Neapel und Sizilien

April - May 2024
Vor circa zwei Wochen habe ich mein Stex (voraussichtlich) geschafft und jetzt möchte ich den ganzen Stress nur noch mit Espresso und Aperol-Spritz wegspülen. Also, auf nach "Bella Italia"! Read more
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    Rom

    April 23 in Italy ⋅ ⛅ 14 °C

    Ciao! Ehrlich gesagt war der Hauptgrund für meinen Zwischenstopp in Rom, dass der Flug dorthin günstiger war, aber im Nachhinein war es natürlich eine großartige Gelegenheit, zumindest einen kurzen Eindruck dieser schönen Stadt zu bekommen. Der Flug und der Bustransfer zum Bahnhof Termini verliefen völlig ohne Probleme und gegen 15:00 hatte ich mein Zimmer im Hostel "Legend", circa 10 Minuten vom Bushalt entfernt bezogen. Das Hostel war sehr günstig und hatte sicher schon bessere Zeiten gesehen, aber es war sauber und optimal gelegen. Ich traf auch direkt meine Zimmernachbarn Ty und Shawn aus Pennsylvania, die am Morgen aus Kopenhagen angekommen waren und sich jetzt nach der ersten Sightseeing-Tour ausruhen wollten.
    Ich dagegen war natürlich voller Energie und Erkundungsdrang und mit einer Touri-Straßenkarte bewaffnet machte ich mich auf den Weg zum Forum Romanum und dem Kolosseum. Rom hat einen unglaublichen Charme, trotz der Größe und des Lärms. Die Gassen waren schmal und die alten Wohnhäuser wirklich hoch, und an jeder Ecke waren kleine Läden. Den Mangel an Grün in den Gassen bekämpfen die Römer wohl mit Topfpflanzen auf den unzähligen Balkonen und Dachterrassen, von unten immer nur ein wenig zu sehen. Das Wetter war bedeckt und kühl, weshalb mir mit meiner neuen Kurhaarfrisur glatt etwas kalt wurde und ich bei nächster Gelegenheit eine neue Kopfbedeckung kaufte, auch als Investment in meinen Sonnenschutz wenn der italienische Frühling wieder an Kraft gewinnen würde.

    Als ich endlich im Bereich des antiken Roms angekommen war, reichte die Zeit wirklich nur für einen ersten Spaziergang über die Via dei Fori imperali, weil ich pünktlich für ein Online-Meeting wieder im Hostel sein musste.
    Den Abend verbrachte ich letztlich gänzlich dort, zunächst wegen der Arbeit, dann aber zum Kochen und wegen spannender Gespräche mit den anderen Gästen. Innerhalb von wenigen Stunden traf ich Abdul, ein in Dubai lebender Syrer, der viel vom Krieg in Syrien erzählte, Mattheo, ein polnischer Werbefilm-Regisseur und Sunanda, eine Humangenetikerin aus Bangladesh, die wohl einen Preis für Frauen in der Wissenschaft gewonnen hatte und zur Verleihung angereist war. Zusammen mit Ty saßen wir bis spät in die Nacht in der Küche und redeten wortwörtlich über Gott und die Welt(politik), sehr spannend!

    Am nächsten Morgen machte ich mich früh auf die Socken, um möglichst viele Sehenswürdigkeiten abzuklappern, bevor ich gegen 18:00 Uhr den Bus nach Neapel nehmen wollte. Den ganzen Tag ließ ich mich durch die Stadt treiben, zunächst wieder Richtung Kolosseum, Forum Romanum und Palantin, dieses Mal inklusive ausgiebiger Besichtigung (für nur zwei Euro, weil ich unter 25 Jahre alt bin), von dort entlang des Circus Maximus über den Tiber in das etwas weniger großstädtische aber dafür umso malerische Viertel Trastevere. Dann ging es zum Piazza Navona und ins Pantheon, wovon ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht war, und über die spanische Treppe und vorbei am Trevi-Brunnen letztlich zurück zum Hostel.

