• Potosí und die Minen

    2024年8月20日, ボリビア ⋅ ☀️ 9 °C

    Potosí - das Zentrum der Minen.

    Bereits während unserer Stadtführung in Sucre haben wir erfahren, welch immensen Einfluss Potosí früher aufgrund des hohen Silberaufkommens auf gesamt Südamerika hatte. Beispielsweise wurde Sucre von den Spaniern nur deshalb gegründet, weil Potosí zu hoch liegt und es dort zu kalt ist. Andernfalls wäre Potosí das Zentrum des Imperiums gewesen.

    Mittlerweile gibt es rund um Potosí dutzende Minen, in denen verschiedenste Mineralien abgebaut und hauptsächlich nach China und Indonesien verkauft werden.

    Einige dieser Minen, in denen ganz normal gearbeitet wird, kann man besichtigen. Xaver und ich haben uns für die Tour entschieden, bei der man bis 70m unter den Erdboden kraxelt.

    Diese 3h zeigten uns eindrucksvoll die nackte Wahrheit der Arbeitsbedingungen in den Minen.
    Bilder, die wir nie wieder vergessen werden.

    Nachdem wir von der Tourenagentur mit Gummistiefeln, Jacke, Hose und Helm mit Lampe ausgestattet wurden und Geschenke für die Minenarbeiter (Kokablätter, Softdrinks und 96%-igen Alkohol) gekauft hatten, hieß es: Maske oder Buff anziehen, Licht an und rein in den Tunnel der Mine „Candelaria“ auf 4300m Höhe.

    Auf dem Weg nach drinnen mussten wir immer wieder den Arbeitern (bis auf eine Frau nur Männer), Platz machen. Denn diese sind mit ihren Wägen auf den Schienen zwischen drinnen und draußen geeilt. Akkordarbeit.

    Nach einigen Minuten wurde der Weg immer enger, dunkler und niedriger, sodass wir auch nicht mehr aufrecht gehen konnten. Und dann hieß es kriechen: denn um bis in das „2. Untergeschoss“ der Mine zu kommen, mussten wir durch aufgesprengte Tunnel, durch die wir nur liegend gepasst haben, durchrobben. Der Staub wirbelte sich so auf, dass die Luft immer unangenehmer wurde und die Kraxlerei für mich alles andere als ein Spaß war.
    Zuletzt haben eine Sprengung mit echtem Dynamit durchgeführt: erst haben wir das Dynamit geknetet, dann mit der Zündschnur verbunden, diese angezündet, das Bündel in die Wand gesteckt, und dann hieß es weglaufen und warten. Nach 2 Minuten ist das Bündel - lauter als erwartet - explodiert und wir mussten den Tunnel möglichst schnell komplett verlassen, da die Explosion so viel Staub verursacht hat, dass die Sicht fast komplett weg war und der Staub bis in den Rachen gekommen ist.
    Die Minenarbeiter zünden mindestens 10 Bündel auf einmal an, und haben keine 2 Minuten, sondern nur wenige Sekunden, um sich in Sicherheit zu bringen.

    Und jetzt stellt euch vor, dort drinnen 5-6 Tage die Woche zu verbringen, die ganze Zeit hoffen zu müssen, auf verwertbare Mineralien zu stoßen, um nicht ohne Geld nach Hause zu gehen. Zu hoffen, dass während der Sprengungen keine umliegenden Felsen einstürzen, dass sich die Lunge von dem ganzen Staub und die Ohren von dem Lärm der Explosionen wieder erholen und die Gesundheit möglichst lange mitmacht.

    Die Arbeitsverträge werden ausschließlich mündlich beschlossen, denn so können - entgegen dem Gesetz - auch Minderjährige arbeiten.
    Viele fangen bereits mit 14 oder 15 an, in der Mine zu arbeiten. Entweder, um die Familie mit zu finanzieren oder sich Geld fürs Studium anzusparen. Manche freiwillig, manche gezwungenermaßen.

    Laut unserem Guide sind allein dieses Jahr bereits 80 Arbeiter in den Minen von Potosi verstorben. Erst letzte Woche 3 junge Männer im Alter von 24-26.

    Wer beschwert sich jetzt noch über unsere europäischen Arbeitsbedingungen?
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