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  • Day 9

    Jonte schmeißt hin

    September 5, 2023 in Albania ⋅ 🌬 28 °C

    Den gesamten Abend verharrten wir im Bulli und machten alle Schotten dicht. Viel zu groß war die Angst, einem ungebetenen Gast zu begegnen. Jules schlotterten die Knie, als er sich vor dem Schlafen gegen noch seiner erledigen musste. Zu unserer Erleichterung wachten wir am nächsten Morgen trotz eines nächtlichen Konzerts an Tiergeräuschen wohlbehalten auf. Maria hielt wohl ihre schützende Hand über den Bus. Von unserem einsamen Stellplatz in den Bergen zogen wir weiter in die letzte Küstenstadt vor der albanischen Grenze. Ulcinij sollte eine Kombination aus historischer Altstadt und Saufparadies sein. Von unserem bewährten Friedhofsparkplatz (beste Möglichkeit, um Parkgebühren zu sparen) liefen wir auf direktem Weg in den ummauerten alten Stadtkern. Weder erwarteten uns eine Schaar von Touristen noch Souvernirshops oder restaurierte Bauten. Ganz im Gegenteil, denn eine große Fläche der Altstadt, der Teil, der vor Jahren mal als Freilichtmuseum Besucher anlocken sollte, war nun verwildert. Müll lag herum, Türen waren notdürftig verrammelt und die Vegetation hatte die Oberhand übernommen. Jules, denen Lost Places auf merkwürdige Weise faszinieren, war begeistert, während sich Jontes Begeisterung in Grenzen hielt. Der hintere, dem Meer zugewandten Teil der Stadt, war dazu ein krasser Gegensatz. Schilder wiesen auf erstklassige Hotels und Restaurants hin. Das Gewirr der Gassen sorgte dafür, dass wir, auf der Suche nach einem Ausgang, bald jede Ecke mehrfach erkundet hatten. Ein merkwürdiges Gefühl verfolgte uns weiterhin, denn trotz schön aufbereiteten Hotels und Restaurants war die Altstadt fast menschenleer. Ganz anders sah dies im eigentlichen Zentrum und Strand der Stadt aus. Nach unserem Gefühl verbrachten vorrangig Einheimische hier ihren Urlaub, dementsprechend konnten wir einen unverfälschten Eindruck der restlichen Stadt gewinnen.
    Mittags rollte der Bulli schon wieder mit Kurs auf die albanische Stadt Shkodër. Auf dem Weg hatten wir allerdings noch eine Hürde zu nehmen: die albanische Grenzkontrolle. Nur durch einen Zufall fiel und am Vorabend auf, dass uns die sog. grüne Karte, ein Versicherungsnachweis für außerauropäische Länder, fehlte. Zwei Sorgen trieben uns um, als wir die Grenze zu Albanien erreichten: Reicht unser Personalausweis als Nachweis aus und müssen wir eine Bestätigung der Kfz-Versicherung vorlegen? Als Jules dem Beamten die Papiere aushändigte, hielten J&J beide den Atmen am. Doch dann und ohne den Pässen wirklich eines Blickes zu würdigen, wurden wir kurzerhand durchgewunken. Da ist es für zwei Männer schwieriger am Türsteher vorbei in den Club reinzukommen, behauptete Jonte.
    Die Mittagspause verbrachten wir an einem See unweit der Innenstadt Shkodërs. Was auf dem Weg von Albaniens Grenze bis in die Innenstadt auffiel, waren drei möglicherweise korrelierende Phänomene. Wir sahen bis dato eine hohe Dichte an Fahrradfahrern, an jeder zweiten Ecke eine Tankstelle, von denen jede zweite verlassen war und mindestens genauso viele Autowerkstätten. Nachmittags schlenderten wir durch die Stadt und wagten uns sogar mal in ein Museum. Das Museum of National Photography weckte bei Jules wohl hinsichtlich der Thematik besonderes Interesse, ein zivilisierter Toilettengang lockte J&J aber mindestens genauso stark in die Ausstellung. Anschließend gönnten wir uns jeder zwei wohlverdiente Eiskugeln. Beim ersten Schlecken kleckerte Jonte auf seinen Fuß und während des Versuchs, den Klecks zu entfernen, fiel ihm doch glatt die ganze Kugel auf den Boden. Bedröppelt wie ein kleiner Junge blickt er sein um die Hälfe geschrumpftes Eis an. Es musste trotzdem weitergehen, auch wenn‘s hart war. Den Abend und die Nacht verbrachten J&J auf einem wunderschönen Weingut, umringt von Reben, zu Füßen der albanischen Alpen. Zum ersten Mal gab es signifikante Abwechslung beim Abendessen: auf dem Plan standen Wraps, die wir uns während des Sonnenuntergangs schmecken ließen. Währenddessen nahmen wir die weitere Planung für Albanien und co bis in die späten Abendstunden vor.
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