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  • Day 35

    Es ist wieder mal so weit. Es schneit.

    January 3, 2017 in Argentina ⋅ 🌙 12 °C

    Die Nacht war sehr kalt und als wir wach werden regnet es. Wieder einmal. Nun ja. Typisch patagonisches Wetter wie wir es bereits kennen. Wechselhaft und unberechenbar von früh bis spät. Fabi hat sich die Zähne abgeklappert vor Kälte und Olli konnte die Nacht ganz gut schlafen. Einzig das leichte Gefälle sorgte für ein kurzes Schlafunterbrechen um sich wieder in Position zu rücken. Fabi hatte dementsprechend auch etwas mit dem Aufstehen zu kämpfen und wird dafür mit einer warmen Tasse Kaffee aus dem Bett gelockt.

    Heute steht noch eine etwas größere Wanderung bevor. Dafür wollen wir uns noch kräftig stärken, bevor es los geht. Olli isst Haferflocken mit Rosinen und getrockneten Bananestücken und bei Fabi gibt's warme Pfannkuchen, zubereitet aus Milchpulver, Wasser, gestampften Bananen und Mehl. Sehr leckere Empfehlung von Simon. Nach dem Frühstück packen wir dann unsere Rücksäcke und verstauen sie im Zelt. Der erste Aufstieg ist nicht so weit weg und der Weg zurück führt sowieso wieder am Zeltplatz vorbei. Also geht's mit leichten Gepäck zur ersten Lagune auf unserem Rundwanderweg, der Lagune Torre.

    Der Weg ist steinig und etwas rutschig, da es seit heute früh regnet und sich die Wege mittlerweile zu Schlitterpisten ummodelliert haben. Zur Lagune geht's über einen Deich, der sich scheinbar natürlich über die Jahrhunderte hinweg gebildet hat. Als wir oben auf der Deichkrone ankommen, sehen wir bereits den Gletscher, der diese Lagune speist.

    Hier gibt es jede Menge Gletscher im Parque Nacional de los Glaciares. Sie bilden die weltweit größten Trinkwasserspeicher neben dem arktischen Eis. Es ist gewaltig diese enormen Eismassen zu sehen. Hier in Argentinien scheint man aber auch deren weitere Bedeutung erkannt zu haben und tut alles dafür um diese Eismassen zu schützen. Sie sind nämlich ausserdem äußerst wichtige Klimaregulatoren. Das scheint man hier erkannt zu haben und hat die vorkommenden Gletscher in Argentinien unter Naturschutz gestellt. Zum Park gehören auch weitere vorm Aussterben bedrohte Individuen, wie z.B. der Puma, Condore, Papageien, seltene Pflanzen- und Baumarten usw.

    Auch uns begleiten immer wieder einige Vögel und schauen mit neugierigen Blicken was wir hier treiben. Ein paar Male sind sie uns schon bis auf wenige Zentimeter vor der Nase herumgeflogen und heute wurden wir auch wieder von einem grünen flinken Kelchen zum Frühstück besucht und auf unserem weiteren Weg konnten wir einen Woody Woodpecker bei der Arbeit beobachten.

    Aber zurück zur Lagune Torre:

    Wir laufen weiter bis wir kurz vor dem Gletscher stehen und die riesige Gletscherzunge bis zu den Wolken erblicken können. Da die Sicht heute so diesig ist, scheint sie gar kein Ende zu nehmen. Der Regen hat uns heute Morgen ganz schön im Griff und je mehr wir uns dem Gletscher nähern, desto nasser wird es. Trotzdem hat der Anblick etwas faszinierendes mit dem Nebel. Mystisch beeindruckend. Wir drehen am Ende des Wanderweges um und laufen zurück zum Zeltplatz. Das Zelt wird heute ausnahmsweise nass eingepackt, aber wir werden es ja bereits heute Abend wieder aufbauen.

    Komplett bepackt führt uns der Wanderweg weiter durch dichtes Dickicht und urige Wälder. Es geht bergauf und bergab. Die Rucksäcke lassen sich schon ganz schön schleppen. Mit jedem Kilometer mehr, merkt man auch das Gewicht auf den müden Knochen. 3/4 der Strecke sind geschafft. Wir sind an den Lagunen Hija und Madre angekommen. Jetzt kann es bis zum nächsten Zeltplatz nicht mehr weit sein. Hier legen wir eine etwas längere Mittagspause ein und geniessen den Blick in die Ferne, bei dem sich Wolkenmassen an den Bergfronten abregnen um dann über diese hinweg zu ziehen. Ab und zu wird dann auch eine kleine Ecke des dahinter liegenden Bergmassivs Fitz Roy sichtbar. Auf den Anblick hoffen wir schon den ganzen Tag.

    Als wir dann fast im Camp angekommen sind, wollen wir es kaum glauben. Der Regen hat aufgehört und plötzlich kann man einen Teil der Bergkette hinter den dicken Nebelschwaden erkennen. Aber ganz wollen die Wolken leider nicht davon ziehen. Nach einer kurzen Beobachtung packen wir unsere Sachen und gehen die letzten Meter bis zum Zeltplatz Poincenot. Hier warten schon so einige Camper auf uns. Es ist kaum noch ein freier ebener Liegeplatz zwischen den Bäumen zu finden.

    Fündig werden wir letztlich doch und nach dem Zeltaufbau wird auch gleich gekocht. Wir haben beide richtig Kohldampf. Kein Wunder nach einem langen Marsch. Gesättigt blicken wir noch einmal aus dem Zelt und werden heute doch noch einmal mit einem Blick auf den Fitz Roy belohnt. Prima. Dann hat sich der Marsch durch den Regen heute doch gelohnt. Zu später Stunde wandelt sich der Regen dann sogar noch in Schnee. Nun ja. Wir sind hier eben in Patagonien. 👍
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