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  • Dag 134

    Gili Air

    13 maart, Indonesië ⋅ 🌬 29 °C

    Mit dem Speedboat erreiche ich Gili Air, den Inbegriff von Abgeschiedenheit. Auf dem Spaziergang zur Unterkunft mache ich auf dem Trampelpfad Platz für die klirrenden Pferdekutsche und Touristen auf Fahrrädern. Ich habe mich in einem Yoga Zentrum eingebucht, leider gibt es aber keine freien Plätze mehr für das Meditations-Event am selben Abend, auf das ich scharf war. So ein Pech. Ein Gewitter überrascht mich, als ich gerade ein Päuschen in der Hängematte des Yoga-Shala mache. Der Regen prasselt ohrenbetäubend nieder, es donnert und blitzt und man könnte meinen, die ganze Insel wird einfach weggespült. Es steht 10 cm Wasser auf dem Rasen, das nicht weiß, wohin es versickern soll. Ich schaukel in der Hängematte und beobachte das Schauspiel gebannt aber entspannt. Zum Glück muss ich nirgendwo hin und kann einfach hier gemütlich fest- und aussitzen.

    // Neumondmeditation
    Das Gewitter verzieht sich pünktlich zum Abendevent und hat offenbar einige Leute an der Anreise gehindert... Somit wird doch noch ein Platz für mich frei und ich darf an der "new moon meditation session" teilhaben.
    Wir sind ca 20 Teilnehmer und sitzen im Shala im Kreis auf Yogamatten. In der Mitte sind einige Kerzen hübsch drapiert. Alle Gesichter sind von Kerzenschein erleuchtet, dahinter schwarze Schatten die über die Zeltplane tanzen. Wir gucken gespannt und hoffnungsvoll in die Runde, keiner spricht. Die Vorfreude ist deutlich spürbar. Die sympathische Lehrerin stellt sich vor, wir stellen uns der Reihe nach vor, kurze Meditation, dann folgt der ecstatic dance: jeder bewegt sich wie er möchte, ganz ohne Rhythmus schütteln wir uns frei von Ansprüchen und Sorgen.
    Neumond... Ein neuer Zyklus beginnt... Ein neue Chance für Veränderungen. Wir sollen uns eine Wunschzukunft vorstellen. Durch eine geleitete Meditation träumen wir uns in die Vorstellung hinein und machen sie für uns realer. Zuerst empfinde ich es viel verlangt, ad hoc ein persönliches Ziel zu formulieren. Wie oft konfrontiert man sich selbst schon mit der Thematik? Aber ich bin dann doch überrascht, wie schnell mein Gehirn Antworten liefert: in Zukunft möchte ich weniger egozentrisch und mehr nach außen gerichtet agieren. Ich will den Wissensdurst, Mut und das Selbstbewusstsein beibehalten, das ich neu entwickelt habe. Stark und lebenslustig! Sport und Ernährung sollen eine größere Rolle in meiner Freizeit einnehmen. Ich will bewusster Entscheidungen treffen und mehr genießen statt nur zu ertragen. Kein Zweifeln, kein Prokrastinieren. Dass Gefühl für die "neue Person" ist stark und ich mache es mir bequem in dem neuen Ich. Ja, so fühle ich mich wohl.
    Die Session ist zeitlich gut arrangiert und auch wir Teilnehmer scheinen alle auf der selben Wellenlänge zu schwimmen. Bei der ungezwungenen Feedbackrunde sagt das Mädchen neben mir, dass sie ein extremes Gemeinschaftgefühl wahrnimmt und die Verbundenheit in der Gruppe spürt. Die Zuneigung und das Wohlwollen füreinander nehme auch ich wahr. Wir nicken mehrheitlich zustimmend. Ich bin schweigsam und nachdenklich am Abend. Dass die Session so einen starken Effekt auf mich hat, überrascht mich. Plötzlich habe ich ein Ziel, ein realistisches Bild, das mich motiviert. Wer hätte gedacht, dass dieser Kurs mir so viel geben würde.

