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- Day 10
- Monday, March 4, 2024
- ☀️ 23 °C
- Altitude: 476 m
 MoroccoSouks de Marrakech31°37’43” N  7°59’16” W MoroccoSouks de Marrakech31°37’43” N  7°59’16” W
Märchenhaftes Marrakech
 March 4, 2024 in Morocco ⋅ ☀️ 23 °C
 March 4, 2024 in Morocco ⋅ ☀️ 23 °C
						
								Der erste Kulturschock ist überwunden. Dabei hilft, dass Marrakesch deutlich touristischer als Fès daher kommt, das mir am Tag zuvor noch so fremd vorkam. Auf eine Art ironisch, dass ich mich über die Gesellschaft von anderen Touristen freuen kann. Wie in Fès liegt auch hier der Bahnhof in der Neustadt, und es ist ein längerer Spaziergang zum Hostel. Die Verbindungsstraße zur Altstadt ist jedoch längst nicht so trostlos wie zuvor erlebt, sondern so, wie man es bei einer Großstadt erwartet: Geschäfte, Restaurants und Parks an den Seiten und Menschen, die zu Fuß unterwegs sind. Kurzum: Rings um die Altstadt erwartet mich wieder gewohntes Treiben.
Das sogenannte historische Zentrum hat es wieder in sich. Der erste Berührungspunkt ist der Marktplatz, ein Hotspot für alle Touristen und Straßenverkäufer. Es wird einem einiges geboten – alle geben ihr Bestes, um den Touristen zum Kauf anzuregen. Pferdekutschen, Schlangenbeschwörer, Fotos mit angeketteten Affen in makaberen Outfits, Glücksspiele, Zielschießen, Sonnenbrillenverkäufer, zahlreiche Stände, die Fruchtsäfte anbieten und schnelles Essen auf die Hand. Es wirkt alles wie ein großes Schauspiel, bei dem mit allen Mitteln versucht wird, Geld zu machen. Mittlerweile habe ich ein Gespür dafür, Desinteresse zu verkörpern, und kann mich somit vor den nervigen Anfragen bewahren. Das Touristengeschäft muss verrückt machen. Anders kann ich mir die penetrante und übergriffige, teilweise respektlose Art mancher Verkäufer nicht erklären, denn diesen Eindruck bekomme ich im Gespräch mit Einheimischen nicht widergespiegelt.
Je mehr man bei der Betrachtung des Geschehens zurücktritt, desto bizarrer kommt einem das Treiben vor. Wenn man genau hinsieht, dann erkennt man die Armut und Auswegslosigkeit der Leute. Die Geschäftsidee ist immer gleich: den Touristen zu unterhalten und den Anschein zu erwecken, in die marokkanische Kultur einzutauchen. Verzweifelt springen diejenigen, die nicht viel haben, darauf an und versuchen, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. So kommt es, dass auf dem Platz ganze 20 Kutschen mit einem vorgespannten Paar an Pferden auf die nächste Fahrt warten. Das Geschäft ist umkämpft. Die Leidtragenden sind in diesem Fall auch die Tiere.
In den Gassen der Medina geht es nicht anders zu als in Fès, mit dem Unterschied, dass hier auch Tuk-Tuks, Roller, Esel mit Karren und Fahrräder durchfahren. Das macht die Sache nicht gerade entspannter. In den überdachten Bereichen liegt ein unangenehmer Geruch in der Luft. Dennoch fühle ich mich in der Medina von Marrakesch bereits deutlich wohler. Vielleicht gewöhne ich mich langsam an das Treiben, vielleicht ist es auch die Anwesenheit anderer Touristen, die mich sicher fühlen lässt.
Auffällig ist – in Marrakesch nicht anders als in Fès – man sieht fast ausschließlich Männer in der Altstadt. Frauen fallen mir nur bettelnd am Straßenrand auf. Ein seltsames Bild. Auf der Suche nach einem Stadtpark, um die Eindrücke verarbeiten zu können, merke ich, wie unterschiedlich das Leben außerhalb des Stadtkerns für die Bewohner sein muss. In Neustadtnähe wirkt Marrakesch bedeutend entwickelter und bei weitem weniger von offensichtlicher Armut geprägt. Mein Eindruck von Marrakesch ist zweigeteilt. Für einen Teil der Einheimischen hat die Stadt jedenfalls ziemlich wenig damit zu tun, was mir in der Altstadt suggeriert wird. Überspitzt gesagt, wird dem Touristen lediglich ein Märchen über Marrakech erzählt. Authentischer, denke ich im Rückblick, ging es in Fès zu.
Ich freue mich auf den zweiten Teil der Marokko-Reise, auf die Wüste und das Surfdorf an der Küste. Dort geht es vermutlich bedeutend weniger hektisch zu. Fehlen wird mir allerdings die Dachterrasse der Hostels.Read more








