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  • Day 23

    Gipfelstürmer

    August 31, 2017 in Indonesia ⋅ ☁️ 19 °C

    Heute sollte es in Richtung Batur gehen, der eindrucksvollste Vulkan auf Bali, wenn auch nicht das Höchste. Ursprünglich wollten wir ja in einer Nachttour auf den Agung wandern, um den Sonnenaufgang zu bewundern. Allerdings war uns das Ganze dann zu teuer. Zudem wurde uns einige Male versichert, dass der Batur viel besser wär als der Agung. Das ist wohl auch der Grund, warum er um einiges touristischer ist. Normalerweise läuft man auch beim Batur in den frühen Morgenstunden los, damit man den Sonnenaufgang mit einer Vielzahl fremder Menschen teilen kann/muss. Unser Reiseführer und mehrere Blogs bestätigten außerdem, dass man um einen Guide, also einen Führer, nicht herum kommt. Darauf hatten wir allerdings keine Lust. Als uns Cedric in Pangandaran bestätigte, dass man für eigentlich nichts in Indonesien einem Führer braucht - auch nicht für Vulkanbesteigungen - sind wir etwas mutiger diesbezüglich geworden. Das Problem beim Batur ist wohl, dass man am Ausgangspunkt förmlich belagert wird. Inzwischen gibt es wohl eine Art Batur-Mafia, die Autoreifen aufschlitzt, wenn man ohne Guide läuft. Das stand zumindest in einem Blog.
    Um dem ganzen Theater etwas zu entgehen, entschlossen wir uns einfach, erst am Vormittag dort hinzufahren. Wir hatten schon beim Bromo festgestellt, dass meistens nichts mehr los ist, wenn der ganze Touristenstrom durch ist. Wir hofften deswegen auf eine ungestörte Wanderung. Ob wir wirklich bis nach oben laufen würden, war nicht sicher, aber zumindest wollten wir zum Fuße des Vulkans. Alles Weitere würden wir dann entscheiden.
    Bevor es losging, frühstückten wir aber erstmal. Wir sollten dazu zu Deks Haus kommen. Er selber war nicht da. Seine Mutter oder Schwiegermutter (?) servierte uns frittierte Banane und später etwas frisches Obst. Die ganze Situation war ein bisschen komisch. Wir fühlten uns ein wenig fehl am Platz. Keiner nahm groß Notiz von uns oder redete mit uns. Wir wurden eher misstrauisch beäugt. Von Herzlichkeit, wie wir es in  Bukittinggi oder Pangandaran erlebt hatten, war nichts zu spüren. Wir fühlten uns irgendwie wie Eindringlinge. Morgen würden wir in unserer Reishütte frühstücken.
    Dek sahen wir an diesem Morgen auch nochmal. Das Gas für den Wasserboiler war alle und auf zwei Tage kalte Dusche hatten wir wirklich keine Lust mehr - zumal es in der Reishütte nachts recht kühl ist (wir haben beide nachts gefroren).
    Nach einer nun doch warmen Dusche ging es los in Richtung Batur. Wir fuhren nur 30min, also wirklich gleich um die Ecke für indonesische Verhältnisse. Unterwegs kauften wir noch ein paar exotische Früchte: Tangerine, Passionsfrucht, Bananen und Salak. Lecker!
    Einem ersten Blick auf den Batur konnten wir schließlich vom äußerem Kraterrand aus erlangen. Man sieht nicht nur den Vulkan sondern auch dem Kratersee, der sich vor unzähligen Jahren nach einer Eruption gebildet hatte. Die Aussicht ist schon mal vielversprechend! Nach 1-2 Fotostopps fahren wir nach unten in die Caldera. Wir hatten uns schon gewundert, warum ein Ausläufer des Vulkans so schwarz zu sein scheint. Von oben sah es nach feinem schwarzen Sand aus. Unten angekommen wird schnell klar, dass das nicht nur Sand ist, sondern ein riesiges Lavafeld, dass sich meterhoch auftürmt. Wir stoppen kurz und klettern die scharfen Steine hoch. Zum Glück tragen wir unsere Wanderschuhe. Der Anblick ist einfach nur krass. Wir sind total fasziniert, wie weitläufig das Feld ist und wieviel Gestein sich auftürmt. Kein bisschen Grün ist zu sehen, nur eine schwarze Steinwüste.
