Villa Esche (Außenanlage)
14. juli 2024, Tyskland ⋅ ⛅ 23 °C
1903 von Henry van de Velde für den Textilfabrikanten Herbert Esche
Das 1903 in einem Villenviertel errichtete Wohnhaus des Strumpffabrikanten Herbert Esche (1874-1962) entstand nach Entwurf und unter Bauleitung des belgischen Künstlers Henry van de Velde (1863-1957). Der Begriff Architektur würde hier zu kurz greifen, denn van de Velde gestaltete - dem künstlerischen Ideal des gerade aufkommenden Jugendstils gänzlich entsprechend - ein Gesamtkunstwerk aus Architektur, Innenausstattung und Freiraumgestaltung. Von der Einfriedungsmauer mit Toranlage und Terrassen mit Blumenkästen über die Architektur mit den an Möbelentwürfe gemahnenden Fassadengliederungen, die innere Disposition mit zentraler Halle und umgebenden Raumfolgen bis hin zu Wandbespannungen, Stuckdecken, Beleuchtungskörpern, Mobiliar und Türbeschlägen tragen sie seine gestalterische Handschrift. Die aufwendige Sanierung von 1998 bis 2001 umfasste auch Teilrekonstruktionen des Gebäudes und der Gartenanlage mit zugehöriger Remise.
Bauherr und Künstler waren sich auf der Dresdner Kunstgewerbeausstellung 1897 begegnet, wo van de Velde die damals spektakuläre Innenausstattung des Geschäftes L'Art Nouveaus aus Paris präsentierte. Der zuerst als Maler tätige Belgier hatte sich um 1890 dem gestaltenden Entwerfen zugewandt und alsbald einen Namen als Typograph, Buchgestalter und Innenarchitekt gemacht. Als Architekt war er bereits mit dem Entwurf für sein eigenes Wohnhaus in Uccle /Ukkel bei Brüssel in Erscheinung getreten.
1902 von Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar- Eisenach nach Weimar berufen, gründete Henry van de Velde mit der dortigen Kunstgewerbeschule den nicht nur administrativen, sondern auch inhaltlichen Vorläufer des späteren Bauhauses. Die enge Verbindung von Architektur und Kunst mit der handwerklichen Tradition geht auf seinen gesamtkünstlerischen Ansatz zurück. Der Belgier musste Deutschland wegen der politischen Verhältnisse im Ersten Weltkrieg verlassen. Als seinen Nachfolger an der Kunstgewerbeschule schlug er Walter Gropius vor, der die Einrichtung 1919 zum Bauhaus reformierte.
Nach wechselvoller Geschichte seit 1945 erwarb die Stadt Chemnitz 1998 Grundstück und Villa gerade noch rechtzeitig, um den zunehmenden baulichen Verfall zu beenden. Das Haus ist heute den Kunstsammlungen Chemnitz angegliedert, kann als architektonisches Juwel von europäischem Rang besichtigt werden und wird mit einem breiten Programm öffentlicher Veranstaltungen bespielt. In der Remise hat sich ein Restaurant gehobener Qualität etabliert.Læs mere



















