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  • Day 5

    Auf dem Weg nach Vinales

    November 27, 2016 in Cuba

    Nach dem Frühstück sind wir mit gut gepackten Rucksäcken auf dem Rücken zum Viazul gelaufen. War irgendwie gut, das die Casa Particula (Privatpension) direkt ums Eck war. Auch Rückentechnisch geht es sogar recht entspannt, da der Hüftgurt vom Rucksack gut entlastet.

    Michel haben wir noch gefragt ob er einige Postkarten für uns einwerfen kann, erst meinte er ja. Dann fragte er wo wir als nächstes hinfahren und sagte dann, das es in Vinales auch eine Post gebe. Seine Casa Particular war sauber, die Zimmer ordentlich. Seine Frau und Stieftochter waren total nett. Aber er ist ein Depp. Er wirbt damit, dass er deutsch spricht. Aber wenn man sich über etwas erkundigen will, vermittelt er einem das Gefühl die Fragen wären lästig. Kein Servicegedanke und NICHT hilfreich. wohntechnisch in Ordnung, servicetechnisch einfach Pech.

    Beim Viazul soll man 30 Minuten vor der Abfahrt sein. Mit unserem Ticket bin ich zum Check-in Schalter und habe für meinen einen Ausdruck einen anderen bekommen, der dann das Ticket war. Abfahrt sollte 8:40 Uhr sein, tatsächlich losgefahren sind wir um 8:44 Uhr laut der Uhr im Bus. Meine Armbanduhr zeigte die gleiche Uhrzeit an.

    Auf der Straße ist wenig los. Ich vermute das wir Autobahn gefahren sind. Zwei Spuren in die eine Richtung - Mittelstreifen (Gras oder Beton, bei uns wären da Leitplanken) - zwei Spuren in die Gegenrichtung. Der Straßenzustand ist relativ gut, aber etwas uneben. Die paar Schlaglöcher sind überschaubar und wenn vorhanden, nicht sehr tief. Fühlt sich an wie unsere alten Plattenautobahnen. Etwas wacklig/holprig. Der Bus selbst ist technisch in relativ gutem Zustand, fühlt sich sicher an ist aber zum Teil schon etwas runtergekommen. Die Rücklehnen sind ausgeleiert. Alle 10-15 Minuten habe ich einen Liegesitz, den ich dann immer wieder hochstelle. Ich finde es irgendwie ganz witzig.

    Nach ca. 1 Stunde haben wir für 10 Minuten in einem Biosphärenreservat 'Las Terrazas' Pause gemacht. War idyllisch auf einem Hügel an einem See. Ich bin sitzen geblieben, der Rest vom Bus ist ausgestiegen. Mach 10 Minuten wurde die Bustür zum Einsteigen geöffnet und 5 Minuten später kurz gehupt um die fehlenden zu animieren und 2 weitere Minuten später wurde losgefahren und der Bus hatte plötzlich 4 freie Plätze. Krass, aber ansich richtig. Der Busfahrer muss einen Fahrplan einhalten und es gibt genug Leute die bei solchen Reisen andere nerven, weil sie dauernd zu spät kommen. Das Gepäck wird vermutlich an der gebuchten Station ausgeladen (wurde sortiert nach Ziel Pinar del Rio und Ziel Vinales) und die sitzen gelassenen müssen halt selbst sehen wie sie weiter kommen. Bevor sich jetzt alle aufregen: der Flixbus fährt auch immer pünktlich los ohne Rücksicht auf zu spät kommer.

    Als wir in Vinales ankamen standen da recht viele Frauen mit Visitenkarten und haben beim aussteigen schon recht aufdringlich damit gewedelt. Mich nervt sowas, beim Aussteigen erst mal über irgendwelche Leute steigen zu müssen um an das Gepäck zu kommen. Allein wegen dem Verhalten sag ich schon nein, wenn sie mir ein Zimmer vermieten wollen.

    Als wir die Rucksäcke aufgesattelt haben, fragte eine Frau ob sie uns kurz stören darf. Sie vermietet ein Zimmer. Wir sind dann mit ihr mit. Das Zimmer kostet pro Nacht 20 CUC und hat zwei Betten. In Havanna haben wir zusammen in einem Bett geschlafen, das so groß war wie eines hier....Plaaaatz! Wir sind in der Casa Mercedes y Ernesto. Ebenerdig, vorne eine schöne Terrasse mit 2x zwei Schaukelstühlen und innen nach hinten raus größer als es von vorne den Anschein hat. Wir haben ein großes blaues Zimmer mit schönem Bad.

    Mercedes ist ein kleine Person die straffe Effizienz ausstrahlt! Sie ist Lehrerin hier in Vinales an der Schule und spricht ein super englisch. Was Kubaner scheinbar immer als erstes Fragen ist ob man verheiratet ist und ob man Kinder hat...und wenn ja, wieviel. Sie hat einen Sohn und uns auch gleich ein Bild gezeigt. Süßer Bursche. Wir hatten noch nicht mal ganz ausgepackt, da schlug sie schon Ausflüge vor. Und doch irgendwie nett und nicht penetrant.

