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  • Day 326

    Plain of Jars

    September 17, 2022 in Laos ⋅ ☁️ 23 °C

    Marjolein. Die „Plain of jars“ - eine archäologische Landschaft voll mit Megalithen mitten in den grünen Bergen Laos’. Erbaut rund 1240 bis 660 v. Chr. !
    Bisher sind über 90 Ansammlungen der Steinkrüge entdeckt worden, hierbei reichen die Ansammlungen von einem bis zu 400 Steinkrügen. Nicht nur, dass sich die Steinkrüge in ihrer Höhe unterscheiden, sondern auch in ihrem Material. Die fünf Steinarten, die bisher identifiziert wurden sind Sandstein, Granit, Kalkstein, Konglomerat und Brekzie🪨

    Wir entscheiden uns für eine Tour der „Plain of jars 1“ bis „Plain of jars 3“.
    Wir starten bei dem ersten Platz. Die Steinkrüge wurden aus dem Berg, der kilometerweit entfernt ist, gebaut. Das bedeutet, dass die Menschen damals die Felsbrocken super weit schleppen mussten - vermutlich wurden dafür Elefanten zur Hilfe genommen.
    Bis heute weiß man nicht zu Hundert Prozent, welche Bedeutung oder welchen Nutzen die Steingebilde hatten. Eine Vermutung ist, dass die Asche Verstorbener dort aufbewahrt wurde, nachdem sie in einer Höhle verbrannt wurden. Rückstände menschlicher Asche wurde nämlich in einigen Krügen gefunden und die Höhle weist Rußflecken auf.
    Eine weitere Annahme ist, dass in den Krügen mit Deckeln, Lebensmittel aufbewahrt wurden um sie länger haltbar zu machen.
    Die Legende allerdings besagt, dass nach dem Sieg des damaligen Königs ein tagelanges Fest gefeiert wurde und in den Gefäßen Whiskey hergestellt wurde, dass bei dem Fest getrunken wurde🥃

    Unser Guide erzählt uns noch eine weitere, wahre aber ziemlich furchtbare Geschichte, deren Folgen wir hier überall sehen. Über ganz Laos wurden mehr Bomben abgeworfen als während des gesamtes zweiten Weltkrieges. Die USA haben zwischen 1964 - 1973 insgesamt mehr als zwei Millionen Tonnen Bomben, darunter 270 Millionen Streubomben, über Laos abgeworfen. Alle acht Minuten eine Flugzeugladung. Neun Jahre lang.
    Die Spuren sind bis heute sichtbar: Einige der Steingefäße wurden unwiderruflich zerstört und auch auf dem Platz befindet sich immer noch riesige Einschlaglöcher der Bomben. Geschätzte 80 Millionen scharfe Bomben befinden sich noch unter der Erde und es es finden täglich Ausgrabungen statt, um die Bomben, Granaten und Minen aus der Erde zu holen - auch wir haben diese Einsätze mitbekommen.
    „Blindgänger sind gefährlich, sei vorsichtig, fass sie nicht an, beweg sie nicht - denn wenn sie explodieren, gibt es Tote und Verletzte“ - ein Kinderlied aus Laos um sie davon abzuhalten mit den Bomben zu spielen. Denn gerade Kinder, aber auch alle anderen Menschen, werden heute immer noch durch die Bomben verstümmelt, verletzt oder sterben.
    Hoch in den Bergen sieht man immer wieder riesige, rot-braune Flächen, Überbleibsel des chemischen Herbizids „Agent Orange“.
    Das U.S.-Militär hat insgesamt 81 Millionen Liter chemische Kampfstoffe abgeworfen, wovon 60% „Agent Orange“ beinhalteten. Das Ziel war es, feindliche Truppen aufzudecken, sämtliche Vegetation zu zerstören und somit die Nahrungsmittelversorgung zu stören.
    Der direkte Kontakt mit dem Herbizid ist für Menschen schädlich und verursacht Nerven-, und Leberschäden und Krebs. Ausschlaggebend hierfür ist eine Chemikalie namens Dioxin, die eine Halbwertszeit von mehreren Jahrzehnten hat und somit lange im Boden und Grundwasser vorhanden ist.
    Noch heute haben Einheimische, die abhängig von dem kontaminierten Boden und Wasser sind, gesundheitliche Schäden. Da das Herbizid auch für Ungeborene extrem schädlich ist, werden immer noch Kinder mit Deformationen und mit körperlichen (Nerven-) Schäden geboren.
    Chemische Kriegführung ist nach dem Genfer Protokoll von 1925 verboten und die USA bis heute nicht für den Gebrauch zur Verantwortung gezogen!

    Aber warum wurde Laos denn überhaupt so stark bombardiert?
    Hier gibt es zwei wichtige Gründe.
    Es gab einen innerlaotische Konflikt, in den sich die USA bzw. die CIA (erfolgreich vor der eigenen Bevölkerung verheimlicht) eingemischt hat. Ein Ziel der CIA war dabei, den Ho-Chi-Minh-Pfad zu zerstören - was nicht geklappt hat. Weil diese „Operation“ eben so geheim war, wird dies auch als „The secret war“ bezeichnet.
    Der andere Grund ist noch bescheuerter:
    Während des Vietnam-USA Krieges hatten die USA ihr Lager in Thailand. Dort haben sie Flugzeuge mit etlichen Bomben vollbepackt um sie über Vietnam abzuwerfen. Die Flugzeuge waren aber zu schwer um über die Berge zu fliegen, aber mit den Bomben zu landen wäre eine Gefahr für die Piloten. Also haben sie die Bomben kurzerhand über Laos abgeworfen.

    Es ist ein mulmiges Gefühl zwischen den enormen Einschlagslöchern, den Schützengraben und den Tonkrügen hindurch zu laufen. Auf der einen Seite sehen wir etwas, von Menschenhand für die Ewigkeit Erschaffenes und auf der anderen Seite etwas von Menschenhand für die Ewigkeit Zerstörtes.

    Die ganze Geschichte hat jedoch auch einen Vorteil: Die Natur in Laos ist, wo sie denn wachsen kann, komplett unberührt und wird in Ruhe gelassen, sodass sie sich in ihrer vollen Pracht entfalten kann🏞
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