    Ich war völlig gesättigt von der Stadt und freute mich eigentlich auf die ruhige Fahrt nach Salerno, wo ich mit Alina zu einem späten Pizzaessen verabredet war, als der obligatorische Stress begann: Natürlich hatte ich mich bezüglich des Abfahrtorts des Busses verlesen und war plötzlich nicht mehr sehr gut in der Zeit, sondern viel zu spät dran! Es half nichts, um den Bus nicht zu verpassen musste ich (nachdem ich den Tag über schon mindestens 15 Kilometer unterwegs gewesen war) noch drei weitere Kilometer mit meinem Reiserucksack auf dem Rücken wie ein irrer durch das mittlerweile schwül-warme Rom joggen. Rechtzeitig und völlig fertig am Bussteig erfuhr ich dann, dass der Bus fast eine Stunde Verspätung haben würde und entsprechend die gesamte Abendplanung hinfällig war. C’est la vie, wie die Italiener zu sagen pflegen.

    Letztlich kam ich 23:30 in Salerno an, wo mich Alina ganz herzlich am Bahnhof begrüßte, und wurde mit einem nächtlichen Spaziergang entlang der Hafenpromenade belohnt!
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  • Day 2–6

    Entspannte Tage in Salerno

    April 24 in Italy ⋅ ⛅ 14 °C

    Langsam senkt sich die Sonne hinter den dunstigen Hängen Salernos und taucht die wuselige Promenade in ihren wohlig warmen, goldenen Schein. Die Tische der Cafés und Restaurants sind bis auf den letzten Platz besetzt und gedeckt mit Aperol, Oliven, Lupinensamen und Chips. Die Italiener sind erst beim Aperitivo, an Abendessen ist hier um 19:00 nur für Touris zu denken.
    Die Gassen und Straßen sind belebt, die Läden haben hier bis 21:00 auf und es ist völlig normal, zu dieser Zeit zum Beispiel noch kurz Schuhe anzuprobieren. Die Fassaden der Stadt sind dieses Wochenende mit bunten Fähnchen geschmückt, weil ein Mittelalterfest gefeiert wird, begeleitet von mehrfachen Umzügen samt Narren und lauter altertümlicher Musik.

    Ich habe die letzten Tage meine Seele hier in Salerno baumeln lassen und keine größeren Ausflüge gemacht. Donnerstag war in Italien „Tag der Befreiung“, der Festtag anlässlich des Endes von Mussolinis Faschismus, weswegen Alina frei und so die Gelegenheit hatte, mir eine Einführung in das hiesige Leben zu geben. Also lernte ich erste Italienisch-Fetzen, merkte wo ich am besten Gelato und Pizza essen sollte und wie der öffentliche Nahverkehr funktioniert. Abends stellte sie mich dann noch einigen ihrer Erasmusfreunde vor, mit denen wir Spaghetti Carbonara kochten und eine sehr witzige Runde Tasmanian Taboo spielten.
    Am Freitag reiste Alina dann für einen Wochenendtrip nach Sizilien und ich hatte alle Zeit der Welt um auf eigene Faust die Stadt zu erkunden. Hoch motiviert startete ich mit einer Wanderung zur alten Festung, die hoch auf einem Berg direkt am Stadtrand thront. Der Weg war menschenleer und ich genoss die Ruhe mindestens so sehr wie die tollen Ausblicke über den Golf von Salerno. Von der Burg aus folgte ich dann einer Route von Komoot, die mich in einem großen Bogen durch ein Tal wieder zurück in den nördlichsten und ältesten Stadtteil führte.

    Zurück in der WG lernte ich Franciesca, eine der vier anderen Mitbewohnerinnen näher kennen und erfuhr so direkt von ihrem Hobby, dem Legen von Tarot-Karten. Das musste ich natürlich ausprobieren und bekam erstmals meine Zukunft vorhergesagt! Das restliche Wochenende verbrachte ich primär lesend mit einer Buchempfehlung Alinas, die ich persönlich allerdings grottenschlecht fand und ansonsten mit viel hervorragender Pizza zu noch viel hervorragenderen Preisen (4€ für eine riesige Pizza Margherita!).
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  • Day 7

