• Tag 18 - Reise

    July 13 in Turkey ⋅ ☀️ 37 °C

    Arnd:
    Zum Abschied von Göreme nochmal ein schönes Frühstück auf dem Dachgarten mit der phantastischen Aussicht. Das Personal, insbesondere die Frauen, hatten Hea-Jee wieder ins Herz geschlossen und uns alles Gute gewünscht.

    Um 12:15 ging unser Bus zurück nach Ankara. Eigentlich ist unser nächstes richtiges Ziel nur etwa 200km entfernt, aber es ist nicht einfach, von Göreme aus direkt dahin zu fahren. Wir haben keine Eile. Wie schon früher erwähnt, müssen wir von Tiflis in Georgien aus ein Stück weit fliegen. Den Flug haben wir für den 26.7. gebucht. Wir können uns also nur aussuchen, wo wir die Zeit bis dahin verbringen wollen.

    Wir bleiben jetzt nochmal einen Tag in Ankara und schauen uns die Stadt noch etwas an. Das erste Mal war ich krank und wir haben fast nichts gesehen.

    Hea-Jee:
    Wie gut, dass wir wieder nach Ankara gekommen sind. Beim letzten Mal war Arnd krank, und wir hatten auch sonst keine große Sympathie für die Stadt. Damals dachten wir, Ankara sei nur ein Verkehrsknotenpunkt – ein Zwischenstopp auf dem Weg, vielleicht mit einem Besuch im weltberühmten archäologischen Museum.

    Außerdem hegten wir Vorurteile gegenüber der Stadt: Als Hochburg des autoritären Präsidenten erwarteten wir eher konservative und verschlossene Menschen. Doch schon in der ersten Nacht sahen wir eine völlig andere Welt.

    Im Gegensatz zum letzten Mal wohnten wir diesmal mitten im Stadtzentrum. Kaum war die Sonne untergegangen und wir verließen unser Hotel, begrüßte uns eine lebendige, junge Abendstimmung. Überall waren junge Männer und Frauen zu sehen, die ihr Leben genossen – mit all der Leichtigkeit eines Feierabends. Auch die Frauen zeigten sich selbstbewusst und modern, viele trugen Minirock oder bauchfreie Tops, ganz wie junge Frauen im Westen – und das ohne Kopftuch.

    Auffällig waren die vielen mobilen Lottostände auf der Straße. Menschen versammelten sich um die Tische, um Lose zu kaufen und zu rubbeln. Arnd meinte, dass Menschen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eher zum Glücksspiel greifen. Ob das wirklich der Grund ist oder ob die Türken einfach eine traditionelle Vorliebe für solche Spiele haben, kann ich nicht sagen. Fest steht jedoch: Die Inflation ist enorm, und das Leben für die einfachen Leute ist hart geworden.

    Da Ankara kaum ausländische Touristen anzieht, sind die Preise noch stark auf Einheimische zugeschnitten – und entsprechend günstig. Ein Menü aus zwei Lahmacun (eine Art türkischer Flammkuchen) und ein Ayran kostet nur 99 Lira. Umgerechnet haben wir etwa 2,50 Euro für ein richtig leckeres Abendessen zu zweit bezahlt.

    Besonders auffällig günstig waren die öffentlichen Verkehrsmittel. Eine Fahrt mit der Metro kostete nur 12,5 Lira – also etwa 27 Cent. Im Vergleich zu München, wo ein Einzelticket stolze 4,10 Euro kostet, ist das geradezu 15-mal günstiger. Vermutlich wird der Nahverkehr stark subventioniert. Man fragt sich, wie der Staat das finanziert – aber immerhin ermöglicht es so auch Menschen mit wenig Einkommen, mobil zu bleiben und am Wirtschaftsleben teilzunehmen.

    Arnd hatte das öffentliche Verkehrsnetz von Ankara im Handumdrehen durchschaut. Mit echter Begeisterung lernte er alles, als wolle er künftig als Reiseleiter in der Türkei arbeiten.
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