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  • Day 5

    Von Krakauer Ghetto und Auschwitz

    April 19, 2023 in Poland ⋅ ☁️ 9 °C

    Unser heutiger Tagesplan ist nicht gerade leichte Kost und wir bereiten uns morgens schon für einen emotional belastenden Tag vor. Zunächst starten wir mit einer free Walking Tour durchs jüdische Krakau mit Ghetto und nachmittags haben wir Tickets, um die Gedenkstätte in Auschwitz zu besuchen. Wie spricht man über etwas, dessen Ausmaße so unaussprechlich entsetzlich sind, dass man sich heutzutage schwer tut, das ganze zu fassen oder zu begreifen? Unser Tourguide Mateo schafft das ganz gut. Der sympathische, nur unwesentlich älter als wir wirkende gebürtige Krakauer führt uns durch das Kazimierz Viertel, das mich ein wenig an das jüdische Viertel in Budapest erinnert und das den Wandel zum Hipster Viertel mit viel Street Food, Cafés und Street Art vollbracht hat. Wir lernen, dass es in Krakau etwa 140 Synagogen gab, die man heute nicht an prunkvollen Fassaden wie Kirchen erkennt, sondern an den gebogenen Fenstern. Viele der subtil gestalteten Synagogen, die sich um den zentral im Viertel gelegenen Friedhof verteilen, sind heute Wohnhäuser, Büchereien oder Cafés. Auch wenn man immer wieder orthodoxe Juden und Jüdinnen mit dunklen Gewändern und Hüten auf den Straßen sieht, ist kaum religiös praktizierende jüdische Bevölkerung noch in Krakau. Die Zahlen sind schlimm- von 650.000 in Krakau lebenden Jüd:innen sind wenige Tausend geblieben, in ganz Polen überlebten etwa 10% der jüdischen Bevölkerung den Nationalsozialismus. Im Ghetto auf der anderen Seite der Weichsel wurden auf kleinstem Raum Tausende Menschen eingesperrt und alle, die nicht als Arbeitskraft taugten, früher oder später wegtransportiert. Mateo erzählt uns aber auch Geschichten von mutigen Menschen, die Widerstand leisteten, die ein Waisenhaus gründeten und von der bekannten Schindler Fabrik, die hier zu finden ist und auch Drehort für "Schindlers Liste" ist.
    Im Bus nach Auschwitz ziehen zunehmend dunkle Wolken auf, irgendwann fallen die ersten Tropfen und wir kommen an alten Plattenbauten und Backstein Gemäuer vorbei, die in der Trostlosigkeit versinken.
    Neben einer zartgrünen Birke betreten wir unter dem bekannten Schild "Arbeit macht frei" das Lager und verbringen etwas mehr als eine Stunde damit, von Baracke zu Baracke zu gehen, zur "death Wall" und Krematorium, von einem Ort des Schreckens zum nächsten und fragen uns immer wieder, wie so ein unfassbares Grauen nur möglich ist...
    (F)
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