    Amalfi und der Sentiero Degli Dei

    April 29 in Italy ⋅ ☀️ 26 °C

    Strahlend blaues Meer, steile Küsten und Zitronen überall – die Amalfi-Küste! Auf Alinas Empfehlung hin habe ich den heuteigen Tag dem Sentiero Degli Dei, dem Weg der Götter, gewidmet. Er führt gute zehn Kilometer an den Hängen der Steilküste von Bomerano nach Positano und ist bekannt als einer der schönsten Wanderpfade Italiens.
    Bevor ich die Ausblicke genießen kann, muss ich erstmal zum Startpunkt des Weges gelangen, also zunächst mit dem Bus nach Amalfi. Fast anderthalb Stunden dauert die erste Etappe auf der schmalen Straße, die die Italiener dem Felsen abgetrotzt haben und an derer Kante es steil herunter geht, während der Bus oft nur wenige Zentimeter Spielraum in den Kurven hat.
    Der Bus ist voll wie eine Sardinendose und auf halbem Weg wird es einem Schüler zu viel – der Fahrer öffnet gerade noch rechtzeitig die Tür, damit er sich draußen übergeben kann.

    In Amalfi angekommen finde ich mich nicht schnell genug im Buschaos zurecht und verpasse meinen Anschluss nach Bomerano. Kein Weltuntergang, so hatte ich zwei Stunden Zeit die schöne (aber extrem touristische) Altstadt zu erkunden und mich mit einem großen Mortadella-Mozarella-Panino für die Wanderung einzudecken.

    Den nächsten Bus erwischte ich und dieses Mal ging die Fahrt über enge Serpentinen in die Höhe, denn im Gegensatz zu Amalfi liegt Bomerano über der Steilküste. Natürlich wollten fast alle Mitfahrer auch hier raus und ich hatte Sorge, dass ich die gesamte Wanderung in einem großen Pulk verbringen würde, aber letztlich verteilte sich die Gruppe und ich genoss den Pfad völlig alleine.

    Mir boten sich herrliche Ausblicke am laufenden Band, die Vegetation war recht karg aber blütenreich, das Wetter ausgezeichnet und der Weg so anspruchsvoll, dass ich mich erneut ärgerte, meine Wanderschuhe nicht eingepackt zu haben. Lange führte der Weg nur durch Natur, erst nach ungefähr zwei Dritteln erreichte ich Nocelle, ein verschlafenes Örtchen auf halber Höhe der Küste, das nur über Treppen zu erreichen ist. Hier belohnte ich mich mit Zitronensorbet und Café al Limone an einem niedlichen kleinen Stand und machte eine längere Pause, bevor der Abstieg nach Positano über die vielen Stufen begann. Nun führte der Weg entlang schöner Gärten, in die weiß verputzten Wände waren zahlreiche bunte Kacheln als Alternative zu Straßenschildern und Werbeplakaten eingelassen. Die letzten Meter ging es dann noch entlang der Küstenstraße, bevor ich das Zentrum Positanos erreichte.

    Auch Positano war sehr schön, aber ehrlich gesagt nicht großartig anders als Amalfi. Am auffälligsten waren die vielen Keramikateliers und Galerien, die zur Abwechslung auch andere Leitmotive als die hier omnipräsente Zitrone zeigten.

    Ich hatte keine große Lust auf eine weitere (von hier aus noch längere) Busfahrt und entschied mich stattdessen dazu, mit dem Boot zurück nach Salerno zu fahren. Das Timing war perfekt und ich bekam eine ganz neue Perspektive auf die Küste in der Abendsonne, ein gelungener Abschluss für diese schönen Tag!
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  • Day 11

    Pompeji

    May 3 in Italy ⋅ ☁️ 16 °C

    Heute hatte ich mir mal etwas Großes vorgenommen: Pompeji und den Vesuv.
    Entsprechend bin ich heute früh genug aufgestanden um, selbstverständlich erst nach einem "Café e cornetto con pistacchio", Punkt 09:00 Uhr vor den Toren Pompejis zu stehen. Der Plan ging auf, die Schlang war noch sehr kurz und auch hier kostete mich der Eintritt die mittlerweile bekannten 2€.