    Wir beschließen weiterzufahren. Im Reiseführer wurde ein Ort erwähnt, von dem aus man den Batur erwandern kann. Google kennt ihn nicht, dafür finden wir bei Osmand sogar dir Route zum Wanderweg. Wow, Osmand ist vielleicht doch nicht so schlecht, wie wir nach unserer Roller-Regen-Tour in Bukittinggi dachten. Wir fahren eine kleine Straße am Batur-See entlang.
    Plötzlich stoppt alles und es ist kein Weiterkommen. Der Grund dafür ist eine Zeremonie an einem Tempel. Wie wir schon mitbekommen haben, werden dafür manchmal Straßenabschnitte gesperrt oder umgeleitet. In diesem Falle mussten wir warten, bis die Teilnehmer mit ihren Autos und Rollern vom Tempel weggefahren waren. Das dauerte rund 30min, dabei wollten wir doch noch auf den Vulkan...
    Endlich geht es weiter. Wir holpern über schlechte Straßen in kleinen Ortschaften. Menschen auf Rollern oder zu Fuß blockieren immer wieder den Weg, Hühner oder Hunde laufen wahllos herum. Vor uns fahren stinkende LKWs und immer wieder werden wir komisch beäugt: Weiße, die selber fahren? Das sieht man auf Bali selten.
    Schließlich biegen wir kurz vor dem Ziel einmal falsch ab und enden scheinbar in einer Sackgasse. Ein verschlossenes Tor versperrt uns die Einfahrt zu einem großen Platz, aber weiter würde es danach auch nicht gehen. Irgendwie müssen wir umdrehen. Ein Anwohner ist uns beim Wenden behilflich. Aber da kommt auch schon ein anderer Typ angerannt, der uns erspäht hat. Der will uns doch bestimmt einen Guide aufschwatzen. Wir verraten ihm nicht, dass wir auf den Batur laufen wollen, sondern lediglich, dass wir uns ein bisschen in der Gegend umschauen wollen. Er schlägt vor, dass wir auf dem Platz parken. Für 150 000 bewacht er sogar unser Auto. Nachdem wir uns an die Geschichte von den aufgeschlitzten Reifen erinnert hatten, willigen wir ein. Handeln ihn aber noch auf 100 000 runter. 
    Nun kann's losgehen. Der Anwohner gibt uns noch einen Tipp, in welche Richtung wir laufen sollen. Er kennt sich hier aus, ihm sind auch sofort meine Lowa-Wanderschuhe aufgefallen. Dass es schlau war Wanderschuhe zu tragen, stellten wir bald fest. Die Wege waren teilweise ausgewaschen, teilweise von großem Geröll übersät und sehr oft auch sandig. Besonders der sandige Grund erschwerte das Laufen. Wir suchten stets nach festen Routen. Wanderzeichen gab es natürlich keine, aber wenn man über ein wenig Beobachtungsgabe verfügt, findet man schnell die Wege. Das letzte Stück führte durch einen dichten Pinienwald und hatte man den durchstreift, sah man schon die Hütten auf dem Gipfel. In 1 1/4h hatten wir den Batur bezwungen - einen Guide braucht man dafür wirklich nicht. 
    Oben angekommen bot sich uns ein fantastisches Panorama auf die Caldera und den See im Tal, den äußeren Kraterrand und den höchsten Vulkan Balis, den Agung. Der Blick in den Krater war an sich nicht so spektakulär, wie es zum Beispiel beim Bromo gewesen ist. Der Batur gilt zwar noch immer als aktiv, allerdings zeugen nur noch ein paar Rauchwölkchen hier und da von der Aktivität des Vulkans. Ansonsten ist der Krater weitestgehend zugewachsen.
