• Huayna Potosí 🏔️ - 6088m

    Aug 2–3, 2024 in Bolivia ⋅ ☀️ 17 °C

    Bis vor ein paar Wochen war ich fest davon überzeugt, dass es mir genügt, mit dem Rad auf knapp 5000m Höhe zu kommen und ich nicht noch höher hinaus muss.
    …bis mir ein anderer Bikepacker ein Gipfelbild bei Sonnenaufgang gezeigt hat. Über den Wolken. Mit Blick auf die Cordillera Real.

    Dieser Moment hat dazu geführt, dass ich mich freiwillig nachts um 1 auf eine 9-stündige Wandertour im unvorstellbar langsamen Schneckentempo begeben habe. Zitat Caro Gaugel: #selberschuld.

    Doch jetzt von Beginn:

    Der Huayna Potosí ist einer der am häufigsten bestiegenen 6000er, da er von La Paz in Kürze zu erreichen ist und technisch keine große Herausforderung darstellt. Perfekt also, um sich als Neuling an diese Höhen ranzutasten.

    Tag 1 begann mit der Verteilung der Ausrüstung für die Hochtour: von warmer Kleidung, über Wanderstiefel, bis hin zu Steigeisen und Pickel haben wir alles von den Organisatoren gestellt bekommen.
    Dann ging’s mit einem Multivan, dessen Dach mit unserer Ausrüstung schwer beladen war, zum Basecamp auf 4700m Höhe.

    Nach einem schnellen Mittagessen und 2 Gläsern Cola sind wir mit unserem Guide Pedro bis zum High Camp auf 5200m gewandert. Pedro kann schon gar nicht mehr mitzählen, wie oft er auf dem Huayna Potosí war. Die Tour ist für ihn so routiniert, dass er während der Gletscherdurchquerung sogar zeitweise die Bolivianischen Nachrichten am Handy liest 😅

    Angekommen auf dem High Camp gabs Kokatee, Kekse und Kaffee - alles natürlich mit viel Zucker, um besser mit der Höhe klarzukommen. Nach dem Abendessen um 18:00 und einer kurzen Einweisung der Guides war „Nachtruhe“ angesagt.
    Ruhe war in der kleine Hütte, für viel Schlaf haben die 6h allerdings nicht gereicht.
    Pünktlich um Mitternacht klingelte der Wecker und wir haben uns allesamt im Zwiebelprinzip angezogen, um uns für die nächtliche Kälte auf dem Gletscher zu wappnen.

    01:00 Uhr: Abmarsch. In 3er Seilschaften haben wir den Weg in Richtung Gipfel angetreten. Anfangs war es echt aufregend und spannend, die Höhenmeter hinter sich zu bringen. Doch nach 2h des langsamen Gehens bei Dunkelheit und der immer dünner werdenden Luft dachte ich mir dann doch kurzzeitig, wie schön es ist, tagsüber mit mehr als 2km/h in den Alpen zu wandern und die Aussicht genießen zu können.
    Irgendwie wann hat die nächtliche Trance in einen gewissen Flow geführt und dann war auch schon das Morgenrot sichtbar und der Gipfel nicht mehr weit.

    Während der letzten 200 Höhenmeter ist die Luft wirklich richtig dünn geworden und die finale Kraxlerei hat mir wortwörtlich den Atem geraubt. Doch oben angekommen war ich einfach nur überwältigt.
    Überwältigt, dass wir es ohne Höhenkrankheit geschafft haben und vor allem überwältigt von dem Sonnenaufgang über den Wolken. 🌄

    Überglücklich sind wir die Höhenmeter leichgfüßig wieder bis zum High Camp abgestiegen. Dort hat der Koch bereits mit einer warmen Suppe auf uns gewartet. Dass es gerade mal morgens um 9 Uhr war, war in diesem Moment zweitrangig.
    Entspannt und auch etwas erledigt sind wir den Rest bis zum Basecamp abgestiegen, haben unsere Ausrüstung wieder abgegeben und waren nachmittags zurück in La Paz.
    Unglaublich, wie schnell alles wieder vorbei war. Doch zum Glück existieren Erinnerungen, von denen man noch viel länger zehren kann!🏔️☺️
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