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  • Day 226

    Busfahren in Sri Lanka

    June 9, 2022 in Sri Lanka ⋅ ☁️ 28 °C

    Marjolein. Bus fahren hier ist eine Sache für sich. Neben dem Busfahrer gibt es noch einen Ticketverkäufer, der aus dem Bus heraus die Haltestellen, die angefahren werden, laut heraus schreit, um die Wartenden zu informieren. Tickets kauft man im Bus und es kann vorkommen, dass Touristen mehr bezahlen müssen als Einheimische, weil nirgendwo Preise stehen und es häufig einen Local-Preis und einen Touristen-Preis gibt, aber grundsätzlich ist auch das Busfahren sehr günstig. Bessere Chancen hat man, wenn man mit den öffentlichen Bussen (den roten) fährt, denn dort benutzten die Ticketverkäufer Quittiermaschinen.
    An Haltestellen passiert es schon mal, dass der Bus gar nicht richtig anhält, sondern nur langsamer wird und man in den fahrenden Bus springen muss! Wenn er überhaupt anhält. Das Hineinspringen gestaltet sich mit unserem Gepäck allerdings sehr schwer und daher hat bisher jeder Bus für uns angehalten - glücklicherweise.
    Wer denkt, dass dadurch das Ein- und Aussteigen entspannter und einfacher ist, irrt sich aber gewaltig! Man muss sich beim Einsteigen richtig beeilen und kaum ist man drin fährt der Bus auch schon los. Hält man sich nicht fest, wird man herumgeschleudert. Das Ausziehen des Rucksack gelingt dabei in einem Gleichgewichtsakt zwischen nicht umfallen und immer wieder mit einer Hand festhalten, während man mit der anderen Hand den Rucksack vom Rücken bugsiert. All das passiert übrigens im vorderen Bereich des Busses, denn dort liegen meist die Rucksäcke, direkt neben dem Fahrer. Und er fährt ohne Rücksicht auf Verluste - jeder Fahrlehrer würde sich die Haare raufen, denn vorausschauend fahren geht eindeutig anders. Der Busfahrer gibt noch Gas, obwohl ein Fahrzeug weiter vorne bremst oder sogar steht, es wird vor Kurven überholt und alle anderen Fahrzeuge müssen dem Bus platz machen. Dabei wird ständig gehupt.
    Mehrmals kneifen wir die Augen zu um nicht hinsehen zu müssen und es kam auch schon mal vor, dass mir richtig übel wurde.
    Ach und das Aussteigen ist übrigens auch nicht besser. Nicht selten wurden wir einfach aus dem Bus geschubst, weil es dem Fahrer zu langsam ging. Eventuell hat das ganze Abenteuer Bus fahren etwas damit zu tun, dass beinahe jeder Busfahrer unter Drogen steht. Die Betelnuss ist, nicht nur in Sri Lanka, ein gerne konsumiertes Aufputschmittel. Eingerollt in einem Blatt des Betelpfeffers, das mit gelöschtem Kalk bestrichen wird und mit verschiedenen Gewürzen wie Pfefferminz oder auch Kautabak verfeinert wird, wird diese Droge gekaut. Durch den Kalk wird das Arecolin in Arecaidin und Methanol verändert. Dieses Gemisch soll gegen Müdigkeit helfen, das Wohlbefinden verbessern und den Appetit verringern. Die Betelnuss sorgt aber auch für einen vermehrten roten (!) Speichelfluss und schädigt den Zähnen enorm. Wir haben in unseren ersten Tagen in Sri Lanka bereits überall rote Flecken auf den Straßen gesehen und waren fest davon überzeugt, dass es Blut sei. Nun wissen wir es besser: Es ist der rote Speichel der Betelnuss-Kauenden. Besonders angetane Konsumente erkannt man dabei stets an ihren sehr roten Lippen und roten Zähnen. Sehr appetitlich.
    Diese Droge ist eine sehr alte, oft auch zeremonielle, Tradition in ganz Südostasien.

    Trotz allem liebe ich das Bus fahren. Es ist eine schöne, langsame Art, die Umgebung und das Land kennenzulernen. Und wir hatten etliche tolle Gespräche mit vielen anderen Fahrgästen!
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