• Wir haben Gold gefunden! 🤩

    16. Juni 2023 in Kanada ⋅ ☁️ 16 °C

    In Hope machen wir uns am Morgen des 12. Juni noch schnell im eiskalten Wasser des nahegelegenen Creeks bei lauter Musik (Bärenprävention) frisch. Dann geht es endlich los auf unseren Roadtrip!
    Einen kleinen Abstecher machen wir noch in Anchorage, um uns für die kommende Woche mit Lebensmitteln auszustatten und fahren dann über den Highway One Richtung Kanada. Es wird eine zweitägige Reise bis zu unserem ersten Ziel: Dawson City.

    Wir durchfahren unglaublich schöne Waldregionen mit riesigen Seen und hohen Bergen. Hier ist die Natur noch fast unberührt. Wir sind gerührt von der Schönheit dieser Wildnis. Über große, karge Hochebenen und durch weite, nur dünn bewachsene Tundraregionen fahren wir, die in dem Zwielicht der Abendsonne fast unheimlich wirken. Auf dem Alaska Highway, der teilweise eher als kleinen Schotterstraße daherkommt, sind wir ganz alleine. Nur alle 20 Kilometer steht mal ein einsames bewohntes Grundstück. „TRUM 2020“. Schnell weiter, liegen bleiben wollen wir in diesen einsamen Regionen wirklich nicht.

    Die Nacht verbringen wir auf einem Parkplatz abseits des Highways und fahren am nächsten Morgen weiter auf den „Top of The World Highway“. Der Name ist Programm: Der Highway gleicht vielmehr einem Bergpass, denn wir schlängeln uns über Stunden in 1.300 Metern Höhe durch die großen Berge, „Loose Gravel“ die ganze Zeit. Scharfe Kurven, keine Leitplanken und neben uns geht es hunderte Meter in die Tiefe. Aber wir bleiben cool und können so weit und breit die grünen Hügeln überblicken. Dann endlich, ganz unscheinbar und einsam: Die kanadische Grenze. Grenzkontrolle auf über 1000 Metern mitten im Gebirge, wir finden das total abgefahren. Die Kontrolle verläuft unproblematisch und in Kanada haben wir auch endlich wieder festen Asphalt unter den Rädern. Zumindest die ersten 200 Meter, bis die Straße sich wieder in „Loose Gravel“ und scharfe Kurven verwandelt. Doch es geht merklich bergab und wir fahren durch Canyons, mit schlotterigen Rinnsalen und hohen Abraumhalden. Hier haben also Goldgräber gewütet und unser Ziel, Dawson City, kann nicht mehr weit sein!

    Und so ist es auch: Wir fahren einen letzten Hügel hinab und halten an einem Schild: „Attention! Slow Ferry!“. Nach Dawson City kommt man nur mit der Fähre. Und die ist wirklich slow... Wir stehen also an und warten, bis auch unser Van endlich auf die Fähre passt (unser Auto ist hier übrigens eher die Mickey-Maus-Version eines „richtigen“ Campervans. Die Amis fahren teilweise mit zu Wohnwägen ausgebauten Reisebussen durch die Gegend).

    In Dawson City wohnen wir auf einem Zeltplatz, der sowohl heißes Duschwasser, Strom und auch WLAN anbietet. Wir können unser Glück kaum fassen und verlängern direkt auf zwei Nächte. Am ersten Tag in Dawson City fahren wir erstmal die alten Goldgräberstraßen ab. Wir passieren das verlassene Claim 33, in welchem man bis vor Corona noch selber Gold waschen konnte und das nun als Outdoor-Museum fungiert. Hier stehen alte rostige Gerätschaften, die um 1900 während des Goldrauschs als Abbauwerkzeug dienten. Die „Dredge No 4“ zeigt, mit welch riesigen Maschinen die Menschen den Boden umgegraben haben, um auch wirklich das letzte bisschen Erde nach Gold zu durchwühlen. Ganz schön brutal das ganze, aber die Natur schafft es doch auf den alten Halden mit ihren Wurzeln halt zu finden und fängt langsam an, das Gebiet wieder zu erobern.

    Zurück in Dawson City nehmen wir an einer Führung durch die historische Stadt teil. Dass die Stadt regelmäßig als Filmkulisse für Wildwest-Filme dient, glauben wir gerne! Wir besichtigen das alte Postamt, eine Bar und die Bank. Im Dawson City Hotel kann man sich einen mumifizierten Zeh in einen Drink seiner Wahl tun lassen. Wenn man den Zeh dann mit den Lippen berührt, erhält man eine Ehrenurkunde. Ursprünglich war der Zeh das Überbleibsel eines legendären Goldgräbers. Da zwischenzeitlich jedoch ein Youtuber den Zeh absichtlich runtergeschluckt hat, ist der neue Zeh nun der eines italienischen Bergsteigers, dem dieser Zeh bei einer Wanderung abgefrohren ist und der ihn gespendet hat, damit die Tradition fortleben kann. Wir lehnen dankend ab.

    Abends gehen wir zu einer Show bei Gerties. „Everybody knows Gerty“. Ein Casino, in welchem jeden Abend ConCon Tänzerinnen eine Varieté Show geben. Wir haben viel Spaß und schaffen es danach sogar noch auf den Midnight Dome, einen 300 Meter hohen Berg, der über der Stadt Dawson thront. Von hier hat man einen tollen Blick über den Yukon-River und Dawson City!

    Am nächsten Tag wollen wir selber Goldwaschen. In Dawson wir eine „Goldbottom-Tour“ angeboten. Goldbottom ist eine verlassene Goldgräberstätte ganz in der Nähe. David und seine Frau schürfen hier immernoch jedes Jahr nach Gold. Ein teures Hobby erzählt er uns, aber es lohnt sich. Wir können die aktuelle Ausgrabungsstätte begutachten. Mit riesigen Maschinen und schwerem Gerät wird hier der Boden umgegraben und nach Gold durchforstet. Auch Davids Mutter lebt noch in der Nähe und feiert morgen ihren 95. Geburtstag. In Goldbottom können wir uns auch selber im Goldwaschen versuchen und finden sogar etwas Gold, das wir auch behalten dürfen. Was für ein Erlebnis! Abends gehen wir nochmal zu Gerties zu einer anderen Show. Donnerstags bis Sonntags ist sogar das Casino offen und nun ist hier auch deutlich mehr los als noch am gestrigen Abend. Nach der 22 Uhr Show fahren wir nochmal hoch auf den Midnight Dome, um uns den Sonnenuntergang anzusehen. Die Sonne geht auch um 00:44 Uhr unter bzw. verschwindet hinter den Bergen. So richtig unter geht die Sonne hier nicht. Es bleibt durchgehen hell und um 03:30 Uhr geht sie wieder auf. So lange bleiben wir aber nicht mehr wach und gehen um 01:00 Uhr bei Tageslicht ins Bett. Heute Nacht schlafen wir direkt auf dem Midnight Dome in einer Parkzone. Dawson City war eine tolle Erfahrung!

    Die nächsten Tage wollen wir in Whitehorse verbringen und dort organisatorisches erledigen. Dann geht es Richtung Jasper und Banff in die Nationalparks. Aber da die Fahrt von Whitehorse nach Japser ca. 4 Tage à 7 Fahrstunden bedeutet, werden wir auf dem Weg dorthin sicher auch noch einiges erleben. Hoffentlich sehen wir dann auch endlich mal einen Bären! (J)
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