• Ein Hauch von Sahara

    6 Mac 2024, Maghribi ⋅ ☀️ 25 °C

    Auf geht‘s in die Wüste. Zunächst schlagen wir allerdings nur die Richtung ein, denn auf der Strecke hält der Minivan, der mich und die restliche Reisegruppe am frühen Mittwochmorgen einsammelt, noch an einigen Hotspots. Erster Halt: das Atlasgebirge auf 2.500m. Nach einer kurzen Auszeit bin ich wieder zurück in den Bergen. Naja, nicht so ganz, denn im Vergleich zu den Dolomiten wirkt der Teil des Atlasgebirges, den wir durchqueren eher unspektakulär.
    Das Gebirge lassen wir weitestgehend hinter uns und halten an einer, auf einem Hügel errichtete, jahrtausend alte Lehmstadt. Bekannt ist diese aus Filmen und Serien wie Gladiator und Game of Thrones.
    Ab der Hälfte der Strecke wirkt die Umgebung trocken, oft deutet nur noch ein Flussbett darauf hin, dass es dort mal Wasser gegeben haben muss. Einige landschaftliche Hingucker fahren wir dennoch an. Darunter eine tiefe Schlucht, die sich als Fußgänger passieren lässt und Palmenoasen dort, wo es noch fließende Gewässer gibt. Die meisten dieser Halte sind an Tourishops gekoppelt. Wir werden in die Häuser der Einheimischen geführt, in denen uns die traditionell gefertigten Produke präsentiert werden, um uns anschließend zum Kauf zu drängen. Immer wieder wird betont, dass keiner zum Kauf überredet wird. „We don‘t push to buy“ heißt es im gebrochenen Englisch von den Verkäufern. Was für eine Ironie, denke ich mir. Mittlerweile kann ich das aggressive Verkaufsverhalten mit Humor nehmen und staune, wie viele der Touris sich doch einlullen lassen. In der Wüste braucht jeder ein Kopftuch und Leinenhosen, am besten noch einen traditionell fertigten Teppich und das Bild aus Naturfarben wäre ein erstklassiges Mitbringsel für die Familie. Danke, kein Interesse. Zugute kommt mir, dass die anderen aus meiner Reisegruppe offensichtlich eher den Eindruck machen, als würde bei ihnen das Geld locker sitzen und so kann ich die Szenerie meist ungestört beobachten.

    Der weiteren Verlauf der Fahrt hat landschaftlich kaum Abwechselung zu bieten. Lange gerade Straßen, rechts und links davon Flachland und Geröll, vereinzelt Büsche. Es liegt viel Plastikmüll herum, und das, obwohl wir uns immer weiter von der Zivilisation entfernen. Selten durchqueren wir winzige, abgeschiedene Dörfer. Hier, in der staubig-trockenen Einöde zu wohnen, weit weg von der nächsten größeren Stadt, muss ziemlich langweilig sein, denke ich.
    Endlich, nachdem wir seit anderthalb Tagen unterwegs sind, erreichen wir unser Ziel: den Anfang der Wüste Erg Chebbi. Im Sinne einer klassische Touritour geht es nun für uns auf den Rücken von Kamelen weiter zu unserem Camp. Kamele wurden uns zumindest versprochen, in der Realität waren es Dromedare, aber scheinbar machen die Araber dabei keinen Unterschied. Die Tiere machen einen äußerst gelassenen und gutmütigen Eindruck auf mich. Ein Vergnügen ist es für die Dromedare jedoch gewiss auch nicht, eine ganze Horde an Touris durch die Wüste zu karren.
    Es ist windig bei unserer Ankunft. Der Sand, so fein wie Staub, wirbelt über die Dünen und verhindert eine klare Sicht auf den Horizont und somit auch auf die untergehende Sonne. Der Nachthimmel ist im Übrigen auch nicht so Reich an Sternen wie erhofft. Trotzdem macht sich der Wüstenausflug richtig bezahlt. Spätestens als wir am nächsten Morgen, auf eine der Dünen stehend, den Sonnenaufgang bestaunen können. Nach dem Frühstück steht die Rückfahrt an: 11 Stunden dauert es zurück nach Marrakech.
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