• Archaisches LächelnSchöne Museumspräsentation zum Zusammenhang zwischen Grabungstiefe und Alter

    Tag 7&8 - Istanbul 2&3

    July 3 in Turkey ⋅ ☀️ 28 °C

    Arnd:
    Am Tag 2 stand die Hagia Sophia auf dem Programm. Die wurde in ihrer heutigen Form ab 532 erbaut, zwei Vorgängerbauten waren abgebrannt. Herausragend an dem Bauwerk war die Kuppel mit über 30m Durchmesser. In 1500 Jahren gibt es natürlich immer wieder Umbauten. Insbesondere natürlich nach der Eroberung von Byzanz durch die Osmanen, die das Bauwerk 1453 in eine Moschee umgewandelt haben. Da im Islam keine Bilder erlaubt sind, und auch keine Musik, wurden die bildlichen Mosaike mit Putz verdeckt. Ein paar davon hat man erst vor kurzem teilweise freigelegt. Darunter eine Maria mit Kind, die in den Hauptraum hinunterschaut und heute geschickt so verhängt ist, dass die betenden Muslime unten sie nicht sehen, die Besucher auf der Empore aber schon.

    1931 ist die Hagia Sophia nach einem Beschluss von Atatürk profaniert worden und wurde 1935 als Museum eröffnet. 2020 hat die derzeitige türkische Regierung mithilfe eines Gerichtsbeschlusses über die Entscheidung von 1931 die Rückumwandlung in eine Moschee betrieben. Wahrscheinlich deshalb kann man heute als nicht-Moslem nur noch von der Empore aus den Bau bewundern.

    Es gibt hier ja eine ganze Menge großer Moscheen. Was auffällt ist, dass deren Baustruktur bis hin zu ganz modernen Bauten sehr stark durch die Hagia Sophia mit ihren Kuppeln geprägt ist.

    Nachmittags haben wir uns dann die Reste der alten, ab dem Jahr 412 errichteten Stadtmauer von Byzanz angeschaut. Sie galt sehr lange als uneinnehmbar. In einem kleinen Bereich um das Belgrader Tor ist sie restauriert worden. Sonst ist sie mehr oder weniger verfallen, aber noch weitgehend vorhanden.

    Abends wollten wir Fisch essen. Dazu sind wir in ein Viertel gefahren, dass dafür wohl bekannt ist. Die Auswahl des Restaurants ist etwas schief gegangen, wir haben wesentlich mehr bezahlt, als wir geplant hatten. Aber die Show war Aufsehen erregend und geschmeckt hat es auch.

    An Tag 3 haben wir das Istanbuler Archäologische Museum besucht. In der Türkei gibt es ja eine extrem reiche Geschichte. Hea-Jee war als junge Studentin mal 3 Monate im Osten der Türkei zwischen Euphrat und Tigris auf einer Ausgrabung aus der Zeit vor der Sesshaftwerdung der Menschheit. Im Istanbuler Museum gibt es Artefakte ab der Bronzezeit. Alles sehr spannend. In ein paar Tagen bleiben wir einen Tag in Ankara, wo es die noch älteren Objekte zu sehen gibt.

    Die Highlights hatten wir uns bis zum Schluss aufbewahrt. Es gab eine Sammlung von eindrucksvollen Sarkophagen. Man sagt ja, dass wir in mancher Hinsicht besser leben, als frühere Könige. Was unsere Grabstätten angeht, stimmt das eindeutig nicht.

    Hea-Jee:
    Als ich in der Hagia Sophia mit dem Audioguide durch die Geschichte geführt wurde und das Bauwerk mit eigenen Augen sah, wurde mir plötzlich ganz wehmütig zumute. Dieses Gebäude hat im Laufe der Geschichte so viele Besitzer und Funktionen gewechselt, hin und her geworfen vom Schicksal – und steht trotzdem noch immer stolz da, als ob nichts gewesen wäre, und erfüllt einfach weiter seine Aufgabe. Unten beten die Muslime, oben laufen Ungläubige aus aller Welt herum – und die Hagia Sophia empfängt sie alle gelassen.

    Wir sind lange gelaufen, um die Reste der alten byzantinischen Stadtmauer zu besichtigen. Istanbul, eine Stadt, die wegen ihrer geopolitischen Lage so oft von Fremden angegriffen wurde, ist voll von mächtigen Stadtmauern. Besonders faszinierend fand ich das Nebeneinander zweier Welten: die zerfallenen, bedrohlich wirkenden Ruinen direkt neben sorgfältig restaurierten Abschnitten. Diese Mischung liebe ich – und so verging die Zeit wie im Flug. Beim schnellen Hinauf- und Hinabsteigen der hohen Mauertreppen war ich froh, dass ich in letzter Zeit jeden Morgen brav meine 108 Verbeugungen gemacht hatte.

    Mein Mann ist eigentlich der perfekte Reisegefährte – er kann sich gut orientieren, beherrscht schnell den öffentlichen Nahverkehr, weiß viel und zeigt mir Dinge, von denen er weiß, dass ich sie mögen werde. Ich war sehr dankbar dafür.
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