19:15 Uhr war verloren wir keine weitere Zeit und begaben uns in die finale Abfahrt nach Bédoin. Unser Equipment hielt und somit sind wir nun offiziell Mitglied im Club des Cinglés (Club der Verrückten) des Mont Ventoux 😀.
Am Ende standen bei der heutigen Tour knapp 4900 Höhenmeter (für uns beide ein neuer Rekord, davor 3300 Stelvio und Gavia Pass), 8h Fahrtzeit und 7000 Kalorien zu Buche. Ohne größere Blessuren füllten wir bei Pasta und 4 Kugeln Eis die Speicher wieder auf und genehmigten uns Hopfen und Traubenschorle.
Die ursprünglich angepilte Etappe wird voraussichtlich aufgrund der heutigen Ochsentour verkürzt und neutralisiert ablaufen 😄.
Pain au chocolat Counter: 15Weiterlesen
Wahnsinn, Glückwunsch zu dieser Etappe!! (und das ohne Fuentes) [Jan Ullrich]