    Wir haben dann am Nachmittag einen Ausflug mit dem Horse-Car gebucht. Wir wurden abgeholt von einem jungen Mann, der vlt. 16 oder 17 war mit seinem Pferdefuhrwerk. Wer eine Kutsche erwartet hat (wie ich) liegt da falsch. Es handelte sich um einen Einachser mit zwei Holzbänken, so dass man sich gegenüber saß und einer kleinen metallenen Einfassung zum festhalten. Mein erster Kommentar: Stephan es kann sein, dass du mich ein wenig schieben musst! Normalerweise nutze ich im Urlaub keine Pferdekutschen, aber das Pferd sah gut genährt und gut behandelt aus. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass der Junge das ganze nicht ganz so professionell macht wie manch andere. Er wirkte eher so, als ob er gerade direkt vom Feld kam, mit seinen kniehohen Gummistiefeln.

    Ich kam in den Karren, Stephan auch und los ging die Fahrt. Wir sind ca. 5 km gefahren, auf das letzte Stück hat das Pferd beschleunigt. Ich habe den Horse-Car-Driver dann gefragt: Home? Er hat gegrinst und genickt. Also sind wir zu ihm nach Hause gefahren, dort hat er sein Pferd im Schatten geparkt und wir sind über ausgetrocknete Felder zu seinem Nachbarn gelaufen. Der war ein alter Tabakbauer, evtl auch der Großvater des Jungen. Eine schlichte Hütte zum wohnen, einige angebundene Pferde die grasten, sein kleiner Enkelsohn der zwei Ziegen wie ein Gespann vor sich hergetrieben hat, 5 Hunde und eine Katze. Wir sind dann zu viert in die Tabaktrocknungshütte, der Bauer, der Junge, Stephan und ich. Das wirklich lustige war, die beiden konnten nur spanisch und wir nicht. Und trotzdem hat die Verständigung irgendwie geklappt!!! Getrockneter Tabak riecht nach nichts, erst durch die Fermentierung riecht er wie wir ihn kennen und dadurch bildet sich auch das Nikotin. Für das rollen wird der Blattstängel (zuviel Nikotin) entfernt. Und das beste Blatt wird für das Deckblatt verwendet. Als er das rollen erklärt hat, hat der Bauer eine Zigarre gerollt und uns auch den Tabak mal fühlen lassen. Fühlt sich an wie sehr dünnes Leder. Eine Zigarre hat es dann auch zum rauchen gegeben, ziemlich stark, und Stephan war es nach kurzer Zeit richtig schwindelig, trotzdem voll aufgeraucht. Gekauft haben wir dann auch noch welche. Diese Zigarren gibt's in keinem Laden!

    Dann sind wir wieder zurück zum Pferdekarren. Das bäuerliche Handwerkszeug waren Pflug und Egge für Pferde oder Ochsen. Er war ein Kleinbauer, ähnlich wie bei uns früher auf dem Dorf eigentlich jeder selbstversorgende Landwirtschaft betrieben hat. Bloß das man in diese Ecke hier wo wir waren vermutlich nicht mal mit einem Traktor hinkommt. Kein einfaches Leben.

    Auf dem Rückweg gab es einen Fotostopp beim Mural de la Prehistoria. Das ist ein Felswandgemälde eines kubanischen Künstlers von 1961, dass die Evolution der Menschheit darstellt: vom Fossil zum Mensch, es ist 120 m lang und sicher 50m hoch.

    Ich habe heute trotz Sprachbarriere über Zigarren gelernt:
    - die Spitze (das Mundstück) anfeuchten. Das geht mit anlecken, Honig drauf schmieren (was wir heute probierten) oder in Kaffee tunken
    - beim Anzünden drehen
    - unsere gekauften halten ca. 1 Jahr
    - nicht in der Nähe von Shampoo, Duschgel oder Parfum lagern/transportieren
    - die Spitze (das Mundstück) ca 2 mm abschneiden, alternativ mit etwas spitzen ein Loch rein stechen.
    - es gibt einen Tabakwurm, wir sollen in Deutschland die Zigarren in Plastikbeutel/Frischhaltefolie tun und 3 Tage einfrieren, 3 Tage in Kühlschrank tun und dann 3 Tage bei Zimmertemperatur lagern um den eventuellen Tabakwurm zu töten. So verpacken, das die Zigarre später nicht nach Stinkekäse riecht und schmeckt. Der frisst wohl sonst die Zigarre.

    Die “Herren“ spucken beim Zigarre rauchen gerne aus, wegen dem teils starken Geschmack. ICH spucke nicht. Ich lebe mit dem Geschmack!

    Laufleistung Tag 5: 8,72 km (es kann aber auch sein, dass durch die holprige Busfahrt der km-Zähler hochgetacktet wurde)
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