• Himmelfahrt in Danzig

    May 29 in Poland ⋅ 🌬 18 °C

    Nach viel Regen gestern und in der Nacht scheint heute die Sonne und schon bringt uns der Bus (kostenlos, wenn man über 70 ist!) in die alte unabhängige Hansestadt Danzig. Auf der Kaimauer nähern wir uns der Altstadt und sehen gleich in der Ferne das Wahrzeichen der Stadt, das Krantor in seiner Form von 1444 (die erste Erwähnung eines hölzernes Kranes gab es schon 1367). Uns überrascht, dass mit diesem über Laufräder betriebenen Kran nicht nur Ladearbeiten verrichtet, sondern sogar Schiffsmasten montiert wurden! Bis auf eine Höhe von 30 m konnten schon damals 2 Tonnen schwere Lasten gehoben werden!
    Auf der großen Fußgängermeile nähern wir uns dem Neptunbrunnen und somit dem Rechtstädtischen Rathaus mit seinem 82 m hohen Turm. Und heute ist Himmelfahrt! - Gut, mit Fahren ist nichts, also steige ich die vielen Stufen in Richtung Himmel zu Fuß, um diese wunderschöne filigrane Turmspitze aus der Nähe zu sehen und natürlich gleichzeitig einen Blick auf die Stadt zu werfen. Das Glockenspiel mit seinen 37 Glocken befindet sich unerreichbar und auch nicht sichtbar über mir. Gleich gegenüber thront eine der größten Backsteinkirchen Europas, die Marienkirche und was sehe ich? Da kann man auch rauf! Das Kircheninnere besticht durch unerwartete Helligkeit und Schlichtheit. Und nun wird's ernst. Auf dem Weg nach oben gewinne ich atemberaubende Eindrücke von Deckengewölben, Dachstühlen und dem gigantischen Turm-Inneren. Über mehr als 400 Stufen erreiche ich die Plattform in exakt derselben Höhe wie Nachbars Rathausturm!
    Ich betrachte lange die Gassen, Häuser und Türme und gehe in mich bei dem Gedanken an das soeben in der Ausstellung gesehene Bild der zerstörten Stadt nach dem 2. Weltkrieg. Zu welchem Wahnsinn ist der Mensch fähig und warum lernt er nicht aus der Geschichte?! Dankbar, dass die Stadtväter sich damals für einen originalgetreuen Wiederaufbau entschieden hatten, steige ich wieder auf den Boden der Tatsachen hinunter.
    Beim Schlendern durch die Stadt überrascht uns ein Anruf mit polnischer Nummer. Unser Monteur teilt uns mit, dass die neue Platine schon da ist! Aus Deutschland? Von gestern zu heute? Wie das? Wir fahren morgen hin und sind gespannt...
    Wir durchstreifen noch die weniger touristisch überlaufenen Straßen und Plätze, vorbei an der (z.Zt. in Renovierung befindlichen) Markthalle und kommen wieder an der Mottlau an. Das kitschige Seeräuberschiff gehört nun mal als Muss zum Tourismus, aber seine ausgefallene Galionsfigur erweckt doch unsere Aufmerksamkeit.
    Noch ein Drink auf dem Dach des Zentrums für Maritime Kultur gleich neben dem Krantor rundet unseren heutigen Streifzug ab und der Bus bringt uns wieder in Richtung "Tote Weichsel", wo wir im Mops die Füße hochlegen und uns auf die nächste ruhige Nacht freuen.
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