    Das zugängliche Gelände ist ungefähr 60ha groß und die Gebäude und Straßenzüge sind beeindruckend intakt. Man regelrecht so über Haupt- und Nebenstraßen spazieren, als wäre man in einer richtigen Stadt,beidseits begrenzt durch die Fassaden der Ruinen. Die Straßen sind strukturiert, es gibt Gehsteige und Übergänge, quasi antike Zebrastreifen (allerdings weniger für die Vorfahrt, sondern mehr als Abstand zu Dreck und Fekalien). Hier und da sind vereinzelt Bleirohrreste erhalten, die das dichte Laufbrunnennetz der Stadt versorgt hatten und immer wieder wechselt sich die alte Pracht der Stadtvillen mit den gefliesten Theken von ehemaligen Läden und Werkstätten oder Bäckereien ab. In einem Großteil der Gebäude sind kunstvolle Bodenmosaike erhalten, viele Wände zeigen Reste der ehemals omnipräsenten Wandmalereien.

    Im Gegensatz zu Paestum ist der Geist dieser Stadt unglaublich präsent, fast als wäre sie nicht vor Jahrtausenden, sondern wenigen Dekaden verlassen worden. Besonders eindrücklich vermitteln dies die Gipsabgüsse der auf der Flucht durch die Aschewolke eingeholten und erstarrte Bewohnern Pompejis: In einigen der Häuser sind sie ausgestellt, konserviert in ihrer letzten Haltung für die Ewigkeit - oder zumindest für unsere Gegenwart. Es ist gruselig, beinahe meint man noch Gesichtsausdrücke erkennen zu können.

    Die schönsten Stellen in Pompeji sind meiner Meinung nach die Nebenstraßen. Hier kann man hervorragend den großen geführten Touren aus dem Weg gehen und der Ruhe lauschen. Mit etwas Fantasie verschwindet der rote Mohn zwischen den alten Steinen und stattdessen strömen Pompejer zum Amphitheater für einen Gladiatorenkampf, ein Händler preist hinter seine Theke seine Waren an, ein schweres Fuhrwerk poltert durch die tiefen eingefahrenen Rinnen in den großen Steinblöcken der Straße, es riecht nach Brot aus der Bäckerei nebenan. Das Leben, das in dieser Stadt mal geherrscht hat, hallt definitiv noch durch die alten Mauern!

    Da ich noch meine Wanderung geplant hatte, verließ ich das Ausgrabungsgelände recht bald wieder. Wie sich herausstellte, gab es wohl keine Möglichkeit auf eigene Faust zum Krater des Vesuvs zu wandern, da der Zugang reguliert und die Tickets für die gesamte nächste Woche ausgebucht waren. Nur über entsprechend teure Zweitanbierter für geführte Touren hätte ich noch an eines kommen können, aber dafür war ich zu geizig und ehrlich gesagt ging es mir ordentlich gegen den Strich, das selbst ein Berggipfel nur für Geld zugänglich sein sollte.

    Also reduzierte ich mein Tagesziel auf eine Wanderung entlang der Hänge des Vesuv, in der Hoffnung in den Genuss eines schönen Panoramablicks über Pompeji und den Golf von Neapel zu kommen. Doch hatte ich die Rechnung ohne die italienischen Öffis und das Wetter gemacht!
    Pompeji liegt circa 10 km vom Fuß des Vesuv entfernt, die ich nicht zu Fuß zurücklegen wollte, da sie durch hässliche Stadtgebiet führen sollten. Die entsprechenden Busse tauchten allerdings auch nach zwei Stunden einfach nicht auf und ließen mich wortwörtlich im Regen stehen, der sich immer wieder in schweren Schauern über mich ergoss.
    Meine Schuhe waren nass, mir war kalt, meine Moral war im Keller und meine Lust auf eine Wanderung verflogen, deshalb nahm ich letztlich nach einer weiteren halben Stunde Wartezeit dne Zug zurück nach Salerno.
    Mangels Schlüssel für die Wohnung (den hatte Alina mit in die Uni genommen, ich hätte ja noch lange unterwegs sein sollen) setzte ich mich in ein Café und baute meine Laune mit Cappuccino und Aperol Spritz wieder auf. Immerhin hatte ich jetzt Zeit für mein Reisetagebuch!
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