    Wir genossen den tollen Blick, machten Fotos und beschlossen dann, den Kraterrand zu umlaufen. Dafür mussten wir nochmal ein ganzes Stück wieder nach unten laufen, um anschließend wieder hinauf zu krackseln. Unterwegs sehen wir noch ein anderes Pärchen, das ebenfalls den Aufstieg ohne Guide gewagt hatte. Es sind auch Deutsche. Wir tauschen uns kurz aus und laufen dann weiter, vorbei an Affen, die hinter den Anderen her sind, um etwas von deren Essen zu klauen. Zum Glück haben wir keine Nahrung dabei, denn uns lassen die Affen in Ruhe.
    Der Weg nach unten und schließlich wieder den Kraterrand hinauf ist der schlimmste Teil der Wanderung. Immer wieder muss man schauen, wohin man tritt. Der Weg ist steil und der sandige, ausgewaschene Untergrund lässt uns immer wieder etwas runterrutschen. Der Aufstieg ist mühsam und zieht sich. Ziemlich geschafft kommen wir schließlich wieder auf dem oberen Teil des Kraters an. Wir umrunden den Kraterrand und haben somit eine gute Sicht auf die komplette Caldera und das Gebiet des ursprünglichen Vulkans, der eine Ausdehnung von  8 x 10km hatte. Außerdem entdecken wir noch zwei andere Lavafelder. Wir wir später erfahren, stammen diese von einer großen Eruption in den 60er Jahren. Seitdem ist der Batur wohl recht friedlich gewesen.
    Nach einer kompletten Umrandung des Kraters machen wir uns auf den Rückweg. Im Dunkeln wollen wir hier nicht mehr rumirren. Einmal laufen wir falsch und müssen ein ganz schön große Stück zurück, aber da es hier doch mehr Wege gibt als gedacht, können wir unsere Aufstiegsroute nicht gleich finden. Der sandige Untergrund, der uns beim Aufstieg ziemlich zu schaffen gemacht hatte, kommt uns beim Abstieg sehr gelegen, denn wir können mit unseren Wanderschuhe praktisch runter rutschen. Nach ein bisschen mehr als 1h kommen wir am Auto an. Wir treffen kurz den Anwohner, der uns im Vorfeld ein paar Tipps gegeben hat und erzählen ihm von unserer Aktion. Er ist beeindruckt und verrät uns dann, dass er auch Touren auf den Batur anbietet. Die Route, die wir genommen hatten, ist allerdings nicht die Touristenroute. Da geht wohl kaum jemand hoch. Hmmm, wir fanden sie eigentlich ganz gut. Auf jeden Fall war uns der nette Mann sehr sympathisch und wirkte zu keiner Zeit aufdringlich. Ihm hätten wir die 100 000 fürs Parken lieber gegeben als dem anderen Typen, der im Endeffekt bestimmt nicht wirklich auf unser Auto aufgepasst hat - zumindest war er bei unserer Rückkehr nicht da.
    Da es noch nicht so spät ist, wollen wir bei den heißen Quellen vorbei schauen, die es am Batur-See geben soll. Sie sind schnell gefunden und wir entschließen uns, bei einem Ründchen in der warmen Pfütze etwas zu entspannen. Am Eingang stoßen wir auf das Angebot eines Kombi-Pakets: Schwimmen + Abendessen. Da es gerade 18.15Uhr ist und das Bad bis 21.30uhr geöffnet hat, entscheiden wir uns dafür.