    // Ramadan
    Wusstet ihr, dass mehr als 80 Prozent der indonesischen Einwohner muslimischen Glaubens sind? Ich schon mal nicht. Das heißt, im Großteil Indonesiens – außer auf Bali, das hauptsächlich von Hindus bewohnt wird, und auf Flores, wo die meisten katholischen Glaubens sind – wird die Fastenzeit Ramadan gehalten. Im neunten Monat des islamischen Kalenders fasten gläubige Muslime von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Der Fastenmonat ist einer der im Koran verankerten Pflichten eines Muslims, in dem außer dem Verzicht auf Essen auch die Gedanken gereinigt und die Konzentration mehr auf den Glauben gelenkt werden soll.
    Während des Monats verläuft das öffentliche Leben in Indonesien langsamer. Angesichts der südostasiatischen Hitze ist es sehr verständlich, dass Angestellte ohne Nahrung und Wasser an diesen Tagen nicht ganz so schnell und konzentriert arbeiten können. Auch ich bekomme das zu spüren: meine Bestellung im Restaurant wird mehrfach vergessen.

    Mehrmals am Tag wird von den Moscheen lange und lautstark zum Gebet gerufen. Die Muezzins beginnen schon um 05:00 Uhr morgens mit ihrem Lobgesang und erst um 2 Uhr nachts ist Schluss. Ständig plärrt es aus den Lautsprechern der Moscheen, man kann den Gebeten uns Gesängen nicht entkommen. Ohropax ist mein bester Freund.

    // Sturm
    Am Morgen jogge ich durch den Nieselregen und schaffe es sogar die Insel zu umrunden.
    Dicke Regenwolken umhüllen die Insel, trotzdem bin ich entschlossen, das Beste aus der Zeit zu machen und leihe mir Schnorchel Equipment aus. Ich werde stutzig, keiner außer mir ist im Wasser. Nachdem ich zu den Korallen raus geschwommen bin, wird klar: mit guten Grund ist hier keiner! Die Strömung ist stark und wirbelt den Sand auf, was an vielen Stellen die Sicht auf 30 cm beschränkt. Ich plantsche trotzdem das Ufer auf und ab, auf der Suche nach den Schildkröten. Bei jedem auftauchen scheinen die Wellen höher und der Himmel bedrohlicher zu werden. Irgendwann bin ich entmutigt und verängstigt genug um die Mission vorzeitig abzubrechen.
    Am Nachmittag erleichtern sich die Regenwolken dann endlich über der Insel. Es donnert und blitzt und das Geräusch des Regens dröhnt unangenehm laut. Mein Bettchen ist in einer offenen Hütte vom Dachstuhl abgehängt und wackelt im Wind der ungehindert durch die Unterkunft fegt. So schön der "openspace" an Sommertagen auch ist, im Sturm macht das wenig Freude. Das Moskitonetz ist kaum zu bendigen und flattert wild umher bis ich es unter der Matratze festklemmen kann. Ich höre ein Miauen aus der Ferne. Ich antworte dem Hilferuf und 2 Minuten später hüpft ein kleines, schwarzes Kätzchen zu mir ins Bett. "Du kannst bei mir übernachten wenn du Angst hast" sage ich. Sie schaut mich lange an uns beißt mir zur Bestätigung in den großen Zeh.

    Der Sturm ist schlimmer als gedacht.
    Alle Reisenden sitzen auf unbestimmte Zeit auf den Gili Inseln fest, wird uns mitgeteilt. Reisende die am Vortag mit den letzten Fähren angereist sind, berichten vom enormen Wellengang, berstenden Bootsfenstern und sehr viel Kotze. Es sind sogar bereits Fischerboote gesunken.
    Nungut, nicht der schlechteste Ort um fest zu stecken.

    Ich mache in diesen Tagen auf Gili Air einige tolle und bereichernde Bekanntschaften: Ich gehe an drei Abenden mit unterschiedlichen Mädchen, denen ich im den Unterkunft begegnet bin, essen. Ich lerne im Gespräch viel über unterschiedliche Lebensmodelle, hinterfrage und klopfe auch an meinen eigenen Motiven und bin gefesselt davon, dass wir Menschen trotz unterschiedlicher Realitäten, doch alle nach dem selben Instinkten funktionieren. Eines haben die Drei gemeinsam: sie sind bescheiden und optimistisch. Die zwei Charakterzüge die ich am liebsten habe, wird mir klar. Wie schön und hilfreich diese Begegnungen waren!
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