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  • Day 1

    #6A Gravitation Gravel

    June 22, 2021 in Germany ⋅ ☁️ 19 °C

    🪐 Gravitation Gravel - Schadensbericht 🪐

    „Sehr verehrte Galaktische Allianz, wir treten heute vor Ihren hohen Rat um zu berichten, was sich auf unserer Mission im Sektor „DD“ zugetragen hat - und wie es so plötzlich zu der Katastrophe im Orbit kommen konnte.

    Wir möchten demütigst zu Protokoll geben, dass Commander Bastian verantwortungsvoll gehandelt hat, indem er die Mission abbrach um die Crew nicht weiter zu gefährden. - Immerhin war es uns so möglich, das Orbitermodul unversehrt zu bergen und die Mannschaft heil heimzubringen.“

    „Fahren Sie fort in Ihrem Bericht, Commander! Wir werden uns hernach zurückziehen und nach den interstellar gültigen Statuten unserer Assekuranz entscheiden, ob wir im Versicherungsfalle eine weitere Mission finanzieren und mit derselben Crew erneut in den Orbit schicken werden.

    Berichten Sie!
    Und lassen Sie nichts aus!“

    „Sehr wohl.“

    🪐 Missionsbericht 🪐

    Sternzeit 22-06-21 -
    Unsere Sensoren detektierten eine Gravitationsanomalie im Sektor „DD“, im Sternbild „August der Starke“. Dieser Gravitationsanomalie, fachlich korrekt als „Gravel“ zu bezeichnen, wollten wir nachgehen.

    Wir wiesen unseren Navigator Robert Krügel an, eine Route für den Caddy-Raumgleiter zu berechnen.
    „Das ist jetzt ein wenig komplex.“ Robert wiegte bedenklich seinen Kopf.
    „Was soll denn daran komplex sein?“
    „Nun, um in den Orbit des Planeten Sachsen im Sektor DD einschwenken zu können, benötigen wir ein Wurmloch. Da ist aber keines!
    Die Sachsen sind übrigens ein sehr eigenes Völkchen, welches genau deswegen sehr lange sehr abgeschieden vom westlichen Imperium hinter einem eisernen, schwer durchdringbaren Asteroidengürtel lebte. Dort konnte man nicht mal die Funkfrequenzen des westlichen Imperiums empfangen.
    Deshalb leben dort noch viele in einem Paralleluniversum. Und in Paralleluniversen kommt man nicht mal eben mit einem Raumsprung.“
    „Was können wir denn dann tun, Robert?“
    „Nun, wir müssen Querdenken.“
    „Du meinst, wir müssen jegliche wissenschaftliche Logik negieren?“
    „Genau. Nur so kommen wir heil in den Sachsenorbit.“
    „Wir können nicht die Naturgesetze außer Kraft setzen!!!“
    „Doch. Müssen wir sogar. Nur mit dem Unwahrscheinlichkeitsdrive können wir ein Unmöglichkeitsfeld erzeugen, was uns auf indirektem Weg jenseits jeder Logik und jeglicher Wahrscheinlichkeit in den Sachsenorbit katapultiert.“
    „Wenn das die logische Konsequenz ist…“
    „Nein, ist es nicht. Mit Logik kommst Du im Paralleluniversum nicht weit. Du musst querdenken!“
    „Dann wirf den Unwahrscheinlichkeitsdrive an, Robert!“

    🪐 Der Orbit 🪐

    Wir lenkten den Raumkreuzer Caddy hinab auf die Planetenoberfläche des Planeten Sachsen. Die Luft war gesättigt mit H2O, welches als feines Tröpfchenaerosol aus den Wasserdampfsgglomerationen in der oberen Troposphäre auf die Oberfläche hinabfiel. Diese Wetterlage schien kein singuläres Ereignis zu sein in dieser Region, die auf den klangvollen Namen „Pieschen“ getauft war. Mit reichlich Wasser getauft, offensichtlich.

    Wir entluden den zweirädrigen Orbiter aus der Ladebucht des Raumers.
    „Ist alles technisch intakt?“ fragte ich Uhura, unsere Bordtechnikerin.
    „Jaja. Passt schon.“
    Mir fehlte ein wenig die Ernsthaftigkeit unserer Technikerin, aber ich schluckte meinen aufkommenden Ärger herunter. Es herrschte absoluter Fachkräftemangel in den so genannten MINT-Berufen (Materialisation-Interstellartechnik-Navigationstechnik-Teilchenmechatronik).

    Um eventuell auftretende Gravitationsanomalien zu detektieren , so genannte „Gravels“, montierten wir Sensoren im Wadenbereich des Exoskeletts.
    Trat eine Anomalie auf, meldete sich der Sensor mit einem Ziehen, bei extremen Anomalien gar mit einem schmerzhaften Brennen im Wadenbereich.

    Auf ging es in den Orbit!

    Schon kurz hinter dem Alaunpark schlugen die Schwerkraftsensoren an. Der Orbiter hatte Probleme, der Schwerkraft etwas entgegenzusetzen.

    Doch nach einiger Zeit ging es recht gut voran, bis plötzlich in sehr unwegsamem Gelände die Sensoren sich mit einem scharfen Brennen in den Waden meldeten. Wir hatten eine extrem-Gravel entdeckt!

