• Regeneration

    13 januari 2024, Indien ⋅ ☀️ 25 °C

    Noch einige, lange Tage verbringen wir "am Ort des Geschehens", der billigen Absteige, die eigentlich nur für eine Nacht herhalten sollte. Obwohl es etwas schäbig ist, fühlt es sich nun überraschenderweise heimelig an. Die Eigentümer-Familie betüdelt uns tagein, tagaus. Alle Stunde klopft es an der Tür und Vicky bringt Mahlzeiten, Kokosnüsse, Säfte und Früchte. Ich koordiniere Medikation, Besorgungen und Mittagsschläfchen... Tejas ist ein braver Patient: kein Klagen, kein Widerspruch.
    Schon nach wenigen Tagen geht es ihm gut genug für kleine Spaziergänge und seine Wunden heilen wunderbar. Ich bin Mal wieder überrascht, zu welchen Wundern der menschliche Körper fähig ist. Auch psychisch hält er sich erstaunlich tapfer. Ich bewundere insgeheim sein Krisenmanagement: der Blick ist immer nach vorne gerichtet, in völliger Akzeptanz für die Umstände. Da kann ich mir was von abschauen.

    Gewissensbisse plagen die Gastgeber und mich. Jeder von uns gibt sich selbst die Schuld am Unfall. Ich ertappe mich dabei, immer wieder am Flur zum Atrium stehen zu bleiben, die Augen starren minutenlang ins Leere, das Gehirn verarbeitet.
    Ungläubigkeit. Verstörung. Dankbarkeit.

    Tejas hat nur einen Wunsch: er will zurück in die Heimat. Er hält den Unfall vor seiner Familie geheim, will sich von nun an wochenlang vor ihnen verstecken. Trotzdem braucht er zumindest ein bisschen räumliche Nähe. Ich kann seine Einstellung nicht nachvollziehen, wir diskutieren stundenlang darüber, aber letztendlich einigen wir uns darauf, uns in der Hinsicht uneinig zu sein.

    Ich ringe mit einer Entscheidung:
    Selbstlos widme und verpflichte ich mich voll und ganz seinem Wohlergehen. Kein Zweifel und kein Zögern. Er ist auf meine Unterstützung angewiesen. Ich bin seine große Schwester.
    Aber da ist Widerstand in mir. Insgeheim will ich mich befreien, nur im Alleinsein kann ich verdauen was passiert ist. Ich will die Verantwortung für ihn nicht mehr tragen.

    Egal wie ich mich entscheide, ich mache mich unglücklich. Entweder opfere ich meinen Seelenfrieden, indem ich ihn im Stich lasse, oder gebe meine Reisepläne auf.
    Schlagartige Resignation und Akzeptanz:
    Ich buche zwei Tickets nach Goa und packe die Koffer. Volle Kraft voraus für den schweren Weg.

    🥇 Krankenpflege
    👨 Vicky und Tejas
    🎵 The other side - Mikel
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