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  • Day 34

    Phnom Penh

    August 6, 2016 in Cambodia ⋅ ⛅ 26 °C

    Ich hatte mir extra noch ein Hostel für Phnom Penh gebucht, damit ich eine Adresse habe, zu der ich mich bringen lassen konnte, musste bei Ankunft dann aber feststellen, dass es das gar nicht mehr gibt. Nun gut, ein Tuktukfahrer brachte mich zu einem anderen, in dem ich drei Nächte bleiben werde.
    Am ersten Abend musste ich tatsächlich mal wieder allein essen, unterhielt mich dann aber später noch mit einer sehr netten Spanierin, die mir noch ein paar Tips für die Sehenswürdigkeiten hier gab. Denn ein bisschen was wollte ich mir hier schon anschauen. So war ich am Freitag dann zuerst im Nationalmuseum und legte danach eine Pause bei den Daughters of Cambodia ein, ein inzwischen unabhängiges Sozialprojekt, das Frauen aus der Prostitution hilft, welches Lena und Micha eine Zeit lang unterstützt hatten. Sehr schön dort, nettes Café und voll hübsche Sachen zu kaufen! Anschließend besichtigte ich noch den Königspalast bei herrlichem Sonnenschein. Da mich davor ein Tuktukfahrer angesprochen hatte, ob er mir nicht ein bisschen die Stadt zeigen solle, hatte ich auch für danach schon ein Programm. Das war aber wirklich ziemlich cool, er erklärte mir viel zur Stadtgeschichte, zeigte mir einen Baum mit Riesenfledermäusen und das Unabhängigkeitsdenkmal. Kambodscha war 100 Jahre lang französische Kolonie, im Nationalmuseum gab es auch einen Raum zum zweiten Weltkrieg, wo Kambodscha Frankreich unterstützte und Verluste durch deutsche U-boote erlitt. So wird man auch immer wieder auf die Geschichte des eigenen Landes zurück geworfen.
    Heute habe ich mir dann das richtig harte Programm angetan: die "killing fields" und das "Tuol Sleng Prison Museum". Ich weiß ja nicht, wie viel ihr über die Geschichte Kambodschas wisst, ich bisher nicht so viel, hatte aber nun immerhin schon einiges über den Völkermord gehört. Eine grausame Geschichte, die noch gar nicht so sehr lange her ist. Von 1975 bis 1979 starben fast ein Viertel der Bevölkerung durch ihre eigenen Landsmänner aufgrund der irrsinnigen kommunistischen Ideologie einer Partei (Rote Khmer) unter Leitung eines gewissen Pol Pot. Er ließ alle verhaften, die Intellektuellen, die Künstler, die Aufgeschlossenen und Weltoffenen. Es reichte auch schon, eine Brille zu tragen oder weiche Hände zu haben. Nach Verhaftung erfolgte Folterung, bis die Gefangenen ein Schuldgeständnis unterschrieben und damit offiziell getötet werden durften. Das Gefängnis war beklemmend, die Massengräber nicht weniger. Bestürzt hat mich, dass auch nach der Befreiung durch Vietnam, die Roten Khmer als Partei weiterhin durch die UN anerkannt blieben. Europa war so mit sich selbst und dem kalten Krieg beschäftigt, dass die Verbrechen in Kambodscha weitgehend unbekannt blieben. Erst 20 Jahre später fanden Prozesse gegen die Hauptdrahtzieher statt, die sich bis dahin ein schönes Leben machten. Unglaublich.
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