Satellite
  • Day 6

    #9 Apollo Alpen - Missionsprotokoll

    June 27, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 25 °C

    🪐 Apollo Alpen 🪐

    Missionsprotokoll, Erkundungsflug Apollo 21, Codename „Alpen“.

    Als die Kapsel sich unter dem Druck der zwei Schubraketen „Wade links“ und „Wade rechts“ druckvoll in den Orbit hob, konnte noch niemand ahnen, dass diese Mission in ihrem Gelingen auf Messers Schneide stand…

    Der Countdown verlief noch ohne Komplikationen; um drei Uhr Ortszeit wurde das Astronautenteam geweckt, ließ den First Call jedoch ungenutzt verstreichen. Allein dieser Laisser-faire hätte die Missionskontrolle aufmerken lassen sollen! Trotz allem begann der Ausrüstungscheck um vier Uhr und die Beladung des Erkundungsmoduls wurde im Zeitplan abgeschlossen - Immerhin kam jetzt der Mission die Erfahrung einer Crew zugute, die bereits acht Orbits erfolgreich umkreist hatte!

    Pünktlich um 5:45 Uhr konnte der Bodenkontrolle in Lenggries erfolgreich der Start in den Orbit vermeldet werden.

    Doch schon bald war erkennbar, dass sich eine gewisse Unlust in der Crew eingeschlichen hatte, das anvisierte Pensum im zugegeben sehr straffen Zeitplan möglichst schnell umzusetzen.
    Stattdessen fing Commander Lisa Buddenberg an, stets hinab in die Stratosphäre zu zeigen, wo sich ein atemberaubendes Panorama vor den Sichtfenstern der Kapsel auftat.

    Statt sich auf die Mission zu konzentrieren, hingen alle an den Fenstern und ließen ihre Jobs ruhen!

    Schaut, der Sylvensteinspeicher! Da ist die Isar! Atemberaubend, oder? Als der Ferchensee ins Blickfeld trat, ein Panorama wie im Himmel, fiel der Crew nichts besseres ein, als eine kleine Badepause einzulegen. Die Zeit verstrich.

    Auf Höhe der Zugspitze legte das Erkundungdmodul dann planmäßig erheblich an Höhe zu. Alle waren plötzlich hoch konzentriert! Doch der Aufstieg verbrannte ungewöhnlich viel Treibstoff. Zudem fiel plötzlich der rechte Booster „Stiefel“ komplett aus: Die Schubsohle hatte es aufgrund der Belastung komplett zerlegt. Mangels Reparaturequipment mussten alle weiteren Anstiege der Kapsel nun ohne Booster gelingen.

    Die nun folgenden Abstiege brachten die Bremsraketen an ihre Belastungsgrenze - sie mussten im Laufenden Betrieb nachjustiert werden. Vorangegangenene Missionen hatten die Erfahrung gesammelt, dass defekte Bremsraketen das sofortige Aus einer Mission bedeuten können!

    Bereits nach diesem Manöver war die Crew an das Ende ihrer Belastungsgrenze gelangt. Da war auch nicht hilfreich, dass sich die Atmosphäre mittäglich erhitzte. Commander Buddenberg verordnete folglich auf Höhe Garmisch Partenkirchen der Gesamten Mannschaft: Waffelpause! Mit Blaubeeren und Latte Macchiato.

    Diese Pause hob die Moral erheblich. Doch verschwieg ihr Commander nicht irgendetwas?
    Tatsächlich musste die Kapsel erneut in ungeahnte Höhen katapultiert werden. Über einen legendär langen und zähen Anstieg kämpfte sich das Modul langsam rüttelnd in die höchsten Atmosphärenschichten vor. Für diese Extrembelastung war die Kapsel eigentlich nicht konzipiert gewesen. Die Erschöpfung der Mannschaft war mit Händen greifbar! Der Schweiß rann… leider wurden bei diesem Manöver auch die letzten Reste Treibstoffreserven verbrannt - die Tanks waren leer.

    Beim folgenden Abstieg schotterte das Modul durch die Luftschichten wie ein Mountainbike über grobe Steinbrocken. Der erschöpfte Geist halluzinierte Glockengeläut, grüne Wiesen und mit muhende Kühe herbei. Erstaunlich, welche Bilder ein erschöpfter Geist erzeugt! Commander Buddenberg versuchte die Crew aufzumuntern mit einem lockeren Spruch: „Schotter is not the only gravel!“
    Keine Ahnung, was sie damit sagen wollte.

    Plötzlich rüttelte es und die Kapsel taumelte in einem steilen Abstieg zwischen den Luftschichten! Es knirschte wie Geröll auf Autoblech und das Gefährt überschlug sich. Alle konnten sich mit letzter Kraft an irgendwelchen Kabeln festhalten und den Sturz ins Nichts verhindern.
    Statuscheck.
    Das Modul war schwer beschädigt worden. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Lage kritisch!
    Plötzlich grollte es in der Ferne und das Firmament verdunkelte sich. Die Kapsel befand sich noch immer in einem kritisch hohen Orbit, als sich ein ausgedehntes Feld atmosphärischer Störungen in Eiltempo auf die Kapsel zubewegte. Die zu erwartenden elektrischen Entladungen konnten die gesamte Crew grillen und ins Jenseits befördern.

    Was war zu tun?

    „Bodenstation, hier ist Apollo 21!“
    „Bodenkontrolle hört.“
    *Husten*
    „Wir haben ein Problem!“
    „Welcher Art ist das Problem?“
    „Wir rasen auf ein Feld atmosphärischer Störungen zu und haben noch zu viel Höhe!“
    „Macht, dass ihr da runterkommt! Schnell!“
    „Aber wir haben alle Energiereserven aufgebraucht!“
    „Was? Jetzt schon? Leitet die Notlandung ein! Kommt da runter! Brecht im Zweifel die Mission ab!“

    Mission abbrechen? Das kam gar nicht infrage.
    Es wurden noch mal die Reservetanks mit Sonderfreigabe geöffnet, und der letzte Schub trug die Kapsel mit ungeahnter Kraft hinab.
    Nur an einem letzten unerwarteten Aufstieg wäre die Moral der Mannschaft fast noch zerbrochen.

    Doch die Katastrophe konnte abgewendet werden: Die gesamte Crew landete unversehrt wieder am Startplatz. Die Mission konnte noch vor Sonnenuntergang beendet werden - schweißnass, ohne Schuhe, mit defektem Modul, aber erfolgreich.
    Read more