    Der Orbiter fraß sich im Gneis fest, und wir mussten den Orbiter mit reiner Muskelkraft durch einen eigentümlichen Dschungel mit bizarren, trichterförmigen Blumen schieben. Die Sensoren spielten verrückt! Selbst der Pulssensor meldete mit einer roten Warnlampe Überlastung!

    Der Weg war gesäumt mit verholzten Organismen, welche unter der Last des Gravels seitwärts umgestürzt waren und den Weg noch unwegsamer machten.

    Wir mussten mit aller Kraft gegenankeulen, und den Orbiter mehrfach aus dem Schlamm bergen.
    Wir tauften die Anomalie daraufhin „Keulenberg“.

    Genau so schnell wie die Anomalie aufgetreten war, verschwand sie auch wieder. Urplötzlich tat der Orbiter einen kräftigen Schub nach vorne und beschleunigte unkontrolliert eine Schotterpiste entlang. Wir schalteten die Bremsdüsen auf Gegenschub. Doch die vordere Düse stotterte und erstarb plötzlich. Mit nur einer Bremsdüse konnten wir unversehrt den Orbiter wieder unter unsere Kontrolle bringen!

    Wir kontaktierten das Mutterschiff.
    „Leutnant Uhura! Haben Sie die Bremsdüsen gecheckt vor unserem Abflug?“
    „Joah… war noch okay. Die Bremsschubdeflektoren waren schon etwas runter. Wollte ich demnächst mal erneuern.“
    „Warum haben Sie diese nicht schon vor der Mission ausgetauscht!!“ Ärger stieg in mir auf.
    „Joah… die Missionsleitung hat uns keine PRIME-Freigabe erteilt. Wir wurden bei der Ersatzteillieferung mit geringerer Priorität behandelt. Deshalb war keine Zeit, die Deflektoren zu montieren.“
    „Na Super!“

    Es half nichts, wir mussten die Schubdüsen manuell nachjustieren. Allerdings lag das TORX-Spezialwerkzeug sicher verwahrt im Mutterschiff.

    Wir bewegten uns vorsichtiger durch den Orbit, bis wir bei der Raumer-Montagehalle eines Eingeborenen vorbeizogen. Er erkannte schnell anhand unseres seltsamen Dialekts, dass wir von jenseits der Logikbarriere hierherkommen waren.
    „Hamburch?“ fragte er stolz. Er kannte sich aus.
    Zwar war er sehr hilfsbereit, allerdings verplemperten wir sehr viel Zeit, die Schubdüsen nachzujustieren. Mit mäßigem Erfolg.

    Im folgenden Orbit vergaßen wir unsere technischen Probleme rasch. Denn es traten lange Zeit keine Anomalien mehr auf, und wir konnten uns ganz auf den Vortrieb konzentrieren.

    Wir kamen vorbei an Orten, die auf eine multikulturelle Gesellschaft schließen ließen: Alle
    Ortmarkierungen waren nun zweisprachig.

    Plötzlich, wir hatten gar nicht mehr damit gerechnet, schlugen die Sensoren wieder an!
    Wir kämpfen uns mit dem Orbiter durch den Gravel, bis dessen Gravitation urplötzlich in einem bewaldeten Areal wieder nachließ.

    Wir schalteten beide Bremsdüsen auf Umkehrschub und - es passierte NICHTS!
    Der Orbiter beschleunigte unkontrolliert!
    Mit vereinter Kraft und einem waghalsigen Manöver brachten wir den Orbiter zum stehen.

    Sollte noch eine weitere Anomalie auftreten, es würde unseren Tod bedeuten.

    Wir wussten nicht wo wir waren. Wir stöberten ein Pärchen Ureinwohner auf, welche angeschnitten von der Zivilisation auf dem Berg im Wald lebten.
    „Könnten Sie uns einen Trans-All-eXpress-Intershuttle rufen?“
    „Ein T-A-X-I? Ich habe hier einen Notrufcode.“
    Die Eingeborene holte eine abgegriffene Karte.
    Der aufgedruckte Code entsprach keiner mehr genutzten Frequenz. Also befragten wir den GOGGEL, den interstellaren Informationsdienst. Leider war der Empfang mehr als schlecht. Ein traditionelles sächsisches Problem hinter dem abschirmenden eisernen Asteroidengürtel!

    Letztendlich konnten wir ein T-A-X-I kontaktieren, welches genug Stauraum für einen havarierten Orbiter bot. Dieser brachte uns zur nahe gelegenen Siedlung Bautzen. Diese Siedlung war im gesamten Kosmos für zwei Dinge bekannt: Eine scharfe Soßenzubereitung, welche in der gesamten Galaxis hoch geschätzt war, so wie ein Straflager, in welches einst alle kamen die wagten laut zu sagen, dass auch andere Sternensysteme vorzügliche Soßen herstellen konnten.

    Lange ist es her!

    Unsere Mission war nun auf jeden Fall gescheitert.
    Würden wir Mittel für eine weitere Mission bewilligt bekommen?

    Dies ist eine andere Geschichte, und diese erzählen wir morgen.

    Mit galaktischem Gruß
    Commander Bastian

    „Commander Bastian,
    vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht.
    Wir werden uns nun zurückziehen und beraten, ob wir eine neue Mission bewilligen können, oder sie die Akte am Ort der Havarie fortsetzen können.“
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