    Das Wasser ist wirklich warm - vielleicht sogar ein bisschen zu warm - und tut nach unserer Tour echt gut. Man hat vom Pool einen tollen Blick auf den äußeren Kraterrands und den See. Noch ist es nicht ganz dunkel und die Silhouette der Berge ist in ein dunkeloranges Licht getaucht. Außer uns sind nur 4 andere Leute da, es ist also genügend Platz für alle.
    Gegen 19.30uhr entschließen wir uns, unser Abendessen einzunehmen. Wir haben heute tagsüber eigentlich nichts wirklich gegessen und haben Hunger. Danach können wir ja nochmal ins Wasser. Mit unseren Badesachen sitzen wir also im Restaurant. Während wir auf unser Essen warten, beobachten wir einige Indonesier, die schon vor einiger Zeit damit begonnen hatten, irgendwelche Steine mit einem Presslufthammer zu bearbeiten. Das hat nicht unbedingt zur romantischen Stimmung beigetragen, aber gut... Wir haben aufgehört, nach Gründen für merkwürdige Aktionen zu fragen - meistens gibt es keine. Später stellten wir fest, dass sie einen Baum fällen wollten, keine Ahnung wieso.
    Unser Abendessen im Restaurant war erstaunlich gut. Es gab frittierten Fisch und frittiertes Hähnchen mit allerlei Beilagen.
    Als wir unser Mahl beendeten und zurück in den Pool wollten, stellten wir fest, dass sie vor einer Weile begonnen hatten, das Wasser abzulassen. Es war gerade mal 20 Uhr. Hatten die nicht bis 21.30uhr geöffnet?
    Ein wenig enttäuscht und verwirrt zogen wir uns um. Das war's wohl mit baden. An der Kasse fragte wir deswegen, ob wir einen Teil unseres Geldes wiederhaben könnten. Nachdem drei verschiedene Angestellte um uns bemüht waren und das Problem offenbar nicht verstanden - inhaltlich sowie sprachlich - versuchten sie schließlich den Inhaber zu kontaktieren. Ohne Erfolg. Uns wurde nur mitgeteilt, dass das Bad heute um 19uhr schließen würde - wegen der Bauarbeiten. Großartig! Hätte uns das denn keiner vorher sagen können. Aber nein, die drei Angestellten taten so, als ob das ganz selbstverständlich wär, dass sie ohne Mitteilung die Öffnungszeiten ändern. Wir versuchten ihnen klarzumachen, dass wir uns dann gar nicht erst dazu entschlossen hätten, das Bad zu besuchen. Für nur 45min Badevergnügen war es dann doch zu teuer. Keine Ahnung, ob sie unsere Argumentation nun verstanden. Von einer Rückzahlung wollten sie allerdings nichts wissen und drängten darauf, dass wir morgen wieder kommen.
    Da wir das keinesfalls vorhatten, gingen wir genervt. Phillipp hat ein bisschen den Agro-Deutschen raushängenlassen - mit mehr Schauspiel als eigentlicher Wut. Aber die sollten ruhig merken, dass das nicht in Ordnung ist.
    Wir machten uns schließlich auf den Rückweg zu unserer Hütte, packten noch ein bisschen unsere Sachen, besprachen dem morgigen Tag und gingen bald schlafen. Morgen steuern wir unsere letzte Unterkunft in Indonesien an.
    Der heutige Tag war jedenfalls sehr cool, mal abgesehen von der blöden Aktion zum Schluß. Der Batur war toll, auch ohne Sonnenaufgang. Und das beste daran war, dass wir die Szenerie fast für uns allein hatten. Anhand der vielen Hütten, die auf dem Gipfel stehen, konnten wir uns gut vorstellen, was für ein Rummel am Morgen dort herrscht. Am Nachmittag ist allerdings alles ruhig, nicht mal ein Wasserverkäufer hat seinen Stand geöffnet. Die Gegend wirkt nahezu verwaist. Fazit: Der Batur ist viel spannender, wenn man ihn auf eigene Faust fernab vom Touristenstrom erklimmt. Für uns war das ein absolutes Bali-Highlight. 
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